@Merlin:
Das Ziel der Spiritualität sollte das Seelenheil sein – also eine Grundstimmung des Ausgleiches und der Harmonie. Eines der wesentlichen Voraussetzungen, um soziale Lebensgemeinschaften bilden zu können. Ausgelöst wird diese Stimmung durch die Botenstoffe Metodocin, Serotonin und Oxytozin. Dabei wird aber auch das Hormon Cortisol ausgeschüttet, das für eine Dämpfung des schädlichen Überschusses von Adrenalin führt.
... es macht also nicht nur einen ideellen Sinn auf sein Seelenheil zu achten. "Die vornehmste Aufgabe eines Menschen ist die Sorge um das Seelenheil!", bemerkte schon ganz treffend der gute Platon im alten Griechenland. Spiritualität ist also ein ganzheitlicher Weg, um die Lebensqualität eines Menschen, aber auch einer Gemeinschaft zu verbessern.
Nochmal: Wozu ist hier Spiritualität notwendig?
... können Deiner Ansicht nach Skeptiker und Atheisten kein Seelenheil erlangen?
Mit der Spiritualität hat der Mensch begonnen, sich selbst und sein Dasein in dieser Welt zu verstehen. Sie begleitet uns sicherlich schon über Millionen von Jahren, deshalb ist sie über die Zeit zu einem Grundbedürfnis geworden ist. Ohne sie hätten wir wohl kaum abstrakte Vorstellungen entwickelt und es wären auch keine komplexe Kulturen mit einer übergeordneten Zielsetzung entstanden.
Ein entscheidende enovative Rolle in der Entwicklung der Baukunst verdanken wir der Spiritualität. Bevor Städte entstanden, errichteten die Menschen Bauwerke, die einen ausschließlich spirituellen Charakter hatten. Bauwerke wie Stonehenge stellten geistige und technische Herausforderungen an den Menschen, die eine urbane Gesellschaft überhaupt erst ermöglicht hatten.
Mit der Spiritualität wird unser Wir-Gefühl auf besondere Weise angesprochen, also etwas das uns zu dem gemacht hat, was wir heute sind. Das spirituelle Tun regt genau diese Botenstoffe an, die diese Erfolgsstrategie eines sozialen Wesen überhaupt erst ermöglicht. Spiritualität ist also etwas, das wir nicht abstreifen können, es liegt nur an unseren Genen, wie weit wir sie in den Hintergrund verdrängen können.
Es ist also ein Irrtum, dass Skeptiker und Atheisten ein Leben ohne Spiritualität führen, sie sind sich dessen nur nicht bewusst. Beide glauben auch an Götter, nur heißen diese Einstein oder Misstrauen. Wie sehr wir der Spiritualität verhaftet sind, siehst Du zum Beispiel an Weihnachten. Hier in meiner Nähe ist ein sehr alter Dom, in dem alljährlich an diesem Abend eine Mitternachtsmesse mit Chor abgehalten wir. Du wirst es nicht glauben, aber bei dieser Messe ist der Dom immer brechend voll und das sind gewiss nicht alles praktizierende Christen. Es gibt aber auch kleinere Gegebenheiten, in denen auch die Skeptiker und Atheisten sich gerne mit etwas Spiritualität berieseln lassen. Eine Ausrede, warum man sich das gerade noch einmal durchgehen lässt, findet sich immer.
Es stellt sich also nicht die Frage, ob die Spiritualität notwendig sei, sondern vielmehr die Frage, wie weit man sich auf sie einlassen möchte. Sicherlich kann man versuchen möglichst ohne Spiritualität zu seinem Seelenheil zu finden, nur halte ich das für den schwierigeren Weg. Das fängt schon damit an, dass die Seele im Grunde nichts Greifbares ist und man das auf einer spirituellen Ebene leichter ansprechen kann, indem man sie als Wesen personifiziert. Hier spielt in unserer Gedankenwelt auch wieder das Wir-Gefühl eine wichtige Rolle ("Ich und meine Seele!").
Wozu sollte ich mir also auf meinem Weg zu meinem Seelenheil unnötige Steine in den Weg legen, wenn ich das gleiche Ziel über die Spiritualität sehr viel leichter erreichen kann? In unserer Innenwelt herrscht nun einmal die Bildersprache mit all den Allegorien und Parabeln, mit der sie ausgeschmückt wird. Schau dir dazu einmal deine Träume an, da gibt es keine rationale Logik und Gesetzmäßigkeit, hier gelten ganz andere Regeln.
Merlin