Völlig richtig, deshalb muss man doch dafür kämpfen, dass sich die Rahmenbedingungen bessern.
Dann kämpf doch dafür, anstelle die Frauen zu kritisieren, die unter den aktuellen Rahmenbedingungen Deine Vorstellung des Mutter-Daseins - d.h. 2-3 Jahre 100% beim Kind - nicht erfüllen können oder wollen.
Schlagende und saufende Menschen - Männer wie Frauen - sind leider nicht unbedingt Seltenheit, so dass man sie nicht als "Einzelschicksale" abtun kann. Die Rahmenbedingungen müssen also auch für die materielle Unabhängigkeit allein-erziehender Menschen sorgen. (Hast Du - Musikuss - ja auch schon erwähnt). Sowie auch für die materielle Möglichkeit, sich schnell zu trennen, sollte es notwendig sein.
Ein Beispiel aus meiner Nachbarschaft: Mutter von Zwillingen - Krankenschwester von Beruf - trennt sich von ihrem Mann, weil dieser nicht aufhören kann zuviel Alkohol zu trinken. Um die Kinderbetreuung einigermaßen alleine auf die Reihe zu kriegen und dennoch ein eigenes gutes Einkommen zu haben, übernimmt sie jetzt hauptsächlich Nachtschichten.
Zum Thema "Bwerufsverwirklichung = Egotripp", - ein Gleichnis, was ich hier in einigen Beiträgen rauszulesen glaube: Man bedenke dabei bitte, dass die entsprechenden Frauen schon viel Zeit und Mühe in eine Ausbildung und Karriere gesteckt haben, wobei letztere sehr wahrscheinlich beendet wäre, wenn die Frau eine mindestens 2-jährige Auszeit nehmen würde.
Dazu zwei Beispiele aus meinem Kollegen-Kreis:
Die erste Kollegin, deren Geschichte ich skizzieren will, nenne ich mal A. A hat in Rekordzeit und mit bestnoten ihr Physik-Studium und die Promotion absolviert. Sie bekam daher auch sehr schnell eine Uni-Forschungsstelle in einer neuen Stadt. Fast ebenso schnell hatte sie in dieser Stadt dann auch einen Freund. Als sie dann für alle Beteiligten überraschend schwannger wurde, dachte sich ihr Ex-Freund, dass seine Freundin vor A wohl doch besser zu ihm passen würde. D.h. sie stand alleine da. Eine 1-jähriige Auszeit - die sie eigentlich auch nehmen wollte; sie ist jung und gut genug, dass es kein Aus ihrer Laufbahn gewesen wäre - geriet damit in den Bereich des Unmöglichen. Die Situation war nur dadurch zu meistern, dass es eben Kinderkrippen, Verwandte und Kollegen gibt. Sie ging auf Teilzeit und brachte das Kind auch oft mit zur Arbeit, wo wir Kollegen mit drauf aufpassten, wenn sie z.B. gerade Vorlesung hielt. Egotrip? Was hättet Ihr dieser Frau geraten?
Die zweite Kollegin nennne ich mal B: B war mitten in ihrer Promotion, als sie - auch für sich und ihren Freund überrschend - schwanger wurde. Eine Auszeit hätte bedeutet, ihre Promotion komplett abzubrechen. Vielleicht hätte die Möglichkeit bestanden, später eine neue Promotion anzufangen - auch sie ist jung und gut genug dafür. Dann wären aber die letzten zwei Jahre Forschungstätigkeit für ihre Karriere für die Katz gewesen. B hatte immerhin das Glück einen Freund zu haben, der zu ihr hielt, so dass mit geteilter Kinderbetreuung diese Zeit gut über die Runden ging. Egotripp? Was hättet Ihr dieser Frau geraten?
Man kann diese Beispiele nicht als "Einzelschicksale" abtun, weil sie doch einen relativ großen Anteil der Bevölkerung ausmachen. Es müssen nicht unbedingt Forscherinnen sein, aber z.B. Frauen, die leitende Positionen in Wirtschaftsunternehmen einnehmen. Auch die haben Zeit und Mühe in ihre Karriere gesteckt, die sie gut erfüllen. Einige von ihnen haben kein Kinderwunsch, andere doch. Letztere sind sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst... wie sollen sie ihr aber nachkommen?
Ich stimme zu, dass die oberste Priorität beim Kind liegt. Dazu müssen aber die Rahmenbedingungen noch ordentlich abgeändert werden. Solange das nicht der Fall ist, kann man den Müttern keine Vorwürfe machen, wenn sie nicht mindestens 2 Jahre 100% nur für das jeweilige Kind da sind.
Die Rahmenbedingungen müssen gewährleisten, dass
- die Partner (beide) materiel unabhängig sind vom anderen im falle einer Trennung (die auch gute Gründe haben kann)
- es gut möglich ist, die berufliche Laufbahn auch nach einer längeren Auszeit wieder aufzunehmen (ohne für Arbeitgeber dadurch unattraktiv zu werden)