Igmuwathogla
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Stelle ich mir ausgesprochen schwierig für einen Arzt vor wenn er den Schmerz eines gebrochenen Beines oder den einer entzündeten Bauchspeicheldrüse oder die Todesangst bei einer Diagnose Lungenkrebs im terminalen Stadium selbst auch erleben sollte.Und nein, es wäre deswegen kein Scheißberuf, sondern ist das eine gute Voraussetzungen ganz bei und mit dem Klienten zu sein. Es gibt Menschen die haben kein Problem damit Gefühle andere zu mitzuerleben, weil sie sich trotzdem innerlich davon distanzieren können, und nicht vor lauter Mitgefühl selbst darin versacken.
Sonst scheinen wir unterschiedliche Begriffsdefinitionen zu haben (was ein verdrängtes Gefühl ist z.B., woher Gefühe kommen usw)
Zum auflösen von Kindheitstraumata ein Beispiel aus der Praxis:
Ein Mann hat ca. 40 Jahre "normal und beschwerdefrei" gelebt und entwickelt urplötzlich eine Agoraphobie. Sonst ist alles normal nur aus dem Haus kann aus einer unergründlichen Angst nicht mehr alleine (und er hat natürlich keine Ahnung warum), er muss zur Arbeit gebracht werden und von der Arbeit abgeholt, zum Supermarkt begleitet und auch wieder abgeholt - in Gebäuden und Räumen funktioniert er normal. Dann kommt er zur Therapie und wird gefragt ob er sich erinnern kann, wann genau das Problem aufgetaucht ist und was an dem Tag passiert ist. Der "Patient erinnert" sich dass er am Tag als die Angst los ging aus der Ferne beobachtet hat wie ein Autofahrer einen Radfahrer angefahren hat. Er sah nicht genau was passiert ist auch nicht ob der Unfall glimpflich oder schlimm ausgegangen ist, er hat ihn nur von weitem registriet.
Dann wird er in der Therapie hypnotisiert und "auf die Suche nach Situationen die seinem Problem zugrunde liegen in seine Kindheit" geschickt und er erinnert sich an eine Epispode als er als 5jähriger im Hof mit dem Ball spielt, der ihm durch die offene Hoftüre auf die Strasse rollt. Er hinterher, Bremsen quietschen, ein Auto fährt auf das stehengebliebene auf, ausser Blechschaden nichts passier, Leute laufen zusammen auch seine Mutter kommt aus dem Haus und als sie erfährt was geschehen ist, knallt sie ihm eine und brüllt ihn an: "Ich hab´dir schon hundertmal gesagt, wenn du alleine auf die Strasse rennst kannst du sterben!"
Der Patient wird aus der Hypnose geholt, versteht was die Agoraphobie ausgelöst hat, versteht dass der Grund dafür "irrational" ist (weil er ja mittlerweile im Strassenverkehr gut selbst auf sich aufpassen kann) und die Agoraphobie ist weg - restlos und nie mehr wiederkehrend.
Interessant dabei ist natürlich dass ein beiläufiges Ereigniss (in dem Fall das sehen eines Unfalls), "Erinnerungen" aus der Kindheit triggern kann. Noch interessanter wirds wenn man weiss dass das nicht der erste Unfall war den der Herr gesehen hat (da müssen bei dem Fahrradunfall offensichtlich "besondere Merkmale" eine Rolle gespielt haben dass die Erinnerung wieder hoch kam).
Die Auflösung war allerdings "untraumatisch" - der Patient musste keinerlei furchtbare Ängste ausstehen damit er seine Erinnerung verarbeiten konnte - das reine rationale Verständnis wie es zu der Agoraphobie kam reichte um sie aufzulösen. Und ganz oft is nicht einmal das Verstehen nötig ein einfaches Ersetzen des zu einer Situation gehörenden "schlechten" Gefühls durch ein "besseres" reicht auch oft (man muss natürlich die entsprechenden Techniken kennen - reines "Ausreden" funktioniert selten). Z.B. kann man Leuten in ein, zwei Stunden beibringen statt Spinne=Angst, Spinne=Gleichgültigkeit zu leben und damit eine Aarachnophobie auch relativ untraumatisch loszuwerden ohne dabei wissen zu müssen wann und wo sie sich die Phobie "geholt" haben.
Natürlich hat jeder "versteckte" Gedanken- und Verhaltensmuster - wir lernen ja schon im Uterus - und zudem fehlt uns allen bis zum 5.-7- Lebensjahr die Fähigkeit "kritisch" zu sein und müssen alles "schlucken" was uns von der Umwelt so alles beigebracht wird und nicht alles davon ist für das weitere Leben sinnvoll
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