Ahorn
Sehr aktives Mitglied
"Viele Israelis sind höchst dankbar für auswärtige Stimmen, die zum Beispiel die systematischen Verletzungen der grundlegendsten Menschenrechte in den Palästinensergebieten verurteilen." U.a. das schrieb der israelische Historiker Tom Segev vorvergangene Woche im Spiegel, um Henryk Broder etwas entgegenzusetzen. Ich finde, in diesem Satz stecken gleich zwei wichtige Erkenntnisse: Der Antisemit verliert an Boden, wenn er aus erster Hand erfährt, dass mitnichten ganz Israel kriegsbegeistert ist. Der Philosemit verliert an Boden, wenn er aus erster Hand erfährt, dass mitnichten ganz Israel kriegsbegeistert ist. Beide erkennen hoffentlich, dass Deutsche wie Broder oder US-Amerikaner wie Dershowitz nicht stellvertretend für den Staat Israel sprechen, sondern nur für ihre eigenen Überzeugungen. Israel ist ein ganz normaler Staat. Juden sind ganz normale Menschen. Weder besonders gut noch besonders böse. Palästinenser ebenso. Es ist aber leider offensichtlich, dass viele Deutsche ungewohnt begeistert klingen, wenn sie die Politik der israelischen Regierung anklagen, wobei das natürlich auch damit zusammenhängen kann, dass solche Kritik nach wie vor tabu ist. Schätze, "Israel hat auch Dreck am Stecken" ist nichts weiter als das "Ficken!!!" der 2000er.
lg Nehemoth
Danke für diesen Beitrag. Für mich ist die Kritik an israelischer Politik gleichzusetzen mit der Kritik an (us-)amerikanischer Politik.
Es werden nicht die einzelnen Bürger kritisiert, sondern die Politik des Landes. Ich als Deutsche kann auch die deutsche Politik kritisieren. Auch, wenn sie meines Wissens nach nicht solche eklatanten Menschenrechtsverletzungen begeht (vielleicht irre ich mich ja), so gibt es dennoch verbesserungswürdige Dinge in meinem Land.
Ich glaube, es gibt auch israelische und us-amerikanische Bürger, die die Politik ihres eigenen Landes kritisieren (genauso wie es wahrscheinlich in jedem Land solche Menschen gibt, denn DEN perfekten Staat gibt es nicht, aber wenn es um Menschenrechtsverletzungen geht, gibt es auch ausländische Kritiker, ansonsten ist das Phänomen wahrscheinlich eher selten).