Alles gut und schön, nur es entschuldigt ihr vorgehen nicht.
Brauch uns soll es auch nicht. Man kann von den Aktionen halten, was man will - tatsächlich finde ich die auch nicht gut.
Dennoch ist es ziemlich spannend, die betreffende LANZ-Sendung sich anzuschauen:
Zum einen erklärt Carla Rochel, warum sie so vorgeht, wie sie eben vorgeht - und ihre Erklärung finde ich durchaus zumindest nachvollziehbar. Ich lehne das Vorgehen zwar immernoch ab... aber ich kann verstehen, wie sie dazu kam.
Darüber hinaus bekommt sie durchaus guten fundierten Widerspruch von anderen Gästen in der Sendung - z.B. von Jürgen Trittin; ich mag ihn nicht besonders, aber er hat Ahnung und auch Aktivismus-erfahrung, so dass er gut abschätzen kann, was wieviel wirklich bringt, und was wahrscheinlich mehr nach hinten losgeht.
Markus Lanz ist auch in dieser Sendung nicht so viel seinen Gästen ins wort gefallen... eine Art, die mich bei ihm sonst sehr nervt. Das war erholsam, dass er das dieses Mal nicht so viel tat.
Ein Aspekt in der Sendung fand ich dabei aber auch spannend, weil er denke ich sehr gut ein gesellschaftliches Problem aufzeigt: Gegen Ende der Sendung redet Markus Lanz etwas auf Carla Rochel ein, dass sie doch hoffnungsvoller und optimistischer auf die Zukunft blicken sollte - dass die Menschheit sich doch bestimmt den Umständen anpassen kann, dass da auch Technologien entwickelt wurden und weiter entwickelt werden.
Hier wird glaube ich deutlich, dass und warum die Klimakriese gesellschaftlich so wenig im Bewusstsein ist. Vielen ist zwar intellektuell klar, was die Folgen der globalen Erwärmung für Ökosysteme und Erde sein werden und sein können... aber man verdrängt es und "im Gefühl" bleibt nur sowas übrig wie: "Ok, dann wird es etwas wärmer, etwas mehr Extremwetter, und ein paar Städte und Inseln gehen unter... da kann man sich doch sicher anpassen." Ich selbst scherze auch manchmal, dass ich mich auf ein Lebensabend auf Island unter Palmen einstelle.
Ich will darum jetzt hier nochmal eine der drastische Folgen von globaler Erwärmung darstellen:
Es werden ganze Landstriche - hauptsächlich um den Äquator herum - unbewohnbar werden. In diesen Regionen wird es schlicht zu schwül-warm werden, dass der menschliche Körper alleine seine Temperatur nicht mehr regulieren kann. einige werden jetzt vielleicht auf die Erfindung der Klimaanlage hinweisen... aber so ein Gerät braucht halt Energie; mitunter auch viel Energie. In diesen sehr heißen Regionen wird man also langfristig nur mit viel technischem aufwand leben können. Es wird also zu einem Migrationsdruck kommen, der in der jüngreren Vergangenheit so nicht da war.
Je größer/stärker die globale Erwärmung ausfällt, desto schwieriger und teurer wird es, sich an die Gegebenheiten anzupassen. es wird wahrscheinlich tatsächlich so sein, dass sich ein kleiner (und reicher) anteil der Menschheit wird anpassen können - wie gesagt: auf Island unter Palmen zum Beispiel. Für den Rest droht aber eine dystopische Zulkunft. Die Anpassung geschieht dann zum Preis und auf den Schultern von unzähligen Menschen und Toten.
Das muss man sich mal bewusst machen. Vielleicht wird einem dann auch etwas klarer, welche Verzweiflung u.a. Carla Rochel dazu treiben, das Thema so weit in das Bewusstsein von gesellschaft und Politik zu drängen, dass endlich auch mal auch sinple Maßnahmen wie eben 9-Euro-Ticket und Tempolimit realisiert werden und die Energiewende nicht weiter künstlich ausgebremst wird.