Lieber Valentius, noch viel faszinierender ist es, dass Du einfach um nichts in der Welt Dir vorstellen magst, dass es eine einzige Wahrheit gibt. Einen Grund, wieso Seelen inkarnieren müssen. Wieso Gott sich die Riesenarbeit gemacht hat, noch einen materiellen Kosmos zu schaffen, wo doch bereits eine wunderbare geistige Welt existierte.
Du hälst es scheinbar nicht für möglich, dass alte und uralte Völker davon Kenntnis hatten.
Falsch - ich lehne nicht die Existenz einer einzigen Wahrheit ab, sondern ich bezweifle unsere Fähigkeiten als einfache Menschen, die Wahrheit gänzlich zu erkennen! Du hingegen scheinst dich tatsächlich als im Besitz dieser absoluten Wahrheit zu wähnen. Leider bist du damit bei weitem nicht der Einzige auf dieser Welt. Du hast mächtige Konkurrenz - vom Papst bis zum IS... Sie alle meinen, die eine, letzte, unumstößliche Wahrheit zu kennen. Und am Ende schlachten sie sich gegenseitig ab. Erwartest du also wirklich, dass ich eine solche Position Ernst nehmen könnte?
Ich habe nie gesagt, alte Religionen seien Typen des Christentums - wie könnte ich?
...indem du beispielsweise zoroastrische Mythen als "erste Erwähung des Engelssturzes" bezeichnest. Damit stellst du den Engelssturz als "christliche Wahrheit" gewissermaßen antitypisch einem vorchristlichen Mythos als Typos entgegen, indem du annimmst, dass die Zoroastriker unbewusst bereits das Christentum vorweggenommen hätten. Und wenn du mir nun sagst, dass es sich eben so abgespielt habe und es deswegen kein Wunder sei, dass sich die Geschichte schon in älteren Religionen finde - wieso ist die letztliche "wahre" Version dann ausgerechnet diejenige, die im Detail ausgestaltet erst die des Christentums ist?
Ich sage nur, dass viele alte Völker genau wussten, woher sie kamen und wohin sie danach wieder zu gehen hatten. Und wenn es eben zutrifft und wahr ist - ist dies deswegen noch lange kein Christentum.
Womit wir wieder bei der absoluten Wahrheit wären. Nur, dass jemand davon überzeugt ist, im Besitz der letzen Wahrheit zu sein, heißt noch lange nicht, dass er es tatsächlich ist...
Ich glaube nicht, dass Du meine Auffassung vom Christentum kennst. Es gibt aber zugegebenermassen viele Katholiken und Protestanten ......... die meine Ansicht nicht teilen.
Ich habe weder behauptet, dass ich deine Auffassung vom Christentum kennen würde, noch ist dies überhaupt nötig. Die paar Details, die du erwähnt hast, reichen ja völlig aus, um zu erkennen, dass deine Meinung schon unter Christen umstritten ist - wie du ja selbst schreibst. Frage: Wer kennt denn nun die absolute Wahrheit?
Ich wollte schon als junger Teenager wissen wieso ich hier auf der Erde zu leben habe und was dieser ganze Zirkus soll. Macht, Reichtum und Vergnügen konnte es wohl eher nicht serin - obwohl das heute die vorherrschende moderne Meinung ist.
Ein löbliches Ziel. Und scheinbar hast du für dich eine Antwort gefunden, mit der du zufrieden bist. Aber ob diese Antwort tatsächlich allgemeingültig und wahr ist - das ist damit eben noch lange nicht gesagt.
Es geht nicht ums Verstehen des Universums - da hast Du mich ganz falsch verstanden.
Es geht um das Verstehen des eigenen Woher und Wohin - und unser Ursprung ist viele Äonen älter als der Kosmos.
Das ist nun Wortklauberei.
Stellt sich nur die Frage - was denn Du als Lebenssinn erkennst, wo Du Modelle und Religionen als Märchen bezeichnest?
Ich kenne die letzte Wahrheit nicht und kann dir deshalb keine so befriedigende Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens geben, wie es ein religiöser Mensch tun könnte. Ich sehe das Leben, das materielle ebenso wie das spirituelle, als einen Pfad des Erfahrens. Ich denke auch nicht, dass die materielle Welt der spirituellen gewissermaßen "untergeordnet" und von geringerer Qualität ist, also eine Strafe, etwas zu überwindendes oder ähnliches. Ich weiß, dass ich mit dieser Position in gewisser Hinsicht ein Ketzer unter den Esoterikern bin - aber damit muss ich wohl leben.

Und ich behaupte auch nicht, dass ich zwingend im Recht bin, es ist nur eine Theorie. Dennoch halte ich es für unsinnig, anzunehmen, die materielle Welt sei im Grunde nur als ein Ort der Bestrafung (oder Vergleichbarem) geschaffen worden. Ich denke vielmehr, dass es sich um einen Ort handelt, an dem wir, unsere Seelen, Erfahrungen sammeln können, die ihnen in der spirituellen Sphäre unzugänglich sind. Ein Ort, an dem wir uns weiter vervollkommnen können, bevor wir wieder in die spirituelle Sphäre eintreten, unsere gewonnene Erfahrung verarbeiten und uns schließlich erneut auf die Suche nach neuen Eindrücken in die materielle Welt zurück begeben. Daher sehe ich als den Sinn des Lebens am Ende das Leben selbst - das
Erfahren eines Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen. Das Ziel, das man seinem Leben setzt, muss man sich letztlich individuell suchen.