Ein "Protestpartei" wie die AfD...

"Der Kanadier Gellately forschte auch dort, in einem der letzten erhaltenen Archive der Gestapo, des zentralen Unterdrückungsapparats der Nazis. Herbert Schott vom Staatsarchiv Würzburg berichtet: "Vor dem Kanadier Gellately war kein deutscher Wissenschaftler hier, der konkret nach Denunzianten oder Ähnlichem gesucht hat in den Gestapo-Akten."

Dass es sich bei der Behauptung des "ahnungslosen Deutschen" um eine Zwecklüge handelt, halte ich für ausgemacht.

Ja, sehe ich auch so. Im Gegensatz zu umstrittenen deutschen Geschichtsrevisionisten wie Konrad Löw und Hans-Ulrich Wehler ( die @Condemn als Quellen anführt), die selbst auch etwas zu verlieren haben, wenn das Bild vom Deutschen allzu negativ ausfällt, kann Gellately sich objektiv auf das noch nicht publizierte Archivmaterial stürzen ohne innere Bremse.
 
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Ja, sehe ich auch so. Im Gegensatz zu umstrittenen deutschen Geschichtsrevisionisten wie Konrad Löw und Hans-Ulrich Wehler ( die @Condemn als Quellen anführt), die selbst auch etwas zu verlieren haben, wenn das Bild vom Deutschen allzu negativ ausfällt, kann Gellately sich objektiv auf das noch nicht publizierte Archivmaterial stürzen ohne innere Bremse.

Und wieder nutzt Du ein Ausweich-Manöver und schreibst lieber über mich als die Diskussion fortzusetzen die Du selbst angefangen hast.

Hier ist der Post auf den Du doch noch antworten wolltest:

Natürlich hat er sich unmissverständlich ausgedrückt! Er wird gefragt ob er davon wusste und er sagt das hinge vom Zeitpunkt ab. Nichts davon steht im Widerspruch zu diesem Zitat:

„Noch am selben Tag, am 22. Juli 1942, sollte der Jüdische Ordnungsdienst, der die Umsiedlungsaktion unter Aufsicht des ‚Judenrates‘ durchführen mußte, 6000 Juden zu einem an einer Bahnlinie gelegenen Platz bringen, dem Umschlagplatz. Von dort fuhren die Züge in Richtung Osten ab. Aber noch wußte niemand, wohin die Transporte gingen, was den ‚Umsiedlern‘ bevorstand.[5]

Denn er sagt ja: Nach wenigen Tagen (ausgehend vom 22. Juli 42) war klar... Und doch wussten sie laut Reich-Ranicki AM 22. Juli 42 eben nicht was ihnen bevorsteht. Das behaupte nicht ich, lies doch das Zitat oder denkst Du er hat sich da geirrt?


Und jetzt noch mal zu dem Zitat das Du beständig ignorieren möchtest:

1943 schrieb Graf von Moltke, der durch die Judenverfolgung zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus gebracht wurde:

Mindestens neun Zehntel der Bevölkerung weiß nicht, dass wir Hunderttausende von Juden umgebracht haben … Sie haben immer noch die Vorstellung, dass die Juden nur ausgegrenzt worden sind und nun im Osten in ähnlicher Weise wie vorher in Deutschland weiterlebten.“[4]


Findest Du das noch immer "obsolet"?

Oder nimm dieses Zitat:

Hans-Ulrich Wehler fasste den Forschungsstand bis 2003 dahingehend zusammen, dass die Geheimhaltung insofern erfolgreich gewesen sei, als dass ein Großteil der Bevölkerung keine genauen Informationen über den Holocaust gehabt habe. Gleichwohl müssten neben den Hunderttausenden Mittätern und Augenzeugen mehrere Millionen Deutsche „die Stoßrichtung des Holocaust, wenn auch nicht seinen vollen Umfang kennengelernt haben“.[47]



Wo also liege ich so falsch?


Und übrigens, in dem von Dir verlinkten Video kommt gleich nach Marcel-Reich-Ranicki ein Historiker zu Wort der über die Forschung zum Thema spricht an der im Übrigen auch Israelische Forscher beteiligt waren. Schau es Dir mal an:


Er sagt dort:

1. Die Massenmorde in Vernichtungslagern waren nicht sehr vielen bekannt
2. Über Massenerschießungen im Ausland war das anders
3. Gerade wegen letzterem wurde die Bevölkerung kritischer gegenüber der Nazi-Propaganda und bezeichnete sie als heuchlerisch


Also... möchtest Du die Diskussion noch weiter führen oder doch lieber weiter ausweichen um mit Deinen Unterstellungen weiter machen zu können?
 
Und wieder nutzt Du ein Ausweich-Manöver und schreibst lieber über mich als die Diskussion fortzusetzen die Du selbst angefangen hast.

Da Du immer noch nicht auf Gellately eingehst, obwohl ich Deine Reich-Ranicki-Frage beantwortete, ging ich davon aus, dass Du die Diskussion nun doch nicht fortsetzen willst. Logisch, dass ich mich dann bei @Tommy einklinke, der darauf Bezug nimmt. Die von Dir genannten Quellen habe ich ja auch freundlicherweise an Dich ge@et, wie es sich gehört. Wo liegt das Problem? Sobald Du Deinen versprochenen Beitrag zu Gellately geschrieben hast, sehe ich zumindest Dein Bemühen, auf mich einzugehen.
 
Das war von mir nicht nur implizit, sondern sogar explizit. Eine Unterstelöung sollte es aber nicht sein, sondern eine Art Bezugnahme auf Deinen Beitrag #598 heute Vormittag. Darin schreibst Du:

Darum fragte ich, ob Deine Stellungnahme auf diesen Hass auf sozialen Netzwerken, auch so klingen würde.

Meine Antwort bezog ich auf "AfD-Anhänger" im Sinne normaler AfD-Wähler, jene die man unter besorgte Bürger verorten kann. Aber sicher - ist mein Fehler im Kontext, denn ich habe es eben nicht auf dieses Extrem bezogen obwohl Du offenbar davon gesprochen hast. Aber um das eben noch mal klarzustellen: Jene die derart extrem sind, sind m.A.n. auch verloren. Ich glaube nicht das bei denen noch irgendetwas ankommt. Die habe ich nie auch nur ansatzweise verteidigt oder irgendwie Verständnis dafür geäußert oder was auch immer.



Fragen wir mal weiter: Was sind das für Menschen, die so einen Dreck in sozialen Netzwerken schreiben? Welche Dynamiken führen dazu, dass das eine Weile fast salongfähig war oder gar noch ist?

Bei diesem Extrem fällt es mir sehr schwer mich da hineinzudenken, weil es ja sehr irrational wird. Was ich als sicher erachte: Es hat mit einem intensiven Mangel an Selbstbewusstsein bzw. Selbstwertgefühl zu tun. Diese Art der Kommunikation, nicht nur in der Sache sondern auch die Art und diese hohe Intensität ist m.A.n. eine Form der Kompensation. Es hat nicht nur mit Hass zu tun, sondern auch mit einem Gefühl der "Kontrolle" (als Gegensatz zu einem Gefühl des Mangels daran im Alltag) und es hat v.a. auch mit Aufmerksamkeit zu tun, also dem Wunsch durch ein Extrem auch ein hohes Maß an Aufmerksamkeit zu generieren.


Ich kannte mal jemanden der so war. Das war in den 90ern und das Internet spielte noch keine Rolle. Aber bei ihm habe ich die Verwandlung in so einen Typen live miterlebt, denn zuerst waren wir Freunde. Und er war was man einen typischen Loser nennt, tatsächlich das Klischee. Er war unattraktiv, er war das typische Muttersöhnchen, er war unglaublich unsicher, er war zwar nicht dumm aber extrem faul und er war natürlich total unzufrieden. Und auffällig war, es war tatsächlich wie ein roter Faden: Ständig brachte er sich in peinliche Situationen, so dass er wirklich vor Scham im Boden versinken wollte. Und immer war er in irgendein Mädchen verliebt (wir waren 16), aber er wusste haargenau das er keinerlei Chancen haben würde, weshalb er es gar nicht erst versuchte.


Auf einmal wandelte er sich von einem eigentlich netten Kerl zu einem Typen der eine Art unechtes Selbstbewusstsein vor sich hertrug. Er war nicht der typische Nazi wie man ihn sich vorstellt, sondern eher einer von denen die Black Metal hören und auch so aussehen - aber eben dann die Nazi-Versionen. Und bei ihm hatte es ganz klar mit einem Gefühl der Macht zu tun, mit dem Wunsch über den Dingen zu stehen. Er wollte kein Mitgefühl empfinden - das sah er als Schwäche an (obwohl er eigentlich ein weicher Typ war). Alles was gemeinhin als „gut“ gilt wollte er ins Gegenteil verkehren, hart sein, böse sein usw.


Es ist m.A.n. eine Form der Realitätsflucht - ein bisschen wie manche in virtuelle Spielwelten flüchten in denen sie Helden sein können, sich mächtig fühlen können, Aggressivität ausleben können usw.


Ich glaube, dass die sozialen Netzwerke in diesem Bereich eine ähnliche Funktion erfüllen. Es ist dort möglich komplett ungeschminkt und ungefiltert das Übelste rauszulassen was in einem steckt. Und bei manchen richtet sich das auf diese Art gegen Minderheiten. Was auch auffällt: Diese Menschen kommunizieren wahnsinnig impulsiv, also sehr unbewusst und sehr unkontrolliert. Sie denken nicht über Formulierungen nach, sie schreiben oft falsch - und das ist m.A.n. nicht zwingend ein Mangel an Bildung sondern der hohen emotionalen Intensität geschuldet, der fehlenden Distanz, so dass sie kommunizieren als würden sie losschlagen. Gerade deshalb gehe ich davon aus das es sich in den meisten Fällen um Schwächlinge im echten Leben handelt. Wie gesagt, ich halte das für kompensatorisches Verhalten, für ein ausagieren persönlicher und möglicherweise sogar oft auch ernsthafter psychischer Probleme.


Diese Dynamik findet man übrigens auch in anderen Bereichen, sogar unter Fußball-Fans.




Ja, diese Diskussion hatten wir. Und ja, ich wäre sehr besorgt etwas zu schreiben, was von einer Meinung vereinnamt werden könnte, die ich nicht teile.


Das kannst Du ja gerne sein. Ich habe diese Sorge nicht, denn ich lasse es in diesem Forum nicht zu und woanders schreibe ich nicht über solche Themen. Wäre ich ein Promi oder Politiker oder sonst wie bedeutende Person die zitiert würde müsste ich vorsichtiger sein. Aber hier könnte ich direkt darauf reagieren und ich kann mich nicht daran erinnern dass es je passiert ist das irgendein Rechter meine Posts hätte benutzen können oder es auch nur versucht hat.


Mal ein Beispiel, was ich vor ein paar Jahren mal in einer Diskussion zum Klimawandel hatte: Darin bestätigte ich die Aussage meines Gegenüber - jemandem, der den menschengemachten Klimawandel leugnete - dass die Erwärmung in einem Plot der NASA zu stagnieren scheint. DAS nahm er als Anlass zu jubeln, ich würde ihm in allen Punkten Recht geben. Als ich bei meiner Position aber blieb und dann beschrieb, dass diese Dtagnation ja nur köein ist und es bald wshrscheinlich dich wieder wärmer wird, jammerte er rum, ich würde laufend 180°-Wenden in meinen Aussagen machen o.ä. DAS war nervig. Und richtig unangenehm wäre es geworden, wenn er meine Beiträge damals auch anderweitig ausgeschlachtet hätte - z.B. wenn er bei EIKE oder irgendwo sonst einen Arzikel geschrieben hätte: "Bisheriger Klimagläubiger bestätigt voll, dass alles nue Lüge war und es bald wieder kühler wird.“

Sowas würde ja nur passieren wenn man, wie eben gesagt, irgendwie bedeutend wäre.


In diesem Forum drücke ich mich einfach nur möglichst aufrichtig und durchaus auch möglichst präzise aus. Ich sage nicht das mir das immer gelingt, denn manchmal lese und schreibe ich zu schnell und es kommt dann zu Missverständnissen. Aber ich halte absolut nichts davon mich selbst zu zensieren.


SOWAS will ich vermeiden. Denn da gegenzuschreiben macht keinen Dpaß und raubt nur Zeit und Nerven.

Da weiß man aber zumindest woran man ist. In der Diskussion seit gestern, womit ich jetzt weniger Dich meine, weiß ich das zum Teil absolut nicht. Es fällt mir extrem schwer zu verstehen warum jemand wie ich hier auf die Anklagebank gesetzt werden soll, warum lange Beiträge auf einzelne Zeilen hin untersucht werden die aus dem Kontext gerissen zu massiven Unterstellungen führen.





Die Shoa ist so drastisch, dass viele von uns sich da nur schwer reindenken können. Nur @Shimon1938 ist hier soweit ich weiß sowas wie ein Zeitzeuge, und ich kann sehr gut nachvollziehen, wenn er in diesem Thema sauer wird. Das erschwert die Sache erheblich. Und nicht nur Du hast weitere Zeitzeugen zitiert.

Ach bitte… Shimon wirft doch laufend mit Unterstellungen um sich, agiert dabei mit einem derart hohem Maß an Überheblichkeit dass er trotz der ganzen Fehler es nie schafft sich zu berichtigen. Schau Dir nur an was er behauptet was ich gesagt haben soll. Das ist doch kompletter Wahnsinn…


Und da ist mir langsam egal ob er alt ist und welche Geschichte er hat. So lasse ich nicht mit mir umgehen, v.a. weil er das immer wieder macht.



Und, was die Vorwürfe gegen Dich angeht, verweise ich nochmal drauf, dass diverse Aussagen von Dir auch wie ausgestreckte Zeigefinger aussehen, auch, wenn sie vielleicht nicht so gemeint sind.

Kann man ja gerne kritisieren. Habe ich kein Problem mit. Aber zu verfälschen was ich sagte, mir konkrete Vorwürfe zu machen ich würde den Holocaust relativieren, zu behaupten ich hätte irgendwo gesagt "die Menschen in Deutschland haben nichts gewusst“ während ich genau das nicht gesagt habe, sondern sogar sagte „viele haben es gewusst oder zumindest Gerüchte gehört“. Ich nehme nur eben den aktuellen Forschungsstand das die Mehrheit eben nicht wusste was mit den Juden geschah - und das reicht jetzt? So ein verrückter Scheiß…



Da steckt ziemlich viel Aufgeregtheit dahinter, die Du auch mit einbeziehen musst. Und die ist da nicht ohne Grund. Wenn ein ertrunkener Flüchtlingsjunge auf sozialen Netzwerken gefeiert wird... wie soll man drauf reagieren? Mich macht sowas betroffen und sauer. Da will ich nicht sagen: "Oh, Du arme unverstandene Person, die wahrscheinlich nur Angst hat und deswegen den Rechten in die Arme läufst." Ich meine damit nicht Dich oder das Du irgendwie sowas andenkst. Ich schreibe Dir das, um zu beschreiben, warum da die Gefühle hochkochen. Jedes kleine Zugeständnis nach Rechts oder zu Leuten, die nach Rechts "flüchten" aus Besorgnis. fühlt sich teilweise wie eine Entschuldigung für solche Social-Mefia-Beiträge an, auch, wenn es nicht so gemeint sein mag.


Sicher, wenn Du immer nur das Extrem im Kopf hast. Differenzieren und den Dingen tiefer auf den Grund zu gehen scheint mittlerweile offenbar voll außer Mode zu sein.
 
Da Du immer noch nicht auf Gellately eingehst, obwohl ich Deine Reich-Ranicki-Frage beantwortete, ging ich davon aus, dass Du die Diskussion nun doch nicht fortsetzen willst. Logisch, dass ich mich dann bei @Tommy einklinke, der darauf Bezug nimmt. Die von Dir genannten Quellen habe ich ja auch freundlicherweise an Dich ge@et, wie es sich gehört. Wo liegt das Problem? Sobald Du Deinen versprochenen Beitrag zu Gellately geschrieben hast, sehe ich zumindest Dein Bemühen, auf mich einzugehen.

Du hast die Frage nicht beantwortet! Das hier ist Deine Behauptung:

"Allem voran hat auch Marcel Reich-Ranicki, den Du nun öfter zitiert hast, etwas anderes gesagt. Den deportierten Juden war klar, dass sie in den Tod gingen."

Wo hast Du das denn belegt? Was Du verlinkt hast bestätigt doch voll und ganz was ich sagte und zitierte!

Also, noch mal - und hör doch bitte endlich mal auf ständig auszuweichen. Immerhin hast Du mir hier harte Vorwürfe gemacht!

Und wieder nutzt Du ein Ausweich-Manöver und schreibst lieber über mich als die Diskussion fortzusetzen die Du selbst angefangen hast.

Hier ist der Post auf den Du doch noch antworten wolltest:




Und übrigens, in dem von Dir verlinkten Video kommt gleich nach Marcel-Reich-Ranicki ein Historiker zu Wort der über die Forschung zum Thema spricht an der im Übrigen auch Israelische Forscher beteiligt waren. Schau es Dir mal an:


Er sagt dort:

1. Die Massenmorde in Vernichtungslagern waren nicht sehr vielen bekannt
2. Über Massenerschießungen im Ausland war das anders
3. Gerade wegen letzterem wurde die Bevölkerung kritischer gegenüber der Nazi-Propaganda und bezeichnete sie als heuchlerisch


Also... möchtest Du die Diskussion noch weiter führen oder doch lieber weiter ausweichen um mit Deinen Unterstellungen weiter machen zu können?
 
Natürlich hat er sich unmissverständlich ausgedrückt! Er wird gefragt ob er davon wusste und er sagt das hinge vom Zeitpunkt ab. Nichts davon steht im Widerspruch zu diesem Zitat:

„Noch am selben Tag, am 22. Juli 1942, sollte der Jüdische Ordnungsdienst, der die Umsiedlungsaktion unter Aufsicht des ‚Judenrates‘ durchführen mußte, 6000 Juden zu einem an einer Bahnlinie gelegenen Platz bringen, dem Umschlagplatz. Von dort fuhren die Züge in Richtung Osten ab. Aber noch wußte niemand, wohin die Transporte gingen, was den ‚Umsiedlern‘ bevorstand.[5]

Denn er sagt ja: Nach wenigen Tagen (ausgehend vom 22. Juli 42) war klar... Und doch wussten sie laut Reich-Ranicki AM 22. Juli 42 eben nicht was ihnen bevorsteht. Das behaupte nicht ich, lies doch das Zitat oder denkst Du er hat sich da geirrt?


Und jetzt noch mal zu dem Zitat das Du beständig ignorieren möchtest:

1943 schrieb Graf von Moltke, der durch die Judenverfolgung zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus gebracht wurde:

Mindestens neun Zehntel der Bevölkerung weiß nicht, dass wir Hunderttausende von Juden umgebracht haben … Sie haben immer noch die Vorstellung, dass die Juden nur ausgegrenzt worden sind und nun im Osten in ähnlicher Weise wie vorher in Deutschland weiterlebten.“[4]


Findest Du das noch immer "obsolet"?

Oder nimm dieses Zitat:

Hans-Ulrich Wehler fasste den Forschungsstand bis 2003 dahingehend zusammen, dass die Geheimhaltung insofern erfolgreich gewesen sei, als dass ein Großteil der Bevölkerung keine genauen Informationen über den Holocaust gehabt habe. Gleichwohl müssten neben den Hunderttausenden Mittätern und Augenzeugen mehrere Millionen Deutsche „die Stoßrichtung des Holocaust, wenn auch nicht seinen vollen Umfang kennengelernt haben“.[47]



Wo also liege ich so falsch?

Wo Du falsch liegst?

Du nimmst einen kurzen Zeitpunkt in einer Chronologie zunehmenden Wissens innerhalb einer einzigen Woche als Hinweis darauf, dass die breite mehrheitliche Bevölkerung nichts von den Ermordungen wusste bzw. es höchstens vereinzelt gerüchteweise gehört wurde. - Nur spielt das keine Rolle, denn innerhalb dieser Juli-Woche im Jahr 1942 wurde es ja dann leider offensichtlich, nicht nur für die deportierten Juden, Roma etc., sondern auch für die breite mehrheitliche Bevölkerung als Zaungäste und offizielle Rundgänge-Besucher der Arbeitslager und KZ. Auch da wäre noch 3 Jahre Zeit gewesen, etwas dagegen zu unternehmen und diese Morde nicht einfach hinzunehmen. Spätestens da hätte die breite mehrheitliche Bevölkerung dem Einhalt gebieten müssen, was sie nicht tat.
 
Ich kann auch noch was dazu beisteuern, aus der Lebensgechichte meiner Mutter, die ich mit ihr zusammen verfasst habe. Mal Zitat:

"Ich erinnere mich an einen Vorfall, bei dem mir fast das Herz stehen blieb - das sehe ich noch heute so lebendig vor mir, als sei es gestern geschehen. Als ich eines Tages von der Schule kam und am "Ring", dem Marktplatz von Reichenstein, angelangt war, zogen die Juden an uns vorbei, in Viererreihen und in Sträflingsanzügen, kahlgeschoren, mit hängenden Köpfen. Sie wurden von Soldaten mit Gewehren angetrieben, die Langestrasse hoch ins Bergwerk; dazu mussten sie durch die Stadt und am Ring vorbei.

Wir waren dick eingemummelt, es war Winter und diese Menschen hatten nur dünne Sträflingsanzüge an und Lumpen um die Füsse. Die Soldaten schrien und stiessen sie nach vorn, es sollte schnell gehen, damit die Leute so wenig wie möglich mitkriegten. Es war entsetzlich.

Immer wieder hört man Beteuerungen wie: "Von der Judenverfolgung und den Vernichtungslagern wussten wir nichts, es spielte sich hinter den Mauern ab." Für meinen Teil kann ich sagen: Das ist gelogen. Wir wussten es sehr wohl, alle wussten es, es war nur nicht offiziell. Hinter vorgehaltener Hand unterhielten sich die Erwachsenen darüber: "Haben Sie schon gehört, den und den haben sie heute abgeholt." Wir wussten auch, dass die Juden vergast wurden, es war durchgesickert. Im Grunde wusste jeder Bescheid, aber keiner durfte darüber reden. Vor allem: Die Leute hatten ja auch Angst, Denunziation war zu einer Art Volkssport geworden. Es reichte schon ein Hitlerwitz. "Führerbeleidigung" hiess es dann, und das war eine Straftat."
 
Das sollte sich jeder einmal durchlesen. Gellately hat wirklich gründlich geforscht.

"Der Kanadier Gellately forschte auch dort, in einem der letzten erhaltenen Archive der Gestapo, des zentralen Unterdrückungsapparats der Nazis. Herbert Schott vom Staatsarchiv Würzburg berichtet: "Vor dem Kanadier Gellately war kein deutscher Wissenschaftler hier, der konkret nach Denunzianten oder Ähnlichem gesucht hat in den Gestapo-Akten."

Dass es sich bei der Behauptung des "ahnungslosen Deutschen" um eine Zwecklüge handelt, halte ich für ausgemacht.



Und:

Schott: "Die Gestapo hatte relativ wenige Mitarbeiter und keine informellen Mitarbeiter wie die Stasi später in der DDR, das heißt: ohne Zuträger von außen wäre sie völlig machtlos gewesen, hätte sie nichts machen können. (...) Gellately: "Manchmal war die Bevölkerung radikaler als die Nazis. Es gab so viele Denunziationen, dass die Gestapo am Ende nicht mehr hinterherkam."

https://daserste.ndr.de/panorama/ar...ege-von-ahnungslosen-Deutschen,erste7664.html

Die Diskussion um das Thema dreht sich v.a. um die Frage inwiefern eine Mehrheit der Deutschen von den Massenvernichtungen der Juden wusste. Es steht außer Frage das nicht nur eine Mehrheit sondern sicherlich so gut wie alle Deutsche, die keine Kinder und bei normalen Verstand waren, wussten, dass Juden deportiert wurden, in KZ's gebracht wurden, entrechtet und als Arbeitssklaven eingesetzt wurden.

Der Stand der Forschung ist aber dennoch das eine Mehrheit der Deutschen nicht wusste das Juden vergast wurden, dass die Juden alle ermordet werden sollten und Millionen ermordet wurden. Und das ist insofern glaubwürdig als das viele Juden selbst sagten, sie hätten geglaubt "lediglich" deportiert zu werden.

Und bei Gellately geht es ja nur am Rande um genau diese Frage. Er hat v.a. untersucht inwiefern das Regime insgesamt auf die Unterstützung der Bevölkerung setzen konnte, aber insgesamt. Das Zitat von Dir z.B. bezieht sich ja auch und v.a. darauf das Deutsche andere Deutsche denunziert haben. Das habe ich selbst in meiner Argumentation beschrieben - das Regime hat Widerstand nahezu unmöglich gemacht weil sich dieser Widerstand nicht organisieren konnte ohne schon sehr früh aufzufliegen. Stell Dir jene vor die gegen das Regime waren. Sie konnten doch nicht offen reden, sich nicht organisieren, sie konnten bei nahezu niemandem wissen wie er denkt.

Anders gesagt:

1) Es mag eine Mehrheit gegeben haben die die Nazis unterstützt haben, wobei ich da ehrlich gesagt schon meine Zweifel habe - aber es ist denkbar.

2) Jene die gegen die Nazis waren wurden mit massivster Ohnmacht konfrontiert, psychisch isoliert. Dennoch müssen es Millionen gewesen sein die gegen die Nazis waren.

3) Nichts davon widerlegt die Aussagen in diesem Wiki-Artikel das eine Mehrheit der Deutschen eben nicht wusste das Millionen von Juden ermordet wurden:

"Die systematische Judenvernichtung mittels industrieller Methoden blieb den meisten Reichsdeutschen verborgen und war auch für diejenigen, die über Auslandssender oder Erfahrungsberichte von Soldaten davon gehört hatten, meist unvorstellbar. Ein damaliges Gesamtwissen über Ausmaß und Durchführung des Holocaust nehmen Historiker daher nicht an."

(...)

"Holocaustüberlebende berichteten in der Nachkriegszeit, dass die unmittelbar betroffenen Opfer ihr bevorstehendes Schicksal nicht ahnten oder den Gerüchten über industrialisierte Vernichtungsfabriken keinen Glauben schenken wollten"

(...)

1943 schrieb Graf von Moltke, der durch die Judenverfolgung zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus gebracht wurde:

„Mindestens neun Zehntel der Bevölkerung weiß nicht, dass wir Hunderttausende von Juden umgebracht haben … Sie haben immer noch die Vorstellung, dass die Juden nur ausgegrenzt worden sind und nun im Osten in ähnlicher Weise wie vorher in Deutschland weiterlebten.“[4]

(...)

Hans-Ulrich Wehler fasste den Forschungsstand bis 2003 dahingehend zusammen, dass die Geheimhaltung insofern erfolgreich gewesen sei, als dass ein Großteil der Bevölkerung keine genauen Informationen über den Holocaust gehabt habe. Gleichwohl müssten neben den Hunderttausenden Mittätern und Augenzeugen mehrere Millionen Deutsche „die Stoßrichtung des Holocaust, wenn auch nicht seinen vollen Umfang kennengelernt haben“.


Und, als es bekannter wurde hatten die Nazis sogar Probleme mit der Stimmung in der Bevölkerung:

"Seit der Niederlage in der Schlacht von Stalingrad Anfang 1943 und den alliierten Luftangriffen auf deutsche Städte trat die offene antisemitische Propaganda etwas zurück, da diese nun vermehrt auf Unverständnis und Unmut in Teilen der Bevölkerung stieß, den die Gestapo registrierte. Besonders der Versuch, das Massaker von Katyn als Vernichtungsabsicht der Sowjetunion gegenüber allen Deutschen auszugeben, scheiterte: Den Meldungen aus dem Reich zufolge, in denen der Sicherheitsdienst der SS (SD) die Überwachungs- und Stimmungsberichte zusammenfasste, bezeichnete „ein großer Teil der Bevölkerung“ die Aufregung um Katyn als „heuchlerisch, weil deutscherseits in viel größerem Umfang Polen und Juden beseitigt worden“ seien."

Das lässt darauf schließen dass es eben kein breites Einverständnis an den Massenmorden gab.
 
Wo Du falsch liegst?

Du nimmst einen kurzen Zeitpunkt in einer Chronologie zunehmenden Wissens innerhalb einer einzigen Woche als Hinweis darauf, dass die breite mehrheitliche Bevölkerung nichts von den Ermordungen wusste bzw. es höchstens vereinzelt gerüchteweise gehört wurde. - Nur spielt das keine Rolle, denn innerhalb dieser Juli-Woche im Jahr 1942 wurde es ja dann leider offensichtlich, nicht nur für die deportierten Juden, Roma etc., sondern auch für die breite mehrheitliche Bevölkerung als Zaungäste und offizielle Rundgänge-Besucher der Arbeitslager und KZ. Auch da wäre noch 3 Jahre Zeit gewesen, etwas dagegen zu unternehmen und diese Morde nicht einfach hinzunehmen. Spätestens da hätte die breite mehrheitliche Bevölkerung dem Einhalt gebieten müssen, was sie nicht tat.

Jetzt behauptest Du also ich würde auf einen kurzen Zeitpunkt verweisen? Du bist doch komplett verrückt... Du ignorierst doch ALLE anderen Belege! Ich habe Dir jede Menge Zitate und Belege präsentiert und das immer wieder. Und Du hast die als obsolet bezeichnet und weigerst Dich dazu Stellung zu nehmen um weiterhin verfälschend darüber schreiben zu können!

Nimm doch wenigstens mal zu dem Zitat von Moltke Stellung:

„Mindestens neun Zehntel der Bevölkerung weiß nicht, dass wir Hunderttausende von Juden umgebracht haben … Sie haben immer noch die Vorstellung, dass die Juden nur ausgegrenzt worden sind und nun im Osten in ähnlicher Weise wie vorher in Deutschland weiterlebten.“[4]

Der Mann war ein Widerstandskämpfer und er lebte damals!

Oder das hier:

"Holocaustüberlebende berichteten in der Nachkriegszeit, dass die unmittelbar betroffenen Opfer ihr bevorstehendes Schicksal nicht ahnten oder den Gerüchten über industrialisierte Vernichtungsfabriken keinen Glauben schenken wollten"

Du glaubst es ist möglich das eine Mehrheit der Deutschen genau wusste was mit den Juden geschah aber die meisten Juden wussten es nicht oder wollten es nicht glauben?

Aber... ich habe es jetzt verstanden. Du wirst wieder ausweichen. Und nur mal nebenbei: Du hast Marcel-Reich-Ranickis Aussagen verfälschend dargestellt um mir gegenüber einen Punkt zu machen und nicht ich. Aber Du willst mir hier Vorwürfe machen. Das ist komplett irre was Du hier abziehst. Also... los, lass Dir die nächste Finte einfallen.
 
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Ich kann auch noch was dazu beisteuern, aus der Lebensgechichte meiner Mutter, die ich mit ihr zusammen verfasst habe. Mal Zitat:

"Ich erinnere mich an einen Vorfall, bei dem mir fast das Herz stehen blieb - das sehe ich noch heute so lebendig vor mir, als sei es gestern geschehen. Als ich eines Tages von der Schule kam und am "Ring", dem Marktplatz von Reichenstein, angelangt war, zogen die Juden an uns vorbei, in Viererreihen und in Sträflingsanzügen, kahlgeschoren, mit hängenden Köpfen. Sie wurden von Soldaten mit Gewehren angetrieben, die Langestrasse hoch ins Bergwerk; dazu mussten sie durch die Stadt und am Ring vorbei.

Wir waren dick eingemummelt, es war Winter und diese Menschen hatten nur dünne Sträflingsanzüge an und Lumpen um die Füsse. Die Soldaten schrien und stiessen sie nach vorn, es sollte schnell gehen, damit die Leute so wenig wie möglich mitkriegten. Es war entsetzlich.

Immer wieder hört man Beteuerungen wie: "Von der Judenverfolgung und den Vernichtungslagern wussten wir nichts, es spielte sich hinter den Mauern ab." Für meinen Teil kann ich sagen: Das ist gelogen. Wir wussten es sehr wohl, alle wussten es, es war nur nicht offiziell. Hinter vorgehaltener Hand unterhielten sich die Erwachsenen darüber: "Haben Sie schon gehört, den und den haben sie heute abgeholt." Wir wussten auch, dass die Juden vergast wurden, es war durchgesickert. Im Grunde wusste jeder Bescheid, aber keiner durfte darüber reden. Vor allem: Die Leute hatten ja auch Angst, Denunziation war zu einer Art Volkssport geworden. Es reichte schon ein Hitlerwitz. "Führerbeleidigung" hiess es dann, und das war eine Straftat."

Ich habe eine ähnliche Geschichte meiner Oma:

Sie war ein Kind als die Nazis an die Macht kamen und geht sehr offen damit um. Sie erzählte mir das sie voll indoktriniert waren und das sie jüdische Kinder in der Schule schikanierten und sie hat da offenbar mitgemacht. Sie lebte auf einem kleinen Dorf und dort gab es einen alten jüdischen Mann - den sie durchaus mochte. Er wurde irgendwann abgeholt und ich fragte sie ob sie damals wusste was mit ihm geschah, ob sie wusste das die Juden ermordet wurden. Ihre Antwort war das es Gerüchte gab, aber sie sozusagen hofften dass sie nicht wahr seien.

Und ich glaube dass das zwar sicherlich nicht repräsentativ sein kann, denn sie war noch sehr jung. Aber es passt trotzdem zum Stand der Forschung, es passt zu dem was Holocaust-Überlebende sagen, die doch selbst nicht glauben wollten was sie vielleicht als Gerücht gehört haben.


Eine andere Geschichte vom Vater meines Opas: Er war ein Gegner der Nazis, also nicht im Sinne von "aktiver Widerstand", aber er sprach schlecht über sie. Er hat das überlebt, aber mehrfach wurde er von anderen gewarnt seine Meinung endlich für sich zu behalten weil sie Angst hatten es könne auch auf sie zurückfallen.

Und das ist eben ein bedeutender Teil der Nazi-Dominanz. Diese extrem organisierte Struktur, der Terror nicht nur gegen die Juden sondern im Grunde gegen alle die auch nur potentiell gegen sie waren. Ich bin der Ansicht das ab der Machtergreifung kein Widerstand mehr eine Chance hatte außer direkt aus dem Militär. Jene in der Bevölkerung, die gegen die Nazis waren, hätten nichts mehr tun können weil sie sich nicht organisieren konnten.
 
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