Johann60
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Vielen Dank für Deinen ausführlichen BerichtIch habe ja angekündigt, hierzu noch etwas zu schreiben. Sorry, es wird etwas länger, aber ich hoffe, das wichtigste habe ich am Anfang schon abgefrühstückt. Der Rest am Ende ist mehr allgemein erklärendes, womit ich hoffe, die Punkte am Anfang noch etwas zu verfestigen/fundieren.
Der Bericht ist sicher keine Fantasiegeschichte, aber aus meiner Sicht ist die Schlussfolgerung, die darin durchscheint, übereilt bzw. falsch.
Zuerst ein paar Punkte/Fragen, die den Bericht schonmal möglicherweise weniger wundersam erscheinen lassen könnten:
Wir wissen hier nicht, mit welcher Erkrankung Du zum Arzt/Homöopathen gegangen bist. Welche Symptome kann diese Krankheit haben?
Ich habe mal ein wenig gesucht, was alles so einen leichten Ausschlag mit schwarzen Punkten unter den Augenlidern hervorrufen kann. Ich bin bei der oberflächlichen Suche nicht groß fündig geworden, aber z.B. eine leichte allergische Reaktion kann so aussehen. Oder ich hatte sowas ähnliches mal, nachdem ich eine Nacht in einem eher dreckigen Hotel übernatet habe.
Dass dieses Symptom gut zu dem Mittel passt, was Du eingenommen hast, muss auch nicht viel heißen. Das Symptomspektrum der einzelnen Mittel ist oft lang, und der Überlapp der den verschiedenen Mitteln zugeschriebenen Symptome ist oftmals ziemlich groß. Dein Arzt hat da jetzt nur das Mittel aufgeschlagen, was Du genommen hast. Wie wahrscheinlich wäre es gewesen, dass er das gleiche oder ein ähnliches Symptom auch im Symptomspektrum eines anderen Mittel gefunden hätte? Wie speziefisch wird dieses Symptom diesem Mittel zugeschrieben?
Aus meinser Sicht stellt es sich also so dar, dass sich aus irgendeinem anderen Grund bei Dir das beschriebene Symptom ausgebiltet hat, was zufällig auch in der Liste der Symptome enthalten ist, dem dem Mittel zugeschrieben werden, das Du genommen hast. Die Wahrscheinlichkeit, dass so eine Koinzidenz auftritt, muss nicht klein sein, wenn eben beispielsweise das Symptom nicht sehr speziefisch nur diesem Mittel zugeschrieben wird o.ä.
Und selbst wenn diese Wahrscheinlichkeit eines Treffers sehr klein ist, wäre der Bericht zwar für sich beeindruckend, aber weit entfernt von einem wissenschaftlichen Beleg.
Es handelt sich hierbei um einen medizinischen Einzelfallbericht. Die gibt es in der Medizin haufenweise, und sie haben in der Wissenschaft ihren Platz. Manchmal wird etwas verächtlich von anekdotischer Evidenz gesprochen, das wird dem aber auch nicht wirklich gerecht. Solche Berichte haben durchaus eine Aussagekraft, aber keine besonders große. Man darf die Aussagekraft solche Berichte nicht überschätzen... aber auch nicht unterschätzen (indem man sie a priori für nichtig erklärt). Solche Einzelfallberichte sind bestenfalls der Anfang eines Erkenntnisprozesses... sie drüfen aber nie das Ende darstellen.
Ich will mal exemplarisch darstellen, was eine Tücke dabei ist. In Italien habe ich mal in einer Buchhandlung ein Buch gesehen, in dem Traumsymbole verschiedenen Lottozahlen zugeordnet wurden. Die Behauptung war damit offensichtlich: Wenn man nach seinen eigenen Traumsymbolen die Lottozahlen tippt, wird man wahrscheinlicher gewinnen. Nun kommt der Clou: Wenn viele Menschen diese Methode anwenden, wird es unter ihnen alleine aufgrund des Zufalls auch welche geben, die tatsächlich gewinnen. Für diese Menschen wird es sich natürlich so anfühlen, als hätte die Methode funktioniert... das tat sie aber nicht wirklich, denn neben ihnen gibt es sehr sehr viele andere Menschen, bei denen es nicht geklappt hat, und wenn man sich die Zahlen anschaut, wird man wahrscheinlich feststellen, dass die Trefferquote mit der Traumsymbolmethode nicht größer als die Zufallserwartung ist.
All diese Menschen könnten für sich einen Einzelfallbericht erstellen, in dem sie wahrheitsgemäß erzählen, was sie geträumt haben, was das laut Buch für die Lottozahlen bedeutet hat, und das diese Zahlen tatsächlich gezogen wurde. Sie könnten sich auch zu einem Stammtisch der Lottogewinner treffen und unter sich hochhalten, wie gut doch diese Traumsymbol-Methode die Lottozahlen vorhersagen würde.
Als Anfang des Erkenntnisprozesses könnte es durchaus spannend sein... aber es darf wie gesagt nicht das Ende sein. Zur wissenschaftlichen Untersuchung muss dann nunmal geschaut werden, ob man mit der Methode tatsächlich wahrscheinlicher die richtigen Lottozahlen tippt.
Konkret auf Dein Beispiel wäre also die Frage: Entwickeln Menschen, die diese Hochpotenz Phosphoricum einnehmen wahrscheinlicher so einen beschriebenen Hautausschlag, als wenn sie eine andere Hochpotenz einnehmen, in deren Liste dieses Symptom nicht enthalten ist? Und nein, diese Frage ist NICHT dadurch beantwortet und belegt, dass das Symptom durch eine sog. homöopathische Arzneimittelprüfung in die Liste aufgenommen wurde.
Ich habe hier im Thread ja schon verschiedene Herausforderungen angesprochen, in denen Homöopathen und Homöopathie-Anhänger "hochpotente" homöopathische Präparate auseinanderhalten sollen. Wie sie konkret dabei vorgehen ist ihnen vollkommen selbst überlassen. Ebenso können sie auch selbst die Mittel aussuchen, die sie auseinanderhalten sollen. Sie sagen dann beispielsweise sinngemäß: "Diese drei homöopathischen Mittel kann ich voneinander unterscheiden."
Aus meiner Sicht könnte ein Homöopath jetzt folgendermaßen vorgehen: Er sucht zunächst eine Auswahl von drei Mitteln, deren Symptom-Spektrum in "Hochpotenz" sich möglichst wenig überlappt, so dass die einzelnen Symptome möglichst speziefisch für ein Mittel in dieser Auswahl ist. Er bekommt dann (beliebig große) Proben dieser Mittel in nummerierten aber nicht etikettierten Fläschchen oder Döschen zugeschickt - er weiß also nicht, welches Fläschchen welches Mittel enthält, er weit nur, dass jedes Fläschchen eines der drei homöopathsichen Präperate enthält, die er angegeben hat. Und nun kann er doch mit jedem dieser Fläschchen/Döschen sowas wie eine homöopathische Arzneimittelprüfung machen, oder? Nach der Lehre der Homöopathie würde auch die Einnahme dieser Hochpotenzen bei gesunden Menschen die entsprechenden Symptome hervorrufen. Er hat dann also vielleicht eine Gruppe von weiteren freiwilligen (gesunden) Helfern, die dann das Mittel eines Fläschchens/Döschens einnehmen und die Symptome protokollieren, die sie beobachten/bemerken. Das sammelt dann der Homöopath und sucht so, mit welchem Symptomspektrum der von ihm ausgesuchten Mittel diese Symptomsammlung am besten übereinstimmt. Wenn er so ermittelt hat, welches Mittel in einem Fläschchen/Döschen war, kommt das nächste dran, bis er alle nummerierten Proben durch hat.
Wenn Dein Bericht eine allgemein gültige Tatsache aufzeigt, dass Arzneimittelprüfungen auch mit hohen "Potenzen" reproduzierbar auch jeweils erkennbar speziefischen Symptome hervorrufen, dann müsste sich mit einem solchen beschriebenen Vorgehen relativ leicht und deutlich überzufällig gut homöopathische Präparate auseinanderhalten lassen. Ohne einen solch belegten Abgleich (z.B. im Rahmen einer der schon genannten Herausforderungen) ist es zwar ein beeindruckender Einzelfallbericht, der aber auch eine mehr oder weniger zufällige Koinzidenz sein kann, und deren Sammlung für sich ohne statistische Angaben etc. nur ein Analogon zum oben beschriebenen "Stammtisch der Lottogewinner" wäre.
Bezüglich der Aussagekraft von Einzelfallberichten ist man übrigens nicht nur in der Homöopathie so streng, sondern allgemein in der Medizin. Es gibt einen ziemlich prominenten und sehr beeindruckenden Einzelfall, dessen Aussagekraft trotzdem skeptisch betrachtet wird. Es geht um dieses Mädchen (inzwischen Frau): https://de.wikipedia.org/wiki/Jeanna_Giese. Sie ist der erste bekannte Mensch, der eine Tollwut-Erkrankung überlebt hat, im Rahmen einer verzweifelt-improvisierten (und durchaus plausiblen) Therapie ihres behandelnden Arztes, die inzwischen als Milwaukee-Protokoll bekannt ist. So beeindruckend der Fall auch ist - ausgebrochene Tollwut galt bis dahin als 100% tödlich - so wird das dennoch kritisch betrachtet, ob wirklich diese Therapie diese Heilung brachte. Um das abzuklopfen sind/wären weitere Studien und Untersuchungen notwendig, was allerdings gerade auch bei dieser sehr schweren Erkrankung mitunter auch ethische Probleme mit sich bringen könnte und deswegen nicht einfach durchführbar ist. Der Einzelfall, so beeindruckend er auch ist, ist da noch kein abschließender wissenschaftlicher Beleg, und darf es auch nicht sein. Auch eine Sammlung von beeindruckenden Einzelfällen nicht. PS: Und das sogar, obwohl in diesem Beispiel der Therapie-Ansatz durchaus plausibel ist.
Der Grund für die Behandlund damals war ein jahrelang anhaltender Drehschwindel der sich nach der Phosphorusgabe drastisch besserte. Ich weiß, dass ist nicht möglich
Mein 2. einschneidendes Erlebnis war als ich in meinen jungen Jahren aus irgendeinem Grund jahrelang chronische Prostatitis hatte. Das war nicht lustig. Von Facharzt zu Facharzt und die Untersuchungen sind nicht sehr angenehm.
Es wurde nach etlichen Behandlungen nicht besser.
Ich beschloss dann aus letzter Kraft mich besonders mit der homöopatischen Literatur zu befassen. Mit einigen Fehlschlägen. Bis ich auf das mittel Cistus Canadensis gestoßen bin. Es war nur eine Kleinigkeit die den Erfolg brachte.
Starkes Verlangen nach Käse war in der Arzneimittelbeschreibung erwähnt. Und ich esse liebend gerne, leider etwas zu viel Käse
Ich habe das Mittel in D12 4 Tage genommen. Die BEschwerden waren nach 4 Tagen einfach weg, sind aber nach ca. 1 Monat wieder aufgetaucht. Ich habe dann als Folgedosis eine D 1000 Potenz genommen und über 25 Jahre Ruhe gehabt. Es hat dann wieder begonnen und ich habe dann wieder eine D 1000 genommen. Jetzt ist wieder seit mind. 10 Jahre Ruhe damit. Einzig und alleine dieser eine Satz "Starkes Verlangen nach Käse" hat mich zu dem richtigen Mittel geführt. Eine winzige Kleinigkeit, der man sonst keine Beachtung schenken würde.
Es sind oft die winzigsten Kleinigkeiten die ein Mittel wirken lassen.
Da würde es noch so Kleinigkeiten geben die ich beschreiben könnte und einem Freund vor Dauerschmerzen gerettet hat.
Aber das würde zu seitenlangen Beiträgen führen
Ich weiß, es klingt schwurblerisch für jenige die das nicht nachvollziehen können (Ich spüre schon die stechenden Blicke von Felicia in meinem Nacken
Es ist Tatsache und darauf kann ich auch einen Eid ablegen dass es genauso geschehen ist.
Weißt Du Joey wenn man chronische Beschwerden hat und diese einfach nicht weg gehen wollen, auch mit ärztlicher Mithilfe keine Besserung eintritt, dann beginnt man zu verzweifeln.
Man kann dann versuchen alternativen zu finden und wenn diese helfen, ist man umso dankbarer dafür.
Was man bei solchen Erlebnissen nicht machen sollte, sofort die Medizin oder die Wissenschaft anzuzweifeln.
Medizin und Wissenschaft sind für mich unumgänglich und ich bin mir sicher dass irgend wann die Wissenschaft neue Messmethoden finden wird um diese Energien (energetisch oder homöopathisch) die da wirken, zu messen. Aber das werde ich wahrscheinlich nicht mehr erleben. Ich bin da trotzdem guter Hoffnung dass es einmal möglich sein wird