Ich beschäftige mich derzeit gedanklich öfters mit der Frage, warum manche moralischen Ge- und Verbote für mich schlüssig und emotional nachvollziehbar sind, während andere für mich irgendwie sehr abstrakt und theoretisch sind, ich kann sie nicht schlüssig in mein Leben integrieren, da sie mir nichts sagen. Oft ist mein verbindlicher Leitfaden durch das Leben eine Art innere Stimme, die mir sehr gut sagt, was gut und richtig ist, nicht nur für mich, sondern auch die Mitmenschen, ab und zu sogar in Bezug auf weitreichernde Entscheidungen. So bin ich Vegetarierin geworden, weil sich das vor über 20 Jahren für mich plötzlich zu mir passend angefühlt hat, während ich es falsch gefunden hätte, weiterhin Fleisch zu essen. So einfach und klar haben sich bei mir oft einige Entscheidungen angefühlt und rückblickend muss ich sagen, waren sie dann immer richtig für mich und haben mir gut getan, sowie auch durchaus für andere Gutes bewirkt.
Dasselbe gilt für die Geschichte meiner körperlichen und seelischen Genesung, aber das auszuführen würde den Rahmen sprengen, jedenfalls bin ich mit einigen Rückschlägen auch hier einer Art innerem Leitfaden gefolgt, einem intuitiven Wissen, das anscheinend ohnehin schon immer da war.
Es gab genauso glückliche Zu-fälle, die sich dann als Geschenk herausgestellt haben, aber wo ich nicht wirklich für mich sagen/behaupten kann, dass ich hier aktiv etwas beigetragen oder schon gewußt hätte, das waren/sind darum für mich eben Geschenke.
Was viele Dinge anbelangt habe ich sehr hohe Ansprüche an mich, meine Verantwortung als Erdenbürgerin, ich bin jedoch in anderen Fragen wahrscheinlich nicht ein Mensch mit allzu hohen moralischen Ansprüchen, z.B. war mir Treue eigentlich die meiste Zeit egal und ich hatte immer das Gefühl viele Menschen lieben zu können und zwar eben auch auf körperliche Weise, aber durch Beziehungen war das klarerweise nie so wirklich lebbar, vor allem, weil ich es vermeiden wollte andere zu verletzen. Doch im Grunde war das oft halbherzig für mich und wenn dann agierte ich hier mehr aus Verantwortung für andere und nicht in der Empfindung etwas zu tun, was mir entspricht oder zu mir gehört.
Bei meinem Mann ist es bisher anders gewesen, wahrscheinlich weil wir eine Form gefunden haben, in der ich mich optimal entfalten kann, aber wir sind andererseits noch nicht wirklich lange zusammen, somit habe ich keine Ahnung, wie es in 10 oder 20 Jahren sein wird, falls ich dann überhaupt noch das Verlangen nach Sex haben werde.

Ich weiß gar nicht, warum das bei mir so ist, vorgelebt von meinen Eltern habe ich gänzlich anderes bekommen, aber ich frage mich manchmal, ob mir etwas fehlt? Ist es falsch so zu fühlen, warum fehlt mir dann diese "das ist falsch"-Eingebung von innen?