Der innere Beobachter
Ziel: inneren Abstand von Gefühlen und Gedanken finden
Nimm bitte eine für dich bequeme und stabile Körperhaltung ein. Du kannst liegen, aber auch bequem
sitzen. Du kannst die Augen schließen, wenn du möchtest – wenn Du sie geöffnet lässt, empfehle ich
dir, den Blick auf einen festen Punkt vor dir zu richten.
Du kannst dich entspannen, wenn du willst, z. B. indem du sanft deine Aufmerksamkeit einige
Atemzüge lang auf das spontane Ein- und Ausfließen deines Atems lenkst; oder indem du mit der
inneren Aufmerksamkeit die Berührungsflächen deines Körpers zum Boden oder Stuhl wahrnimmst.
In jedem Augenblick behältst du die volle Kontrolle über alles, was geschieht. Um dir dieser Kontrolle
sicher zu sein, kannst du einen Körperteil (z. B. eine Faust, eine Wade) bewusst angespannt halten
oder hin und wieder kurz die Augen öffnen. Wenn du möchtest, triff jetzt eine bewusste Entscheidung,
ob du dich deinen inneren Wahrnehmungen öffnen möchtest.
Nun lade ich dich ein, mit dem inneren Beobachter in Kontakt zu kommen. Spüre zunächst nochmals,
wie dein Körper Kontakt mit dem Boden hat oder mit dem Sessel, dass er atmet, und mache dir
bewusst, dass du dies - ohne die Fähigkeit zu beobachten - gar nicht hättest wahrnehmen können.
Nutze nun ganz bewusst deine beobachtende Funktion, indem du achtsam beobachtend durch den
ganzen Körper wanderst, vom Scheitel bis zu den Sohlen, und dabei nimmst du wahr, wo es im Körper
schmerzhafte Stellen oder Verspannungen gibt. Nimm dir dafür einige Minuten Zeit, und mache dir
zwischendurch immer wieder klar: „Ich kann meinen Körper beobachten, also bin ich mehr als mein
Körper ...“ – und nimm dabei auch wahr, wie es sich auf dich auswirkt, dass du dir diese beobachtende
Funktion zu Nutze machen kannst.
Konzentriere dich nun einige Zeit darauf, dass du wahrnimmst, was du denkst. Beobachte deine
Gedanken. Manchmal ist es so, dass der Kopf wie leergefegt ist, wenn man anfängt, beobachten zu
wollen, was man denkt; dass man dann scheinbar gar nicht mehr denkt. Aber nach einer Weile fängt es
dann doch wieder an. Wenn du möchtest, kannst du deinen Gedanken auch eine gewisse innere
Ordnung geben, indem du unterscheidest zwischen den Gedanken, die sich auf die Gegenwart, auf die
Zukunft und auf die Vergangenheit beziehen. Und dadurch, dass du sie immer wieder beobachtest,
wird dir auch klarer, worüber du so viel nachdenkst. Jetzt in dieser Übung geht es allerdings mehr
darum, dass du dir deiner beobachtenden Fähigkeiten bewusst wirst. Und deshalb lade ich dich dazu
ein, während du deine Gedanken beobachtest, dir bewusst zu machen: „Ich kann meine Gedanken
beobachten, also bin ich mehr als meine Gedanken.“
Jetzt lade ich dich ein, zu beobachten, welche Stimmung in dir im Moment vorherrscht und ob sie sich
verändert hat. Wieder mit dem Wissen: „Ich kann meine Stimmung oder meine Stimmungen
beobachten, also bin ich mehr als meine Stimmung.“ Und dann lass dir noch einen Moment Zeit, deine
Gefühle zu beobachten. Welche Gefühle sind jetzt da? – „Ich kann meine Gefühle beobachten, also
bin ich mehr als meine Gefühle.“
Und zum Schluss kannst du dir klar machen, dass du auch beobachten kannst, dass du beobachtest.
Dieser Teil, der beobachtet, dass wir beobachten, den können wir auch die innere Zeugin nennen. Es
ist der Teil, der neutral wahrnimmt, was ist. Und diese Fähigkeit kannst du dir zu Nutze machen.
Wenn du verwickelt wirst, kannst du dich auf diesen Beobachter des Beobachters zurückziehen und
dadurch innere Distanz bekommen, wenn du möchtest.
Komme nun mit deiner ganzen Aufmerksamkeit wieder in die Gruppe zurück, indem du die
Körperspannung erhöhst, tiefer durchatmest, dich bewegst und die Augen öffnest. Ich zähle nun von
drei rückwärts nach eins und bei eins bist du hellwach, frisch und klar.
(Volker Bracke)
alles Liebe