Meinst du Essäer oder Essener?
Die Essäer und die Essener sind dieselbe jüdische Sekte, die neben Mose, dem Propheten Elija, Jesus Sirach und den Therapeuten, die so ähnlich wie die Essener organisiert waren, aber in Ägypten (Alexandria) lebten, als Vorläufer der christlichen Mönchsorden gelten. Da ich mich vor kurzen mit diesem Thema beschäftigt habe, möchte ich einmal aufzeigen, was ich dabei herausgefunden habe. (Alles weitere auf der Seite Brahmachari, siehe unten. Sehr interessant sind die Ausführungen über Mose und den Propheten Elija.)
Die Essener - Teil 1
1947 fanden Beduinen in der Nähe von Qumran am Toten Meer in einer Höhle Schriftrollen, die allerdings nicht vollständig erhalten waren. Nachdem man erkannt hatte, welche Bedeutung diese Schriftrollen hatten, forschte man weiter. Bis heute fand man in insgesamt 11 Höhlen etwa 900 Schriftrollen. Bei den Rollen handelt es sich in der Regel um Lederrollen aus Ziegen- oder Schafshaut; auch Papyrus kommt als Schreibmaterial vor. Eine Rolle ist aus Kupferblech. Die Rollen wurden in Tonkrügen, die mit einem Deckel versehen waren, aufbewahrt. Aus 80.000 Bruchstücken der Schriftrollen wurden puzzleartig 15.000 zusammenhängende Schriftstücke rekonstruiert. In den elf Höhlen von Qumran wurden hebräische, aramäische, nabatäische, gelegentlich auch griechische und lateinische Handschriften gefunden. Zeitlich stammen die Handschriften aus der Zeit zwischen dem 3. Jahrhundert vor Christus und der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts nach Christus. Davon sind nur etwa zehn Rollen fast vollständig erhalten. Andere Rollen sind stark beschädigt und in zum Teil nur daumennagelgroßen Fragmenten erhalten. Aus dem 1. Jahrhundert vor und nach Christus stammend, sind sie die ältesten Bibelhandschriften, die jemals gefunden wurden. Sie umfassen alle Bücher des Alten Testamentes außer Esther, den Tanach, die Heilige Schrift des Judentums, Apokryphen (außerbiblische Texte), wie den hebräischen Text des vorher nur in Übersetzungen bekannten Buches von Jesus Sirach. Eine 3 m lange Rolle enthält das gesamte Buch Jesaja und eine 2 m lange Rolle beinhaltet die Lebensregeln der Essener von Qumran.
Durch diese Schriftrollen weiß man, dass die Essener oder Essäer (Heiligen) eine religiöse Gruppierung innerhalb des Judentums in der Antike waren. Auch der jüdische Historiker Flavius Josephus (37-100 n.Chr.) und der jüdische Philosoph Philo

von Alexandria (20 v.Chr. - 40 n.Chr.) erwähnen die Essener in ihren Schriften. Die Essener bildeten neben den Pharisäern*, Sadduzäern und Zeloten eine vierte bedeutende jüdische Gruppierung. Sie entstanden um 150 v. Chr. und traten besonders gegen den König der Seleukiden, Antiochus IV. Epiphanes, auf, der Jerusalem besiegte und versuchte, Israel zwangsweise zu hellenisieren, indem er den jüdischen Jahwekult verbieten ließ. Als sich der König von Judäa, Johannes Hyrkanus (135-104 v. Chr.), die Hohepriesterwürde anmaßte, zogen einige Essener ans Tote Meer und gründeten eine neue Siedlung. Diese Siedlung wurde über Resten einer Siedlung des 9.-6. Jahrhunderts vor Christus gegründet. Sie wurde 31 vor Christus durch ein Erdbeben zerstört, wieder aufgebaut und 68 nach Christus. von römischen Truppen während des Jüdischen Krieges endgültig zerstört, nachdem die Bewohner Bibliothek, Archive und andere Schätze in den benachbarten Höhlen verborgen hatten, wo sie die Zeiten überdauerten.
*Auch die Pharisäer lebten nach Aussagen des jüdischen Historikers Flavius Josephus (37-100) enthaltsam. In seinem Buch "Jüdische Altertümer", schreibt er im 18. Buch in Kapitel 1: "Die Pharisäer leben enthaltsam und kennen keine Annehmlichkeiten... Sie glauben auch, dass die Seelen unsterblich sind und dass dieselben, je nachdem der Mensch tugendhaft oder lasterhaft gewesen, unter der Erde Lohn oder Strafe erhalten. so daß die Lasterhaften in ewiger Kerkerhaft schmachten müssen, während die Tugendhaften die Macht erhalten, ins Leben zurückzukehren. Infolge dieser Lehren besitzen sie beim Volke einen solchen Einfluß, dass sämtliche gottesdienstliche Verrichtungen, Gebete wie Opfer, nur nach ihrer Anleitung dargebracht werden."
Der Protest der Essener richtete sich gegen die Personalunion von Königstum und Hohepriesteramt und gegen erstarrte, veräußerlichte Tempelriten. Die etwa 4.000 Mitglieder der Essener lebten verstreut in Israel und hatten ihren Mittelpunkt in Qumran. Der Gründer der Essener Bewegung war vermutlich ein Mann der in den Schriften von Qumran als "Lehrer der Gerechtigkeit" bezeichnet wird. Bestimmende Elemente der Theologie von Qumran waren die Messias-Erwartung und die Lehre vom endzeitlichen Kampf der "Söhne des Lichtes" mit den "Söhnen der Finsternis", wobei die Söhne des Lichtes, als die sich die Essener selbst verstanden, beim kommenden Weltuntergang zu den Auserwählten zählten. Es wird von einigen Wissenschaftlern angenommen, dass Johannes der Täufer wenigstens zeitweise der Essenergemeinde angehörte.
Die Essener können als Vorläufer späterer Mönchsorden angesehen werden. Nach den antiken Quellen lebten sie getrennt vom offiziellen Tempeljudentum in klösterlicher Einsamkeit. Sie bildeten eine asketische Ordensgemeinschaft mit Gütergemeinschaft, ähnlich den ägyptischen Therapeuten bei Alexandria, von denen anschließend noch berichtet werden soll, bei denen es auch weibliche Mitglieder gab. Die Essener lebten in dem Bewusstsein, die letzten wahren Gläubigen ihrer Zeit und somit auch die letzten Gläubigen am Ende der Zeit zu sein. Charakteristisch für ihr streng geregeltes Leben waren die täglichen Waschungen, die auf der jüdischen Mikwe basieren, das tägliche Kultmahl und die genau festgelegte Rangordnung. Die Mikwe ist ein jüdisches Tauchbad, reinsten, lebendigen Wassers, welches der rituellen Reinigung dient. Die Essener waren in vier Klassen aufgeteilt, je nach der Dauer ihrer frommen Kasteiung. Wer sich ihnen anschloß, stand hinter den älteren Zugehörigen so sehr zurück, daß sich diese nach einer Berührung durch die Jüngeren abwuschen, als hätten sie es mit Jemand Fremdem zu tun gehabt. Die Glieder der Gemeinschaft brachten ihr persönliches Eigentum in den Besitz der Gemeinde ein, in der alle Güter geteilt wurden. Über deren Verwendung wurde von einem gewählten Verwalter der Gemeinschaft bestimmt.
Die Essener versuchten durch eine räumliche Trennung von der übrigen Bevölkerung den verderblichen Einfluss des Hellenismus von sich fernzuhalten. Sie waren als Orden organisiert und lebten im Zölibat. In den gut 200 Jahren ihres Bestehens praktizierten sie ein streng geregeltes Gemeinschaftsleben. Wer nach mehrjährigem Noviziat mit dem Taufbad aufgenommen wurde, brachte sein Vermögen ein. Nach einer rituellen Reinigung in einem Reinigungsbecken versammelten die Mitglieder sich zu den Mahlzeiten, bei denen feierlich das Brot gebrochen und der Wein dargeboten wurde. Man widmete sich Bibelstudien und lobte Gott mit Dankeshymnen. Tagsüber gingen sie einer Handarbeit nach oder arbeiteten in der Landwirtschaft. Sie strebten Bedürfnislosigkeit, Frömmigkeit und vor allem Reinheit an. Dazu trugen sie weiße Kleider und fasteten regelmäßig. Leiter des Klosters war der "Lehrer der Gerechtigkeit". Einstmals war die Klosteranlage von einer hohen Mauer umgeben. Da man bei Ausgrabungen innerhalb des Klosters keine Wohn- und Schlafräume fand, geht man davon aus, dass die Essener vermutlich in den Höhlen der Umgebung oder in Zelten wohnten und schliefen. Sehenswert ist das rituelle Reinigungsbecken mit zwei getrennten Treppen, in das man "unrein rein" und "rein raus" ging. Bei einem Erdbeben wurde dieses Becken allerdings beschädigt.
Der jüdische Historiker Flavius Josephus (37-100) schreibt in seinem Buch "Der jüdische Krieg" II. Buch, Kapitel 8, über die Essener:
"Bei den Juden gibt es drei Philosophenschulen: die Pharisäer, die Sadduzäer und schließlich die Essener, von denen allgemein behauptet wird, daß sie sich tatsächlich um eine besondere Selbstheiligung bemühen. Es sind der Abstammung nach Juden, die sich jedoch in besonderem Grade einander verbunden fühlen. Sie lehnen jede sinnliche Lust ab und sehen darin eine Sünde, während sie die Enthaltsamkeit und den Widerstand gegen die Begierden als Tugend erachten. Über die Ehe urteilen sie abträglich, doch nehmen sie die Kinder anderer auf, solange sie noch. in einem bildungsfähigen Alter stehen, und sehen in ihnen Zugehörige und formen sie nach ihren Idealen. Damit lehnen sie die Ehe und die daraus entstehende Nachkommenschaft wohl nicht gemeinhin ab, doch sie verschanzen sich gegen die Lüsternheit der Frauen, von denen sie überzeugt sind, daß sie in keinem Fall einem einzigen Mann die Gattentreue bewahren.
Den Reichtum verachten sie, und ihr Gefühl für die Gemeinschaft ist bewundernswert. Man findet bei ihnen auch niemand, der mehr besitzt als die anderen, denn nach ihrem Gesetz müssen jene, die sich ihrer Sekte anschließen wollen, ihr Hab und Gut an die Gemeinschaft übertragen! Auf diese Weise trifft man bei ihnen weder auf erniedrigende Armut noch auf Reichtum, der überheblich macht, vielmehr wird der gesamte Einzelbesitz zu einem einzigen brüderlichen Gemeingut. Das Öl gilt ihnen als unrein, und kommt jemand gegen seinen Willen mit Öl in Berührung, so reinigt er seinen Körper. Eine ausgetrocknete Haut gilt ihnen nämlich, als etwas Schönes und ebenso der ständige Gebrauch weißer Kleidung. Die Verwalter des Gemeinguts werden durch Handaufheben gewählt, während einer wie der andere zum Dienst an der ganzen Gemeinschaft bereit sein muß.
Sie konzentrieren sich auch nicht auf eine einzelne Stadt, sondern sie sind in großer Anzahl auf alle Städte verteilt. Essener, die anderswoher kommen, können über den ganzen Besitz der betreffenden örtlichen Gemeinschaft verfügen wie über ihren eigenen Besitz, und bei Leuten, die ihnen früher völlig unbekannt waren, gehen sie aus und ein wie bei alten Bekannten. Deshalb reisen sie auch ohne jedes Gepäck und nur mit Waffen, um sich. gegen Räuber wehren zu können. Allerorten wird für die Gäste ein besonderer Betreuer aufgestellt, der für Kleidung und sonstige Bedürfnisse zu sorgen hat. Sie kleiden sich übrigens wie Knaben, und auch ihre Körperhaltung ist so, als hätten sie Angst vor einem Erzieher. Schuhe und Kleidung wechseln sie nicht, bevor sie völlig zerfetzt und abgetragen sind. Untereinander kaufen sie und verkaufen sie nichts; wer etwas braucht, dem gibt ein jeder von dem Seinen und bekommt auch wiederum das von jenem, was er benötigt; und sogar ohne Gegenleistung kann man von jedem Beliebigen sich das Nötige aneignen.
Mit allem Nachdruck sind die Essener davon überzeugt, daß der Körper wohl vergehe und daß das Stoffliche nicht von Dauer sei, daß jedoch die Seelen unsterblich seien für immer und ewig. Von den Seelen glauben sie, daß sie, aus dem feinsten Äther hervorgegangen, sich zusammenfügten und durch irgendeinen natürlichen Vorgang der Anlockung herabgeholt worden seien. Und wenn sie dann von den Fesseln des Fleisches befreit würden, dann fühlten sie sich wie aus langer Haft entlassen und erhöben sich in seliger Freude wieder nach oben. Mit den Söhnen Griechenlands stimmen sie in der Lehre überein, daß auf die guten Seelen jenseits des Ozeans ein Leben warte und ein Ort ohne die Unannehmlichkeit von Schnee, Regen und Hitze, wo vielmehr vom Ozean her unablässig ein sanfter Zephyr (Westwind) weht, um seine kühlende Wirkung zu tun. Auf die Schlechten harrt nach ihrer Meinung eine finstere, eiskalte Höhle, der Ort ewiger Strafe. Ich glaube, die gleiche Annahme findet sich auch bei den Griechen, die für ihre Helden, sie heißen dort Heroen oder auch Halbgötter, die Inseln der Seligen bereit haben, für die Seelen der Sünder aber den Hades (die Unterwelt), den Ort der Frevler, wo der Sage nach Übeltäter wie Sisyphus und Tantalus, Ixion und Tityos ihre Strafen verbüßen, womit sie in erster Linie die Unsterblichkeit der Seelen betonen, dann aber auch die Menschen zur Pflege der Tugend und zum Kampf gegen das Schlechte anspornen wollen. Sie sind nämlich des Glaubens, die Guten würden während ihres irdischen Daseins durch die Hoffnung auf Ruhm nach ihrem Tode noch besser und der Anreiz für die Bösen lasse sich durch Furcht beseitigen, da sie damit rechnen müßten, ewiger Strafe anheimzufallen, auch wenn sie in diesem Leben unbehelligt blieben. Das also ist die essenische Theologie der Seele, und wer einmal von ihrer Weisheit kostet, in dem haftet diese wie ein Köder, von dem er sich nicht mehr befreien kann.
Es gibt auch noch eine andere Gruppe von Essenern, die in Lebensart, Sitte und Gesetzgebung mit den ersteren übereinstimmen und sich lediglich in der Anschauung von der Ehe von ihnen unterscheiden; denn sie glauben, wer auf die Ehe verzichte, vernachlässige einen wesentlichen Lebenszweck, nämlich die Zeugung der Nachkommen, d. h. sie meinen, wenn alle so dächten, dann sei es mit dem Menschengeschlecht bald zu Ende. Aber sie prüfen ihre künftigen Ehefrauen drei Jahre lang, und wenn diese nach einem dreimaligen Reinigungsvorgang ihre Gebärfähigkeit erwiesen haben, dann wird die Ehe geschlossen. Während der Schwangerschaft pflegen sie keinen Beischlaf, woraus hervorgeht, daß sie nicht aus Gründen der Wollust, sondern des Kindersegens wegen heiraten. Wenn die Frauen ihre Reinigungsbäder nehmen, dann hüllen sie sich in eine Gewandung, so wie die Männer eine Schürze benützen. Solches also ist der Brauch in diesem Orden."
Die Essener lehnten im Gegensatz zum Tempeljudentum rituelle Tieropfer generell ab. Damit schlossen sie sich vom Tempelkult aus, hielten aber die Beziehung zum Tempel durch Geschenksendungen aufrecht. Der jüdische Historiker Flavius Josephus schrieb in seinem Buch "Jüdische Altertümer" über die Essener: "Wenn sie Weihgeschenke in den Tempel schicken, bringen sie kein (Tier-)Opfer dar, weil sie heiligere Reinigungsmittel (wie z.B. das rituelle Tauchbad) zu besitzen vorgeben. Aus diesem Grunde ist ihnen der Zutritt zum gemeinsamen Heiligtum nicht gestattet, und sie verrichten demgemäß ihren Gottesdienst besonders (allein)."