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Faydit
Guest
Schätze (Quantenwahrscheinlichkeit)
Zwei Kinder, ein Mädchen und eine Junge begegnen sich auf einer Wegkreuzung im Wald, beschließen, ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen. Der Weg ist ja eigentlich durchaus gut sichtbar, aber manchmal ist im Wald selbst irgendwas doch viel interessanter, muss gesehen, entdeckt werden, klar. Und irgendwann wissen sie nicht mehr so recht, wo denn nun der Weg geblieben ist. Sie suchen, wenn einer ihn findet ruft er den anderen.
Während sie sich so zwischen dem Suchen, Finden und Entdecken unterhalten, komme sie darauf, dass sie eigentlich beide davon gehört haben, dass am Ende eines bestimmten Weges durch den Wald irgendwo ein Schloss sein müsse, herrenlos, unbewohnt, vielleicht sogar mit längst vergessenen Schätzen darin? Sie sind sich bald einig, dass der Weg dem sie so doch mehr oder weniger folgen, ganz bestimmt der richtige dorthin sein müsse.
Manchmal verlieren sie einander selbst aus den Augen, müssen sich wieder suchen, finden, und manchmal bekommt einer der beiden dann Angst, ein seltsames, schaurig-schönes Gefühl, sich so ganz alleine und verloren zu fühlen, irgendwie spannend. Und dann reagiert derjenige auch nicht auf das Rufen des anderen, schweigt, versteckt sich, nur so zum Spaß, um zu sehen, was geschieht. Bis die Angst dann schließlich doch beide gepackt hat und sie wieder lieber eine Weile froh sind dass sie nicht wirklich hier alleine sein müssen. Kinder die spielen eben.
Der Wald ist groß und weitläufig, also dauert ihre Suche, Reise auch ganz schön lange. Und sogar so lange, dass die Kinder langsam älter werden.
Eines Tages, sie gelangen gerade über eine Hügelkuppe, bleiben sie beide wie angewurzelt stehen. Der Wald ist zu Ende, und auf der anderen Seite des Abhangs, auf einer einzelnen Steinklippe, die vom Ufer etwas entfernt ist, sehen sie ihr so lange gesuchtes Schloss. Eine Brücke führt über einen nebelverhangenen Abgrund direkt zum Eingang. Dahinter erstrecken sich, so weit das Auge sieht, nur, tieferliegende Nebel und Wolken, es wirkt wie das Ende der Welt, hinter ihnen der Wald, vor ihnen Die Klippen, ein Abgrund, nicht erkennbar, wohin führend, wie tief, darüber ein klarer blauer Himmel. Nur um und über dem Schloss wirkt er etwas anders, fahler, kühler, so wie auch das Schloss mit seinem bereits etwas schmutzigem Weiß und dem vielen hellen Blau eigenartig kalt wirkt.
Sie sehen einander an, und laufen den Abhang hinunter. Vor der Brücke bleiben sie stehen, Atem holend, von der Nähe wirkt die Anlage ganz schön groß. So still ist sie, nicht ist zu hören. Als ob das Schloss auf etwas warten würde.
Version I:
Der Junge bleibt stehen, zögert, das Mädchen will weitergehen. Es schüttelt den Kopf. Sie lacht ihn aus. Geht ein paar Schritte vor.
Als sie sieht, dass es ihn ernst ist, wird sie wütend, versucht, ihn zu hänseln, wegen seiner Feigheit. Es tut ihm weh, aber er bleibt unbeirrbar. Versucht sie jetzt umgekehrt vom Weitergehen abzuhalten. Davon will sie aber nichts wissen.
Traurig, enttäuscht geht er alleine zurück in Richtung Wald. Auf der Hügelkuppe dreht er sich nochmal um, sie verschwindet gerade im jetzt seltsamerweise offenen Eingangstor.
Er setzt sich auf die Weise, er weiß, fürchtet was kommen wird, und doch kann er noch nicht gehen.
Es dauert nicht lange, dann hörte er einen Schrei, den er nie mehr vergessen wird. Der noch viel mehr wehtut als ihre Hänseleien zuvor.
Und in der darauffolgenden Stille beginnen langsam andere Geräusche zu ertönen. Die Mauern bekommen erste Sprünge, Risse, und schließlich beginnt das ganze Schloss, samt Brücke zu zerfallen, versinkt nach unten in die undurchsichtigen Nebel. Sogar die Klippe, auf der es stand, ist ein wenig kleiner geworden.
Und in dem Moment, in dem der letzte Rest des Schlosses versinkt, beginnt der Junge zu weinen. Er weiß dass er nichts anderes hätte tun können aber hinter dem Schmerz über den Verlust, die Trauer und auch der nunmehr tatsächlich so existente eigene Einsamkeit schwingt doch so etwas wie eine Art Schuldgefühl mit.
Dass der Wald, in dem er langsam verschwindet, lebendiger als zuvor zu sein scheint, auch bunter, fröhlicher, bemerkt er kaum. Der Heimweg wird lange und beschwerlich werden. So ganz alleine.
Version II:
Sie beginnen die Brücke zu überschreiten. Und irgendwie bekommen sie beide langsam ein mulmiges Gefühl, fassen einander an den Händen, sehen einander etwas zaghaft an, die Angst, die da langsam hochkommt, die Unsicherheit, fühlt sich anders an als die, die sie beim Spielen im Wald scherzhaft erlebten und auch genossen.
Sie müssen gar nichts zueinander sagen, sie spüren beide, dass was nicht so zu stimmen scheint, also drehen sie wieder um, und doch fällt jeder Schritt zurück eigenartig schwer, als ob sie etwas zu behindern würde.
Als sie von der Brücke heruntergelangt sind, hört dieses Gefühl auf, sie beginnen, zu laufen. Auf der Hügelkuppe drehen sie sich nochmal um, bevor sie wieder im Wald verschwinden. Dort fühlen sie sich sofort wieder wohler, lachen, und spielen sich eben diesmal in die andere Richtung.
Das Schloss steht da, langsam beginnen leichte Geräusche. Die Mauern bekommen erste Sprünge, Risse, und schließlich beginnt das ganze Schloss, samt Brücke zu zerfallen, versinkt nach unten in die undurchsichtigen Nebel. Sogar die Klippe, auf der es stand, ist ein wenig kleiner geworden.
Die Kinder bekommen davon nichts mehr mit.
Und in dem Moment, in dem der letzte Rest des Schlosses versinkt, beginnt plötzlich der ganze Wald zu blühen, zu leben, mehr als zuvor. Sogar die Vögel singen schöner und lauter, und die anderen Tiere und noch so ganz andere Wesen, die die Kinder noch nie gesehen hatten, trauen sich langsam aus ihren Verstecken hervor.
Langsam beginnen die zwei zu ahnen, was der von ihnen gesuchte Schatz eigentlich gewesen sein könnte. Den Wald verlassen sie nicht mehr. Stattdessen steht irgendwann auf einer kleinen Lichtung eine Hütte, in der eine junge Frau einem kleinen Kind die Geschichte zweier anderer Kinder erzählt, die sich auf der Suche nach einem Schloss und einem Schatz einmal beinahe verlaufen hätten. Und ihn doch fanden.
Die Frau lächelt, als sie ihren von der anderen Seite der Lichtung nach Hause kommen sieht. Das Leben kann so schön einfach sein. Und doch fragt sie sich manchmal, was sie in dem Schloss vielleicht hätte erwarten können.
Der Wind trägt eine alte Geschichte von einem seltsamen Schloss bis in die nächste Stadt. Ein paar Kinder höre sie, wieder einmal...
Zwei Kinder, ein Mädchen und eine Junge begegnen sich auf einer Wegkreuzung im Wald, beschließen, ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen. Der Weg ist ja eigentlich durchaus gut sichtbar, aber manchmal ist im Wald selbst irgendwas doch viel interessanter, muss gesehen, entdeckt werden, klar. Und irgendwann wissen sie nicht mehr so recht, wo denn nun der Weg geblieben ist. Sie suchen, wenn einer ihn findet ruft er den anderen.
Während sie sich so zwischen dem Suchen, Finden und Entdecken unterhalten, komme sie darauf, dass sie eigentlich beide davon gehört haben, dass am Ende eines bestimmten Weges durch den Wald irgendwo ein Schloss sein müsse, herrenlos, unbewohnt, vielleicht sogar mit längst vergessenen Schätzen darin? Sie sind sich bald einig, dass der Weg dem sie so doch mehr oder weniger folgen, ganz bestimmt der richtige dorthin sein müsse.
Manchmal verlieren sie einander selbst aus den Augen, müssen sich wieder suchen, finden, und manchmal bekommt einer der beiden dann Angst, ein seltsames, schaurig-schönes Gefühl, sich so ganz alleine und verloren zu fühlen, irgendwie spannend. Und dann reagiert derjenige auch nicht auf das Rufen des anderen, schweigt, versteckt sich, nur so zum Spaß, um zu sehen, was geschieht. Bis die Angst dann schließlich doch beide gepackt hat und sie wieder lieber eine Weile froh sind dass sie nicht wirklich hier alleine sein müssen. Kinder die spielen eben.
Der Wald ist groß und weitläufig, also dauert ihre Suche, Reise auch ganz schön lange. Und sogar so lange, dass die Kinder langsam älter werden.
Eines Tages, sie gelangen gerade über eine Hügelkuppe, bleiben sie beide wie angewurzelt stehen. Der Wald ist zu Ende, und auf der anderen Seite des Abhangs, auf einer einzelnen Steinklippe, die vom Ufer etwas entfernt ist, sehen sie ihr so lange gesuchtes Schloss. Eine Brücke führt über einen nebelverhangenen Abgrund direkt zum Eingang. Dahinter erstrecken sich, so weit das Auge sieht, nur, tieferliegende Nebel und Wolken, es wirkt wie das Ende der Welt, hinter ihnen der Wald, vor ihnen Die Klippen, ein Abgrund, nicht erkennbar, wohin führend, wie tief, darüber ein klarer blauer Himmel. Nur um und über dem Schloss wirkt er etwas anders, fahler, kühler, so wie auch das Schloss mit seinem bereits etwas schmutzigem Weiß und dem vielen hellen Blau eigenartig kalt wirkt.
Sie sehen einander an, und laufen den Abhang hinunter. Vor der Brücke bleiben sie stehen, Atem holend, von der Nähe wirkt die Anlage ganz schön groß. So still ist sie, nicht ist zu hören. Als ob das Schloss auf etwas warten würde.
Version I:
Der Junge bleibt stehen, zögert, das Mädchen will weitergehen. Es schüttelt den Kopf. Sie lacht ihn aus. Geht ein paar Schritte vor.
Als sie sieht, dass es ihn ernst ist, wird sie wütend, versucht, ihn zu hänseln, wegen seiner Feigheit. Es tut ihm weh, aber er bleibt unbeirrbar. Versucht sie jetzt umgekehrt vom Weitergehen abzuhalten. Davon will sie aber nichts wissen.
Traurig, enttäuscht geht er alleine zurück in Richtung Wald. Auf der Hügelkuppe dreht er sich nochmal um, sie verschwindet gerade im jetzt seltsamerweise offenen Eingangstor.
Er setzt sich auf die Weise, er weiß, fürchtet was kommen wird, und doch kann er noch nicht gehen.
Es dauert nicht lange, dann hörte er einen Schrei, den er nie mehr vergessen wird. Der noch viel mehr wehtut als ihre Hänseleien zuvor.
Und in der darauffolgenden Stille beginnen langsam andere Geräusche zu ertönen. Die Mauern bekommen erste Sprünge, Risse, und schließlich beginnt das ganze Schloss, samt Brücke zu zerfallen, versinkt nach unten in die undurchsichtigen Nebel. Sogar die Klippe, auf der es stand, ist ein wenig kleiner geworden.
Und in dem Moment, in dem der letzte Rest des Schlosses versinkt, beginnt der Junge zu weinen. Er weiß dass er nichts anderes hätte tun können aber hinter dem Schmerz über den Verlust, die Trauer und auch der nunmehr tatsächlich so existente eigene Einsamkeit schwingt doch so etwas wie eine Art Schuldgefühl mit.
Dass der Wald, in dem er langsam verschwindet, lebendiger als zuvor zu sein scheint, auch bunter, fröhlicher, bemerkt er kaum. Der Heimweg wird lange und beschwerlich werden. So ganz alleine.
Version II:
Sie beginnen die Brücke zu überschreiten. Und irgendwie bekommen sie beide langsam ein mulmiges Gefühl, fassen einander an den Händen, sehen einander etwas zaghaft an, die Angst, die da langsam hochkommt, die Unsicherheit, fühlt sich anders an als die, die sie beim Spielen im Wald scherzhaft erlebten und auch genossen.
Sie müssen gar nichts zueinander sagen, sie spüren beide, dass was nicht so zu stimmen scheint, also drehen sie wieder um, und doch fällt jeder Schritt zurück eigenartig schwer, als ob sie etwas zu behindern würde.
Als sie von der Brücke heruntergelangt sind, hört dieses Gefühl auf, sie beginnen, zu laufen. Auf der Hügelkuppe drehen sie sich nochmal um, bevor sie wieder im Wald verschwinden. Dort fühlen sie sich sofort wieder wohler, lachen, und spielen sich eben diesmal in die andere Richtung.
Das Schloss steht da, langsam beginnen leichte Geräusche. Die Mauern bekommen erste Sprünge, Risse, und schließlich beginnt das ganze Schloss, samt Brücke zu zerfallen, versinkt nach unten in die undurchsichtigen Nebel. Sogar die Klippe, auf der es stand, ist ein wenig kleiner geworden.
Die Kinder bekommen davon nichts mehr mit.
Und in dem Moment, in dem der letzte Rest des Schlosses versinkt, beginnt plötzlich der ganze Wald zu blühen, zu leben, mehr als zuvor. Sogar die Vögel singen schöner und lauter, und die anderen Tiere und noch so ganz andere Wesen, die die Kinder noch nie gesehen hatten, trauen sich langsam aus ihren Verstecken hervor.
Langsam beginnen die zwei zu ahnen, was der von ihnen gesuchte Schatz eigentlich gewesen sein könnte. Den Wald verlassen sie nicht mehr. Stattdessen steht irgendwann auf einer kleinen Lichtung eine Hütte, in der eine junge Frau einem kleinen Kind die Geschichte zweier anderer Kinder erzählt, die sich auf der Suche nach einem Schloss und einem Schatz einmal beinahe verlaufen hätten. Und ihn doch fanden.
Die Frau lächelt, als sie ihren von der anderen Seite der Lichtung nach Hause kommen sieht. Das Leben kann so schön einfach sein. Und doch fragt sie sich manchmal, was sie in dem Schloss vielleicht hätte erwarten können.
Der Wind trägt eine alte Geschichte von einem seltsamen Schloss bis in die nächste Stadt. Ein paar Kinder höre sie, wieder einmal...