Einige provokante Thesen zum Schamanismus, Teil 1: Keine Krafttiere

Wenn sie Menschen etwas erfahrbar oder etwas beibringen wollen, muss es nur eingekleidet werden in ein wenig Hokuspokus, ein besonderes Outfit usw., die Klienten oder Schüler können es sonst nicht annehmen

Einspruch... ich bin selbst Schülerin und ich halte weder was von Hokuspokus, noch könnte ich "mehr" annehmen, wenn mein Lehrer ein besonderes Outfit anlegt, sowas hat er erstens nicht nötig und zweitens hätte es keinerlei Auswirkungen auf das, was er mich lehrt.
 
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Das "auslöschen der persönlichen Geschichte" bezieht sich natürlich auf die eigene Geschichte, nicht auf die von Castaneda.

Ich selber praktiziere viele von Castanedas Regeln seit Jahrzehnten und einige sind mir längst zur Gewohnheit geworden. Sie dienen letzlich dazu die Identifikation mit dem Körper abzulegen und zu erkennenn, dass man eine unsterbliche Seele ist.
Praxisrelevant ist es aber, das auf alles anzuwenden. Nichts ist von bleibenden Wert, was eine Geschichte hat.
Die Seele gehört meines Erachtens ebenfalls dazu, aber das ist wieder ein Begriff, der unterschiedlich gesehen wird. Sie ist eine immer wieder neu zusammengewürfelte Geschichte und nicht von eigener Substanz, diese hat nur der Geist, die Leere, in welcher alles stattfindet.
 
Einspruch... ich bin selbst Schülerin und ich halte weder was von Hokuspokus, noch könnte ich "mehr" annehmen, wenn mein Lehrer ein besonderes Outfit anlegt, sowas hat er erstens nicht nötig und zweitens hätte es keinerlei Auswirkungen auf das, was er mich lehrt.
Das von mir Beschriebene bleibt sehr relativ. Dein Lehrer ist eventuell noch kein Buddha, diese laufen auch nicht in Massen durch die Welt.
Und Du bist vielleicht schon so weit, das Du Dir einen entsprechenden Lehrer „aussuchen“ konntest, der mit Einfachheit agiert.
Jeder findet da seins.
Ich habe mal vom Karmapa ne Einweihung bekommen. Zum Schluss lief er durch die Reihen und segnete jeden einzelnen. Ich bin sicher, das es ein Fingerschnips auch getan hätte, aber wir brauchen halt was fassbares. Da sind sämtliche Showeinlagen nur für uns.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Praxisrelevant ist es aber, das auf alles anzuwenden. Nichts ist von bleibenden Wert, was eine Geschichte hat.
Es ist klar, dass Don Juans Regeln in der modernen Welt nicht einfach umzusetzen sind. Das "unterbrechen der Routine" beinhaltet auch, dass man kaum eine geregelte Arbeit ausüben kann. Immer zur gleichen Zeit aufstehen, zum gleichen Ort zu gehen und das gleiche zu machen hört sich schon verdächtig nach Routine an.

Ebenso wird oft erwartet, dass man vielen Leuten seinen halben oder auch ganzen Lebenslauf erzählt. Auch "Wege mit Herz" sind in dieser modernen herzlosen Welt nicht immer leicht zu gehen.
 
Es ist klar, dass Don Juans Regeln in der modernen Welt nicht einfach umzusetzen sind. Das "unterbechen der Routine" beinhaltet auch, dass man kaum eine geregelte Arbeit ausüben kann. Immer zur gleichen Zeit aufstehen, zum gleichen Ort zu gehen und das gleiche zu machen hört sich schon verdächtig nach Routine an.

Ebenso wird oft erwartet, dass man vielen Leuten seinen halben oder auch ganzen Lebenslauf erzählt. Auch "Wege mit Herz" sind in dieser modernen herzlosen Welt nicht immer leicht zu gehen.

Es gibt kaum eine Gegend, wo es so friedlich zugeht wie bei uns und das hat mit Herz zu tun. Trotzdem jammern wir am liebsten.
Die Grundbedingungen sind perfekt und die Zeit sollte man nutzen.
Weniger zum Jammern, sondern einfach nur die eigene Faulheit und Gefräßigkeit überwinden.
Es funktioniert auch sehr gut in der Ubahn, man muss nicht in Mexiko unter einem Kaktus sitzen.
 
Ex-stase finde ich gut, auch Osho hat damit gearbeitet. Magie kann man allerdings überall erleben. Und die Sache mit dem Weg der Kraft. Tja da sagst du was - mein Schamanenlehrer meinte immer wir sollten den Weg des Herzens gehen. Ich denke es kommt nicht nur auf Kraft an, sondern auch darauf wie die Kraft entsteht, woher sie kommt, wie sie sich ausdrückt.

Ich gebe Dir und Deinem Schamanenlehrer Recht, was die Bedeutung des Wegs des Herzens betrifft. Als schamanischer Lehrer muss ich mich aber auch fragen, wie ich mein Herz kraftvoll in mein Wirken einbringen kann. Diejenigen, die zu uns kommen, haben einen Anspruch auf Wahrhaftigkeit, auf wirkliche schamanische Kraft, auf Herzlichkeit genauso wie auf magische Stärke. Zumindest dürfen wir diesen Menschen nicht vormachen, sie bekämen die mögliche Tiefe des Schamanismus zu sehen und zu spüren, wenn dem dann eben nicht so ist. Diese Wahrhaftigkeit im Umgang mit den Menschen, die sich uns anvertrauen, ist ein wichtiger Teil des Wegs des Herzens.
Magie ohne Bezug zum Spirit ist unwesentlich oder fehlgeleitet. Der Bezug zum Spirit wird mit dem Herzen hergestellt und aufrecht gehalten. Als Schamane folgst Du dem Weg der Kraft, und das heißt, Du drückst diese Kraft so aus, wie es Deine Vision Dir zeigt. Es ist hier in Europa nach meiner Erfahrung schwieriger, Menschen für das Vorhandensein tieferer magischer Möglichkeiten zu öffnen als ihnen den Weg des Herzens grundsätzlich vorzustellen. Beides gehört im Schamanismus zusammen. Wenn es getrennt wird, verliert der Schamanismus seine ursprüngliche Ganzheitlichkeit und Tiefe.
 
Ich gebe Dir und Deinem Schamanenlehrer Recht, was die Bedeutung des Wegs des Herzens betrifft. Als schamanischer Lehrer muss ich mich aber auch fragen, wie ich mein Herz kraftvoll in mein Wirken einbringen kann. Diejenigen, die zu uns kommen, haben einen Anspruch auf Wahrhaftigkeit, auf wirkliche schamanische Kraft, auf Herzlichkeit genauso wie auf magische Stärke. Zumindest dürfen wir diesen Menschen nicht vormachen, sie bekämen die mögliche Tiefe des Schamanismus zu sehen und zu spüren, wenn dem dann eben nicht so ist. Diese Wahrhaftigkeit im Umgang mit den Menschen, die sich uns anvertrauen, ist ein wichtiger Teil des Wegs des Herzens.
Magie ohne Bezug zum Spirit ist unwesentlich oder fehlgeleitet. Der Bezug zum Spirit wird mit dem Herzen hergestellt und aufrecht gehalten. Als Schamane folgst Du dem Weg der Kraft, und das heißt, Du drückst diese Kraft so aus, wie es Deine Vision Dir zeigt. Es ist hier in Europa nach meiner Erfahrung schwieriger, Menschen für das Vorhandensein tieferer magischer Möglichkeiten zu öffnen als ihnen den Weg des Herzens grundsätzlich vorzustellen. Beides gehört im Schamanismus zusammen. Wenn es getrennt wird, verliert der Schamanismus seine ursprüngliche Ganzheitlichkeit und Tiefe.

Ja, da sprichst Du mein Thema an. Ich habe ein einjähriges Schmananismusseminar besucht. Ich hab auch gute Eindrücke erhalten, auch wenn ich sie nicht vertieft hab, weil ich für mich festgestellt hab, so weit kann ich mich nicht öffnen, nicht hingeben, ich hab - ich sprechs ehrlich aus - Angst vor diesen Mächten.

Nichtsdestotrotz fesselt mich Schamanismus nach wie vor, ich hab auch schon einige SchamanINNen - auch hier aus dem Forum, kennengelernt. Dass es da erhebliche Unterschiede gibt, ist mir rasch klargeworden.

Ich glaube auch, dass der Schamane den Weg des Herzens gehen sollte, also die Intention oder Hingabe aus dieser Quelle sein sollte. Wobei ich den Weg des Herzens gleichsetze mit Demut (nicht zu verwechseln mit devot) - Demut vor dem was ist. Daran fehlts oft, auch in der gegenseitigen Kommunikation.
 
Don Juan meinte mit "Wegen mit Herz" wohl etwas anderes als der moderne christlich geprägte Mensch. Don Juan und Don Genaro waren zwar nicht direkt "böse" aber auch nicht von überschäumender Herzlichkeit gegenüber Carlos. Sie machten sich auch oft lustig über ihn, vor allem über sein ständiges Notizenmachen.

"Du lässt dich gehen wie ein Hanswurst." war oft Don Juans Kommentar zu Carlos.

"Wege mit Herz" meinte Don Juan wohl so, dass man das machen soll, was man tief im Inneren am besten findet. Das wäre dann eine Entsprechung zu "Mach das was du wirklich willst.".
 
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Das Herz lässt sich nicht zerreden. Das Herz lässt sich spüren. Die Stärke der Lektüre Castañedas liegt einerseits in seiner Sprache, die das Subjektive und das Objektive genial verbindet, andererseits in seinen allerdings oft etwas verschlüsselten Erlebnisberichten über die Erfahrungen mit dem Nagual. Das Rekapituieren der Vergangenheit, um sich unerreichbar zu machen ist zum Beispiel in seiner Richtung deshalb so notwendig, weil der Zauberer bei Castañeda sich beständig in einem mit der Magie der Absicht angereicherten Zustand befinden soll. Das ist im Nagualismus aber nicht unbedingt nötig. Du kannst auch die genaue Balance zwischen Tonal und Nagual halten und in Absichtslosigkeit verharren. Die spirituelle Seite des Schamanismus wird bei Castañeda eher stiefmütterlich behandelt. Am ehesten findest Du sie noch in diesem Kontext in der unbedingten Bereitschaft des Kriegers, in seiner Hingabe.
Als Lehrer des Herzens sind beispielsweise die Sufis viel ansprechender, soweit Du bei manchen Ausprägungen des Subismus nicht auch mit Dogmen konfrontiert bist.
Der Weg des Herzens aber durchzieht den Schamanismus als Weg der Heilung, wenn Du Dich ihm hingibst.
 
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