Die Prinzessin küsste den Frosch nicht . . .

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Übrigens finde ich, dass @Nifrediel in ihrer Kunst wunderbar den Ausdruck der Wolfsfrau, oder dunklen tiefen Seele zum Ausdruck bringt -


diese Kunst würde ich auch gerne bewundern!:thumbup:
 
Nein habe ich nicht. :) Hier soll es wenn möglich mehr um die ganz eigene eher laienhafte Beziehung zum Märchen gehen, evtl. auch spirituell und esoterisch, alles was dem Einzelnen so dazu einfällt, bzw. sich auch assoziativ einstellt. :)

Liebe @Terrageist :-)

es wundert und verwundert doch nicht, dass Du Eugen Drewermanns Analysen der Märchen nicht gelesen hast.
Es wundert auf der logischen Ebene, denn Deine psychologischen und spirituellen Assoziationen und Analysen ähneln fast wortgleich an manchen Stellen den tiefenpsychologischen Analysen Drewermanns, sodass man meinen könnte, Du hättest Eugen Drewermann gelesen.

Andererseits ist es auch so, und daher nicht verwunderlich, dass Du ähnliche Assoziationen und Erkenntnisse zu den Märchensymbolen vermutlich deshalb hast, weil Du Dich intuitiv mit der Symbolsprache auskennst und aus eigener Veranlagung und Beschäftigung die Bereiche des menschlichen Unterbewussten erforscht hast. Die Symbolsprache der Märchen bzw. überhaupt die Symbole des kollektiven Unterbewussten sind in der Tiefenpsychologie Gegenstand der Forschung. So hat Herr Drewermann, der sich mit der Seele des Menschen beschäftigt hat und der sein akademisches und spirituelles Zuhause in der christlichen Denkwelt aufgeben musste, sich mit der Tiefenpsychologie und eigener Intuition auf die Märchenanalyse eingelassen und ist zu ähnlichen Schlüssen gekommen wie Du.

Ich glaube, Du würdest, wenn Du in die Bücher hineinschaust, viele Dinge wiederentdecken bzw. einen Unterstützer und Forscherkollegen in Drewermanns Interpretationen entdecken.

Außerdem berührst Du - wieder wohl intuitiv - einen Forschungsbereich der Germanistik. Auch in der germanistischen Literaturwissenschaft ist die Märchensymbolik ein Forschungsgegenstand. Vieles darin war früher Allgemeinwissen, weil es eine mündliche Tradition des Symbolwissens gab. Mittlerweile aber geraten viele "Entschlüsselungen" für Märchensymbole in Vergessenheit, weil Märchen nicht mehr so präsent sind in der Kultur bzw weil neue Mythen und Geschichten Einzug gefunden haben in die Kultur und sich die Denk- und Fühlwelten der heranwachsenden Menschen auf die neuen Mythen ausrichten.

Es wurde zum Beispiel der Name Heinrich erwähnt und die Bedeutung erklärt. Heinrich ist ein Topos, also ein literarisches Symbol, zu dem es kollektive Assoziationen gab, die Du schon erwähnt hattest.

Was die Namen in Märchen anbelangt, so vermute ich, dass hier auch einiges "verlorenging", zum Beispiel, nicht auf dieses Märchen bezogen, aber allgemein, dass es folgende Zuordnungen gab:

Freund Hein = der Tod
Gevatter Fuchs = ein sehr schlauer und verschlagener Zeitgenosse
ein Hans = ein glücklicher leichtsinniger Dummkopf

Fazit: nicht nur bei allgemeinen Themen der Spiritualität und zeitlosen Weisheit, über die Du schreibst, entdecke ich immer wieder, dass das, was Du schreibst, von anderen Menschen irgendwo niedergeschrieben wurde, manchmal systematisch und manchmal nicht - und ich lese darin, dass Du mit Deiner Wahrnehmung in Bereiche des menschlichen Geistes vorgedrungen bist, die weit über den persönlichen Blickwinkel hinausgehen und Einsichten und Wahrheiten in sich tragen, von denen wir alle zehren können und in denen wir uns wiederfinden können, gerade wenn wir den Zugang zu uns selbst verloren haben (weil die Menschen im Inneren, auf der Symbolebene, alle miteinander verbunden sind)

Das war ein recht ausführliches Dankeschön für Deine Beiträge und eine "Beleglieferung" von anderen sensiblen Denkern für Deine Erkenntnisse und geht vielleicht über das hiesige Thema ein klein wenig hinaus - aber ich finde, das musste mal sein, mir war so danach.

Und damit zurück zu diesem Märchen:

Ich weiß nicht mehr genau, ob Drewermann den Moment der Verwandlung des Frosches zum Prinzen so interpretiert hat, aber diese Assoziation kam mir dazu:

Die Prinzessin empfindet so lang Ekel und Abscheu und Angst wegen Unbekanntheit und Fremdeln vor dem "kalten glitschigen Wesen", bis in ihr die Wut (oder Leidenschaft) hochkommt. Dann wird sie aktiv - und erkennt einen attraktiven Mann.
Dieser Wechsel der Perspektive kann durchaus mit dem Moment des Verlassens der Kindheit und der Pubertät und dem Eintritt in die erwachsene Perspektive auf das Leben, den eigenen Körper, die Sexualität verglichen werden. Die begleitenden Symbole (Wasser, Kugel, Bett) würden zum Bühnenbild dieser Interpretation passen.

Liebe Grüße
Eva
 
Inwiefern hat es eine Beziehung für dich zum Froschkönig? Oder der Art der Erzählung?

Es ist in der Gesellschaft nicht sichtbar.
Also liegt für mich im Dunkeln.
Im Märchen repräsentiert durch den Brunnen.
Durchaus verbunden auch mit den Bildern/Kunst von Nifrediel.
Sieht das noch wer so?
Kann ja auch nur für mich persönlich so sein, würde mich aber jetzt schon interessieren, was Frau für sich persönlich als
Wolfsfrau/Dunkel assoziiert.
:)
 
@Terrageist

Hier einmal das ganze Märchen der Grimms

Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich
Ein Märchen der Brüder Grimm


Der Titel zeigt mir, dass es in diesem Märchen um den Froschkönig geht und dass der Froschkönig, also der verwunschene Prinz und der eiserne Heinrich ident sind.

Der Frosch als unreines, ekliges, tierisches und der zwischenmenschlichen Kommunikation nicht fähiges Wesen ist nun König und Herrscher, der verwunschene Prinz wurde also durch die böse Hexe vom Prinzen zum König befördert. Aber zu einem offenbar relativ ohnmächtigen Herrscher, der im Wald im Brunnen vor sich hin dümpelt, sprich insgesamt ein sehr unbewußt motiviertes, hässliches Wesen ist. Der eiserne Heinrich, dem das Herz schwer wurde und der sich eiserne Ketten darum gelegt hat, damit es nicht zerbricht, zeigt Hartherzigkeit durch Depression und Ohnmacht auf.

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In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön; aber die jüngste war so schön, daß die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte, sooft sie ihr ins Gesicht schien. Nahe bei dem Schlosse des Königs lag ein großer dunkler Wald, und in dem Walde unter einer alten Linde war ein Brunnen; wenn nun der Tag recht heiß war, so ging das Königskind hinaus in den Wald und setzte sich an den Rand des kühlen Brunnens - und wenn sie Langeweile hatte, so nahm sie eine goldene Kugel, warf sie in die Höhe und fing sie wieder; und das war ihr liebstes Spielwerk.
Der König, den ich als das Gewissen sehe wird hier nur in Beziehung zu seinen Töchtern dargestellt, was auf eine gewisse Passivität hindeutet. Alle sind schön, und Schönheit steht im Märchen in meinen Augen ganz allgemein für Liebesfähigkeit, aber die jüngste Tochter scheint in ihrer Schönheit ein Geheimnis zu bergen. Ihre Schönheit ist so wunderlich, dass selbst die Sonne, also das Höhere/Wahre Selbst/Das Tao/Der Geist/Gott usw... sich wundert, nicht so genau weiß wo die Reise hingeht und neugierig, ggf. gespannt ist, wann immer sie dieses Aspektes der Gewissensinstanz gewahr wird. Dieser Aspekt ist mit dem Attribut "jüngste" gleichzeitg auch ein Zeichen für das hier und jetzt, ähnlich dem "jüngsten Gericht" in der Bibel.

Es handelt sich bei diesem Aspekt um ein kindliches Gemüt, das im Hier und jetzt lebt, unbeschwert ist und einen guten, natürlichen und gesunden Kontakt sowohl zum Unbewussten (Wald) als auch zum Bewussten (Goldene Kugel) hat, damit spielt, jongliert und ganz allgemein die "Leichtigkeit des seins" kindlich ausdrückt. Entwicklungspsychologisch ist also so ziemlich alles im Lot.


Nun trug es sich einmal zu, daß die goldene Kugel der Königstochter nicht in ihr Händchen fiel, das sie in die Höhe gehalten hatte, sondern vorbei auf die Erde schlug und geradezu ins Wasser hineinrollte.

Nun regt sich etwas im Gewissen, was bisher noch nicht so war, so gesehen wurde. Das Bewusstsein schlägt auf einen Aspekt der harten Realität (schlug auf Erde) und das löst entsprechende Gefühle aus (ins Wasser rollte). Es passiert allerdings alles aus dem Spiel heraus, ganz spontan und auf natürliche Weise. Schuld und Sühne spielen hier also noch
keine Rolle.

Die Königstochter folgte ihr mit den Augen nach, aber die Kugel verschwand, und der Brunnen war tief, so tief, daß man keinen Grund sah. Da fing sie an zu weinen und weinte immer lauter und konnte sich gar nicht trösten.

Der Entwicklungsschub beginnt mit einem neuen, dunklen, unbekannten Bewusstseinsraum, der unheimlich ist. Das Bewusstsein verliert und verheddert sich, was zur Verwirrung führt, die sich nur in bitterlichem Weinen Ausdruck verschaffen kann. Es ist etwas nicht greifbares, bedrohliches sich von einer Sekunde auf die nächste plötzlich nicht mehr auszukennen- "so tief, dass man keinen Grund sah"- also kein Fundament mehr gegeben ist, kein Sinn erkennbar ist. Aber was war denn diese "harte Realtität, diese neue Ahnung", die das Gewissen so aufwühlt?

Teil 1
 
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Es ist in der Gesellschaft nicht sichtbar.
Also liegt für mich im Dunkeln.
Im Märchen repräsentiert durch den Brunnen.
Durchaus verbunden auch mit den Bildern/Kunst von Nifrediel.
Sieht das noch wer so?
Kann ja auch nur für mich persönlich so sein, würde mich aber jetzt schon interessieren, was Frau für sich persönlich als
Wolfsfrau/Dunkel assoziiert.
:)

In der Weiblichkeit liegt etwas dunkles, mystisches. Ja auch etwas, was sich nicht kontrollieren lässt durch den männlichen Wunsch und Willen, das einzig wichtige zu sein. Im Grunde ist es anders herum... Von wegen, das schwache Geschlecht!

Schönheit ist da längst nicht alles.
 
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