Die Seele

Faydit
Und der Fixpunkt wäre also unveränderlich, fix und es gäbe nur einen?
der Fixpunkt ist so wie du ihn willst, oder so wie du ihn fixieren kannst.

Und ob es nur einen gibt? Wieviele Dinge kannst du gleichzeitig fixieren?

Wenn du etwas ganz genau betrachten willst, muss du es fixieren, ansonsten siehst du es nur verschwommen. Also die menschliche Wahrnehmung kann aufeinmal nur eine Sache fixieren, oder aber gleichzeitig viele Dinge verschwommen wahrnehmen. Dieses "verschwommene" nicht fixierte sehen ist ein "breites" Sehen, ein "weiter Blick" ein Blick des "Überschauens" man hat den "Überblick". Dieser Überblick verhindert aber, dass man etwas genau sehen kann, dafür müsste man fixieren. Wenn ich eine Wiese als Ganzes anschaue erscheint sie mir wie eine grüne Fläche mit bunten Punkten, das ist schön, wenn ich mich in ihr verlieren möchte, wenn ich eine Entspannung brauche, ein "abschalten". Wenn ich aber auf der Suche nach Schafgarbe und Johanniskraut bin um mir eine Tinktur zu machen, muss ich die einzelnen bunten Punkte fixieren, sie genau betrachten und herausfinden, ob es sich vielleicht um Schafgarbe oder Johanniskraut handelt.
Das zum Unterschied von fixieren und weiterBlick.

Trixi
Das erscheint mir nur Theorie! Und zwar nicht zu Ende gedachte Theorie. Vielleicht ist sie auch nur nicht ausformuliert worden?
ja das ist so, es ist eine Theorie, die ich versuche, aufgrund von meinem momentanen Wissen und Erkennen zu bilden. Sie ist nicht fertig und sie wird wohl erst fertig werden, wenn ich den Körper abstreife, sofern ich dann noch als wahrnehmendes Ich agieren kann.
Ich seh's so: es ist vollkommen wurscht, wo "ich" meinen Fixpunkt im Leben verortet sehe. Denn das "ich" wird ja die Grenze des Todes eben nicht überschreiten. Also ist da auch nichts, das eine Wahrnehmung oder ein Fixiertsein in einem Geist oder in einer Seele für mich "mitnehmen" könnte.
das ist halt die Frage und ich seh es noch nicht so fest wie du. Ich halte mir die Möglichkeit offen, dass mein Ich noch weiterhin existieren könnte. Denn wenn ich mich in meinem jetzigen bekörperten Zustand betrachte, sehe ich mein Ich nicht absolut gekoppelt mit Seele und Geist. Wobei ich mir am überlegen bin, inwieweit es einen Sinn machen könnte, dass meine Seele ohne Körper weiterexistiert. Deshalb gehe ich momentan davon aus, dass die Seele sich noch eine Zeit hält, aber wenn sie keine Möglichkeit des Ausdrucks im Körper mehr hat, sich dann vielleicht auflöst, wie der Körper. Sollte dann das Ich schon nicht mehr bewusst vorhanden sein, wird sich auch der geistige Kern auflösen, aber das halte ich noch nicht für ausgemacht.
Mit dem Tod fällt nicht nur ein Teil ab, sondern das alles. Das gesamte Hier und Jetzt fällt ab, also alles was wir meinen draunter zu verstehen und es erreichen zu können. Unser gesamtes "Konstrukt", das wir denken, fühlen und behandelt haben, geht nicht mit über die Grenze hinüber.
Alles was unser Leben hier in der Physis ausmacht fällt ab, da geh ich mit dir konform, aber das HierundJetzt ist nicht von den "Umständen" (der Umwelt und allem in dieser Welt Wahrgenommenen) abhängig, sondern von dem der sie erlebt und das ist das Ich. Wenn also das bewusste Ich weiterexistiert, dann existiert auch das HierundJetzt weiter (nur halt in einer andern "Welt").
Es geht nur hinüber, was vollkommen in eins ist.
das ist ein Dogma dessen Ausschließlichkeit ich so nicht sehen kann.
Ein "ich" ist nicht im Eins mit sich, es empfindet ja nicht nur "ich", sondern auch noch alles Mögliche um das Ich herum.
Das Entscheidende beim Ich sehe ich in der Fähigkeit der Selbsterkenntnis, also die Bewusstwerdung seiner selbst, alles was im scheinbar Außen gesehen und erlebt wird sind Inhalte, die gespeichert werden oder auch nicht, sie gehören nicht zum ICH.
Ginge so etwas wie ein "ich" mit hinüber, dann wäre es also zunächst vollkommen unbewußt.
das ist halt die Frage ob es so sein muss. Der Traum wird als kleiner Bruder des Todes bezeichnet, wenn wir es schaffen in einem Traum unseres Traumes bewusst zu werden, könnten wir dies auch im Tode schaffen.
Geschickterweise läßt man "es" frei, das heißt unbewortet. Ein Bekannter schrieb mal sinngemäß: zerfasele das Wunder nicht.
ja diese Angst schwingt immer mit, deshalb hat der Klerus ja auch lange die Wissenschaft verteufelt. Aber keine Angst, hinter jedem Wunder erscheint ein neues Wunder!

Zugvogel
Das liest sich "abgespalten" für mich.
Das IST abgespalten, denn diese Trennung zu erkennen, sehe ich als Aufgabe unseres Erdendaseins. Und erst wenn wir die Trennung kennen können wir die Verbindung bewusst wieder herstellen.
Denken und Fühlen gehört für mich ganz eindeutig zusammen.
Der ganze Körper des menschen ist eins, zusammen mit Denken und Fühlen. Das muss uns aber nicht hindern einzelne Organe und ihre Funktion genauer zu betrachten, man darf das große Ganze nur halt nicht aus dem Blick verlieren.
Ich finde die Trennung in drei Bereiche überflüssig und künstlich herbeigeführt.
kunstvoll herbeigeführt ja, überflüssig nein.
Außerdem empfinde ich es als willkürlich, sich das Gefühlsleben da rauszupicken und es als Seele zu definieren und unsterblich zu machen.
Gefühle sollten erst mal als soche wahrgenommen und erlebt werden, bevor man über sie philosophiert. Und unsterblich sehe ich sie nicht unbedingt, siehe Antwort an Trixi.
Gerade unsere unsteten menschlichen Gefühle, die zu großen Teilen von Hormonen gesteuert werden... Die sollen das Ewige an uns sein?
Gedanken und der Körper (Hormone) haben einen Einfluss auf die Erweckung von Gefühlen, aber die Gefühlswelt zu verstehen ist ein eigenes Ding, es ist eine Welt, die von der Welt des Denkens sehr unterschieden ist.
Wir alle waren mal Babys, dann Kinder, dann Erwachsene. Nicht nur unsere Körper und Lebenssituationen haben sich in der Zeit mächtig geändert, ebenso unsere Fähigkeit zu Denken und unsere Emotionen (zumindest unsere Reaktionen darauf). Es gibt einfach kein "Ich" in diesem Lebensfluss.
Die Bewusstwerdung des "IchBin" beginnt mit ca 3 Jahren und baut sich auf, in diesem Körper leben wir in einer Raum-Zeit-Ebene, somit gibt es auf allen Ebenen "Entwicklung". Dieses Ich ist in erster Linie ein Wahrnehmungsorgan im geistigen Bereich und dehnt sich auf Seele und Körper aus.
Aber durch die stetige Wandlung ändern sich sogar meine Erinnerungen, also meine (subjektiv wahrgenommene) Biografie.
ja das ist klar
Die Seele soll ja ein ewiger Teil von uns sein und ist in den meisten (?) Vorstellungen mit unserer Psyche identisch bzw. ist unsere Psyche zumindest ein Teil der Seele. Nur sind Dinge wie Psyche und Biografie halt wandelbar und nur subjektive Bezugspunkte (damit meine ich sowas wie: wenn meine Umwelt mich als schüchtern erlebt, ich mich aber als quirlig, wer bin ich denn dann? Und überhaupt: Wo ist die Grenze zwischen quirlig und schüchtern objektiv definiert?)
jeder hat das ganze Potential, aber wir entscheiden was wir davon nutzen. Ich bin von hause her (Erziehung, Sterne etc) eher ein ruhiger Mensch, habe aber gelernt, auch anders zu sein.
Mein Weltbild dazu sieht folgendermaßen aus: Ich glaube, dass es nicht nur die Welt der Erscheinungen, sondern auch die Ewigkeit gibt. Ich glaube, dass die Ewigkeit der Zustand "vor" dem Urknall ist, in dem es weder Zeit noch Raum oder Materie und nur "reine Energie" gab. Nur dass ich denke, dass es diesen Zustand - der ja zeitlos ist und deshalb muss man bei dieser Beschreibung zwangsläufig Fehler machen - immer noch gibt, parallell zu unserer Welt der Erscheinungen. Quasi wie zwei Seiten einer Münze. Nur dass die beiden Zustände nicht so getrennt sind wie die Seiten einer Münze.
ja seh ich auch so, außerhalb von Zeit und Raum kann es kein individuelles Ich mehr geben.
Um den Bogen zur Seele zu spannen: Mmn gibt es eine einzige Seele für alle. Aus irgendeinem Grund steckt in dieser ursprünglichen, zeitlosen Energie der Wille sich zu entfalten, sich in unzählige Facetten aufzuspalten. Und eine davon bin ich.
genau so sehe ich das auch - Zeit und Nicht-Zeit, Raum und Nicht-Raum durchdringen sich - wobei ich die wundersame Beutung bei der Bewusstwerdung des Ich sehe.

LGInti
 
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Faydit der Fixpunkt ist so wie du ihn willst, oder so wie du ihn fixieren kannst.

Und ob es nur einen gibt? Wieviele Dinge kannst du gleichzeitig fixieren?

Wenn du etwas ganz genau betrachten willst, muss du es fixieren, ansonsten siehst du es nur verschwommen. Also die menschliche Wahrnehmung kann aufeinmal nur eine Sache fixieren, oder aber gleichzeitig viele Dinge verschwommen wahrnehmen. Dieses "verschwommene" nicht fixierte sehen ist ein "breites" Sehen, ein "weiter Blick" ein Blick des "Überschauens" man hat den "Überblick". Dieser Überblick verhindert aber, dass man etwas genau sehen kann, dafür müsste man fixieren. Wenn ich eine Wiese als Ganzes anschaue erscheint sie mir wie eine grüne Fläche mit bunten Punkten, das ist schön, wenn ich mich in ihr verlieren möchte, wenn ich eine Entspannung brauche, ein "abschalten". Wenn ich aber auf der Suche nach Schafgarbe und Johanniskraut bin um mir eine Tinktur zu machen, muss ich die einzelnen bunten Punkte fixieren, sie genau betrachten und herausfinden, ob es sich vielleicht um Schafgarbe oder Johanniskraut handelt.
Das zum Unterschied von fixieren und weiterBlick.


Das hat mit Fokussierung der Wahrnehmung was zu tun, nicht mit dem eigenen Fixpunkt.

Der Fixpunkt wäre das, was du für dich selbst hältst. Deine Identität, oder genauer gesagt, deine konstante Illusion über dich selbst, über deine Identität. Die meist eben auf einen Punkt im Energiekörper fixiert ist, von dem ausgeht, gesteuert wird.

Nun kann die aber unter bestimmten Vorraussetzungen aus der Verankerung gerissen werden, und danach eben nicht mehr so ganz eindeutig sein sondern flexibler, oder auch wieder in diese Ausgangsposition zurückkehren.

Castandeda beschreibt das ganz gut als Verschiebung des Montagepunkts.

Bei jemandem mit multipler Persönlichkeit gäbe es beispielsweise eine Fixierung auf zumindest zwei unterschiedliche Punkte. Und das Switchen zwischen ihnen.

Ebenso könnte man in dem Kontext sowas wie Engel, Dämonen, Jesus oder sogar Gott als anderen Fixpunkt innerhalb immer noch des eigenen Kontexts sehen. Oder eben auch sowas wie die Seele, das höhere Selbst,...

Theoretisch zumindest. Spannend.
 
Weil ich heute schon den ganzen Tag mit anderen Menschen geredet habe, schreibe ich lieber nochmal was für mich auf zu diesem Thema. Ich könnte mich auch und würde mich in der Tat auch gerne auf Deine Antwort beziehen, inti, aber ich habe da jetzt schlicht nicht mehr die Energie für nach einem 15-Stunden-Tag. Wofür ich aber Zeit habe, das ist zu sein, also hier zu sitzen und aufzuschreiben, was mir nach dem Lesen durch den Kopf geht.

Ich will mich verdeutlichen, inti: ich meine nicht, daß "nichts" von uns mitgeht in den Tod. Sondern ich meine, daß es nichts sein kann, das wir in unserem jetzigen Leben benennen können. Unter anderem auch deshalb, weil wir ja im "Nachleben" dann ebenfalls den Fokus auf diesen Teil (unseres Selbst) halten müßten, um uns wieder zu erkennen. Ansonsten, das schrieb ich aber schon, wären wir erst mal verwirrt in einer neuen Umgebung. Das erscheint mir logischer als anzunehmen, daß wir uns in uns selber dann wieder erkennen, weil ich ja davon ausgehe, daß eben keine Fixierung einer Wahrnehmung mehr an einer ausmachbaren Stelle da sein wird, wenn ich tot bin. Siehe dazu weiter unten.

Und dem Faydit, dem versuche ich seit Monaten zu sagen, was er da nun beim Lesen der Worte, die ihm das "wow" entlockten, verstanden hat. Ich versuche ihm stets zu verdeutlichen: es gibt eine Ebene, in der all dies, was "ich" sein könnte, was sich erinnert und was sich benennt, nicht mehr ist. Denn ich sehe ihn genau in dieser "Lücke" des menschlichen spirituellen Erlebens orientierungslos - dabei ist das eben ganz normal, daß es eine Ebene geben muß, in der es so ist. Ich weiß aber auch, daß kaum einer darüber spricht, weil es eben so ist, wie ich sage: es gibt in dieser Ebene kein Wort, kein verdingtes Ding, keinen Anhalt für eine zugrundeliegende Überlegung und auch kein Wahrnehmen eines Körpers oder eines Geistes. Ich beschreibe diesen Zustand als "Freie Wahrnehmung", als schlichtes und einfaches sein. Nicht vielfältig, sondern einfältig, und zwar freiwillig. Ist man dazu nicht bereit, sich so zu reduzieren und auf die eigene Schöpfbarkeit für einen Moment wenigstens zu verzichten, dann erlebt man das aber vermutlich nicht. Man ist dann zu "egoistisch", meint, daß stets ein Bekannter bei ihm bleiben werde, an dem er oder sie sich weiterhin wird identifizieren könnten. Das ist aber nicht so, nicht wenn ich das von mir Gelesene richtig verstanden habe. Ich kenne eigentlich keine Kultur, die uns im letzten Verstehen ihrer Lehre ein "Überleben" des Lebens anbietet, also eine Art "Nachleben", sondern alle betonen sie zunächst mal, daß es den Tod gibt. Und nicht ein Nachleben. Sicherlich: die Nachleben werden durchaus auch beschrieben, z.B. in Tibet. Aber die Bardos sind eben nicht der Tod, sondern sie sind im Leben und im Tod gleichermaßen vorhanden. Die Frage ist also: wer nimmt diese bardos überhaupt wahr? Meines Erachtens kann dies nur eine vollkommen freie Wahrnehmung tun, die frei von Anhaftungen an Ideen ist. Also schöpfungslos. Die menschliche Wahrnehmung (beinhaltend Körper, Geist, Seele, Fixierpunkte und "breites Bewußtsein etc.) muß ergo "Aufgehen in Gott", um zu Absichtslosigkeit und zur Schöpfungslosigkeit zurück zu kehren. Nur dann kann es von vorne beginnen und eine Neuschöfung eines neuen Lebens kann geschehen.

Oder anders ausgedrückt: kein Yang ohne vollkommene Konsequenz im Yin. Wenn ich meine Vorstellung vom Yin (Tod) durch meine persönlichen Annahmen über den Zustand und die Zusammenhänge des Seins begrenze, dann werde ich auch mein Yang, also mein jetziges Leben begrenzen. Ich bin dann also noch entwicklungsfähig und profitiere daher ja vielleicht von diesen Worten.

Für mich ist es eine Frage des Annehmens von Leere und Fülle. Von Beiden ein bißchen geht zwar auch. Aber man sollte im Leben Beides in einer Ausgeglichenheit halten. Was aber passiert beim Sterben, oder tibetisch: beim Wechseln von einem bardo in den nächsten? Folgendes: die Harmonie der Verhältnisse wird umgekehrt. Um ein Bild dafür zu geben spielt ein Klavier, das normalerweise die tiefen Töne unten hat nun unten die hohen Töne, und oben die tiefen. Die Bedienung der Klaviatur ist also "umgekehrt" (bitte zweifachen Wortsinn hier beachten) und der Mensch ist "auf links", also auf der Schattenseite des Lichts, der Seite des Todes.

Dennoch kann er, so wird das ja in Tibet berichtet, durch das Erreichen eines bestimmten Bewußtseinszustandes im Leben die Phasen der bardos wach und bewußt erleben. Eben diesen Zustand würde ich in deutscher Sprache gerne "Freie Wahrnehmung" nennen, als einen geistigen Zustand der Leere und des uneingeschränkten Wahrnehmens (des Moments, solange es im bardo des Lebens stattfindet, der ja die Zeit als einziges beinhaltet, wenn ich mich des Gelesenen recht erinnere).

Nun ist aber ebenfalls Fakt im Tibetischen, so wie auch der Buddhismus in seinen beiden Hauptströmungen es abbildet: der Eine lebt und leidet. Er benötigt spirituelle Hilfe und Unterstützung von seinem spirituellen Lehrer, der ihn zum Beispiel beim Verlassen der Lebensphase unterstützt durch die spirituelle tibetische Sterbebegleitung. Er ist im Kreislauf der Widerkehr zu begleiten und seine Seele wird wieder einsteigen auf einer hoffentlich höheren Stufe.

Aber auch die tibetische Lehre beinhaltet für den dem Autor zugewandten Leser die Ebene des "Freien schon im Leben", der eben nicht gezwungenermaßen wiederkehren muß, weil er in einem Ich von einem Lehrer von Ort zu Ort geführt werden will. Es gibt auch diejenigen, die den Leidenden begleiten und freiwillig immer wieder kommen, um eben diese Dienste zu verrichten und solche Bücher überhaupt erst schreiben, damit Menschen darüber nachzudenken beginnen. Und selbstverständlich verlassen diese auf einer Ebene die einmal erworbene "Abwehr" gegen Anhaftung, die sich durch die unbedingte Annahme oder Liebe zu allem, was ist, ausdrückt, nicht. Trotz aller Verwebung, die da im Leben stattfindet, kann ja immer eine andere Ebene noch offen sein - wie es im Thread beschrieben ist, ist es ja nur die Frage, wieviele Dinge ich gleichzeitig in meiner Aufmerksamkeit bewahren kann. Kann ich mein Sein bemerken, kann ich auch mein Nichtsein bemerken. Jederzeit. Kein Problem ist das, wenn Yin wirklich Yin ist und Yang wirklich Yang.

lg
 
Bin ich sehr wirr? :confused:

Naja macht ja nix. Bin trotzdem noch nicht fertig.

Ich glaube daß es u.a. auch deshalb so schwierig ist, eine klare Definition für das, was Seele ist, zu finden, weil die Seele eben ein hinter dem Geist liegendes Erkennen ermöglicht. Eine Art von Identifizierung, eine Art son Sosein, die sich dem Geist nur mittelbar erschließt. Wir nennen dieses mittelbare, das sich dem Geist erschließt, unsere Seele.

Unseren Geist können wir klar benennen. Er hört Worte, die er denkt, als kämen sie aus einer Drüse. Je nach Übung können wir diese Drüse "bedienen" und unseren sogenannten Verstand als dehnbaren Raum nutzen, in dem wir konstruieren und erbauen, was unsere Welt ist und unser Verständnis von ihr.

Je nach dem, wie "wach" ich nun gerade bin, verwechsele ich z.B. meine Wahrnehmung mit meinem Geist. Zum Beispiel verwechsele ich mein Denken mit meinem Geist, oder auch etwas, das ich innerlich höre. Oder die Wahrnehmung eines Gefühls oder eine Körperwahrnehmung werde ich mit meinem Geist verwechseln, und zwar immer dann, wenn ich mich mit einem dieser Bestandteile in mir besonders identifiziere. Wenn ich also anhafte.

All dies ist aber trotzdem immer nur meine Wahrnehmung mit ihren Inhalten. Eine Funktion, die aus unterschiedlichen Sinneskanälen Informationen in meinen Geist ergießt. Und dort empfinde ich persönlich als Geist in einem Körper dann stets die Herausforderung, dies zu verstehen, was ich wahrnehme, mich also zu distanzieren von mir selber und all dem, was ein Ich sein könnte oder was ich sein könnte und "Freie Wahrnehmung" zu entwickeln. Das ist ja das, was ich Dir immer schreibe, Faydit. Die Wahrnehmung geht eben immer weiter, auch wenn sie keiner mehr erkennen kann inclusive meiner selber. Man kann es im Leben erleben, daß es so ist, aber es erleben eben nicht viele. Weil sich nicht viele erinnern müssen - nehme ich an. Jeder erinnert sich in seinem "Boot", in dem er sitzt, Hinayana oder Mahayana.

Die Frage ist doch, wie ich aus dieser Zwickmühle herauskomme, in der ich eigentlich erkenne: ich benötige das alles nicht. Ich benötige kein Leben, keinen Moment, auch den nächsten nicht, ich verzichte darauf und lasse eine andere Ebene entscheiden, was mit diesem nächsten Moment in meinem Leben passiert. Inklusive meiner Worte, meines Verhaltens, meiner Vorstellungen von mir selber und so weiter: ich lasse es alles vollständig fahren. Und das Schlimme ist, daß ich dann tatsächlich erkenne: der Weg hat mich an das Ziel geführt. Ich habe endlich erkannt: ich brauche all dies nicht. Daher werde ich es auch einfach gehen sehen. Und genau das übte ich in der Vergangenheit: andere gehen sehen. So wird man ein Same. ;-)


Ich finde, man muß diesen "Keim" in sich, diesen Samen, einfach nur annehmen. Ich kann diesen Keim oder Samen auch Seele nennen. Oder Begabung, Intuition, Individuelle Existenz. Spielt keine Rolle.

Ich habe lange die Frage in mir gehabt: warum holt mich keiner in meiner Seele ab? Warum begegnen alle nur meinem Körper, haben Angst vor meiner Fassade, wissen auch stets schon, was in mir ist? Warum kann ich mich nicht wir andere verbergen, und dieses Geheimnis, das ich bin, nur denen offenbaren, die ich so liebe? Oder eben denen, die mich wirklich in meiner Seele spirituell abholen? Im Zentrum ganz inndrin da?

In eben diesem Dilemma sitzt man ja, wenn man einmal so "von der Muse geküßt" wurde und trotzdem kritisch geblieben ist. (eine kurze Erinnerung an Lizzy, die das Letztere vermissen ließ, sei mir gestattet.)



Mein Tip bei diesem Dilemma, das ist, die eigene Zuständigkeit zu klären. Warum? Spirituell würde ich sagen, daß man darauf aufmerksam gemacht wurde, daß man als Mensch ganz allgemein aber auch als Individuum dazu ausgelegt ist, einer Berufung zu folgen und diese zu leben. Ich denke es war nicht nur bei mir so, daß in eben jener Phase des Lebens, in der ich an meiner Berufung vorbei lebte, solche Übertritte über die spirituelle borderline gelangen. Nur stellte ich gleich auch mit dieser Wahrnehmung fest, daß diese Wahrnehmung Teil meiner Gesamtsituation war und diese mißlich war, ergo war es auch klug, diese Wahrnehmung stets in Frage zu stellen.

Trotzdem ist aber die Ursache für die Wahrnehmung die Tatsache, daß ich nicht meiner Berufung gefolgt bin, daß ich also mein Leben nicht angenommen aber gleichzeitig auch nicht in die richtige Richtung entwickelt habe. Rückblickend ist mir das biographisch klar, wie es zu all diesen selbergewählten Entscheidungen kam und warum ich all das erlebt habe. All dies geschah letztlich nur, um meine Berufung zu "entdecken", also das Mäntelchen von ihr herunter zu nehmen, das v.a. meine Kindheit ihr einbrachte. Immerhin: ich bin durch den dunklen Wald hindurchgekommen und habe das Haus der pflegebedürftigen Großmutter gefunden.

Natürlich stelle auch ich mir die Frage: hat sich meine Seele dies nun ausgesucht, daß sie dieses Leidenstal des Lebens erleben mußte und noch weiterhin in dieser Badewanne des Rotkäppchen-Daseins mittobt, in welches es geboren wurde? Pfeifend, also gute Laune spielend, sich auf dem Weg durch den dunklen Wald - den Tod - auf den Weg zur (toten) Großmutter zu begeben, um dann das Entsetzen zu haben, wenn sich die dort im Haus bei Gott vermutete Großmutter dann als Wolf entpuppt und die Wohnstube als vermeintlicher wahrer Todesort? Als etwas, das mir immer wieder Schafe aus meiner Herde raubt, mir also Aufmerksamkeit aus meiner ganzen Fülle der Wahrnehmung abzieht?



Nun. Fazit: man muß diese Dinge der Seele umschreiben und sie nicht beschreiben. Aufschreiben kann ein Teil davon sein. Umschreiben wird man sie letztlich nicht können. Abschreiben sollte man sie nicht, aber wenn man was Kluges gelesen hat, sollte man es vielleicht selber mal aufschreiben. Wer mag, kann jetzt gegenschreiben oder vielleicht will ja auch jemand mitschreiben. Möglicherweise lassen wir das Geschriebene aber auch eher Unbeschrieben. Egal wie wir's schrieben: wären wir nur beim Schweigen geblieben.


:confused:
 
Nur weil ich sie Seele nenne heißt das ja noch nicht dass es die Seele wäre.
Wenn sie lacht, erscheint mir das trotzdem als gutes Zeichen. Da bleib ich jetzt mal trotzig. :)

hm, wieso zweifelst Du denn überhaupt an dem, was Du bei Dir die Seele nennst? Wer hat Dir das denn beigebracht. :D
 
Wenn sie lacht, erscheint mir das trotzdem als gutes Zeichen. Da bleib ich jetzt mal trotzig. :)

hm, wieso zweifelst Du denn überhaupt an dem, was Du bei Dir die Seele nennst? Wer hat Dir das denn beigebracht. :D

Ich frag mich halt wer da was Bestimmtes mal erlebt hat. Und meine Seele war's nunmal nicht. Die gab's, so gesehen gar nicht mehr.
Mich schon noch. Seltsamerweise. Oder wir waren völlig ident. :D
 
Werbung:
Ich habe lange die Frage in mir gehabt: warum holt mich keiner in meiner Seele ab? Warum begegnen alle nur meinem Körper, haben Angst vor meiner Fassade, wissen auch stets schon, was in mir ist? Warum kann ich mich nicht wir andere verbergen, und dieses Geheimnis, das ich bin, nur denen offenbaren, die ich so liebe? Oder eben denen, die mich wirklich in meiner Seele spirituell abholen? Im Zentrum ganz inndrin da?

Sei froh darüber. Auch wenn's manchmal nicht so toll sein mag. Andere haben's im Endeffekt noch schwerer.

Egal wie wir's schrieben: wären wir nur beim Schweigen geblieben.


:confused:

Nö! Schreibst doch interessant.
 
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