Hallo merlin, wenn jesus nicht gekreuzigt worden wäre , hätte es das christentum nicht gegeben. Was war denn sein vergehen?
Es war ein bisschen heftig, ihn gleich ans Kreuz zu nageln; er hatte schließlich kein Verbrechen begangen. Wozu gibt es Redefreiheit jeder darf sagen: »Ich bin der Sohn Gottes.« Ich laube nicht,dass das jemandem schadet, dass es die Rechte anderer beschneidet. Jeder andere kann sagen, dass er ebenfalls der Sohn Gottes ist, das ist kein problem. Warum hat man so ein trara um ihn gemacht? Man hätte ihn einfach ignorieren können.
Ich denke erst dadurch, dass man ihn gekreuzigt hat, hat man den grundstein für eine Religion gelegt ...
Nein, das hätte für die Grundsteinlegung zu einer Religion nicht ausgereicht, entscheidend war die Öffnung der Lehre für die Heiden durch Paulus. Schau dir dazu einmal die Geschichte der Judenchristen an, die mit der Zerstreuung der Juden in die Diaspora ein Ende gefunden hatte. Wir wüssten also heute nicht einmal, dass es einen Jesus Christus gegeben hatte.
Die Lehre Jesus hat bei den Heiden deshalb so großen Anklang gefunden, weil sie den Menschen die Hoffnung auf eine bessere Welt gab, in der sie von all dem damaligen Leid und Elend befreit werden sollten. Etwas, das auch für die Ausgegrenzten und Besitzlosen in greifbare Nähe rückte, in dem sie sich nur zu diesem Jesus Christus und seiner Lehre bekennen brauchten.
Jesus wurde auch nicht wegen seiner Reden ans Kreuz genagelt, sondern wegen seines Tuns. Schon vergessen, dass er in den Tagen vor dem Passahfest im Tempel randaliert und laut verkündete, dass er diesen Tempel niederreisen wolle? Etwas, das auch heute noch zu Schwierigkeiten führen würde. Stell dir einmal vor, Du würdest auf den Tempelberg in Jerusalem steigen und lauthals verkünden, dass Du die Al-Aqsa-Moschee einreisen möchtest.
Damit aber nicht genug, denn er hatte sich dann auch noch als den König der Juden bezeichnet und das alles kurz vor dem Passahfest, an dem Jerusalem vollgestopft mit Pilgern aus dem ganzen Land war. Du solltest bedenken, dass zu jener Zeit Judäa eine römische Provinz war, in der es ständig Unruhen und Auflehnungen gegen Rom gab. Dass es ziemlich unruhige Zeiten in der Levante waren, kommt in der Bibel nicht zum Ausdruck, aber in den außerbiblischen Quellen wird davon ausführlich berichtet. Es hatte also schon seinen besonderen Grund, warum Pontius Pilatus als Statthalter von Judäa gerade zu diesem Zeitpunkt in Jerusalem war, denn sonst befand er sich in seiner Residenz in Caesarea Maritima.
Jesus war zu dieser Zeit nicht der einzige Messias in dieser Region und auch nicht der Einzige, der wegen Aufwiegelung gekreuzigt wurde. So zum Beispiel die beiden Söhne von Judas der Galiläer oder dem Taleph der Samaritaner, um nur ein paar zu nennen. Bei einem Aufstand der Pharisäer wurden in Jerusalem um die 2.000 Menschen gekreuzigt. Nein, Pontius Pilatus kannte da keinen Spaß, wenn die Interessen des Römischen Imperiums infrage gestellt wurden. Dass er da mit harten Bandagen durchgegriffen hatte, zeigt sich in der Sache mit den Samaritanern, die wenige Wochen nach der Kreuzigung Jesus stattgefunden hatte. Diese Geschichte war selbst für Rom zu viel, deshalb wurde dann auch Pilatus seines Amtes enthoben und nach Rom zurückbeordert. Nach römischem Recht wurde ein Aufruhr gegen Rom mit dem Tod bestraft und das bedeutete für Menschen ohne das Römische Bürgerrecht die Kreuzigung.
Jesus hatte das alles bewusst gesucht, denn er wollte damit die Prophezeiungen von Jesaja erfüllen, um als Knecht Gottes das Himmelreich herbeizuführen. Als gläubiger Jude hatte er gewusst, was sein Tun im Tempel und die Bezeichnung als König der Juden für Folgen haben wird. Die Römer hatten zur Abschreckung an den Kreuzen meist eine Tafel angebracht, auf der das Vergehen des Betroffenen geschrieben stand. Auf dem Titulus cruzis Jesus stand nach Markus:
"ὁ βασιλεὺς τῶν Ἰουδαίων"
("Der König der Juden")
Merlin