Ich finde nicht den Anschluss in der Weiße, ich finde nur in sich verknotete Abschlüsse, die ich als Ideen hervorbringe. Vorher war etwas, nachher wird etwas sein, aber in der Mitte, wo ich sein sollte ist nichts, womit ich etwas anfangen könnte. So ganz ohne Gesprächspartner finde ich kein Gespräch und mit mir selbst reden kann ich nicht, da ich mich ebenfalls nicht finde. Aber es ist zumindest ein Drang da, etwas zu sagen. Ein Drang aus der unsichtbaren Mitte, der ins Unbekannte zielt. Die weiße Fläche rechts von den Buchstaben zieht die Buchstaben magisch an, aber sie vermindert sich durch ihr Erscheinen nicht im Geringsten. Auch wenn dieser Drang genau aus diesem weißen Raum kommt, in den er hineindrängt, ist er nicht erfüllt, wenn er dort hingeht und sich ausbreitet. Im Gegenteil, das scheint ihn noch zu vermehren, denn je mehr ich in die Weiße schreibe, desto klarer tritt sie hervor. Indem sie stets im Hintergrund bleibt und sich nicht durch die Schwärze der Worte beeindrucken lässt, schimmert sie immerzu als einzig Unverständliches bei all dem scheinbar Verständlichen der Worte aus dem Untergrund hervor. Sie bleibt weiß, soviel ich auch in sie hineinschreibe, bleibt gleich und ohne Berührung zu den in einer Linie auf ihr umhertanzenden Worten, ohne Berührung zum Fortschritt der Sätze und ohne Bindung zu den Entwicklungen auf ihrer Oberfläche. Selbst wenn sie unbeschrieben bleibt vermag ich nicht tiefer in sie hineinzusehen und nicht weiter aus hier herauszutreten. Sie ist eine einzige, unverständlich tiefe Fläche, in der der Blick sich verliert. Die Augen haben sich in ihr aufgelöst, der Blick kommt jetzt aus ihr und ist gleichsam das, worauf er gerichtet ist. Auf diese Weise hat sie mir die Augen geraubt doch ist es jetzt nicht leichter, sie zu sehen, es ist im Gegenteil noch sehr viel anstrengender, weil die Erinnerung an sie noch erhalten ist und der Geist jetzt begonnen hat, Muster in sie hinein zu sehen. Es gibt keine Art der Wahrnehmung, die ihr gerecht werden könnte. Jede Annäherung lässt neue Muster auf ihr entstehen und verdeckt sie erneut. Jedoch lässt sie sich auch nicht einfach ignorieren, denn egal ob ich schlafe oder wach bin schwingt sie in allem, was ich tue, so wie ich atme und wie mein Herz schlägt Tag und Nacht. Sie ist wie ein Regenbogen. Je näher ich ihr komme, desto unklarer wird ihre Kontur und wenn ich glaube, jetzt müsse ich doch endlich gegen sie prallen, weicht sie zurück zum Horizont und lacht mir von neuem in allen Farben entgegen. Darum habe ich mir die Augen von ihr nehmen lassen. Ich habe dieses Spiel nicht mehr ertragen und sie ihr angeboten. Die Augen sind von selbst verschwunden, sie und ich haben nichts dazu getan. Es geschah ganz natürlich aus der Unerträglichkeit ihres Anblicks heraus. Der Blick fiel einfach in sie hinein und verschwamm dort und verteilte sich unendlich in alle Richtungen. Als gäbe es ein Programm im Geist, der alles Unertägliche sobald man in es eintaucht löscht um einen vor grösserem Schaden zu bewahren und gleichsam eine Alternative aufzuzeigen, eine Ersatzwelt, die auch ohne Augenlicht funktioniert. So bin ich nun blind in der Weiße , aber in der Erinnerung ist sie noch immer da und solange das so ist, werde ich wohl weiterhin nach ihr tasten, nach ihr rufen, nach ihr riechen müssen.