Kann man sich auf die Astrologie wirklich verlassen?

Polarfuchs schrieb:
Trotz deiner eigenen "skeptischen Wurzeln" lehnst du eine Diskussion mit Kritikern ab?

Was mich betrifft: Ja. Der Grund: Durch zwanzigjährige Beschäftigung mit der Astrologie brauche ich keine Bestätigung von Außen, ob sie funktioniert oder nicht. Wichtig ist, dass ich durch langjährige, eingehende Studien erfahren durfte, dass sie funktioniert. Mehr braucht es nicht. :)

Zusammenfassend: Die Skeptiker brauchen ihre Skepsis, ich oder andere Astrologen brauchen die Astrologie. Zueinander finden wir aber kaum, denke ich und eine Diskussion ist von vorn herein ziemlich sinnlos. Denn: Wer oder was soll von was überzeugt werden? Eben.;)


Lg
Urajup
 
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Ich akzeptiere da Kritik mit astrologischen Argumenten, aber den Umstand, dass eine GZ-Korrektur vorgenommen wird, als Argument gegen Astrologie zu verwenden, halte ich für witzig angesichts der Umstände, wie sie Polarfuchs geschildert hat. Das hat nichts mit Zurechtbiegen von Horoskopen zu tun, sondern es handelt sich um eine system-immanente Methode, um zu besseren Ergebnisse zu kommen. Die Mittelung von Messergebnissen ist ja auch in empirischen Naturwissenschaften kein Unding, soweit ich weiß.

Doch, ist es. Zumindest, wenn man die "Mittelung" so anwendet, wie die Geburtszeit-Korrektur hier.

Eine Datananalyse enthält oft diverse Analyseparameter. Z.B. ab welcher Schwelle ein Striomstoß als "Ereignis" gewertet wird und ähnliches.

Diese Analyse-Parameter müssen natürlich optimiert werden.

Die Versuchung ist groß, die Parameter so zu optimieren, dass das Analyse-Ergebnis "schön" wird. Das ist falsches Vorgehen und wird im Wissenschafts-Slang "Signale züchten" genannt. Denn mit diesem Vorgehen kannst Du auch da signifikante Daten da rausholen wo kein Effekt ist.

Die Analyseparameter müssen optimiert sein, BEVOR man die Hauptanalyse startet. Das kann man auf verschiedene Weisen erreichen (dazu gibt es strenge Richtlinien): Zum einen kann man mit Simulationsrechnungen arbeiten und so die Antwort des Detektors auf Signale und nicht-Signale simulieren. Anhand dieser simulierten Daten kann man auch die Analyse-Parameter optimieren. Oder man kann den Detektor vorher mit Kalibrations-Quellen testen. D.h. man lässt den Detektor auf ein definiertes Signal los, und erstellt auch noch Datensätze, wo definitiv kein Signal drin ist. Die Analyseparameter werden dann anhand dieser Kallibrations-Daten optimiert. Eine dirtte Möglichkeit ist es noch, einen kleinen Anteil der zu analysierenden Daten herauszunehmen, die Analyse anhand dieses kleinen Anteils zu optimieren, und dann die restlichen Daten (immernoch die große Mehrheit) mit diesen Parametern zu analysieren.

Das Vorgehen, dass an der Geburtszeit herumgespielt wird, so dass das Horoskop am besten zu passen scheint, ist "Signale züchten". So wird man immer irgendwie fündig werden, und die Astrologie bleibt genauso fragwürdig wie zuvor.
 
Im Laufe der Threads kommt oft die Phase, wo die Darlegung unterschiedlicher Standpunkte in die Verteidigung von Bastionen mündet. Das verstehe ich einerseits dort, wo es Menschen um lieb gewordene Sicherheiten geht, die sie nicht in Frage gestellt wissen wollen. Das bedauere ich andererseits, weil Standpunkte per definitionem Denkbewegungen behindern. Und es wird in meinen Augen ziemlich ungut dort, wo fast nur noch der Austausch von Feindseligkeiten übrigbleibt, so sehr ich engagierte Diskurse genießen kann.

Ich versuche mal, wieder mal ein bisserl substanzielles Land unter die Füße zu bekommen in diesen an sich ja wichtigen Fragen der Astrologie. Da bin ich zum Beispiel Polarfuchs sehr dankbar für die Darstellung der klinischen Praxis bei Geburtszeitangaben. Man neigt ja dazu, etwas für exakt zu halten, wenn es exakt präsentiert wird … „der wird sich schon was gedacht haben, wenn er es so genau hinschreibt“. In der Praxis ist die Ungenauigkeit der Geburtszeit durchaus ein Faktor, mit dem man rechnen muss.

Astrologisch sehe ich dazu zwei Antwort-Bereiche: Der eine ist, dass die Geburtszeit praktisch kaum relevant ist für die astrologischen Muster, die sich aus den Zeichenstellungen und Winkelbeziehungen der Gestirne ergeben (Aspekte etc.). Und damit ist schon einmal reichlich verlässliches Material gegeben, das für die Deutung dieser Muster herangezogen werden kann.
Der zweite ist das Häuser-System, mit dem Aszendenten beginnend. Das ist nun wirklich sehr zeit- und ortsabhängig. (Exkurs, weil da auch die Genauigkeit der Orte angegeben wurde … praktisch jedes halbwegs aktuelle Astroprogramm hat eine mehr als ausreichend genaue Ortsdatenbank hinterlegt, und wo das nicht gegeben ist, werden eh die möglichst genauen Längen- und Breitengrade verwendet in der Berechnung, die sind besser definiert als die GZ. Allerdings hapert es dann oft bei den Angaben zum Beginn der Sommerzeit und wann diese gegolten hat … kann im Einzelfall dann ziemlich relevant werden. Exkurs Ende.). Die Häusersysteme sind ein offensichtlicher Schwachpunkt in der Astrologie, nicht nur wegen ihrer sensitiven Abhängigkeit von der Zeit, sondern auch wegen ihrer geografischen Besonderheiten, wenn es zum Beispiel um Horoskope handelt, deren Orte sich den Polargebieten annähern. Ich meine, da wäre noch Verdienstvolles zu leisten in der Entwicklung astrologischer Systematik.

Andererseits ist gerade diese Zeitabhängigkeit der Häuser bzw. Achsen eine der Stärken von Astrologie … die Achsen dienen ja auch als Zeiger für Auslösungen von Mustern, und da sind sie in der Regel frappierend genau, wenn man's metagnostisch betrachtet. Genau das ist dann auch das Potenzial für die Geburtszeitkorrektur: Auf dieser Basis kann ich mir markante Ereignisse in der Chronik des astrologischen Fokus' anschauen, und wenn ich das bei mehreren solcher Ereignisse tue, dann kann ich mit der GZ herumspielen und schauen, ob ich in Summe bei entsprechender Anpassung der GZ zu plausibleren Ergebnissen komme … sprich: bei welcher angenommenen GZ „stimmen“ die beigezogenen Auslösungen im Mittel am ehesten. Das ist dann ebenso eine Näherung wie die notierte GZ aus dem Kreißsaal.

Ich akzeptiere da Kritik mit astrologischen Argumenten, aber den Umstand, dass eine GZ-Korrektur vorgenommen wird, als Argument gegen Astrologie zu verwenden, halte ich für witzig angesichts der Umstände, wie sie Polarfuchs geschildert hat. Das hat nichts mit Zurechtbiegen von Horoskopen zu tun, sondern es handelt sich um eine system-immanente Methode, um zu besseren Ergebnisse zu kommen. Die Mittelung von Messergebnissen ist ja auch in empirischen Naturwissenschaften kein Unding, soweit ich weiß.

So viel zum ganz Konkreten. Etwas weiter ausgeholt taucht für mich wieder einmal die Frage nach dem Rahmen solcher Auseinandersetzungen auf. Was führt zu solchen Verhärtungen, wie ich sie wahrzunehmen meine? Freilich bin ich, sind wir wohl alle zunächst einmal bemüht, unsere Sicht der Dinge nicht nur darzulegen, sondern auch zu verteidigen, wenn sie angegriffen wird. Ich kann versuchen, meine Argumente genauer darzulegen, meine Erfahrungen nachvollziehbarer zu schildern. Und ich kann (und sollte auch, meine ich) zumindest selber wissen, auf welcher Grundlage ich diskutiere. Der hochtrabende Begriff dafür wäre „erkenntnistheoretische Basis“.

Selber bewege ich mich immer lieber auf dem Boden des Konstruktivismus, wie ihn Maturana, Foerster, Glasersfeld & Co. nicht erfunden, aber plausibel („viabel“ würde Glasersfeld sagen) beschrieben haben: Das ist die Annahme, dass jedwede Wahrnehmung über unsere Sinnesorgane erfolgt und in unserem Gehirn zu einer „Erkenntnis“ verarbeitet wird, also streng genommen völlig subjektiv ist. Wir wissen über „das da draußen“, über das, was Wirklichkeit genannt wird, nur das, was uns unser Gehirn dazu produziert bzw. konstruiert.
Das steht im Gegensatz zu der Anschauung, es wäre möglich, „das da draußen“ objektiv zu erkennen, also der wahrgenommenen Wirklichkeit das Prädikat der Wahrheit zu verleihen.

Wenn die Anhänger von Wirklichkeits-Konstrukten mit den Besitzern von Wahrheiten diskutieren, kracht's in der Regel im Gebälk. Schließlich stellt da die eine erkenntnistheoretische Position die andere ganz grundsätzlich in Frage (wobei der Konstruktivismus selbstverständlich auch sich selbst als Konstrukt versteht und nicht als Wahrheit).

Innerhalb von konstruktivistischen Positionen und Theorien ist die Diskussion relativ fruchtbar zu führen, weil es da weniger um die Wahrheit geht, sondern eher um die Plausibilität und Nützlichkeit von Konstrukten und um deren Viabilität. Da kann dann das Vorliegen unterschiedlicher Konstrukte durchaus auch als Bereicherung und Erweiterung der Horizonte bewertet werden. Wenn es um das Erringen von Wahrheit geht, liegen rechthaberische Positionen schon eher am Wege, es sei denn, jemand ist der asiatischen Meinung, es könne ja auch mehrere Wahrheiten geben. Für in der Wolle gefärbte Anhänger europäischer aristotelischer Logik gilt: Es kann nur eine Wahrheit geben. Ich habe recht, du nicht. Oder umgekehrt.

Ich meine, diesen Kampf haben wir hier – die Adepten von Wahrheit vs. die Vertreter von Konstrukten. Und nicht nur hier … die Auseinandersetzung zieht sich ja sogar quer durch die Wissenschaften, und da vor allem auch die Naturwissenschaften.

Spannend finde ich auch – wir sind ja im Esoterik-Forum – dass einer der Mitbegründer des Konstruktivismus, Franzisco Varela, der mit Maturana gearbeitet hat, später bestritten hat, es sei prinzipiell unmöglich, außersubjektiv Seiendes zu erkennen. Nicht mittels der Sinnesorgane sei das möglich, wohl aber über die Meditation. Und er hat allen Ernstes postuliert, dass sich Wissenschaftler in Meditation schulen und üben sollten … man kann sich das Echo vorstellen, das er damit gefunden hat.

Ich bin da über eine weite Strecke ganz bei Dir, aber in einem Punkt sehe ich anders:

eine "typisch" persönlich gefühlte Wirklichkeit (man hat doch Erfahrung! ... ;)) kann sein:

Frauen sind dümmer als Männer/ Männer sind dümmer als Frauen (kommt gar nicht drauf an, nur ein plakatives Beispiel!).


Irgendwann hat man dazu eine Meinung (idealerweise, daß es da keine Unterschiede gibt, aber es soll ja auch andere Ansichten geben, bleiben wir dabei).
Wenn man eine klare Meinung hat, nimmt man selektiv entsprechend seiner Meinung (die irgendwann zur Überzeugung/ zur subjektiven Wahrheit wird) wahr.
Man bekommt also einen sich stets verhärtenden Tunnelblick, gegen den irgendwann alle Argumente machtlos sind.

Dabei ist es doch so einfach: man nehme eine geeignete Testdiagnostik (meinetwegen in diesem Falle einen Intelligenztest, es gibt aber noch weitaus mehr Möglichkeiten), lege diese einer entsprechend großen und gemischten Gruppe vor und werte aus.

Alles ist besser als sich allein auf seine gefühlten und subjektiven (und weitgehend unreflektierten) "Erfahrungen" zu verlassen.

Der radikale Konstruktivismus als Basis erfreut sich immer mehr Anerkennung und Ausbreitung in ganz vielen wissenschaftlichen Bereichen aufgrund seiner Forschungsfreudigkeit! :)
 
Das Vorgehen, dass an der Geburtszeit herumgespielt wird, so dass das Horoskop am besten zu passen scheint, ist "Signale züchten". So wird man immer irgendwie fündig werden, und die Astrologie bleibt genauso fragwürdig wie zuvor.
Man wird nicht "irgendwie fündig", sondern nähert sich einem plausiblen Wert an, von dem man auch genau weiß, wie er zustande gekommen ist. Eine Arbeitshypothese sozusagen. Und das ist allerweil besser, als ungeprüft einer GZ-Angabe zu vertrauen, von der ich von von vornherein annehmen kann, dass sie aus einer ziemlichen Streubreite heraus irgendwie entstanden ist.

Ich geb ja zu, dass mein Vergleich mit der Mittelung von Messergebnissen teilweise hinkt – das war eher als Bild gedacht. Wobei die von Dir beschriebenen Kalibrierungs-Verfahren zur Analyse von Messwerten durchaus ihre Entsprechungen haben in den Verfahren der GZ-Korrektur, die ich hier ja nur sehr peripher erklärt habe. Da wird ja auch nicht irgendwie herumgespielt, sondern nach Verfahren und Regeln, die sich bewährt haben.

Ich betrachte die Verfahren zur GZ-Korrektur durchaus als Konstrukt – und sehe auch die von Dir beschriebenen Sicherungsmaßnahmen zur Erlangung solider Messwerte als Konstrukt. Du sprichst dem einen die Viabilität ab ... so what?

Im übrigen wäre ich froh, wenn ich mich darauf verlassen könnte, dass Wissenschaft frei wäre vom "Züchten von Signalen", vor allem im angewandten Bereich.
 
Man wird nicht "irgendwie fündig", sondern nähert sich einem plausiblen Wert an, von dem man auch genau weiß, wie er zustande gekommen ist. Eine Arbeitshypothese sozusagen. Und das ist allerweil besser, als ungeprüft einer GZ-Angabe zu vertrauen, von der ich von von vornherein annehmen kann, dass sie aus einer ziemlichen Streubreite heraus irgendwie entstanden ist.

Ja, die GZ enthält eine Streubreite. Wieso sollte dann aber der Wert innerhalb dieser Streubreite, bei dem das Horoskop am plausibelsten ist, da eher der Wahrheit entsprechen? Mit so einer GZ-Korrektur veränderst Du den Analyseparameter während der Analyse. Und das ist nunmal Signale züchten.

Ich geb ja zu, dass mein Vergleich mit der Mittelung von Messergebnissen teilweise hinkt – das war eher als Bild gedacht. Wobei die von Dir beschriebenen Kalibrierungs-Verfahren zur Analyse von Messwerten durchaus ihre Entsprechungen haben in den Verfahren der GZ-Korrektur, die ich hier ja nur sehr peripher erklärt habe. Da wird ja auch nicht irgendwie herumgespielt, sondern nach Verfahren und Regeln, die sich bewährt haben.

Ich betrachte die Verfahren zur GZ-Korrektur durchaus als Konstrukt – und sehe auch die von Dir beschriebenen Sicherungsmaßnahmen zur Erlangung solider Messwerte als Konstrukt. Du sprichst dem einen die Viabilität ab ... so what?

Die von mir beschriebenen Verfahren stellen sicher, dass man die Analyseparameter nicht gezielt so "optimieren" kann, dass ein gewolltes (vorher angenommenes) Ergebnis bei rauskommt. Schaffen das auch die Verfahren der GZ-Korrektur? An was macht man da die Qualität fest?

Im übrigen wäre ich froh, wenn ich mich darauf verlassen könnte, dass Wissenschaft frei wäre vom "Züchten von Signalen", vor allem im angewandten Bereich.

Leider nur ein sehr frommer Wunsch. Ein relativ großer Anteil aller wissenschaftlichen Veröffentlichungen enthält methodische Mängel - und dazu gehört auch, dass manchmal Signale gezüchtet werden. Solche Ergebnisse halten sich aber meist nicht lange. Meist lässt sich das auch recht direkt in den Papern ablesen, und sie werden dann mit weniger Zitaten "bestraft".
 
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Die Psychologie ist ein Konstrukt, mit Annahmen, daß und wenn dies, dann folgt draus jenes. Gilt eine zeitlang, kommt nächster Hit. Die Existenzgrundlage, -berechtigung für neue Konstrukte, der Bedarf besteht, da jeder von uns, die ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben, miterlebt, wie sich Jahrzehnt für Jahrzehnt die Kinder verändern, ihre Bedürfnisse brauchen neue Methoden, die aktuellen decken ihre problematik nicht ab. Dito mit Erwachsenen.
Philosophie, Geisteswissenschaften, sind doch Konstrukte, Mathematik zum großen Teil auch. Meßbares gibts, ja aber geben Meßergebnisse befriedigende Antworten auf alle Fragen, die wir stellen. Verlasse mich also auf Meßergebnisse und Chirurgen. Alles andere schwammig, bis zum Quadrat.
 
Im übrigen hatte ich bei der Geburt meines Sohnes eine Sectio (in einem Privatkrankenhaus vlt ist es da anders) samt PDA - war also bei Bewusstsein. Die Geburt wurde auf die Minute genau dokumentiert.

Also bei der Entbindung meiner Tochter war ich voll da, da hing sogar eine Uhr. Mein damaliger Mann glich die Zeit ab, die notiert wurde. Also da mus ich schon sagen, selbst "nur" auf einer Entbindungsstation wird die Zeit wissenschaftlich genau notiert. :)
 
Irgendwann hat man dazu eine Meinung (idealerweise, daß es da keine Unterschiede gibt, aber es soll ja auch andere Ansichten geben, bleiben wir dabei).
Wenn man eine klare Meinung hat, nimmt man selektiv entsprechend seiner Meinung (die irgendwann zur Überzeugung/ zur subjektiven Wahrheit wird) wahr.
Man bekommt also einen sich stets verhärtenden Tunnelblick, gegen den irgendwann alle Argumente machtlos sind.
Ja, und das erleben wir hier wohl auch teilweise. Wobei ich nicht einmal die Argumente "gegen" ihn für mich im Vordergrund stehen ... ich find noch bedauerlicher die Selbstbeschränkung, die Selbstfesselung, die damit einhergeht.
Dabei ist es doch so einfach: man nehme eine geeignete Testdiagnostik (meinetwegen in diesem Falle einen Intelligenztest, es gibt aber noch weitaus mehr Möglichkeiten), lege diese einer entsprechend großen und gemischten Gruppe vor und werte aus.
Irgendwer hat mal gesagt, Intelligenz sei das, was der jeweilige Test gerade messe ... ich erlebe fast täglich (meine Partnerin ist klinische Psychologin), welche Wirkungen ein IQ und sonstige klinische Testergebnisse ganz konkret für die Menschen haben können, die dem unterzogen werden. Aber hier über Wirkungen und möglicherweise unerwünschte Wirkungen von Diagnostik zu diskutieren, würde noch weiter OT werden ... ich würde gern auch mal über die subjektiven Deutungselemente in all den projektiven Tests diskutieren ...
Alles ist besser als sich allein auf seine gefühlten und subjektiven (und weitgehend unreflektierten) "Erfahrungen" zu verlassen.
Das "allein" halte ich für sehr wichtig in Deinem Satz, und das mit den Erfahrungen wäre wohl noch zu erweitern ... "weitgehend unreflektiert" halte ich für eine Unterstellung, die ich so generell nicht hinnehmen mag, und unter einer "gefühlten Erfahrung" kann ich mir nichts vorstellen. Subjektiv ist sie sowieso.

Ich stimme Dir zu: Jedwede bewusst werdende Anwendung von Erfahrung ist auch zu überprüfen im angemessenen Rahmen. Vorher geschieht wohl schon einiges im Bereich des Unwillkürlichen und des Unbewussten, was auch mit Erfahrung(en) zu tun hat ... das hat dann auch mit Professionalität und Ausbildung zu tun, solche Bereiche (selbst)kritisch in den Blick zu bekommen, und oft helfen dabei auch standardisierte Verfahren. All das kann ich schon auch in verantwortlich betriebenen Formen von Astrologie entdecken, oft vermisse ich es auch, keine Frage. Aber solange ich erlebe, wie Rorschach-Ergebnisse als Persönlichkeitsbeschreibungen verwendet werden, die in personenbezogenen Akten über Jahre und Jahrzehnte als Diagnose weitergegeben werden, sehe ich die Mängel astrologischer Praktiken auch gelassener.

Der radikale Konstruktivismus als Basis erfreut sich immer mehr Anerkennung und Ausbreitung in ganz vielen wissenschaftlichen Bereichen aufgrund seiner Forschungsfreudigkeit! :)
Schön so, und ich hoffe, dass das irgendwann auch mal die Astrologie und die breitere Diskussion darüber beleben könnte, sobald mal mehr Leute ihre Bedürftigkeit nach Gläubigkeit relativieren können. Für mich wäre zum Beispiel wesentlich, den Begriff von "Zeitqualität" neu zu konstruieren – ich könnte astronomische (!) Konstellationen ja als Muster betrachten, als evolutionären Kontext, und damit bewege ich mich dann in Bereiche des Umgangs mit Mustern hinein, wie er in allen möglichen anderen Forschungsumgebungen ja auch gang und gäbe ist ... jedes Muster ist ein Ergebnis konstruierender Fokussierung ... und so weiter. Attraktoren als Muster von non-linearen, selbstreferenziellen Prozessen ... das halte ich für sehr kompatibel mit astrologischen Ansätzen. Et cetera. Führt hier zu weit. Hab ich bislang auch nur unausgegoren gedacht.
 
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Ja, und das erleben wir hier wohl auch teilweise. Wobei ich nicht einmal die Argumente "gegen" ihn für mich im Vordergrund stehen ... ich find noch bedauerlicher die Selbstbeschränkung, die Selbstfesselung, die damit einhergeht.
Irgendwer hat mal gesagt, Intelligenz sei das, was der jeweilige Test gerade messe ... ich erlebe fast täglich (meine Partnerin ist klinische Psychologin), welche Wirkungen ein IQ und sonstige klinische Testergebnisse ganz konkret für die Menschen haben können, die dem unterzogen werden. Aber hier über Wirkungen und möglicherweise unerwünschte Wirkungen von Diagnostik zu diskutieren, würde noch weiter OT werden ... ich würde gern auch mal über die subjektiven Deutungselemente in all den projektiven Tests diskutieren ...
Das "allein" halte ich für sehr wichtig in Deinem Satz, und das mit den Erfahrungen wäre wohl noch zu erweitern ... "weitgehend unreflektiert" halte ich für eine Unterstellung, die ich so generell nicht hinnehmen mag, und unter einer "gefühlten Erfahrung" kann ich mir nichts vorstellen. Subjektiv ist sie sowieso.

Ich stimme Dir zu: Jedwede bewusst werdende Anwendung von Erfahrung ist auch zu überprüfen im angemessenen Rahmen. Vorher geschieht wohl schon einiges im Bereich des Unwillkürlichen und des Unbewussten, was auch mit Erfahrung(en) zu tun hat ... das hat dann auch mit Professionalität und Ausbildung zu tun, solche Bereiche (selbst)kritisch in den Blick zu bekommen, und oft helfen dabei auch standardisierte Verfahren. All das kann ich schon auch in verantwortlich betriebenen Formen von Astrologie entdecken, oft vermisse ich es auch, keine Frage. Aber solange ich erlebe, wie Rorschach-Ergebnisse als Persönlichkeitsbeschreibungen verwendet werden, die in personenbezogenen Akten über Jahre und Jahrzehnte als Diagnose weitergegeben werden, sehe ich die Mängel astrologischer Praktiken auch gelassener.

Schön so, und ich hoffe, dass das irgendwann auch mal die Astrologie und die breitere Diskussion darüber beleben könnte, sobald mal mehr Leute ihre Bedürftigkeit nach Gläubigkeit relativieren können. Für mich wäre zum Beispiel wesentlich, den Begriff von "Zeitqualität" neu zu konstruieren – ich könnte astronomische (!) Konstellationen ja als Muster betrachten, als evolutionären Kontext, und damit bewege ich mich dann in Bereiche des Umgangs mit Mustern hinein, wie er in allen möglichen anderen Forschungsumgebungen ja auch gang und gäbe ist ... jedes Muster ist ein Ergebnis konstruierender Fokussierung ... und so weiter. Attraktoren als Muster von non-linearen, selbstreferenziellen Prozessen ... das halte ich für sehr kompatibel mit astrologischen Ansätzen. Et cetera. Führt hier zu weit. Hab ich bislang auch nur unausgegoren gedacht.

Nur zwei Punkte:

Intelligenz ist in der Tat das, was der Test mißt - es ist ein Konstrukt, wie alle unsere Wahrnehmungen und sogar Operationalisierungen Konstrukte sind.
Der Vorteil von Testdiagnostik ist lediglich die Vereinheitlichung und die Vergleichbarkeit (also bezogen auf das Beispiel würde es schon mal sehr weiterführen, festzustellen, ob Männer und Frauen sich tatsächlich auf der Basis dieses standardisierten Konstrukts, also auf der Basis dessen, was die meisten Menschen mit Dummheit/ Schlauheit assoziieren, unterscheiden oder nicht).

Projektive Testverfahren (der Rohrschach-Test wird doch seit Ewigkeiten nicht mehr verwendet, der ist eine Lachnummer) sind generell mit Vorsicht zu genießen - das weiß aber jeder Testende und zur Diagnosefindung wird stets eine ganze Batterie von unterschiedlichen Testverfahren herangezogen.
Psychiatrische Diagnosen sind mit Vorsicht zu genießen und werden in der Regel entsprechend vage gehalten (man ist sich des damit ggfs. verbunden Nocebos absolut bewußt).
Da Deine Partnerin klinische Psychiologin ist, bist Du sicherlich mit diesem Prozedere vertraut und hast Einblicke in die komplexe psychologische Forschung.
 
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