Gehe über den Verstand hinaus

:baden:

Da hast Du recht. Es war z.b. so das die Stammesoma auch vor der Sonnenuhr schon zu ihrem Steinzeitsohn sagte: "Beeil dich Junge, denn gleich wird es dunkel draussen. Du stehst unter Zeitdruck!"

Also ich glaub eher, Steinzeitsohn wußte selbst, dass er Gas geben muss, weil er selbst sah, dass es zu dämmern begann und er dann fertig für die Höhle sein mußte :D
 
Werbung:
Auch das stimmt so nicht. In der Gedankenstille ist keine Idiotie - außer man mißt es an den gesellschaftlichen Vorgaben vielleicht ... Unsere "Gedanken" werden dann nur nicht mehr von uns gemacht, sondern sie fließen in uns und aus uns, wenn wir sie brauchen. Gedankenstille heißt ja auch nicht, dass wir von jetzt auf gleich das Denken einstellen ... wir geben ihm nur eine andere Priorität ...

Wenn ich hier schreibe, denke ich nicht - ich lasse es einfach aus mir rausfließen. Entstehen und aufschreiben sind eins. Es ist meine Wahrheit, die da aus mir rausfließt und das gibt meinen Worten Kraft. Wenn ich anfange zu denken, dann fließt nichts mehr, dann gibt es Kuddelmuddel und Verwirrung, weil der Verstand eine andere Quelle benutzt, als die Gedankenstille.

In der Stille steigen Worte und Gedanken auf und ich kann entscheiden, was ich damit mache - hinhören, nur beobachten oder auch abstellen. Die Stille geht mit der Aufmerksamkeit Hand in Hand ... es hat sich also nur verschoben und ich kann aus der Stille schöpfen, wenn ich will und ganz bei dem Sein, was ich tue ...

Woher willst Du denn wissen was stimmt und was nicht?

***Beleidigung entfernt***
 
Nicht der Geist im Verstand erzeugt das Gefühl von Zeit, sondern unsere Urahnen erzeugten in uns das Gefühl von Zeit indem sie einen Stock in den Boden schoben und den Schatten beobachteten. Man nannte es Sonnenuhr. Durch die Sonnenuhr kamen die Urzeitmenschen dann unter 'Zeitdruck'.

Wir können noch eine Stufe höher gehen in der Abstraktionsebene und feststellen, dass die Zeit aufgrund der Planetenrotation um die Sonne herum entsteht. Ja, klingt auch plausibel.
Aber mal angenommen, ich schieße Dich in einer Weltraumkapsel an einen Ort (Transfusionsleitung zum ernähren und automatische System zum Ausscheiden inkl.), und hole Dich nach einem Jahr wieder zurück. Was glaubst Du, welches Zeitgefühl Du dabei in völliger Isolation haben wirst?
Oder anderes Szenario: BigBang mit einem schwarzen Loch und alles ist futsch. Du aber als Gefühl bist noch da! Nirgendwo ein Objekt! Was ist dann?
Dann gibt es weder Zeit noch einen Raum. Um eine Distanz wahrnehmen zu können, braucht es mindestens zwei Objekte. Und in diesem Nichts schweben wir. Die Objekte darin bewegen sich und erzeugen so was wie Zeit und Raum, doch im Grunde genommen eine Illusion.

Und das mit der Verblödung ist das dämlichste Gerücht, was ich je in diesem Zusammenhang gehört habe. Im Gegenteil, Dein Verstand ist kristallklar und funktioniert wunderbar, wenn man ihn für praktische Zwecke benötigt. Hinzu kommt, dass der Corpus Callosum (Balken zwischen den Hemisphären) mehr und mehr durchlässig wird. Dadurch kann ein viel größerer Datentransfer zwischen den Hirnhäflten stattfinden. Bisher Unbewusstes (re. Hemispähre) wird nun zugänglich und zeigt sich auch durch neue Wahrnehmungsfähigkeiten. Keine Spur von Verblödung!
 
Hai Trix,

o.k., nun verstehe ich, was Du meinst.

Im Grunde genommen wollte ich mit meinem ersten Posting die Frage aufwerfen, was ist also *ICH* und was ist die *eigentliche Natur* ? Wenn also das *ICH* und die *eigentliche Natur* hier gleichgesetzt werden, und der Eingangs-Beitrag impliziert dies in gewisser Weise, dann würde ich sagen, da passt etwas nicht zusammen. Denn das *ICH* zeichnet sich ja dadurch aus, daß es permanent von einem Gedanken zum nächsten springt und gar kaum in der Lage ist, sich auf einen einzelnen Gedanken zu fokussieren oder eine *Gedankenleere* herzustellen, was immer das sein mag.

Die Frage, die sich also an den Thread-Starter stellt, ist folgende: Was ist mit *eigentlicher Natur* genau gemeint ? Und was mit *ICH* ? Ist es unsere eigentliche Natur, daß das *ICH* gedankenleer ist ? Schwer vorstellbar, wenn man bedenkt daß bis zu 60.000 Gedanken und mehr pro Tag gedacht werden. Also sollte man hier vielleicht ein wenig mehr, des besseren Verständnis wegen, differenzieren um was genau es geht. Daher meine Zweifelelei zu Beginn. :)

Wie äußert er sich ? Der allumfassende Gedanke ? Nun, nicht durch Wörter, nicht durch Umschreibungen. Kontemplativer Gedanke nimmt einen einzigen Gedanken oder ein Objekt oder eine Wesenheit und kontempliert darüber, denkt tief darüber nach. Dieser Gedanke erweitert dann das Verstehen, erweitert das Sichtfeld, das Blickfeld, erweitert das Wissen. Nicht der ständige Gebrauch von Text, Text, Wörtern usw. Das ist die herabsetzende Begrenzung dieses Gedankens.

Habe ich JEMALS erwartet, daß Du vor mir auf die Füsse (Knie ?) fällst ??? :confused:

:liebe1:
Ach nein, vergiss das mit den Knien.

Hi Amanda,

aha, jetzt kann ich das schon verstehen, was du meintest, könnte man es so zusammenfassen, dass die Quelle für die Worte, die wir in uns hören, unterschiedliche Charaktere aufweist? Ich meine das so, dass wir z.B. Gedanken des Zweifels in uns haben. Dieser Innere Zweifler ist z.B. bei meinem Männe hier immer wieder sehr stark. Es steckt da eine ganz bestimmte Kindheitserfahrung hinter und so ist dieser Wesenszug wohl entstanden. Also hat er eben Zweifelgedanken zu kontemplieren. Andere Kinder haben andere "innere Antreiber", bei mir war es z.B. sehr lange eine verdeckte Wut. Auch hier war der Auslöser in der Kindheit begraben.

Du hast Recht, würde ich sagen: wir erleben durch Kontemplation eine Erfahrung unserer inneren Worte und der sie motivierenden Emotion. Wenn man Kontemplation übt, dann kann man ja durchaus erlernen, Gedanken "bewusst" zu denken und auch vom Beobachten der Gedanken weg zu gehen und sich der Emotion zuzuwenden, welche die Gedanken motiviert. Die motivierende Emotion ist ja ganz entscheidend für die Qualität der Gedanken: welche Worte werden gewählt und was für eine Absicht ist in ihnen gelegen?

Ich weiss nicht, ob das für viele nachvollziehbar ist, aber jedes einzelne Wort, das in uns entsteht, geht in uns ganzheitlich ein, es erscheint nicht nur im Geist, sondern es geht mit seiner Schwingung und in seinem Zusammenhang ein in unsere Organe, in unsere Haltung, unser Wesen und so macht unser Denken uns zu dem was wir sind, mit unseren Ressourcen und Fähigkeiten ebenso wie mit unseren Leiden und Schwächen. Unser Denken ist ja auch alles, was wir in unserer Sklavengesellschaft wirklich frei ausüben dürfen. Mit dem äussern von Worten sieht das ja schon ganz anders aus.

Worauf ich ja nun gerne hinaus wollte mit meiner Frage, was Gott denn "hat" in seinem Geist, wenn es nicht Stille ist, sondern ein Wort, das ist ja die Ebene, die quasi hinter der "Lautbildungsmöglichkeit" des Geistes liegen.

Quasi nicht ver stehen, sondern einfach nur stehen, leer, wie ein Diamant. Im Chi Gong und im Tai Chi lernen wir das ganz toll, da habe ich lange beim Stehen und auch in der Bewegung innerlich Worte gehabt, und seien es nur im TaiChi die Namen der Figuren, die ich wiederholt habe, ganz einfach um sie zu lernen. "Interesse" war da die Motivation, der Wunsch zu lernen. Dies geschah am Anfang mit Worten. Nach einer Weile stellte sich dann aber ein Lernen des Körpers ein: der Geist schwieg und der Körper versuchte zu spüren, diese eine Bewegung zu machen und nicht die Bewegung, die das Ich kennt. Denn: die Struktur, die Form, die man lernt, ist nur ein "Muster", das man wieder loslassen muss, um die Energie selber, das TaiChi, die Grosse Kraft, zu bekommen und nicht beim Ausüben einer Praxis stehen zu bleiben. Wenn immer nur das Ich TaiChi macht, z.B. weil es so schön ist, dann wandelt der Körper nicht, der Muskeltonus geht nicht herunter auf eine einfache Kontraktion aller Muskulaturen gleichzeitig, denn das Ich ist dazu gar nicht in der Lage.

Bei der Meditation habe ich das eigentlich ganz genauso erlebt: als ich damit angefangen habe, waren sehr viele, sehr bunte Gedanken, die sich eben um meine Lebensbeschäftigung drehten. (ob die jetzt von einem Ich erlebt wird, von einem Selbst, einer Seele oder einem Geist, ist mir persönlich nicht interessant, ich erlebe immer schon lieber ungeteilt und mag solche theoretischen Konstrukte nur als Verständnishilfe).
Dann kam eine Zeit, in der Lücken zwischen den Gedankenteilen auftauchten und schliesslich ging der Fokus ganz auf die Atmung und dann- und ich nehme mal an, das bleibt dann jetzt so- auf den Wandel des Sauerstoffs in den Zellen. (ich bin pragmatisch, Licht und Gedönse können für mich nur Metaphern sein, die Realität nicht meinen, aber diese Vorstellungen sind Hilfen beim Verstehen, was Absicht ist und wo sie herkommt).

So. Wie ist das jetzt im Aspekt "Gott"? Der hat ja zunächst einmal mit mir nichts zu tun, ich bin Mensch, der z.B. das erfahren kann, was ich da jetzt mal ermüdenderweise beschrieben habe, und ich bin ein Teil des Alls, also ein Teil von Gott, aber ja nicht Gott selber. Das ginge schlecht, denn dann wären wir hier mehrere Milliarden Götter auf Erden und bisher sagte man uns, wir seien Menschen.

Also, was hat dieser Typ Gott da jetzt im Geist? Er wird ja nicht rumdenken, nehme ich an, er wird ja gewissermassen schauen, dass hier alles läuft. Und dann wäre da noch die Frage: was genau hält er mit seiner Aufmerksamkeit am Laufen? Denn zu irgendetwas muss dieser Aspekt Gott ja gut sein.

Ich muss dazu sagen: ich habe nie "das Problem" empfunden, dass irgendein Aspekt ausserhalb von mir gelegen sei, das liegt daran, dass mir mal ein Toter näher war als die Lebenden und so habe ich eben gelernt, dass ich über für mich sichtbare Grenzen hinweg verbunden bin. Von diesem Menschen habe ich aber andererseits auch gelernt, nur von mir Selber auszugehen und davon, was ich beobachte und nicht irgendeine Vorstellung zu übernehmen, die sich mal jemand über die Bedeutung von irgendetwas gemacht hat. Das wird wohl auch der Grund sein, warum ich frage, ich will das ja nicht wissen um zu gucken, was Du weisst, mir geht es nur darum einmal zu begreifen, warum Worte begrenzt sind und was es sonst noch gibt, wo diese Quelle ist und wie man sie anzapft. Und: was in ihr drin ist natürlich. Milch und Honig sagt man ja :weihna1 . (vielleicht ist Gott ja doch der Kühlschrank? :confused: Ach ne, der Kühlschrank ist Teil Gottes, aber nicht Gott selber, ja, so wird es wohl sein. Und doch: der Mensch kann den Kühlschrank zu seinem Gott machen. Hat Gott am Ende gar etwas mit Sucht zu tun?)

Liebe Grüsse, Verzeitung für die Morgenlektüre, mein Kaffeespiegel ist noch nicht hoch genug.
Trixi Mausi
 
Zum Thema- Gehe über den Verstand hinaus erinnere ich mich an einen Text, den ich im August schrieb und der freilich aktuell bleibt:


Warum soll ich etwas halten, was nicht ist? Es ist die Grenze, die ich halte, diesen Schutzmantel der mir die Illusion gegeben hatte, es gäbe da eine Person. Diese selbstgebastelte oder karmagebastelte oder gesellschaftsgebastelte, input-gebastelte Person ist nichts als ein Gummianzug um ein NICHTS.
Wenn ich nun diese Grenze lockere und probeweise öffne, dann komme ich genau da hin, wo ich in Meditationen oft war. In die grenzenlose Weite, in die Freiheit der Seele. Das ich gibt es nicht und hat es nie gegeben. Es gibt lediglich die Illusion eines ich. Und die Grenze um das Nichts ist die Kontur, das Profil, der Charakter.

Was bleibt, wenn aufräumt wird mit den Illusionen?
Es bleibt die Weite, es bleibt das ganze Universum- das erschaffene und das unerschaffene. Und es bleibt die Stimme des höheren Selbst, die auf jeden Moment frei reagieren kann, ja diesen sogar miterschafft. Es geschieht die mystische Verbindung mit allem was ist. Es bleibt das Leben, welches sich in jedem Moment neu erschafft.

K.S.
 
@ Josh

hai, ffür mich war auch immer wichtig, das Leid, das ich empfunden habe, auch im Körper wirklich festzustellen: wo genau kommt das nun her da in diesem Wassersack... Und dann habe ich eigentlich auch sehr davon profitiert, diese Gefühle auch körperlich sehr massiv auszudrücken. Also z.B. wenn ich Wut in mir hatte, diesen ungeheuren Druck wirklich im ganzen Körper zu spüren und ihn immer wieder zu bemerken und zu versuchen, die Verortung im rechten Oberbauch dadurch auszugleichen, dass der linke kleine Zeh genauso wütend ist. Wenn eine Energie den ganzen Körper durchdrungen hat, dann geht sie weg. Die Taoisten kennen da ganz gute Tierübungen, die habe ich gemacht, aber es gibt da sehr viele übungen, die man machen könnte. Eine meiner persönlichen Übungen war auch gelegentlich, mir einen festen Stiefel anzuziehen und im Keller gegen die Wand zu treten (in Ermangelung eines Punching-Balls).
Was ich meine ist: rauslassen und wenn nötig sogar aktiv potenzieren, was da an Leid ist. Brüllen, schreiben, eine zeternde, lamentierende orientalische Frau werden, wenn es sein muss, die die Arme in den Himmel reckt und schreit Allah, Allah, warum haben die Amerikaner mein Kind zerbombt?! So etwa, den inneren Bombeneinschlag in Deinem persönlichen Leben AUS machen, körperlich, ihn richtig rausziehen. Man muss das auch wollen. Das hier erinnert mich daran. All die vielen Stimmen und Worte in Dir müssen diese Eine Faust bilden. Wir Männer sind da etwas anders zu handhaben als Frauen, glaube ich beobachtet zu haben. Wir benötigen mehr "Druck" im Körper. (klingt vielleicht profan, aber ich glaube, es hängt damit zusammen, dass unsere Genitalien ausserhalb der Körperhöhle sind und gerade der die Aggression
bestimmende Leber-Meridian verläuft mit einem Teil hübsch brav durch die Eier. Unsere Essenz liegt ausserhalb der Körperhöhle, deshalb sind wir einfach anders als Frauen. Also ist Mannsein auch ein Thema. Hier. So oder so. Wähle selbst. Natürlich, wir haben auch eine innere Frau, ohne die der maskuline Anteil von uns gar nicht die ENergie aufbringen kann, Wandlung zu bewirken.

Liebe Grüsse,
Trixi Maus

P.s.: warum geht mir immer wieder das Wort "Fuck" durch den Geist, wenn ich Dir schreibe? Vielleicht kannst Du da mehr mit anfangen als ich, weil ich das Wort eigentlich sonst nicht gebrauche.
:liebe1:

:liebe1:
 
Tja, Trixi, die Arbeit am Gummianzug ist eben die andre Seite der Medaille.
Genau... die Emotionen vollständig zulassen, in jeder Faser spüren und willkommen heißen! Aber eben nicht drin hängen bleiben. Raus damit einerseits und in die nächst tiefere Wahrnehmungsebene gehen. Um beim Beispiel Wut zu bleiben... da könnte man schließlich erleben, dass sie von der tieferliegenden Emotion der Angst gespeist ist. Dann wäre dran, diese Angst vollständig zu erleben. Und da aber auch nicht hängen bleiben, sondern das darin verborgene Erkenntnis-Geschenk entdecken... könnte etwa Verlassenheit/Einsamkeit sein. Dieses Fühlen dann vollständig auskosten :clown: ... Und was steht hinter der Einsamkeit? Meist natürlich eine Verlassenwerd-Erfahrung, mit der dann mal aufgeräumt werden könnte... Und noch tiefer spürend, so der Mut vorhanden weiterzugehen, da kommt dann wahrscheinlich erst mal tiefer Nebel oder Dunkelheit und dann kann schließlich die Einheitserfahrung überraschend auftauchen... die vollständige, zweifellose Liebe, in der alles und jedes und Jeder letztlich zu Hause ist, wenn die Emotions-Hüllen gefallen sind... In dieser Wurzel liegt dann die eigentliche Heilungsquelle...

K.S.
 
Ach nein, vergiss das mit den Knien.

Hi Amanda,

aha, jetzt kann ich das schon verstehen, was du meintest, könnte man es so zusammenfassen, dass die Quelle für die Worte, die wir in uns hören, unterschiedliche Charaktere aufweist? Ich meine das so, dass wir z.B. Gedanken des Zweifels in uns haben. Dieser Innere Zweifler ist z.B. bei meinem Männe hier immer wieder sehr stark. Es steckt da eine ganz bestimmte Kindheitserfahrung hinter und so ist dieser Wesenszug wohl entstanden. Also hat er eben Zweifelgedanken zu kontemplieren. Andere Kinder haben andere "innere Antreiber", bei mir war es z.B. sehr lange eine verdeckte Wut. Auch hier war der Auslöser in der Kindheit begraben.

Du hast Recht, würde ich sagen: wir erleben durch Kontemplation eine Erfahrung unserer inneren Worte und der sie motivierenden Emotion. Wenn man Kontemplation übt, dann kann man ja durchaus erlernen, Gedanken "bewusst" zu denken und auch vom Beobachten der Gedanken weg zu gehen und sich der Emotion zuzuwenden, welche die Gedanken motiviert. Die motivierende Emotion ist ja ganz entscheidend für die Qualität der Gedanken: welche Worte werden gewählt und was für eine Absicht ist in ihnen gelegen?

Ich weiss nicht, ob das für viele nachvollziehbar ist, aber jedes einzelne Wort, das in uns entsteht, geht in uns ganzheitlich ein, es erscheint nicht nur im Geist, sondern es geht mit seiner Schwingung und in seinem Zusammenhang ein in unsere Organe, in unsere Haltung, unser Wesen und so macht unser Denken uns zu dem was wir sind, mit unseren Ressourcen und Fähigkeiten ebenso wie mit unseren Leiden und Schwächen. Unser Denken ist ja auch alles, was wir in unserer Sklavengesellschaft wirklich frei ausüben dürfen. Mit dem äussern von Worten sieht das ja schon ganz anders aus.

Worauf ich ja nun gerne hinaus wollte mit meiner Frage, was Gott denn "hat" in seinem Geist, wenn es nicht Stille ist, sondern ein Wort, das ist ja die Ebene, die quasi hinter der "Lautbildungsmöglichkeit" des Geistes liegen.

Quasi nicht ver stehen, sondern einfach nur stehen, leer, wie ein Diamant. Im Chi Gong und im Tai Chi lernen wir das ganz toll, da habe ich lange beim Stehen und auch in der Bewegung innerlich Worte gehabt, und seien es nur im TaiChi die Namen der Figuren, die ich wiederholt habe, ganz einfach um sie zu lernen. "Interesse" war da die Motivation, der Wunsch zu lernen. Dies geschah am Anfang mit Worten. Nach einer Weile stellte sich dann aber ein Lernen des Körpers ein: der Geist schwieg und der Körper versuchte zu spüren, diese eine Bewegung zu machen und nicht die Bewegung, die das Ich kennt. Denn: die Struktur, die Form, die man lernt, ist nur ein "Muster", das man wieder loslassen muss, um die Energie selber, das TaiChi, die Grosse Kraft, zu bekommen und nicht beim Ausüben einer Praxis stehen zu bleiben. Wenn immer nur das Ich TaiChi macht, z.B. weil es so schön ist, dann wandelt der Körper nicht, der Muskeltonus geht nicht herunter auf eine einfache Kontraktion aller Muskulaturen gleichzeitig, denn das Ich ist dazu gar nicht in der Lage.

Bei der Meditation habe ich das eigentlich ganz genauso erlebt: als ich damit angefangen habe, waren sehr viele, sehr bunte Gedanken, die sich eben um meine Lebensbeschäftigung drehten. (ob die jetzt von einem Ich erlebt wird, von einem Selbst, einer Seele oder einem Geist, ist mir persönlich nicht interessant, ich erlebe immer schon lieber ungeteilt und mag solche theoretischen Konstrukte nur als Verständnishilfe).
Dann kam eine Zeit, in der Lücken zwischen den Gedankenteilen auftauchten und schliesslich ging der Fokus ganz auf die Atmung und dann- und ich nehme mal an, das bleibt dann jetzt so- auf den Wandel des Sauerstoffs in den Zellen. (ich bin pragmatisch, Licht und Gedönse können für mich nur Metaphern sein, die Realität nicht meinen, aber diese Vorstellungen sind Hilfen beim Verstehen, was Absicht ist und wo sie herkommt).

So. Wie ist das jetzt im Aspekt "Gott"? Der hat ja zunächst einmal mit mir nichts zu tun, ich bin Mensch, der z.B. das erfahren kann, was ich da jetzt mal ermüdenderweise beschrieben habe, und ich bin ein Teil des Alls, also ein Teil von Gott, aber ja nicht Gott selber. Das ginge schlecht, denn dann wären wir hier mehrere Milliarden Götter auf Erden und bisher sagte man uns, wir seien Menschen.

Also, was hat dieser Typ Gott da jetzt im Geist? Er wird ja nicht rumdenken, nehme ich an, er wird ja gewissermassen schauen, dass hier alles läuft. Und dann wäre da noch die Frage: was genau hält er mit seiner Aufmerksamkeit am Laufen? Denn zu irgendetwas muss dieser Aspekt Gott ja gut sein.

Ich muss dazu sagen: ich habe nie "das Problem" empfunden, dass irgendein Aspekt ausserhalb von mir gelegen sei, das liegt daran, dass mir mal ein Toter näher war als die Lebenden und so habe ich eben gelernt, dass ich über für mich sichtbare Grenzen hinweg verbunden bin. Von diesem Menschen habe ich aber andererseits auch gelernt, nur von mir Selber auszugehen und davon, was ich beobachte und nicht irgendeine Vorstellung zu übernehmen, die sich mal jemand über die Bedeutung von irgendetwas gemacht hat. Das wird wohl auch der Grund sein, warum ich frage, ich will das ja nicht wissen um zu gucken, was Du weisst, mir geht es nur darum einmal zu begreifen, warum Worte begrenzt sind und was es sonst noch gibt, wo diese Quelle ist und wie man sie anzapft. Und: was in ihr drin ist natürlich. Milch und Honig sagt man ja :weihna1 . (vielleicht ist Gott ja doch der Kühlschrank? :confused: Ach ne, der Kühlschrank ist Teil Gottes, aber nicht Gott selber, ja, so wird es wohl sein. Und doch: der Mensch kann den Kühlschrank zu seinem Gott machen. Hat Gott am Ende gar etwas mit Sucht zu tun?)

Liebe Grüsse, Verzeitung für die Morgenlektüre, mein Kaffeespiegel ist noch nicht hoch genug.
Trixi Mausi

Moin Trix,

das Lesen Deiner geschriebenen Sätze ist ja richtig erholsam geworden, sowas aber auch :liebe1: .

Keine Bange, habe mir bereits andere Lektüre heute morgen reingezogen, die mich gewappnet oder amüsiert hat für den Rest des Tages.

Nun, wie wäre es mit Bildern statt Wörtern ? Wie wäre es mit einem klar umrissenen Bild ? Ohne Sprache.

Wis sind sicher nicht Gott selbst, aber könnten wir - jeder für sich - vielleicht ein Fragment davon sein ? Ein kleiner Splitter im Ganzen ? Somit verbunden mit dem Ganzen ? Und nur durch Individualität `getrennt` vom Ganzen, aber doch inmitten drin ?

Ja, rumschauen ist schonmal nicht schlecht das Bild. Genau, zu irgendwas muß dieses ´Rumschauen´ ja gut sein, das denke ich auch. Vielleicht garantiert dieses `Rumschauen` unsere materielle Existenzform ? Und nicht nur die unsere, sondern die Existenz all dessen, mit was wir hier so interagieren ? Und wenn wir der ´verlängerte Arm´ oder die Arme sind, dann sind es vielleicht auch wir, die irgendwie garantieren, daß sich hier nicht alles in Wohlgefallen auflöst ? (Habe mit den Dekohärenzen noch so meine Schwierigkeiten :) )

Stellt sich doch berechtigterweise die Frage, was es ist, was sich hier alles so perfekt zusammenfügen läßt ?

Wenn Du ein Haus architektonisch planst, was machst Du dann ? Beschreibst Du es nur mit Wörtern ? Um es dann zu bauen oder bauen zu lassen ? Oder gibt es auch Zeichnungen dazu ? (Und natürlich jede Menge Berechnungen).

Amanda

:)
 
Werbung:
@ Josh

hai, ffür mich war auch immer wichtig, das Leid, das ich empfunden habe, auch im Körper wirklich festzustellen: wo genau kommt das nun her da in diesem Wassersack... Und dann habe ich eigentlich auch sehr davon profitiert, diese Gefühle auch körperlich sehr massiv auszudrücken. Also z.B. wenn ich Wut in mir hatte, diesen ungeheuren Druck wirklich im ganzen Körper zu spüren und ihn immer wieder zu bemerken und zu versuchen, die Verortung im rechten Oberbauch dadurch auszugleichen, dass der linke kleine Zeh genauso wütend ist. Wenn eine Energie den ganzen Körper durchdrungen hat, dann geht sie weg. Die Taoisten kennen da ganz gute Tierübungen, die habe ich gemacht, aber es gibt da sehr viele übungen, die man machen könnte. Eine meiner persönlichen Übungen war auch gelegentlich, mir einen festen Stiefel anzuziehen und im Keller gegen die Wand zu treten (in Ermangelung eines Punching-Balls).
Was ich meine ist: rauslassen und wenn nötig sogar aktiv potenzieren, was da an Leid ist. Brüllen, schreiben, eine zeternde, lamentierende orientalische Frau werden, wenn es sein muss, die die Arme in den Himmel reckt und schreit Allah, Allah, warum haben die Amerikaner mein Kind zerbombt?! So etwa, den inneren Bombeneinschlag in Deinem persönlichen Leben AUS machen, körperlich, ihn richtig rausziehen. Man muss das auch wollen. Das hier erinnert mich daran. All die vielen Stimmen und Worte in Dir müssen diese Eine Faust bilden. Wir Männer sind da etwas anders zu handhaben als Frauen, glaube ich beobachtet zu haben. Wir benötigen mehr "Druck" im Körper. (klingt vielleicht profan, aber ich glaube, es hängt damit zusammen, dass unsere Genitalien ausserhalb der Körperhöhle sind und gerade der die Aggression
bestimmende Leber-Meridian verläuft mit einem Teil hübsch brav durch die Eier. Unsere Essenz liegt ausserhalb der Körperhöhle, deshalb sind wir einfach anders als Frauen. Also ist Mannsein auch ein Thema. Hier. So oder so. Wähle selbst. Natürlich, wir haben auch eine innere Frau, ohne die der maskuline Anteil von uns gar nicht die ENergie aufbringen kann, Wandlung zu bewirken.

Liebe Grüsse,
Trixi Maus

P.s.: warum geht mir immer wieder das Wort "Fuck" durch den Geist, wenn ich Dir schreibe? Vielleicht kannst Du da mehr mit anfangen als ich, weil ich das Wort eigentlich sonst nicht gebrauche.
:liebe1:

:liebe1:



Hallihallo....
das mit der Wut rauslassen.. Ich weiß nicht ob das Sinnvoll ist... das ist... es geht für mich nicht darum die Wut auf diese Weise rauszulassen, dass ich rumbrülle oder was kaputt mache. Ich will die Schmerzen nicht ausdrücken, sondern sie einfach bewusst machen, annehmen, in mir wahrnehmen.
vielleicht verhindere ich das, wenn ich anfange auf Dinge einzuschlagen oder rumzubrüllen.... Ich weiß nicht.... ich werde dir berichten, wenn ich erfahrungen gemacht habe...

Ach und.... Ich spreche zwar englisch und zwar viel den ganzen Tag, aber fuck.... benutze ich auch nicht.
Es kommt vor, dass ich mal schei... sage ;-)

Alles Liebe
 
Zurück
Oben