Du bist zu dir selber nicht ehrlich. Du kreierst dir einen Gott und meinst, er müsste nach deinen Vorstellungen funktionieren. Dahinter aber steckt eine riesengroße Angst. Und du meinst, dass im Sexualakt keine Energie vergeudet wird. Mir scheint, du gehörst einer Ideologie (Sekte?) an, die sich das Leben mit eigentümlichen Beschreibungen zu erklären versucht. Mit anderen Worten, du hälst dich wahrscheinlich hinter dieser Ideologie verborgen, weil sie dir die Auseinandersetzung mit der Realität erspart, denn die Realität kann sehr weh tun. Und davor hast du wahrscheinlich sehr große Angst. Insofern schützt dich diese Ideologie. Dies ist jedenfalls mein Eindruck. Mir ist allerdings auch klar, dass ich dich mit meinen Worten nicht erreiche, denn dein Mut reicht wahrscheinlich allenfalls, um ein klein wenig hinter dem Vorhang deiner Ideologie hervorzulugen, aber nicht, um dich mit der Realität wirklich auseinander zu setzen.
Ich glaube außerdem, dass du, wie die meisten Menschen, keine wirkliche Kenntnis vom Tantra besitzt. Wenn ja, dann würde ich doch zu gerne von dir erfahren, am liebsten sehr dedailliert, welche Vorstellungen du vom Tantra hast. Das wäre doch immerhin einmal eine Möglichkeit, deine Genialität, von der du so sehr überzeugt zu sein scheinst (Zitat: "Ich habe auf einem anderen Weg zur Erlösung gefunden."), unter Beweis zu stellen. Ich fände es auch sehr interessant, wenn du uns einmal von deinem Weg berichtest, der dich zu dieser Erlösung geführt hat. Interessant wäre auch, zu erfahren, warum du diesen Weg beschritten hast und wie es zu diesem offensichtlichen Sinneswandel kam.
Da fällt mir ein, dass viele Menschen, die am Abgrund stehen und keinen Ausweg mehr wissen, den Weg zu Gott finden. Die Religion gibt ihnen den Halt, den sie brauchen, um im Leben wieder Fuß zu fassen. Dies findet man nicht nur bei den normalen Religionen, sondern sehr oft auch in sektenartigen Glaubensgemeinschaften, wie etwa bei den Zeugen Jehovas, den Mormonen, bei Scientology, bei Sai Baba, Sri Chinmoy, Maharishi Mahesh Yogi oder anderen Religionsgemeinschaften. Alle diese Menschen werden mir in etwa genau dasselbe über Gott erzählen, wie du. Aber glaubst du wirklich, dass diese Menschen in der Lage sind, ein objektives Urteil abzugeben? Nein, das glaube ich nicht. Sie klammern sich nämlich mit aller Macht an diese Gottesvorstellung, weil sie sonst den Halt unter ihren Füssen verlieren könnten. Würden sie ihre Gottesvorstellung in Frage stellen, dann würden sie vielleicht wieder ins Bodenlose fallen, in dieses unermessliche Leid, dem zu nun entronnen sind. Und davor haben sie natürlich eine sehr große Angst. Diese Menschen brauchen ihre Gottesvorstellung als Strohhalm, um im täglichen Leben überleben zu können. Sie haben gar nicht die Kraft, diese Gottesvorstellung in Frage zu stellen. Sie haben im Leben so viel gelitten, dass sie auf keinen Fall wieder in das Elend stürzen wollen, in dem ihr Leben einst verlief.
Die Religion und der Glaube an Gott hat ihrem Leben also einen gewissen Halt, eine gewisse Stabilität, verliehen. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Wirklich glücklich sind sie dadurch zwar nicht geworden, aber sie sind zumindest dem einstigen Elend entronnen. Wollen sie aber wirklich glücklich sein, dann müssten sie die Kraft aufbringen, sich mit all dem Leid auseinander zu setzen, welches immer noch in ihnen schlummert. Da sie diese Kraft aber nicht haben, werden sie einerseits nie wirklich glücklich sein und andererseits immer daran glauben, dass ihre Vorstellung von Gott die richtige ist.