Devot sein - ist man dann krank?

jake schrieb:
zauberin, wer ein problem hat, der hat ein problem ... das ist nicht überheblich, sondern faktum. es ist ein zeichen von blindheit, für meine probleme andere verantwortlich zu machen. und warum sollte maud sich hier devot geben?

alles liebe, jake


Lieber Jake!

Du hast NUR EINEN Satz von Maud zitiert.
Meine Meinung hat dem GANZEM Beitrag von Maud gegolten.

Deinen Beitrag hast Du an mich adressiert. Dadurch war es nicht mehr neutral.
Außerdem hast Du eine Frage gestellt, die ich Dir beantwoten sollte.

Aber ich kann Dich nächstes Mal ignorieren, wenn Du auf meinen Beitrag so
wie heute reagieren wirst, wenn Du Dich dadurch besser fühlen würdest.
Du bist offensichlich auf mich allergisch. Also was bleibt mir anderes übrig
als es zu akzeptieren.


Alles Gute :)
Die alte Kriegerin
 
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JimmyVoice schrieb:
Jake, es geht um die aussage: Wenn du ein Problem mit mir hast, dann ist es dein Problem und nicht mein Problem.

Genau so eine Aussage, wenn sie in einem direkten Dialog kommt ist eine Lüge aus Selbstschutz!
ich leg die unverschämtheit mit der lüge mal nicht auf die goldwaage... zu der sichtweise, dass etwas dadurch zu meinem problem wird, dass ich es zu meinem problem mache, stehe ich. es ist eine grundsätzliche frage, die aus verschiedenen perspektiven betrachtet werden kann - psychologisch, philosophisch, kommunikationstheoretisch. und auch ganz praktisch: wenn ich darauf verzichte, andere für mein befinden verantwortlich zu machen, lebe ich in genau jener freiheit, die es mir erlaubt, andere achtsam wahrzunehmen und meinen blick auf sie nicht durch die scheuklappen von schuldzuweisungen ("du bist mein problem") trüben zu lassen.

caya, dein beispiel mit dem erleben eines ausländers in fremdenfeindlicher umgebung ist grenzwertig, aber auch dort stimmt es: ganz konkret ist es das problem des schwarzen, der am tresen belästigt wird. es ist zugleich das problem desjenigen, der belästigt - für den stellt sich ein anderes problem. wenn ich davon "in gesellschaftlicher verantwortung" davon erfahre, kann ich es zu meinem problem machen. je nachdem, wie viele es auf diese oder jene weise zu ihrem problem machen, erscheint es dann als gesellschaftlicher konsens oder nicht ... aber es entlässt mich nicht aus der verantwortung, es zu meinem zu machen oder nicht zu machen. niemand kann mir einreden, ein problem haben zu müssen, das ich nicht haben will.

in dem zusammenhang stellt sich natürlich die frage nach meiner freiheit des bewussten entscheidens - unter allem laufen ja kraftvolle unbewusste prozesse, und die bestimmen sehr vehement mit, was ich zu meinem problem mache und was nicht. aber auch dann: es ist meins. das zu erkennen ist ein erster schritt, eigenverantwortung wahrzunehmen. das zu erkennen ist ein großer schritt, aus unfruchtbaren schuldzuweisungen auszusteigen. das zu leben ist ein weg der kleinen schritte ... ich weiß schon, dass ich hier recht idealistisch daherplaudere und dass die wirklichkeit ihre stolpersteine in petto hat (aber auch dann bin ich es, der stolpert... :-)

energie folgt der aufmerksamkeit ... ich schau lieber auf die lösung als auf das problem. und da ist "wenn ich ein problem habe, habe ICH das problem" der erste schritt in richtung lösung... zweite frage wäre dann: wobei hilft mir dieses problem! da wird es dann richtig spannend... aber dann kommen wir noch weiter aus dem thread raus als wir es eh schon sind...

alles liebe, jake
 
ohne mich durch sämtliche beiträge durchgekämpft zu haben, da diese in der regel sehr ermüdend sind, möchte ich auch mal ein wenig dazu beitragen:

wenn ein mensch von sich sagt er sei devot, dann ist das meist auf den bereich sm bezogen. das kann selbstverständlich auch "krankhaft" sein, im sinne von schlechten erfahrungen.

wobei wir aber bei einem pädagogischen streitpunkt wären: wird der mensch durch umwelt oder anlage determiniert?

ich bin ein verfechter der anlage. auch wenn man es oft einfach nicht bewusst mitbekommt, wie die umwelt auf einen selbst wirkt. jedoch, wer sich je stark dazu hingezogen gefühlt hat, sich einem menschen auszuliefern, sich ihm völlig zu ergeben und die verantwortung über sich selbst in starke hände zu geben, wird verstehen warum ich sage, dass das für mich ein trieb ist, der angeboren sein muss, zu vergleichen mit dem drang nach essen, trinken, schlafen oder geborgenheit.

wie ein mensch damit umgeht, denke ich, ist umwelt.

und back to topic: es wurde lange als krankheit verteufelt, aber hier ist der beweis dafür, dass es nur unter bestimmten umständen als "krankheit" gilt:


(www.datenschlag.org)

" Nun enthält DSM-IV unter dem Kapitel "Paraphilien" (das höfliche medizinische Wort für "Perversionen ") nach alter Sitte die Diagnosekriterien für Sexuellen Sadismus (Code 302.84) und Sexuellen Masochismus (Code 302.83). Beide sind, wie eh und je seit Krafft-Ebing, streng getrennt, und nach wie vor gelten Leute, die die Kriterien dafür erfüllen, als krank. In dieser Hinsicht ist DSM-IV nicht anders als seine Vorgänger.

Aber, und dieses "aber" ist groß, die Kriterien selbst haben sich geändert. Es gibt für Masochismus wie für Sadismus deren zwei: Ein "A" Kriterium und ein "B" Kriterium. Beide müssen erfüllt sein, damit die Diagnose sexueller Sadismus bzw. sexueller Masochismus gestellt werden darf.

Einmal muss man sexuell erregende Phantasien, sexuelle Neigungen, oder Verhaltensweisen haben, die damit zu tun haben, den Mitmenschen zu peinigen (für die Sadisten) oder gepeinigt zu werden (für die Masochisten). Das ist das A-Kriterium. Nun, unzweifelhaft trifft das auf uns zu. Wir können uns also kaum davon freisprechen, "A-positiv" zu sein.

Das B-Kriterium ist die eigentliche Neuerung. Diese Phantasien, Neigungen oder Verhaltensweisen müssen nämlich in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen beim Patienten hervorrufen. Das B-Kriterium ist für beide Diagnosen gleich. Das sollten wir uns genauer angucken.Leiden heißt zum Beispiel, dass man so unzufrieden mit seiner Neigung ist, dass man sie loswerden möchte. Auch wenn es hin und wieder Leute gibt, auf die das zutrifft, ist es eine anerkannte Eigenschaft besonders der subkulturell organisierten Sadomasochisten, dass sie eine "hohe Selbstakzeptanz" haben. Weinberg [2] und Wetzstein [3], um nur zwei der neusten Arbeiten zu nennen, liefern genügend Belege dafür, um das selbst gegenüber anderen Wissenschaftlern verteidigen zu können. Dort finden wir auch die formelle Unterstützung für etwas, was als unsere "auffällige Unauffälligkeit" bezeichnet wurde: Wir kommen so gut mit unserer Umwelt zurecht, dass man uns gar nicht unsere Neigung anmerkt, wenn wir es nicht wollen. Von einer Beeinträchtigung kann, wie wir schon immer gewusst haben, gar keine Rede sein.

Sprich, wir sind B-negativ. Und damit seit Mai 1994 offiziell nicht mehr krank."



ich glaube das sollte reichen.. die langen texte ließt hier eh niemand ;D

liebe grüße
 
@KotzenderEngel

...und ich dank dir für deinen Beitrag! und vorallem dafür, dass du ihn wieder hochgewühlt hast. Es ist ein sehr interessantes Thema.

wobei wir aber bei einem pädagogischen streitpunkt wären: wird der mensch durch umwelt oder anlage determiniert?

Ja. Wird er. Definitiv. Ich hab dieses Thema jahrelang erforscht. Und die Grundmuster sind immer ähnlich, wenn nicht gar gleich.

Eine Krankheit war das nie. Nur eine Reaktion. Und auch Anlage. Aber auch die ist Reaktion. Über das Thema könnt ich mittlerweile abendfüllende Referate halten. :-(

Masochismus und Devotismus sind zwei gänzlich unterschiedliche paar Stiefel. :stickout2
Beim ersten geht es um Schmerz, beim zweiten um Hingabe, Aufgabe.
Masochistische Frauen zum Beispiel sind im real Life meist die Super-Starken, die aber drunter leiden, dies zu sein. Die Devoten haben ein echtes Handicap. Da geht es tiefer. In die Kindheit rein. Bei den Masos auch, doch der Umgang damit ist seltsamerweise dominanter.
Bei den Devoten fehlt die Vaterfigur ganz. Bei den Masos ist sie zwar da, doch sie ist so dermaßen dominant und somit nicht erreichbar.

In jedem Fall - ob devot oder maso - es ist sexuelle Lust. Die löst aber das dahinterliegende Problem nicht. Normal ist es sicher nicht. Aber wenn jemand so drauf ist, ist das auch okay. Ich hab mich mit vielen Leuten unterhalten und die meisten sagten: "Ich wünsch mir doch einfach nur eine Familie!". Geborgenheit. Nur ist für sie der Umweg der Schmerz oder die Unterwerfung. Ja, es ist zweifelsohne ein seltsamer Weg. Aber so schlecht isser auch nicht :stickout2

Bonne nuit, Schrödi

P.S. Ich hoffe, die Beiträge bleiben stehen!
 
Hi ihr Beiden,

dann muss ich doch auch gleich nochmal mit-schreiben ;-) Jetzt wirds nämlich grad auch für mich wieder interessant, wenns um Erfahrungswerte geht.
Schrödingers Katze;1322050 schrieb:
Ja. Wird er. Definitiv. Ich hab dieses Thema jahrelang erforscht. Und die Grundmuster sind immer ähnlich, wenn nicht gar gleich.
Hast du da irgendwelche Aufzeichnungen drüber gemacht? Würd mich ehrlich interessieren, gern auch per PN.

Schrödingers Katze;1322050 schrieb:
Bei den Devoten fehlt die Vaterfigur ganz. Bei den Masos ist sie zwar da, doch sie ist so dermaßen dominant und somit nicht erreichbar.
Das mit den Devoten paßt auch zu meinen Erfahrungen.

Bei den Masos mit dem dominanten Vater ist mir jetzt noch nicht ganz so nachvollziehbar - dass er nicht erreichbar war schon, da passen auch alle "Fälle", die mir jetzt grad so spontan eingefallen sind - aber ob das immer Dominanz seitens des Vaters war?

Wobei da auch interessant wär, was jetzt wirklich unter Dominanz verstanden wird - speziell in Bezug eben auch auf den Vater.
 
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Hallo

Meiner Meinung nach macht die Veranlagung *devot / und oder maso* nicht in der Kindheit bzw. bei der Vaterfigur Halt, sondern reicht zurück in vorherige Leben.

Beim ersten geht es um Schmerz, beim zweiten um Hingabe, Aufgabe.
Masochistische Frauen zum Beispiel sind im real Life meist die Super-Starken, die aber drunter leiden, dies zu sein. Die Devoten haben ein echtes Handicap. Da geht es tiefer. In die Kindheit rein. Bei den Masos auch, doch der Umgang damit ist seltsamerweise dominanter.
Bei den Devoten fehlt die Vaterfigur ganz. Bei den Masos ist sie zwar da, doch sie ist so dermaßen dominant und somit nicht erreichbar.

Auch Hingabe und Aufgabe sind für mich zwei verschiedene Paar Schuhe. Ich trenne das für mich so: Devotion - Hingabe / Unterwürfigkeit - Aufgabe.

Dass bei Devoten die Vaterfigur fehlt, kann ich meines Wissens nach nicht bestätigen.

Liebe Grüsse :)

lichtbrücke
 


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