Zokora
Sehr aktives Mitglied
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Freiheit ist eben auch ein zweischneidiges Schwert. Man muss sich eben auch den Konsequenzen seines Handelns stellen, auch wenn man sich entschließt ungerecht zu sein. Mal holt es einen mehr ein, Mal weniger. Nur weil man es kann, also die Möglichkeit dazu besteht, muss man es nicht auch tun. Darin liegt ja die Freiheit, sich selbst entscheiden zu können.Und vermutlich reihenweise Selbstmord begehen, weil wir wie Puppen an der Leine des Teufels wären. Falls wir das dann überhaupt noch könnten.
Teufel deshalb, weil diese höhere Instanz niemals zu unseren Gunsten walten würde; Gerechtigkeit wäre dort in ihrer puren Form eiskalte Fremdbestimmung, nichtmal unsere Seele würde noch uns selbst gehören.
Nur wenige blicken so weit, dass Freiheit bedeutet, dass man auch ungerecht sein darf und alle Mächte uneingeschränkt nutzen kann, die einem in die Hände gelegt wurden. Wenn man das tut, ist man deshalb noch lange nicht "böse".
Es gibt eben keine höhere Instanz, die das für uns regelt. Und wir sind ständig in einem komplexen System sozialer Interaktion, in dem es unterschiedliche Menschen gibt, mit unterschiedlichem Background, an Gedanken, Gefühlen, Erfahrungen, Bedürfnissen und Erwartungen. Da wird auch automatisch jemand mal enttäuscht, was schon einer gewissen "Ungerechtigkeit" gleicht, in den Augen desjenigen, der enttäuscht wurde. Wenn wir also ständig zwischen Handeln und gerechter Konsequenz pendeln würden, könnten wir gar nicht mehr leben. Denn Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit liegt zumeist im subjektiven Empfinden.
Deshalb vertrauen wir in der Regel auf etablierte Rechtssysteme und gesellschaftliche Normen, aber auch auf religiöse Schriften, welche sich auf der ganzen Welt unterscheiden und im jeweiligen kulturellen Kontext "gerecht" erscheinen.
Solange man selbst nicht betroffen ist, oder sich selbst nicht für betroffen hält. Denn nicht selten, weicht dann das, was man selbst für "gerecht" halten würde, von diesen Rechtssystemen und Schriften ab. Dann entstehen Selbstjustiz und Auge um Auge, Schadenfreude, wenn jemandem was schlechtes wiederfährt, Umdeutung von Schriften und Rechtssystemen, etc..
Im Grunde können wir nur ständig selbst nach Gerechtigkeit suchen, in dem wir selbst so gerecht sind, wie wir es für richtig halten und es in unseren Möglichkeiten liegt.... Und auf uns selbst und unsere Mitmenschen vertrauen... Und da wir alle nur Menschen sind und eben nicht frei von Fehlern, werden wir selbst nie zur allgemein gültigen rechtschaffenden Instanz werden, kein Rechtssystem und keine religiöse Schrift wird da jemals perfekt sein, denn sie sind von Menschen geschaffen.
Dafür braucht es, wie ich finde, aber keine abstrakte höhere Instanz, sondern die Gemeinschaft, die sich auch immer wieder anpasst und gegenseitig im Großen und Ganzen vertraut und nicht auf Perfektion pocht, sondern sich nach den momentan bestmöglichen Szenarien richtet.
Man kann es eben nicht jedem "Recht" machen.
Mal davon abgesehen, Gnade, Nachgiebigkeit, Mitgefühl, Mitleid, Hilfsbereitschaft, und dergleichen, kann es auch nur da geben, wo "Ungerechtigkeit" und ein "Ungleichgewicht" bestehen, was wieder zu Veränderung, Wandel und Entwicklung führt / führen kann.