Seitdem ich polymor lebe habe ich weniger Sex als zuvor in der Monokiste mit meinem Mann, die ich neun Jahre lang treu gelebt habe.
Und als mein Ex-Zweitie und ich uns letztes Jahr getrennt haben, weil seine Frau es nicht ertrug ihren Mann zu teilen, obwohl die Idee von ihr ausging, hatte ich genauso Liebeskummer, als wäre ich nur monogam mit ihm zusammen gewesen.
Also, welches starke Triebleben?
Das tut mir Leid, liebe Anevay!
Das muss sehr schmerzhaft gewesen sein und vielleicht ist es das immer noch. Ich kann mir gut vorstellen, das da die Hilflosigkeit auch aufkommt, weil in dieser Situation selbst betroffen ist, und nicht mit entscheiden konnte. Die Entscheidung über einen getroffen wird. Ein liebevoller Umgang miteinander (also aller Betroffenen) ist das wohl nicht gerade gewesen?
Mich macht solche eine Haltung immer sehr wütend, ohnmächtig und natürlich auch traurig.
Polyamor zu leben, bedeutet eben nicht sich einfach nur zu nehmen, was selbst haben will, sondern es ist ein Königsweg m.E. mit viel Achtsamkeit und Umsicht. Dieser Weg geht sich eben nicht alleine, sondern nur in einem Miteinander, immer mit dem Anderen gemeinsam, Schritt für Schritt und oft wird ein Schritt vorgesetzt und dann wieder 2 Schritte zurück.
Und nicht anders ist es eben auch da mit der eigenen Sexualität, die gelebt wird. Ich hatte es irgendwann satt, Sex ohne Liebe zu leben. Dinge zu tun, weil Frau diese so tut (anerzogene Gesellschaftsnormen), oder gar um zu gefallen. Also verzichtete ich. Ich wollte nicht mehr benutzt werden als Kompensation und natürlich selbst auch nicht benutzen um zu kompensieren. Ich kann also Lynn da gut nachvollziehen. Ich habe festgestellt, dass es den Menschen scheinbar sehr schwer fällt sich wirklich und echt aufeinander einzulassen. In die Bindung zu gehen. Und ohne zu sich selbst erstmal eine Bindung zu entwickeln, wird es nun mal schwierig eine Bindung zu einem anderen Menschen aufzubauen, sich entwickeln zu lassen. Dies nicht nur zu wollen, sondern es in der Tat eben auch ganz pragmatisch zu können. Ich will mich da nicht ausschließen. Es ist unser aller Thema, würde ich meinen.
Es ist eine tägliche Arbeit, manchmal auch anstrengend, aber eben auch sehr bereichern und leicht in den Momenten, wo sich selbst UND der andere/die anderen sich leben können. Eben nicht verstecken müssen, nicht ausgeschlossen werden.
Ich bin sehr froh, dass sich mir diese Chance ermöglicht und ich diesen Weg gehen darf. Doch auch mich beschäftigen die gesellschaftlichen Blicke, die eben nicht verstehen und nachvollziehen können. Es auch oft gar nicht wollen. Die wohl möglich noch ihre eigenen persönlichen Ängste dann auf mich übertragen wollen. Schließlich ist es ja nicht so, als würde ich diese Ängste nicht kennen und nicht erleben. Natürlich! Ich tue das und vor allem durchlebe ich diese ganz bewusst! Stelle mich ihnen. Jeden Tag erneut.