Hi Sydney
Ich habe diesen Thread mit Interesse gelesen und möchte mich an der Stelle bei Euch für die vielen Worte bedanken und auch besonders für Deine Ausführungen, liebe SIMI. Das was Du da beschreibst, ist eine sehr genaue Beschreibung für die Zeit in meiner Kindheit/Jugend die ich als sehr verwirrend empfunden habe. Ich war schon früh mein eigener Beobachter und meinte dadurch zeitweise verrückt zu werden. Gleichzeitig Kind zu sein und doch schon viel zu "wissend" um sich wie eines zu verhalten... hm, ich folgere für mich, ich durchlaufe diese Stufen permanent auf verschiedenen Ebenen, mit verschiedenen Teilen zu verschiedenen Zeitpunkten. Ist jetzt vielleicht nicht so klar ausgedrückt, aber mir fehlt das Fachvokabular was hier offensichtlich alle haben zu dem was ich empfinde. Selbst wenn ich Worte finde (und es ist nicht so, dass ich nicht kreativ wäre), fällt es mir mitunter schwer dem Erlebten gerecht zu werden - und es wird im Endeffekt immer alles so flach und reduziert.
Das hat jetzt mich verwirrt. Einerseits bedankst du dich, weil du dich im Text wiederfindest, dann sprichst du aber davon, verschiedene Stufen gleichzeitig zu durchlaufen. Das ist aber unmöglich. Hmmm. Ich hab' dann heute morgen erst mal andere Beiträge von dir gelesen, ja, das klärte einiges, lach. Du Matrix-Fan, du.

Es ist richtig- als Kleinkind hat man noch kein Ich, es wird ja erst aufgebaut. Ein Kleinkind lebt noch im Gottzustand. Allerdings vergisst es dann nach und nach, wer es wirklich ist- es beginnt, sich mit seinem Ich zu identifizieren. Spätestens mit Betreten der 2. Stufe ist's vorbei mit dem Beobachter, ab da beobachtet ein Teil des Ich einen anderen Teil des Ich. Verstand steht gegen Gefühl, beide beäugen sich gegenseitig- das ist aber nicht der Beobachter, von dem ich spreche. Der taucht erst ab der 5. Stufe auf, er beobachtet die Gedanken des Ich von aussen, also objektiv, ohne in sie verstrickt zu sein und ohne sie ändern zu wollen.
Sydney schrieb:
Ich sehe das mit den Büchern so: Wenn ich ein 4er bin, welche Bücher sollten mich denn sonst ansprechen ausser die von 4er Geschriebenen? Es ist einfach ehrlich und ich lese etwas wovon ich etwas verstehe. Klar kann ich mich an 6ern orientieren und mich inspirieren lassen, aber ich kann meiner Entwicklung ja auch nicht vorgreifen, auch wenn ich es vielleicht gerne möchte. Mitunter richtet lesen mehr Schaden an, als das was es bringt. Ich lese meine Bücher "im Nachhinein". Egal was ich lese, es ist eine Beschreibung dessen, was ich bereits schon immer tief in mir wusste oder kenne. Sollte es nicht so sein, liegt es meist daran, dass ich (noch) nicht verstehe wie geschrieben wird. Könnte man jetzt draus machen, dass ich noch nicht so weit entwickelt bin, könnte man aber auch draus machen, dass ich mit den Beschreibungen, aus welchen Gründen auch immer, einfach nichts anfangen kann.
Das wirkliche Verstehen erlangt man ja nicht durch Bücher, sondern durchs Leben... und eine gewisse Einstellung dazu. Die Einstellung dass es sich lohnt kann man vielleicht durchs Lesen festigen, aber ansonsten glaube ich, dass man die vielen Worte nur dazu braucht sich anderen mitzuteilen - also im Endeffekt zu sich selbst zu sprechen (wie Du das so schön beschrieben hast).
Und nun frag ich mich, warum ich den Beitrag geschrieben habe... keine Ahnung, vielleicht weil meine Kinder mir so selten zuhören!? Oder vielleicht um mir zu sagen, es führt eben nur ein Weg zum Ziel... der heisst wirklich TUN und nicht nur LESEN oder SCHREIBEN... schade eigentlich

... dieses Forum wirft mich immer hin und her zwischen dem Wunsch zu schweigen und zu schreiben... meist überwiegt das Schweigen. Ein Schweigeforum wäre toll!
Mit den Bücher ist es verschieden, einerseits ist es mir auch so gegangen. Ich hatte zB vorher nie was von einer Lichterscheinung gelesen. Erst dann, als sie mir widerfahren war, da stand es plötzlich in zwei Büchern, die ich mir neu kaufte. Da hab' ich natürlich sehr gelacht. Hätte ich vorher davon gelesen, hätte ich es als Metapher verstanden- aber nein, es war ganz wörtlich gemeint. Sowas ist schön, weil man durch die Bücher Bestätigung findet- ist ja sonst kaum einer da, mit dem man darüber sprechen kann.
Anderseits sind Bücher auch sehr inspirierend. Bei mir ist das so, wenn ich mir ein Buch kaufe: ich schlage das Buch an einer beliebigen Stelle auf und lese, was da steht. Entweder es zieht mich in seinen Bann- oder eben nicht. Wenn ja, kaufe ich es. Beim Lesen ist es dann so: ich lasse den Text auf mich wirken, dabei darf der Verstand natürlich das Gelesene nicht bewerten als richtig oder falsch, als wahr oder unwahr. Bei dieser Art des Lesens kommt es häufig zu einer Offenbarung. Das ist richtiges Verstehen- ich hab' eben die Sonne in Zwillinge, aber du bist keine Astrologin, das sagt dir nix, stimmt's? Natürlich muss das Geschaute praktisch ungesetzt werden, aber das ist ja immer so, auch wenn man die Offenbarung direkt im Alltag erlebt- so geht's natürlich auch. ZB beim Schauen von Filmen wie Matrix, lach. Gott ist überall, aber wem sag' ich das *schmunzel.
Kann jedes Wort unterstreichen, habe ich haargenau so erlebt. Mit sich selbst durch und durch ehrlich sein, das tat neben der "neuempfundenen Einsamkeit" am meisten weh und ich habe ziemlich den Halt verloren, doch hat mich genau das von allen Lektionen bisher am stärksten zu mir und auch zu meinen Mitmenschen gebracht. Ab diesem Erlebnis war ich frei von Arroganz und voll von Demut vor dem Leben und vor mir selbst. Die Ent-täuschung. Das Loslassen von Allem und frei werden Neues anzunehmen...
Ich hab' die Geschichte von dir gelesen mit dem Fremden, der in den Garten kommt und sich asig benimmt. Den du dann höflich, aber bestimmt, hinausweist. Genau- was soll man mit dem Verständnis von sojemandem schon anfangen? Dem zeigt man die Grenze- zumindest an der Stelle des Weges. Der Weisheit letzter Schluss kann das nicht sein, nur ne Zwischenlösung. Aber eine notwendige, um weiter fortschreiten zu können.
Sydney schrieb:
Ja, auch das kenne ich. Wo Du das so schreibst, erkenne ich sogar meine eigenen Worte darin wieder. Ich denke, ich bin fast genau vor einem Jahr einen "Etappen-Tod" gestorben - es war ein sehr einprägsamer Zusammensturz meines alten Lebens - danach war es vorbei und der Phönix konnte aus der Asche steigen - stark und schön.
"Etappen-Tod"- schönes Wort, das trifft's genau. Bei mir hat der sich hingezogen- drei ewig erscheinende Monate lang. Es hat aber auch gedauert, bis ich erstmal alles rausgefunden hatte, woran mein Herz so hing, das war unglaublich. Man kann ja nur das loslassen, von dem man überhaupt weiss, dass man dranhängt. Wenn man da nicht absolut ehrlich ist, tut sich nix. Ich wusste, es würde irgendetwas Wundervolles geschehen, wenn ich fertig wäre mit Loslassen, wenn wirklich alles verworfen wäre. Vorher nicht. Aber es tat sich nix. Es musste also noch was geben, an dem ich hing. Zum Schluss hab' ich tatsächlich gebetet. Ich! Ich kennst mein Horoskop nicht, du weisst nicht, was das für einen Menschen, der so gestrickt ist wie ich, bedeutet. Ich habe darum gebetet, ER möge mir zeigen, woran ich noch hänge. Hat er augenblicklich gemacht, gleich am nächsten Tag. Ich schör's dir- es war so absurd, ich wäre alleine nie drauf gekommen. So konnte ich auch das loslassen.
Aber schön und stark danach? Das verwirrt mich wieder, Sydney. Ich war nicht schön und stark- ich war am Ende, absolut am Ende, an der Stelle des Entwicklungsweges. Meinst du wirklich dasselbe wie ich? Erzähl' mal genauer bitte. Was war nach dem Etappen-Tod?
Sydney schrieb:
Seitdem bin ich völlig frei, keine Zwänge, keine Ängste, keine Sorgen - ich kann sagen, dass ich frei und glücklich bin und mich genau dort befinde wo ich hingehöre. Das ist ein sehr schönes und erstrebenswertes Gefühl. Da ich eine Familie habe, darf ich mich voll und ganz der Beobachtung des Lebenskreislauf widmen. Geben ist für mich Nehmen - das darf ich jeden Tag ausleben.
Nee- unmöglich. Ich bin nicht sicher, ob du zuende gestorben bist. Wenn ja, dann trifft man den Seelenpartner, den von Gott Befohlenen. Das ist tatsächlich eine Phase von riesiger Freude- man steht einem Menschen gegenüber, der wirklich versteht. Weil er dasselbe durchgemacht hat- er hat die Welt sterben lassen, er ist ein Geschenk Gottes. Man hat ihn nicht gesucht, im Gegenteil- man hat am Etappen-Tod die Hoffnung sterben lassen, einen solchen Menschen jemals zu treffen.
Anderseits habe ich deine zwei Mörder-Träume gelesen, lach. Das ist nämlich dann die nächste Etappe- die Begegnung mit dem eigenen Schatten. In der Form dieses gottbefohlenen Menschen. Da kannste dir dann anschauen, wie angstfrei du wirklich bist, lach. Das ist wirklich kein Spass, Sydney. Von wegen- angstfrei. Die schlimmsten, tiefsten Ängste werden erst dann geschaut- in der Begegnung mit dieser Person. Diese Person ist der Teufel, der Versucher. Er ist die fleischgewordene Versuchung, die einen vom Weg abbringen will. In Wirklichkeit ist es natürlich nicht diese Person, die das versucht- es sind die eigenen Ängste, die einen in Versuchung führen. Das ist so schlimm, sich dem zu stellen, man mutiert dabei buchstäblich zum Tier, das über Leichen geht. Hauptsache, die geheimsten Wünsche finden Erfüllung- deshalb die Träume, sie künden das Kommende bereits an.
Sydney schrieb:
Vielleicht ist also gar kein Auststeigen nötig und das, was die Eremiten in ihren Höhlen durch Meditation erfahren dürfen, kann ich für mich inmitten meiner Familie erfahren... ich bin sogar ziemlich sicher, dass es so ist

... und glaube auch, dass dieser weltliche Weg manchmal der "schwierigere" ist, denn ich bin permanent durch meine Kinder "geerdet" und darf mir von ihnen die Welt zeigen lassen.
Ach was- Höhle. Mitten im Leben findet die Auseinandersetzung mit sich selbst statt, wo sonst? Aber nicht in der Welt der 3er- aus der muss man vorher schon aussteigen. Die Begegnung mit dem Gottbefohlenen, dem Seelenpartner, die findet dann im geschützten Raum unter vier Augen statt.
