Merlin, ich weiß nicht, wie ich es dir begreiflich machen kann,
aber es gibt keinen historischen Kontext. Die Bibel ist heilige Schrift und ewig und nicht irgendwann entstanden, auch wenn sie irgendwann aufgeschrieben wurde.
Israel, Ägypten, Adam und Eva, Abraham, Kanaan, Samaria, Korinther, Goliath, Johannes der Täufer, der Tempel, das Brandopfer,
alles
alles ist in dir ...
Liebe Ping,
deinen Gedanken von der Heiligen Schrift verstehe ich schon. Sicherlich sollte man die Bibel nicht als Chronik verstehen, aber anderseits gibt es in der Bibel eine klare Intension, die Geschehnisse in einen geschichtlichen Rahmen zu stellen.
Damit soll die Wahrheit des geschriebenen Wortes deutlich hervorgehoben werden. Etwas, mit dem die Gesetze Gottes verbindlich werden und mit dem auch Gott über jeden Zweifel erhaben werden soll. In dem ich diese Intension mit einem scheinbar realen Hintergrund verbinde, soll dieser Gedanke zur Wahrheit werden. So wird aus Moses das verbindende Element zwischen dem Gott JAHWE und seinem Volk der Israeliten. Sicherlich kann man diesen Gedanken mit Moses auch aus dem Zusammenhang herausnehmen, aber ist es dann noch die Wahrheit, die mit der Thora verbunden war?
Betrachten wir auch einmal die Landnahme Kanaans, die erst durch den realen Hintergrund seinen Sinn bekommt. Man weiß heute, dass die Landnahme mit weniger Blut und Vernichtung verbunden war, als sie in der Bibel ausgeschmückt wurde. Es war vielmehr eine ideelle Landnahme einer von der Auflösung betroffenen Region. Eine neue Kraft, die aus dem Niedergang, ein neues Volk namens Israel geboren hatte. Ja, auch hier könnte man die Landnahme mit der Ausbreitung des Christentums verbinden.
So haben auch die Menschen in Samaria ihre besondere Geschichte, mit der im Buch Esra die Intoleranz und Abgrenzung dieser Religion deutlich wird. Möchte ich da Esra folgen und diese Werte als ein Teil von mir selbst pflegen?
Ich möchte auch nicht der Moral Abraham folgen. Schon vergessen, dass er seine Magd und sogar seine eigenen Töchter schwängerte und nicht davor zurückschreckte seinen Sohn, für seine Ideologie zu opfern? Ich könnte mir nicht vorstellen, eines meiner Kinder oder Enkelkinder für einen Gott opfern oder verstümmeln zu können (Beschneidung). Die Sorge und das Wohl meiner Kinder ist mir wichtiger als ein Gott, selbst wenn es nur um ein symbolisches Opfer ginge.
Nein, der Heide in mir möchte nichts historisch sehen, sondern eine Spiritualität, mit der das Heil in eine Seele getragen werden kann. Ein Heil, das keine Herren, Knechte, Gesetze oder einer Schuld bedarf. Nein, mit und ohne Weinreb wird es kein Israel in meiner Seele geben können.
Merlin
