Die Prinzessin küsste den Frosch nicht . . .

wo bleiben die Schwestern der Königstochter, wo bleibt die Mutter - :confused:
herzlich wenig weibliche Präsenz - finde ich! :(
Wird in diesem Märchen weibliche Hilfestellung außer acht gelassen?
Frauen werden in diesem Märchen äußerst negativ dargestellt, entweder als böse Hexe oder als hilfloses Prinzesserl.
Es brennt mir unter den Nägel, mal die feministische Aussage dieses Märchen aufzuzeigen!

Man darf nicht vergessen,aus welcher Zeit diese Märchen kommen. Ich finde es nicht so schlimm. Da diese Märchen, vor allem von den Gebrüdern Grimm, richtig viel Brauchtum und vorchristliches, transportieren.

Da ist mir ehrlich gesagt egal, wenn sich da manche Frau in dieser Zeit gekränkt fühlt.
 
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wusstest ihr, dass die Märchen der Gebrüder Grimm nicht ihrer eigenen Feder entstammen, sondern eine Sammlung von über Generationen mündlich überlieferter Geschichten sind?
Die mündlich überlieferten Märchen wurden von ihnen zusammen getragen und mehr oder weniger überarbeitet.
Ja, das hätte ich sonst auch erwähnt.
Diese alten Märchen sind so richtige uralte Volksmythen, die von den Gebrüdern Grimm zusammengetragen und gesammelt wurden.
Daher steckt darin wahrscheinlich sehr viel ursprüngliches und Urtümliches.

Aber es ist wohl so, und da geht eben auch die Autorin des Buches "Die Wolfsfrau" drauf ein, dass, als das Matriarchat vom Patriarchat abgelöst wurde,
einiges in den Märchen entweder übersprungen oder ausgelassen wurde, oder auch meistens alles was die weiblichen Urkräfte angeht, schlecht gemacht,
aus der weisen Alten die böse Hexe oder böse Stiefmutter usw. wurde.
 
Hallo :),
sagen wir mal so, das ist noch ein ganz interessanter zusätzlicher Aspekt, da es hier ja im Bereich vordergründig um "Psyche und Persönlichkeit" geht.

Früher wurden Märchen, alte Volkssagen und -mythen mündlich und wahrscheinlich jeweils von der Grußmutter zum Enkel weitergegeben.
Es war daher, kann man sich vorstellen, eine recht persönliche und nahe Sache.
Ganz anders, als wenn man Märchen aus einem Märchenbuch vorliest, zu denen evtl. selbst die Leserin / der Leser nicht tatsächlich einen Bezug hat.

Wenn die Großmutter einem kleinen Enkelkind Geschichten erzählt von Wesen, Hexen, Feen unsw. , so kann man sich schon denken, dass dem Kinde
Vieles davon als Wahrheit erscheinen wird. Zumal die meisten auf dem Lande und ziemlich nahe der Natur lebten, und vielleicht auch daher eher eine
solche "Wirklichkeit" auch Teil ihrer Realität war.
Dabei noch viel Aberglaube, die Menschen waren gewiss verwoben in diese Welten.
Man glaubte ja wahrscheinlich sowieso an Hexen, die Heilerin des Ortes war hochgeachtet, denke ich mal.
Rituale, Volksreligion bzw. Naturreligion war ein Teil davon.

Eine eigene , aber auch recht den einzelnen bestimmt einnehmende Welt. Er war Teil davon und hatte mit Sicherheit nicht so viel Individualität, wie das
heute so bei Städtern und Menschen der eher isolierten Zeit ist.

Daher war eine Abtrennung evtl. mal eine zeitlang "richtig". Im Sinne davon, dass Menschen etwas weg von zuviel Aberglauben unsw. kamen.

Es konnten klarer (präziser?) die Dinge gesehen werden, imgrunde eher "kühl", rein rechnerisch, Fakten, das was man "tatsächlich" sieht und hört.
Logisches Denken setzte mehr ein.
Der Mensch entfernte sich ansich von der Natur, aber er wurde (auf eine andere Weise) auch klarer und "wacher". Bewusster, Individueller.

Das stell ich mir jetzt alles nur so vor.

Die Gebrüder Grimm damals hatten ja wohl einigen Abstand zu den Märchen. Sie waren einfach Sammler und interessierten sich für diese alten Mythen.
Und ohne sie wären sie vielleicht völlig verloren gegangen.
Aber mit Sicherheit werden sie sie dann nach ihrem eigenen Denken zumindest so zurecht"geschnitten" haben, das zwar das was sie als wichtig und bedeutsam
ansahen, der Grundlauf der Geschichte , erhalten blieb, aber gewiss so Manches, das man einfach auf so eine Weise nicht tatsächlich "weitergeben" kann,
das was eine Großmutter in der direkten Erzählung weitergibt, also ich denke mal, es kam einiges "unter die Räder". Näheres kann man da ja jetzt nicht sagen.

Jetzt da Menschen immer mehr wieder die Wege zurück zur Natur suchen, ihre alten wahren Wurzeln usw., versucht man vielleicht auch in diesen alten Mythen
die ursprünglichen tiefsten Seelenbotschaften zu entdecken. Und das kann noch nicht mal, finde ich, ein hochstudierter Psychologe tatsächlich erfassen.

Imgrunde so gesehen, wenn man dazu jetzt mal das Märchen vom Froschkönig betrachtet, der eiskalte glipschige Frosch stellt sehr gut das reine logische Denken dar, das kalte Reflektieren und Aussondieren zum Beispiel der ehemaligen Goldkugel. Er kann sie imgrunde nicht wieder in das Herz der Prinzessin bringen, wenn sie nicht auch sein Herz dabei erwärmt, bzw. sich für ihn erwärmt, um die entstandene Trennung wieder zu heilen.

Er bringt ihr die alten Geschichen, aber sie sind glipschig und kalt. Sie muss sie erst leben und als Seeleninhalte verstehen.
Jedoch bringt diese neue Klarheit, die entstand durch diese vorübergehende Trennung, eine tiefere Bewusstheit und Wahrnehmung mit sich.

Das ist das Zeitlose an den Märchen. Und dass sie ansich, egal wie man vielleicht daran frisierte, am Ende immer das weitergeben, wozu gerade die entsprechende Seele bereit ist.
So ist es ja auch mit Religion, nicht wahr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier einmal das ganze Märchen der Grimms

Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich
Ein Märchen der Brüder Grimm

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In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön; aber die jüngste war so schön, daß die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte, sooft sie ihr ins Gesicht schien. Nahe bei dem Schlosse des Königs lag ein großer dunkler Wald, und in dem Walde unter einer alten Linde war ein Brunnen; wenn nun der Tag recht heiß war, so ging das Königskind hinaus in den Wald und setzte sich an den Rand des kühlen Brunnens - und wenn sie Langeweile hatte, so nahm sie eine goldene Kugel, warf sie in die Höhe und fing sie wieder; und das war ihr liebstes Spielwerk.

Nun trug es sich einmal zu, daß die goldene Kugel der Königstochter nicht in ihr Händchen fiel, das sie in die Höhe gehalten hatte, sondern vorbei auf die Erde schlug und geradezu ins Wasser hineinrollte. Die Königstochter folgte ihr mit den Augen nach, aber die Kugel verschwand, und der Brunnen war tief, so tief, daß man keinen Grund sah. Da fing sie an zu weinen und weinte immer lauter und konnte sich gar nicht trösten. Und wie sie so klagte, rief ihr jemand zu: "Was hast du vor, Königstochter, du schreist ja, daß sich ein Stein erbarmen möchte." Sie sah sich um, woher die Stimme käme, da erblickte sie einen Frosch, der seinen dicken, häßlichen Kopf aus dem Wasser streckte. "Ach, du bist's, alter Wasserpatscher," sagte sie, "ich weine über meine goldene Kugel, die mir in den Brunnen hinabgefallen ist." - "Sei still und weine nicht," antwortete der Frosch, "ich kann wohl Rat schaffen, aber was gibst du mir, wenn ich dein Spielwerk wieder heraufhole?" - "Was du haben willst, lieber Frosch," sagte sie; "meine Kleider, meine Perlen und Edelsteine, auch noch die goldene Krone, die ich trage." Der Frosch antwortete: "Deine Kleider, deine Perlen und Edelsteine und deine goldene Krone, die mag ich nicht: aber wenn du mich liebhaben willst, und ich soll dein Geselle und Spielkamerad sein, an deinem Tischlein neben dir sitzen, von deinem goldenen Tellerlein essen, aus deinem Becherlein trinken, in deinem Bettlein schlafen: wenn du mir das versprichst, so will ich hinuntersteigen und dir die goldene Kugel wieder heraufholen." - "Ach ja," sagte sie, "ich verspreche dir alles, was du willst, wenn du mir nur die Kugel wieder bringst." Sie dachte aber: Was der einfältige Frosch schwätzt! Der sitzt im Wasser bei seinesgleichen und quakt und kann keines Menschen Geselle sein.

Der Frosch, als er die Zusage erhalten hatte, tauchte seinen Kopf unter, sank hinab, und über ein Weilchen kam er wieder heraufgerudert, hatte die Kugel im Maul und warf sie ins Gras. Die Königstochter war voll Freude, als sie ihr schönes Spielwerk wieder erblickte, hob es auf und sprang damit fort. "Warte, warte," rief der Frosch, "nimm mich mit, ich kann nicht so laufen wie du!" Aber was half es ihm, daß er ihr sein Quak, Quak so laut nachschrie, als er konnte! Sie hörte nicht darauf, eilte nach Hause und hatte bald den armen Frosch vergessen, der wieder in seinen Brunnen hinabsteigen mußte.

Am andern Tage, als sie mit dem König und allen Hofleuten sich zur Tafel gesetzt hatte und von ihrem goldenen Tellerlein aß, da kam, plitsch platsch, plitsch platsch, etwas die Marmortreppe heraufgekrochen, und als es oben angelangt war, klopfte es an die Tür und rief: "Königstochter, jüngste, mach mir auf!" Sie lief und wollte sehen, wer draußen wäre, als sie aber aufmachte, so saß der Frosch davor. Da warf sie die Tür hastig zu, setzte sich wieder an den Tisch, und es war ihr ganz angst. Der König sah wohl, daß ihr das Herz gewaltig klopfte, und sprach: "Mein Kind, was fürchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Tür und will dich holen?" - "Ach nein," antwortete sie, "es ist kein Riese, sondern ein garstiger Frosch." - "Was will der Frosch von dir?" - "Ach, lieber Vater, als ich gestern im Wald bei dem Brunnen saß und spielte, da fiel meine goldene Kugel ins Wasser. Und weil ich so weinte, hat sie der Frosch wieder heraufgeholt, und weil er es durchaus verlangte, so versprach ich ihm, er sollte mein Geselle werden; ich dachte aber nimmermehr, daß er aus seinem Wasser herauskönnte. Nun ist er draußen und will zu mir herein." Und schon klopfte es zum zweitenmal und rief:"Königstochter, jüngste,
Mach mir auf,
Weißt du nicht, was gestern
Du zu mir gesagt
Bei dem kühlen Wasserbrunnen?
Königstochter, jüngste,
Mach mir auf!"

Da sagte der König: "Was du versprochen hast, das mußt du auch halten; geh nur und mach ihm auf." Sie ging und öffnete die Türe, da hüpfte der Frosch herein, ihr immer auf dem Fuße nach, bis zu ihrem Stuhl. Da saß er und rief: "Heb mich herauf zu dir." Sie zauderte, bis es endlich der König befahl. Als der Frosch erst auf dem Stuhl war, wollte er auf den Tisch, und als er da saß, sprach er: "Nun schieb mir dein goldenes Tellerlein näher, damit wir zusammen essen." Das tat sie zwar, aber man sah wohl, daß sie's nicht gerne tat. Der Frosch ließ sich's gut schmecken, aber ihr blieb fast jedes Bißlein im Halse. Endlich sprach er: "Ich habe mich sattgegessen und bin müde; nun trag mich in dein Kämmerlein und mach dein seiden Bettlein zurecht, da wollen wir uns schlafen legen." Die Königstochter fing an zu weinen und fürchtete sich vor dem kalten Frosch, den sie nicht anzurühren getraute und der nun in ihrem schönen, reinen Bettlein schlafen sollte. Der König aber ward zornig und sprach: "Wer dir geholfen hat, als du in der Not warst, den sollst du hernach nicht verachten." Da packte sie ihn mit zwei Fingern, trug ihn hinauf und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bett lag, kam er gekrochen und sprach: "Ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du: heb mich herauf, oder ich sag's deinem Vater." Da ward sie erst bitterböse, holte ihn herauf und warf ihn aus allen Kräften wider die Wand: "Nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch."

Als er aber herabfiel, war er kein Frosch, sondern ein Königssohn mit schönen und freundlichen Augen. Der war nun nach ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da erzählte er ihr, er wäre von einer bösen Hexe verwünscht worden, und niemand hätte ihn aus dem Brunnen erlösen können als sie allein, und morgen wollten sie zusammen in sein Reich gehen. Dann schliefen sie ein, und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren, mit acht weißen Pferden bespannt, die hatten weiße Straußfedern auf dem Kopf und gingen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Königs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betrübt, als sein Herr war in einen Frosch verwandelt worden, daß er drei eiserne Bande hatte um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspränge. Der Wagen aber sollte den jungen König in sein Reich abholen; der treue Heinrich hob beide hinein, stellte sich wieder hinten auf und war voller Freude über die Erlösung.

Und als sie ein Stück Wegs gefahren waren, hörte der Königssohn, daß es hinter ihm krachte, als wäre etwas zerbrochen. Da drehte er sich um und rief:"Heinrich, der Wagen bricht!"
"Nein, Herr, der Wagen nicht,
Es ist ein Band von meinem Herzen,
Das da lag in großen Schmerzen,
Als Ihr in dem Brunnen saßt,
Als Ihr eine Fretsche (Frosch) wast (wart)."Noch einmal und noch einmal krachte es auf dem Weg, und der Königssohn meinte immer, der Wagen bräche, und es waren doch nur die Bande, die vom Herzen des treuen Heinrich absprangen, weil sein Herr erlöst und glücklich war.

https://www.grimmstories.com/de/grimm_maerchen/der_froschkonig_oder_der_eiserne_heinrich

Schönes Märchen :)
 
Danke @Terrageist, ich erinnere mich gerade an mein dickes Grimm Märchenbuch, in dem ich als Kind extrem viel gelesen habe, immer immer wieder, bis sogar die hintere Buchhülle abfiel wegen extremer Abnützung. In diesem Buch hat auch meine Tochter gelesen, jetzt ist es archiviert, und vermutlich werden mal meine Enkelkinder darin lesen, wenn ich welche bekommen werde.
 
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Hallo Ihr Lieben,
bin gerade nur überfliegend blätternd in den Faden geschneit und wollte fragen, ob sich jemand schon mit den Büchern von Eugen Drewermann beschäftigt hat, in denen er die Grimmschen Märchen tiefenpsychologisch gedeutet hat?

Viele liebe Grüße
Eva
 
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