Und nochmals zum Argument, dass die Krankheiten wegen verbesserter Lebensumstände zurückgegangen seien, und nicht wegen Impfungen:
Natürlich haben verbesserte Lebensumstände und verbesserte medizinische Versorgung ihren Teil geleistet, aber das heißt nicht, dass die Impfungen nichts gemacht haben.
Das ist Unsinn, und ich kann auf drei verschiedene Weisen zu belegen, dass es Unsinn ist:
1. Was ist mit den Pocken passiert?
Die Pocken haben im 20. Jahrhundert 300-500 Millionen Menschen getötet. Wisst ihr, wieviele Menschen die Pocken in den letzten 40 Jahren bekommen haben? 0 Menschen. (Wikipedia: The last naturally occurring case of smallpox (Variola minor) was diagnosed on 26 October 1977)
Ist hier auch die Krankheit "zufällig" durch verbesserte Lebensumstände verschwunden? Denkt ihr das ernsthaft? Ist es nicht eher ein Beweis dafür, dass Impfungen funktionieren? Und wenn es bei den Pocken geklappt hat, wieso sollte es nicht auch bei anderen Krankheiten helfen?
2. Wie sieht die Situation in Ländern aus, In denen sich die Hygiene- oder medizinischen Umstände nicht so gut verbessert haben?
Columbo kommt immer wieder mit dem ziemlich sinnlosen Argument, dass die Rate an Maserntoten ja schon vor Impfeinführung gesunken sei. Das stimmt natürlich - diese Umstände spielen eine Rolle. Aber daraus ein Argument zu basteln, das die Wirksamkeit von Impfungen in Frage stellt, ist einfach nur naiv. Denn man könnte einfach in andere Länder gucken, in denen die Masernimpfung eingeführt wurde, und in denen sich die Medizin oder Hygiene sonst nicht merklich verbessert hat - zum Beispiel Afrika. Hier die Zahlen:
Afrikanische Durchimpfungsrate 2000: ~57%
Todesfälle in Afrika durch Masern 2000: 396000 Tote.
Afrikanische Durchimpfungsrate 2008: ~76%
Todesfälle in Afrika durch Masern 2008: 36000 Tote.
Na, was denkt ihr - haben die afrikanischen Länder einfach plötzlich so viele tolle Ärzte bekommen in diesen 8 Jahren, oder liegt es vielleicht eher doch an dem Projekt von Bill und Melinda Gates, billige Masernimpfstoffe nach Afrika zu verschiffen?
3. Wie sieht es in Erste-Welt-Ländern aus, die keine sehr hohe Durchimpfungsrate haben?
Auch das ist interessant. Als Musterbeispiel wird immer die Schweiz genannt - die hatten in den letzten Jahren eine Durchimpfungsrate, die etwa 15% unter der Deutschlands lag, außerdem gibt es extrem wenige Zweitgeimpften. In der Schweiz gab es zwischen 2006-2009 etwa 3300 Masernfälle. In Deutschland gab es etwa 4200 - und das, obwohl Deutschland 10 mal so groß ist! Das heißt, das Infektionsrisiko ist in der Schweiz etwa acht mal so hoch! In der Schweiz gab es 2009 einen Todesfall durch Masern und 2011 einen. Für den gleichen Zeitraum habe ich in Deutschland nur 2 Todesfälle gefunden - das heißt, dass in der Schweiz die Pro-Kopf-Sterblichkeit 10-fach erhöht war für diese Periode!
Vielleicht will ja jemand argumentieren, dass die Schweizer ein beschissenes Gesundheitssystem haben oder so, ich weiß ja nicht ...
Ist insofern eben kein Eigentor, als beschrieben wird, dass der Körper alleine ohne Impfung das macht. Wozu dann auch noch impfen?
Erst denken, dann schreiben.
Weil die Hauptwirkung von Impfen (der Schutz vor Krankheiten) auch noch da ist.