Christoph
Neues Mitglied
Hallo liebe Mitleser und vor allem Seelenflügel wegen der neulichen Diskussion,
ich habe mir Gedanken gemacht und ein wenig geblättert und etwas zu der neulich von Seelenflügel behaupteten Vorannahme gefunden, wir hätten ja einfach nur verschiedene "Ansichten" vom Leben, die man einfach nebeneinander stellen könne.
Hier etwas, was meine Gedanken besser ausdrücken kann, als ich selbst es im Moment zu formulieren im Stande bin:
Selbstverständlich muss ich dies auch auf alles von mir anwenden, das sich bei näherem Hinschauen einzig als innere konstruierte Ansicht, statt als erfahrbare Wirklichkeit herausstellen sollte. Da darf ich mich nicht ausschließen.
Ich lass es erst mal da und warte. Vielellicht kommt mir später noch was dazu.
Liebe Grüße euch!
Christoph
ich habe mir Gedanken gemacht und ein wenig geblättert und etwas zu der neulich von Seelenflügel behaupteten Vorannahme gefunden, wir hätten ja einfach nur verschiedene "Ansichten" vom Leben, die man einfach nebeneinander stellen könne.
Hier etwas, was meine Gedanken besser ausdrücken kann, als ich selbst es im Moment zu formulieren im Stande bin:
DIE ANSICHT
Von dem, was ich sehe, gewinne ich eine Ansicht. Daher hat jeder, wenn er wie ich auf das Gleiche schaut, auch die gleiche Ansicht. Zum Beispiel die Ansicht einer Stadt. Wenn wir uns von ihr Ansichtskarten kaufen und sie zusammen betrachten, erkennen wir gemeinsam die gleiche Stadt. Über solche Ansichten gibt es keine Auseinandersetzungen, denn sie sind überprüfbar. Alle, die auf das Gleiche schauen, haben die gleiche Ansicht.
Merkwürdigerweise hat aber das Wort Ansicht heutzutage oft die entgegen gesetzte Bedeutung. Wir sprechen dann von Ansichtssache, als sei die Ansicht subjektiv und nicht überprüfbar. Die eine Ansicht kann dann von anderen Ansichten infrage gestellt werden. Man kann und darf darüber streiten. Selbst wenn man sich manchmal auf eine gemeinsame Ansicht einigt, bleibt auch diese in der Schwebe, weil die Einigung nicht an etwas Sichtbarem gewonnen wurde, sondern weil man sich aus eher taktischen Gründen auf eine Ansicht geeinigt hat, vielleicht, um gemeinsame Sache zu machen.
Woher kommen solche Ansichten? Sie kommen aus einer Vorstellung, der Ansicht eines inneren Bildes, das wir uns gemacht haben. Dieses Bild ist oft ein Wunschbild. Es wird über die uns ansichtig gewordene Wirklichkeit gelegt und als wirkliche Möglichkeit betrachtet und verfolgt.
Einwände sind oft solche Ansichten. Sie dienen dazu, einer Wirklichkeit auszuweichen oder über sie Macht zu gewinnen. Solche Ansichten und Einwände nennt man auch Kritik und stellt sie der uns ansichtig gewordenen Wirklichkeit oft als gleichberechtigt oder sogar als notwendig gegenüber. Dadurch wird eine sichtbare und erfahrene Wirklichkeit zur Ansichtssache degradiert und der gemeinsamen Überprüfung entzogen.
Es gibt neben der Ansicht von außen auch eine Ansicht von innen. Wir nennen sie Einsicht. Wie die Ansicht ist auch die Einsicht überprüfbar und zwar an ihrer Wirkung. Eine Einsicht wird uns gezeigt, sie wird nicht gedacht. Das ist auch der Unterschied zwischen einer angenommenen oder durch Schlussfolgerungen abgeleiteten Wahrheit und der Wahrheit, die sich zeigt. Wahrheit, die sich zeigt, führt zur Einsicht. Und sie führt zu Handeln, das der erfahrenen Wirklichkeit entspricht und sich ihr fügt.
Viele Ansichten sind übernommen. Oft haben sie eine lange Tradition, zum Beispiel religiöse Ansichten oder Ansichten über das, was richtig oder falsch ist und gut oder schlecht. Diese Ansichten dennoch an der erfahrbaren Wirklichkeit zu überprüfen braucht Mut, den Mut zur Aufklärung. Doch erweist sich vieles, was sich als aufgeklärt präsentiert, bei näherem Hinsehen ebenfalls als Ansichtssache. Je mehr Menschen einer Vorstellung anhängen und je stärker die Emotionen, mit denen diese Vorstellung vertreten wird, desto näher liegt der Verdacht, dass es sich um Ansichten im Sinne von Wunschbildern handelt.
Vieles, was uns als wissenschaftlich präsentiert wird und in diesem Sinne als unumstößlich, erweist sich nach einiger Zeit auch als Ansichtssache.
Viele Ansichten sind Flucht vor der Wirklichkeit. Zum Beispiel viele Ansichten über Gott oder das Ganze oder das Geheimnis der Welt und des Lebens. Wie gehen wir, wenn wir das erkennen, damit um? Wir lassen diese Ansichten eine nach der anderen los, werden leer von ihnen, bleiben vor dem Unfassbaren stehen, staunend ins Leere blickend, werden seiner ahnend ohne Ansicht und werden vor dem Leeren von ihm voll. Quelle: Bert Hellinger, Gottesgedanken, München 2004, S. 45 ff.
Selbstverständlich muss ich dies auch auf alles von mir anwenden, das sich bei näherem Hinschauen einzig als innere konstruierte Ansicht, statt als erfahrbare Wirklichkeit herausstellen sollte. Da darf ich mich nicht ausschließen.
Ich lass es erst mal da und warte. Vielellicht kommt mir später noch was dazu.
Liebe Grüße euch!
Christoph