Hier sind die wichtigsten Gegenargumente aus der Klimaforschung, insbesondere aus IPCC-Berichten und Fachliteratur, zu den zentralen Thesen von Richard Lindzen:
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1. Klimasensitivität ist empirisch gut belegt
Lindzens Behauptung:
CO₂-Verdopplung führt nur zu ca. 1 °C Erwärmung.
Gegenargument:
Studien auf Basis von Paläoklima, modernen Messdaten und Klimamodellen zeigen mit hoher Übereinstimmung, dass die mittlere Klimasensitivität bei etwa 3 °C liegt (zwischen 2,0–4,5 °C).
Beispiel: Während der letzten Eiszeit lag CO₂ ~100 ppm niedriger – trotzdem war es weltweit ~5 °C kälter.
Solche Schwankungen lassen sich nicht mit niedriger Sensitivität erklären.

Quelle: IPCC AR6, Chapter 7; Sherwood et al. (2020), Nature
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2. „Iris-Hypothese“ mehrfach widerlegt
Lindzens Behauptung:
Weniger hohe Wolken bei Erwärmung → mehr Wärmestrahlung entweicht → weniger Erwärmung.
Gegenargument:
Mehrere Satelliten- und Klimamodell-Analysen fanden keinen stabilen negativen Wolkenrückkopplungseffekt.
Im Gegenteil: In vielen Regionen (z. B. Westpazifik) zeigen sich verstärkende Rückkopplungen durch veränderte Wolkendynamiken.
Die Hypothese ist wissenschaftlich nicht tragfähig geblieben.

Quelle: Hartmann & Michelsen (2002); Dessler (2010, 2013)
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3. Natürliche Variabilität erklärt nicht den Trend
Lindzens Behauptung:
Der Temperaturanstieg ist Teil natürlicher Klimazyklen (z. B. Ozeanzyklen).
Gegenargument:
Modelle, die nur natürliche Faktoren (Sonne, Vulkane, Ozeane) berücksichtigen, können den seit 1950 gemessenen Erwärmungstrend nicht erklären.
Nur durch anthropogene Treibhausgase lässt sich der Anstieg vollständig reproduzieren.
Auch die Erwärmung in der unteren Atmosphäre (Troposphäre) und die Abkühlung in der Stratosphäre sprechen klar für Treibhausgase.

Quelle: IPCC AR6 SPM, NOAA Attribution Studies
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4. Unsicherheit ≠ Irrelevanz
Lindzens Behauptung:
Klimamodelle sind zu unsicher für politische Maßnahmen.
Gegenargument:
Ja, Modelle sind unsicher – aber gerade das Risiko spricht für Vorsorge.
Die Unsicherheit betrifft das „Wie viel?“, nicht das „Ob?“.
Klimamodelle haben bisher viele langfristige Trends gut vorhergesagt (z. B. Arktiseis-Rückgang, Temperaturanstieg, Extremwetterhäufung).

Quelle: Hausfather et al. (2020), Geophysical Research Letters
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5. Anpassung allein reicht nicht aus
Lindzens Behauptung:
Statt Emissionsvermeidung lieber in Anpassung investieren.
Gegenargument:
Klimawandel birgt exponentiell steigende Risiken, je höher die Erwärmung.
Anpassung wird ab einem bestimmten Punkt unbezahlbar oder unmöglich (z. B. bei Extremdürren, Hitze, Überschwemmungen).
Vorsorge kostet weniger als spätere Schadensbewältigung.

Quelle: Stern Review (2006), IPCC AR6 Working Group III
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Fazit:
Lindzens Position IPCC-Gegenposition
CO₂-Wirkung überschätzt CO₂ ist klar dominanter Erwärmungstreiber seit 1950
Wolken regulieren Klima negativ Beobachtungen zeigen tendenziell verstärkende Effekte
Unsicherheit verhindert Maßnahmen Risiko und Vorsorge rechtfertigen aktives Handeln
Natürliche Schwankung erklärt alles Nur mit CO₂ passt das Gesamtbild
Anpassung statt Vermeidung Kombination aus Vermeidung und Anpassung nötig