Second_Thunder schrieb:
Hallo Namo,
da habe ich trotzdem eine Frage, was die Gleichnisse betrifft:
Wenn aufgeteilt wird in "Euch" (Schüler) und "die da draussen" bzw. "Jene" bzw. "das Volk" (die Unterdrückten) - muss ich bekennen, mich als Letztere einzuordnen. Dies weil ich immernoch nicht erkannt habe, wie ich an mein Innerstes herankomme.
Ich bin mir bewusst, dass ich mich solange nicht finden werde, solange ich im Aussen eine "Betriebsanweisung" suche und doch besteht der Zwang für mich, "dort" zu suchen - somit unterliege ich noch der Knechtschaft.
Nun heisst es auf der einen Seite: "Wie Innen so Aussen..." auf der anderen Seite, "es gibt kein Aussen" und dann wieder "Das Aussen ist ein Zusammenspiel vieler aufeinander treffender, träumender Seelen - Ich denke mir diese und diese denken mich..."...
Das Letztere ist krieg ich auch unter keinen Hut, egal wie ich mich verrenke.
Dann sind da die Sprüche, die da heissen: "Höre auf zu denken!".
Ich sehe ein, dass solange ich das auch noch nicht kann (meine Gedanken kommen und gehen wie sie wollen) auch hierin für mich noch eine Knechtschaft besteht.
Ich habe keine Ahnung, ob Du verstehst wie ich das meine, wenn ich sage:
"Hast Du irgendein Gleichnis parat, bei dem ich vielleicht selbst erkennen kann, wieso ich immerzu meinem eigenen Schwanz hinterherrenne?".
Hallo Maria,
ich glaube ich verstehe Deinen Konflikt. Was ich Dir empfehlen kann ist das Thomas Evangelium mit seinen über 100
Sayings (Gleichnissen). Dort wird auch gesagt, daß das 'Königreich' nicht im Himmel ist und nicht im Meer, sondern überall (also auch in Dir). *)
In den Evangelien der Bibel sagte Jesus: 'Ich bin im Vater und der Vater ist in mir.' Da das physischer Unsinn wäre, wenn es um das Körperliche ginge, bedeutet die Parabel, daß es das Innen, das geistige, das spirituelle Bewußtsein der Seele ist, die im Inneren des Menschen bewußt ist.
Viele Menschen betreiben
Meditation um das Denken zur Ruhe zu bringen, damit man dem was ist zuhören kann, ohne das das Denken eingreift. In dieser Versenkung, in der man dem zuhört, was ist, nimmt das Bewußtsein vieles wahr und es ist ein Teil davon.
Aber auch ohne dieses tiefe Wahrnehmen kann man verstehen, daß es ein Sein gibt, das ist, und daß man Teil dieses Sein ist als Bewußt_sein.
Dieses Sein ist etwas ganz anderes, als das 'Werden', das hoch gehandelt wird in allen Religionen und 'spirituellen Kreisen'. Aber ein Werden ist genau das, was Du sagst, es ist das Hinterherrennen hinter dem eigenen Schwanz. Solange es die Vorstellung eines Ideals gibt, das man anstrebt, und das, was man ist, als unvollkommen wertet, wird der Konflikt zwischen dem, was man ist und dem, was man sein möchte (was das Denken bestimmt) bestehen bleiben. Er wird erst aufgelöst, wenn man kein Werden mehr sucht, sondern nur noch ist. Im Ist-Sein braucht man kein Denken, das Denken braucht man nur um Vorräte für den Winter zu besorgen oder um nicht gegen einen Baum zu fahren.
Hat man einmal die Sichtweise verstanden, die das Sein ist, dann verliert die Sichtweise des Ichs, das etwas Werden will - in der Zeit - an Bedeutung. Das Ich muß und wird sterben unausweichlich, aber die bewußte Seele wird nie sterben. Dieses ist das, was in all den Gleichnissen des Jesus beschrieben wird, und es wurde deswegen von Jesus und anderen beschrieben, weil das, was die Seele wahrnehmen kann, wenn es dem Inneren zuhört, so unbeschreibbar ist in dieser äußeren spirituell dunklen Welt. Dieses ist nicht zu verwechseln mit Gedanken-Konstrukten aus dem Denken, die alle nur selbst erzeugt sind. Das Sein oder die Wahrnehmung ist und erst dann geht das Erfahrene in das Denken.
Es ist entweder die Liebe, die man hat um dem was ist zuzuhören, so wie Kabir es tat, oder es ist das Nicht-Handeln, wie Lao=Tsu es in seinem Tao=Teh=Ching sagte, um dem Sein zuhören zu können, oder es ist das Relativieren des Körperlichen (' das Fleisch, das an der Seele hängt. ...') , wie Jesus es parabelte in seinen Gleichnisssen, um auf das Spirituelle zu zeigen.
*) Jesus sagte: "Wenn jene, die euch (ver)führen, zu euch sagen: ,Siehe, das Königreich ist im Himmel`, (so) werden euch die Vögel des Himmels zuvorkommen. Sagen sie zu euch: ,Es ist im Meer`, (so) werden euch die Fische zuvorkommen. Aber das Königreich ist innerhalb von euch und außerhalb von euch. Wenn ihr euch erkennt, dann werdet ihr erkannt werden; und ihr werdet wissen, daß ihr die Söhne des lebendigen Vaters seid. Wenn ihr euch aber nicht erkennt, seid ihr in Armut, und ihr seid die Armut."
LG
Namo