Verstehe ich dass du dir das nicht aussuchen kannst - wir haben es alle so gelernt, dass es "normal" und richtig ist traurig zu sein, wenn man einen nahestehenden geliebten Menschen verliert (oder wütend oder enttäuscht wenn man ihn durch Trennung statt durch "Tod") verliert. Und wir haben es so gründlich gelernt dass die Trauer dann eben "automatisch" (=unbewusst) aufkommt. Und wenn sie einmal da ist hast du natürlich nur 2 Möglichkeiten verarbeiten oder verdrängen.
Zunächst mal war die Trauer über einen verlorenen Menschen ja nur ein Beispiel.
Für mich gehört Berührbarkeit unweigerlich zum Menschsein dazu.Und Gefühle wie Trauer, Wut, Ärger, Angst, Freude etc. tauchen in gewissen Situationen nicht deswegen auf, weil wir es so gelernt haben (das gibt aber wohl auch!-das sind für mich sog. künstliche Gefühle), sondern weil wir fühlende Wesen sind. Schon der Säugling empfindet Schmerz und Emotionen.
Das würde ansonsten ja im Umkehrschluss bedeuten, dass wir ohne Lernerfahrungen emotionslos und kalt wären. Aber wie sollten wir dann auch die warmen Gefühle von Liebe, Freude, Begeisterung, Glück usw. empfinden?
Für mich gibt es hier also auch keine zwei Möglichkeiten, sondern dass was in mir an Emotionen auftaucht, nehme ich wahr, es darf da sein. Ich gebe diesen Gefühlen Raum bis anschließend von selber wieder abklingen. Ich lasse lediglich achtsam zu und übe keine Kontrolle aus.
Sollte ich erkennen dass es sich um hausgemachte Gefühle handelt, die durch Gedanken und Haltungen produziert sind, dann ist auch hier mein Körper mein Anhaltspunkt, in dem ich verweile und die Gedanken die diese Emotionen konstruieren keine weitere Beachtung schenke. Sind sie lediglich konstruiert, und keine unerlösten Anteile, verschwinden sie damit gleichzeitig.
Echte Gefühle erkenne ich daran, dass sie auch ohne Drama-Geschichten die sich im Kopf abspielen anwesend bleiben. Oder durch einen Trigger ausgelöst, auch ohne Geschichte anwesend bleiben. Und da verdränge ich nicht, weil imgrunde jedes Gefühl einfach nur angenommen und über den Körper entlassen werden "will".
oder auch gute Argumente haben, warum es nicht nötig ist traurig zu sein, auch wenn der Rest der Menschheit dich deshalb "nicht empathisch" oder gar "nicht normal" findet (z.B. weil der Mensch den du verloren hast weder durch deine Trauer wieder lebendig wird noch sonst etwas von deiner Trauer hat, oder weil der Mensch den du verloren hast sicher nie gewollt hätte dass du seinetwegen traurig bist, oder........)
Naja, das klingt für mich nach Rationalisierung. Auch ein Verdrängungsmechanismus.
Es gibt eben auch Gefühle ohne gedankliche Verknüpfung. Also jene Gefühle die in der totalen Entspanung oder ungerichteten Meditation auftauchen. ( Bilder oder Gedankensplitter dazu können dann parallel dazu auftauchen, sobald das Gefühl durch den Körper fließt) Da ist man vernab jeglicher Gedanken aber offen. In diesem Zustand tauchen Gefühle auf, die ansonsten durch die allgemeine, unbewusste körperliche Anspannung unterdrückt sind. Diese offene Haltung oder Durchlässigkeit kann mit etwas Übung auch im Alltag bestehen, und man selbst damit immer offener für bereits vorhandene unbewusste Gefühle werden. Das kann auch zu einem Dauerzustand werden. ;-)