Ich fange hier mal an, das kenne ich nämlich gut:
Zum Bleiben hab ich mich entschieden - ja warum. Warum wirklich.
Ich wollte nicht wieder allein sein. Ich wollte mich nicht wieder in einem Menschen geirrt haben. Ich wollte... nicht wahrhaben, was ich doch gesehen habe. Es kann doch nicht sein... es MUSS doch etwas Gutes in ihm stecken. Es MUSS doch einen Weg geben, etwas zu retten, was ... nie da war.
Das war des Pudels Kern - ich war nicht in der Lage, allein zu sein, ich hatte panische Angst davor. Da stand ich vor diesem Mann, in den ich mich verliebt hatte, sämtlichen Alarmglocken zum Trotz, trommelte ihm auf die Brust und schrie: "Ich will mich nicht in dich verlieben!" - dabei hatte ich es schon getan. Obwohl ein Teil von mir wusste, dass das keine gute Idee war. Aber der Teil, der nicht allein sein konnte, weil er fürchtete, dann zu sterben, der war stärker.
Ich weiß nicht, ob ich in der Lage gewesen wäre, anders zu entscheiden, oder ob es mich entschieden hat... wenn ich mir meine Tagebücher von damals durchlese, wie ich immer wieder (vor mir selbst, ohne Publikum, es gab niemanden, dem ich was vormachen hätte müssen, dort steht, was wirklich in mir vorgegangen ist damals) für all seine Gewaltexzesse irgendeine Entschuldigung gefunden habe... nein, ich glaube, ich hatte die Möglichkeit nicht. Da hat die Kraft gefehlt, aus welchem Grund, werd ich wohl noch zu Gesicht bekommen im Lauf der Therapie.
Mit vielen Jahren Abstand weiß ich, dass es gut war, genau diesen Fehler gemacht zu haben und ich weiß, dass ich damals gar nicht anders konnte. Ich war in dieser Therapiesituation wie ein frisch geschlüpftes Küken, dass dem ersten Wesen, dass als Mama dienen konnte, hinterher tappselte. Und diese "Wahlmama" hatte nicht nur schlechte Seiten. Dieser Mann war der erste Mensch, der nicht von mir verlangte, so oder so oder so zu sein, wie das in meinen beiden Ehen der Fall gewesen war. Meine ganze Kraft ging in das Nüchternwerden, in die Trennung von meinem Mann und in die Entscheidung, mein bisheriges Umfeld zu verlassen, ohne zunächst zu wissen, wohin. Meinen Beruf musste und wollte ich ebenfalls aufgeben, als Alkohol- und Medikamentenabhängige war ich als Krankenschwester einfach zu gefährdet. Da "passte" halt ein Mann, der ebenfalls vorhatte, sich aus seinem bisherigen Umfeld zu lösen. Dass er es im Gegensatz zu mir nicht schaffte, das war dann mein "Verhängnis".
Fazit: Ich bin da sehenden Auges und dennoch nicht anders könnend reingelaufen. War zeitweise ein höchstens drittklassiger Film, aber insofern lehrreich, als dass ich dieses Kino garantiert nicht mehr besuche.
Liebe Grüße
Rita