Ich versuche einmal darzustellen, was ich bis hier denke verstanden zu haben:
Wenn "Charakter" eigentlich "Prägung" bedeutet, besteht die sogenannte Knechtschaft vielleicht sogar darin, dass man seiner wirklichen "Persönlichkeit" ein "So-bin-ich" überstülpt, welches diese nicht besitzt.
Betrachtet man das bei einem Kleinkind, ist es leichter nachzuvollziehen:
Dieses kleine Etwas, ist vollkommen so wie es ist, denn es weiss überhaupt nichts vom "So" - "So" sein.
Jetzt beobachte ich mal die Eltern und Geschwister, die nun anfangen, dem Kinde das Sprechen beizubringen und siehe da, zuerst einmal wird dem Kinde (ich nenne es mal Karl Gustav) ein Name übergestülpt, mit dem es sich identifizieren soll...
Bsp.: (die Mutter sagt
"Mama macht jetzt HappaHappa - und Karl Gustav spielt schön mit solange!"...
...Nach einiger Zeit begreift das Kind, dass es bei dem Geräusch "Karl Gustav" angeredet wird - es identifiziert sich damit...
Dann kommt der nächste Schritt:
Mutter sagt: "Wenn Du dies oder das macht, bin Ich traurig, fröhlich"...usw
Karl Gustav fängt nun an, sein Verhalten auf andere einzustellen, damit nichts passiert, was den Anderen missfällt. Denn Karl Gustav ist ja immer DU und andere sind ICH. Und wenn Karl Gustav mal ICH ist, dann ist das meistens nicht in Ordnung. Karl Gustav lernt also zudem, dass er eigentlich alleine ist.
Dann erfolgt der letzte Schritt (der Grunderziehung):
Mutter sagt: "Du bist böse, weil..."; "Du bist lieb, weil..."......
Jetzt hat Karl Gustav erkannt, dass wenn er sich der vorgegebenen Norm entsprechend verhält, seine Mutter (und alle anderen) fröhlich sind und Karl Gustav - nur dann - lieb ist.....Er erkennt, dass er nicht alleine sein muss, wenn er sich, wie vorgeschrieben verhält.
Ja, dass war es schon fast! Die Persönlichkeit "Mensch" die geboren wurde, hält sich nun für "Karl Gustav" und glaubt, seine Persönlichkeit nur durch Andere definieren zu können.
Karl Gustav glaubt nun einen eigenen Charakter zu besitzen, den ihm andere in irgendeiner Form (laut normierter Ansicht) zukommen lassen - und meint nun das gleiche tun zu müssen.
Bis hier geht es schon...
Nun kommt also der Zeitaspekt hinzu..
Vielleicht kann man ihn als "Vergangenheit" definieren?
Karl Gustav kann keine Situation "nackt" betrachten, weil er immer durch die Brille seiner Erfahrungen schaut. Automatisch checkt etwas in seinem Inneren alles, was Erfahrung heisst durch und versucht nun die Folgen abzuwägen.
Karl Gustav ist in sich selbst gefangen!
--> Ziel erreicht!
Jetzt gilt es, sich seiner wirklichen Persönlichkeit zu widmen - der "spirituelle" Weg setzt ein.
Die Erinnerung ist in dem Sinne nicht die Erinnerung im menschlich - gesellschaftlichen Verständnis, sondern Karl Gustav (bleibe mal bei ihm) fängt an sein Innerstes zu wecken.
Nur jetzt kann er nicht mehr auf Erfahrungen zurückgreifen und deshalb auch keine sich daraus ableitende Zukunft prognostizieren.
Karl Gustav muss wie ein Kleinkind anfangen zu probieren und dadurch das Vertrauen in sich selbst erlernen...
Lieben Gruss
;-)
Maria