Guten Abend Gerrit,
Lotusz schrieb:
Vielleicht hast Du keine spirituellen Fortschritte gemacht, weil Du nicht meditiert hast. Ausserdem müsste man einmal genau betrachten, warum Du enthaltsam lebtest.
aus dem, was ich zuvor geschrieben hatte, kann man vielleicht ableiten, daß ich "keine spirituellen Fortschritte" gemacht hätte.
Für mich selbst sehe ich's anders, ich habe in der Zeit durchaus spirituelle Fortschritte gemacht. Ich habe mich z.B. so nach und nach von diesen beängstigenden, verinnerlichten, christlich geprägten Zwangsvorstellungen frei machen können, die mich wirklich belastet haben. Finde also schon, daß das ein großer spiritueller Fortschritt ist - auch wenn andere "Fachrichtungen" das vermutlich eher als Rückschritt sehen würden
Warum ich enthaltsam lebte: nun ja, würde im Einzelnen zu weit führen. Ich war mit mir beschäftigt, sagen wir mal so
Was mich auf die nette Frage eines Users von vorgestern (?) bringt, nämlich, ob ich in der Zeit überhaupt nie nicht *räusper* usw.
Natürlich habe ich gelegentlich masturbiert. Es gab Phasen, in denen ich sehr viel und intensiv an Sex gedacht habe, andere, in denen mir der Gedanke daran völlig fern lag - ich halt's ehrlich gesagt auch heute für völlig normal, daß man unterschiedliche Phasen des Begehrens und der Sexualität durchläuft.
Zurück zum Thema Enthaltsamkeit: ich will gar nicht in Abrede stellen, daß der bewußte Verzicht auf Sexualität möglicherweise Auswirkungen hat auf die Bewußtseinsentwicklung des Betreffenden. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das zur "Erleuchtung" führt - ein Vergleich aus völlig anderem Gebiet: ich hab auch noch nie einen Vegetarier mit gesund-frischer Gesichtsfarbe gesehen, in meinen Augen sehen die alle ziemlich blaß und kränklich aus
Ach, war jetzt albern. Ich will sagen: Enthaltsamkeit mag aus einem inneren Bedürfnis nach anderen Lebenszielen vielleicht von Einzelnen gelebt und als positive Kraft empfunden werden. Aber ich glaube, damit ist dann nicht "nur" sexuelle Enthaltsamkeit gemeint, sondern das schrittweise Loslassen des alltäglichen, von Bedürfnissen bestimmten Lebens. Also sozusagen eine Art allumfassende Enthaltsamkeit oder besser: Beschränkung auf das Notwendige.
Meinst du nicht?
