Wenn sich also das südliche Polarmeer erwärmt, warum dehnt sich dann das Eis aus? Mehrere Faktoren tragen dazu bei. Einer ist der Abfall der Ozonkonzentration über der Antarktis. Das Loch in der Ozonschicht über dem Südpol bewirkt eine Abkühlung der Stratosphäre (Gillet 2003). Dieses verstärkt die zirkumpolaren antarktischen Winde (Thompson 2002). Der Wind treibt das Meereis herum und schafft offene Bereiche, sogenannte Polynyas. Mehr offene Bereiche führen dabei zu erhöhter Meereisproduktion (Turner 2009).
Ein weiterer Faktor ist eine Änderung der Ozeanzirkulation. Das südliche Polarmeer besitzt eine Schicht kalten Wassers nahe der Oberfläche und warmes Wasser darunter. Wasser aus der warmen Schicht steigt an die Oberfläche und schmilzt das Meereis. Wenn jetzt die Temperaturen steigen, steigt auch die Niederschlagsmenge, entweder als Schnee oder Regen. Das senkt den Salzgehält des Oberflächenwassers. Jetzt hat man eine Schicht kalten Wassers, das aber aufgrund der niedrigen Salinität leichter ist als das warme Wasser darunter. Die Schichtung ist stabiler und die Durchmischung geringer. Weniger Wärme wird dadurch von der Tiefe nach oben gefördert, also schmilzt auch weniger Eis (Zhang 2007).
Die Quintessenz ist, dass das antarktisches Meereis ein komplexes und einmaliges Phänomen ist. Die unzulässige Vereinfachung, dass es um die Antarktis herum kälter werden muss, ist definitiv nicht richtig. Es wird wärmer- wie es die Region als Ganzes beeinflusst, ist kompliziert.