Ich bin erst heute auf diesen Thread aufmerksam geworden und will noch einige Bemerkungen hinzufügen. Ich habe mir leider nicht die Zeit gemommen, alle Antworten zu lesen, deshalb kann es sein, dass schon mal jemand das gesagt hat, was ich sagen will. Sei's drum.
In der aktuellen Gehirnforschung stellt man durch Experimente fest, dass jede (im Tagesbewußtsein bewußte) Absicht schon kurze Zeit vorher entschieden wurde, in 'unbewussten' Regionen des Gehirns. Wenn jemand also zum Beispiel vor der Tür seines Chefs steht und überlegt, ob er nun reingeht oder nicht, und dann letztlich die Entscheidung trifft, reinzugehen, dann wurde diese Entscheidung bereits zuvor von ihm getroffen. Nur kurz zuvor, aber meßbar.
Der Neurologe, der das im Körberforum in Hamburg vortrug, stellte dann auch die Frage, ob man aufgrund dieser Erkenntnisse nicht ein anderes Verständnis von Schuld bekommen müsste. Theoretiker der Rechtsmedizin würden bereits an dieser Frage arbeiten, und möglicherweise habe dies auch Auswirkungen auf die juristische Schuldfrage.
Er stellte auch in Frage, ob ein Verbrecher zum Zeitpunkt der Tat die Möglichkeit gehabt habe, anders zu entscheiden und verneinte dies.
Dieser Vortrag hat mich sehr beeindruckt, und deshalb denke ich manchmal über solche Fragen nach.
Ich habe mal das Experiment gemacht, ob ich meinen
Willen ändern kann. Ich konnte diese Frage nicht wirklich beantworten. Ich kann meine
Entscheidungen jederzeit ändern, jede Sekunde kann ich eine neue Entscheidung treffen. Aber meinen Willen? Jede Entscheidung entspricht meinem Willen zu diesem Zeitpunkt. Zwar kann sie mir hinterher Leid tun, aber es war zu dem zeitpunkt mein Wille. Vielleicht unüberlegt, nicht bewusst im Sinne von "tue, was du tun musst - aber bedenke das Ende!", vielleicht sogar instinktiv. Aber gegen seinen Willen kann man nicht handeln. Das Handeln entspricht immer dem Willen. Vielleicht nicht immer dem Wollen
Jetzt höre ich mal auf. Da kann man sich ja fusselig denken...