Der interstellare Krieg oder die Rettung der Welten

Auch recht, dachte sich Gwinevere. Man hörte das Pfeifen des Windes durch die steilen Höhenzüge rauschen. Es schien ein Sturm aufzukommen, inzwischen wehte auch ein sehr kräftiger eiskalter Wind, der Gwinevere ins Gesicht peitschte. Sie spürte kleine Eiskristalle auf ihren schon rot gefrorenen Wangen. Wie kleine Nadeln fraß sich die Kälte in ihr Gesicht hinein. Da ein Gedankenblitz – sieh sah im Geiste Adhar vor sich – Gwinevere, du hast doch das Kristall von Weta geschluckt, erinnere dich, welche Kräfte dadurch ausgelöst werden. Ach ja, diese flammende Hitze in ihrem Körper, da erinnerte sie sich gewiss noch daran, aber auch, dass es dann eine wohlige Wärme erzeugte und sie nicht mehr fror. Sie konzentrierte sich darauf und spürte wie dieses heiße Feuer durch ihre Poren strömte, ihr Gesicht schien zu brennen, das Feuer breitete sich im ganzen Körper aus, schon spürte sie keine Kälte mehr. Und da war ihr auch bewusst, dass sich ebenfalls die anderen der Macht Wetas bedienten.
Sie waren schon fast am Gipfel angekommen, das Atmen fiel Gwinevere immer schwerer. Hier oben war die Luft dünner und sie spürte einen leichten Schwindel. Die Gebirgszüge erinnerten sie an Nepal. Sie hatten die Stratosphäre bereits erreicht.
Da fiel ihr Leon ein, der ihr einst von Picard und seinem Stratosphärenballon erzählte. Picard war ein Abenteurer und Erfinder gewesen. Er hatte damals auch ein Tauchboot entwickelt und war bei einem seiner Versuche ertrunken. Einer seiner Nachfahren war Kapitän eines großen Luftfrachtschiffs – der Enterprise – geworden, aber das war eine andere Geschichte.
 
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Leon war Museumsdirektor in einer weit entfernten Stadt. Sie waren sich in ihrer Lieblingskneipe einige Male über den Weg gelaufen. Und als sie damals an der Theke bei der Musik von Rammstein – das Lied hieß „Ohne Dich“ nebeneinander saßen, erzählte er seine Geschichte:
Seine über alles Geliebte Lebensgefährtin war an Brustkrebs verstorben. Er war noch voll von Trauer und Leid, hatte deshalb auch stark abgenommen. Er wusste, niemand würde ihm diesen geliebten Menschen jemals ersetzen können. Er war auf der Suche nach einer neuen Liebe und hatte zahlreiche Affären und One-Night-Stands. Er suchte nach dem verlorenen Gefühl der Zuneigung, des Friedens, der Vertrautheit, des Feuers der Liebe, der Geborgenheit, doch er hatte es noch nicht gefunden und den Kontakt zu seinen Liebschaften immer schnell abgebrochen, es waren alles nur Strohfeuer gewesen.

Gwinevere erzählte ihm darauf hin, dass sie ihn wohl künftig Blaubart nennen würde.

Blaubart, wie kommst du darauf? fragte Leon neugierig und erstaunt. Und sie begann mit dem Märchen der Gebrüder Grimm.
Blaubart hatte sich mit der feinen Gesellschaft in der Nachbarschaft angefreundet und besuchte das nachbarliche Anwesen, in dem drei Töchter lebten. Die jüngste dieser Frauen nahm er zur Gemahlin und brachte sie auf sein riesiges Schloss.

Blaubart las ihr jeglichen Wunsch von den Augen ab, es gab nichts, was sie nicht bekommen sollte. Doch eines musste sie ihm versprechen: Du kannst alles von mir haben, es wird dir an nichts fehlen, doch diese eine Tür darfst du niemals öffnen, versprich mir das.
Blaubart hatte eines Tages eine längere Reise anzutreten. Er übergab seiner Ehefrau die gesamten Schlüssel seines Schlosses. Bitte, denk daran, diese eine Türe lasse bitte zu!! (Tja, die NEUGIER ist mal wieder an allem Schuld).

Doch Neugier ist der Weiber Last!!!

Kaum hatte sich Blaubart auf den Weg gemacht, rannte sie zur verbotenen Tür und es dauerte nicht lange, da hatte sie auch den richtigen Schlüssel im Schloss. Als sie die Tür geöffnet hatte, erbleichte sie vor Schreck, viele tote, halbverfauelte Frauenkörper und ein beißender Geruch nach totem Fleisch lag in der Luft…sie hatte dadurch die Büchse der Pandora geöffnet – als Blaubart heimkehrte, erkannte er sofort, dass seine Gemahlin sich nicht an das Versprechen gehalten hatte, er wollte dieses Geheimnis unbedingt wahren und so sollte sie für immer in diesem Raum eingesperrt werden…(er liebte sie und konnte sie nicht töten)
 
Sie hatte Leon erklärt, dass sie diese Frauenleichen als die Frauen mit gebrochenen Herzen interpretiert. Weißt du, ich denke, dass sehr viele Frauen, mit denen du geschlafen hast, in dich verliebt waren und du lässt sie fallen und stürzt sie in Liebeskummer und tötest ein Stück ihrer Seele, sprach sie in ruhigem Ton zu Leon.
 
Interessante Interpretation, meinte er. Ja, da kann was dran sein. Gwinevere wusste, dass Leon die Frauen nicht absichtlich verletzte. Er war auf der Suche nach Liebe doch er konnte dieses verlorene Gefühl, die richtige Partnerin einfach nicht wiederfinden. Und seine Suche trieb ihn stetig weiter. Er suchte verzweifelt weiter nach diesem wohlig sanften Gefühl, diesen süßen Duft das die Liebenden umgibt. Zu sehr war er mit seinem Leid beschäftigt, der See seiner Seele war durch die Trauer grau geworden. Seine Lebensgefährtin war seine große Liebe und Leidenschaft gewesen, er stand ihr in den schweren Stunden des Todes bei und konnte einfach nicht loslassen. Der Schmerz hatte auch seine Seelenteile bedroht, anstelle des bunten wunderbaren Sees der Seele nur noch braune tote Masse. Gwinevere wollte ihm einen kleinen Farbklecks in die Seele hauchen und auch der See musste wieder klar und rein werden. Auch Leon hatte trotz seiner Trauer diesen wundervollen Glanz in den Augen. Als sie ihn im schummrigen Licht ansah, blickte sie in eine dunklelbraune Iris, die Pupillen waren im dunklen Zwielicht geweitet. In seinen Augen spiegelten sich zwei kleine helle Lichter, die wie silberweiße Diamanten funkelten. Aber er konnte sich auch gut ablenken. Meist war es mit ihm zusammen lustig, sie spielten Dart, amüsierten sich und lachten. Auch waren sie einmal mit einigen Freunden in eine Discothek gegangen. Dort tanzte sie mit ihm eng umschlungen und fühlte, dass in ihm ein Geheimnis lag, das sie verzauberte. Sie wusste nicht genau, wann es geschah, ein unbeschreibliches Gefühl stieg in ihr auf, sie sah ihm tief in die Augen und wusste in diesem Moment, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Leon merkte es sofort an ihrem Blick, ja, er sah es ihr sofort an.

Gwinevere, du darfst dich niemals in mich verlieben, flehte er.

Doch es war schon zu spät.
 
Nachdem sie aus der Disco gekommen waren, fuhr Gwenevere Leon in das elternliche Heim. Er hatte viel zu viel getrunken und sie wollte, dass er gut zu Hause ankommen würde. Seine Mutter befand sich zu dieser Zeit im Krankenhaus und er bat Gwinevere, sie möge doch hierbleiben. Es war schon nach drei Uhr morgens und sie war auch schon übermüdet. Dankbar nahm sie an. Sie war sich nicht sicher, ob ihr nicht unterwegs im Wagen die Lider zufallen würden. Besser ich bleibe, sonst baue ich vielleicht noch einen Unfall, sie wusste, sie würde sich vor Übermüdung nicht mehr richtig konzentrieren können.
Es befand sich ein wunderschöner alter Alkoven im Flur. Sie war begeistert und fragte an, ob sie in dieser Bettnische wohl schlafen dürfe.
Nein, komm mit mir, er führte sie in sein Schlafgemach und die beiden kuschelten sich anfänglich eng aneinander. Es tat gut, seine Nähe zu spüren. Ein Gefühl der Geborgenheit und Wärme stellte sich in ihr ein. Wir werden aber nicht zusammen Sex haben, nur kuscheln, meinte Gwinevere und Leon akzeptierte. Beide hielten sich eng umschlungen und sie genoss die Zartheit mit der er sanft ihre Wangen und ihren Hals berührte. Sie blickten sich tief in die Augen. Sanft küssten sie sich.
 
. Gwinevere hatte sich vor über einem Jahr einer OP unterzogen. Es war Gebärmutterhalskrebs im Anfangsstadium festgestellt worden. Sie bekam daraufhin Bestrahlungen und oft hatte sie ein starkes brennendes schmerzendes Gefühl im Unterleib verspüren müssen. Sie hatte seit dieser Zeit auch nicht mehr mit einem Mann geschlafen und nahm deshalb auch keinerlei Verhütungsmittel ein. Sie fühlte sich seit dieser Operation irgendwie nicht mehr richtig als Frau und so sah sie keinen Grund, die Pille zu schlucken. Aber bei Leon keimte plötzlich der Wunsch in ihr auf, mit ihm zu schlafen. Sie streichelte ihn sanft an der Brust, küsste ihm den Nacken und teilte ihm mit, dass sie ihre Absicht gerne ändern würde. Sie nahm sich vor, gleich am nächsten Tag zum Frauenarzt gehen und sich eine entsprechende Pille geben zu lassen, damit sie nicht schwanger wurde. Sie wusste, ein Kind wäre für Leon undenkbar.
Sie verbrachten eine wunderbare Nacht zusammen. Sie liebten sich erst in einem sehr sanften Rhythmus, niemand brauchte etwas zu sagen, beide harmonierten perfekt, solch eine Sanftheit hatte sie vorher noch nie erlebt. Dann wurde es wild, heiß und innig. Es kam einer Ekstase nahe. Mmm, auf einer Skala von 1 – 10? Wenn er mir die Haare etwas vorsichtiger und sanfter nach hinten gezogen hätte, dann wärs die Bestnote 10mit Stern geworden. Wohl nicht zu toppen. Aber war ja kein Wunder, er hatte wahrhaft genug Erfahrung mit Frauen gesammelt.
Sie führten viele Ferngespräche und Gvienevere schrieb ihm oft e-mails, denn Gwinevere’s und Leon’s Wohnort trennten über 200 Kilometer voneinander. Und sie redeten viel und lange am Telefon. Sie konnten über alles reden. Beide waren gute Zuhörer geworden und sprachen über sehr viele Dinge. Es hatte den Anschein, als würde aus den beiden doch noch ein Paar.
 
Doch dann hatte Gwinevere eine Vision: Sie sah sich im Krankenhaus in der Notaufnahme stehen, sie konnte nicht laufen und dann hörte sie „Brustkrebs“, eine sehr hoher, in den Ohren schmerzender und übernatürlich lauter Schrei war zu hören, dann Glas, das in tausende Splitter zerbrach.
Das ist ein Zeichen, ich werde wieder an Krebs erkranken und daran sterben. Das zerbrochene Glas interpretierte sie folgendermaßen: Siehe ein Wasserglas. Das Glas symbolisiert den Körper, das Wasser dein Bewusstsein, deine Seele. Wenn das Glas zerbricht so entspricht dies einem toten Körper, das Wasser aber versickert im Boden. Der Geist ist also noch da in einer anderen Form und an einem anderen Ort. Aber sie wollte noch nicht in ein anderes Leben treten, sieliebte ihr jetziges Leben, hatte hier ihre Freunde und wollte noch nicht weg. Sie hatte keine Angst vor dem Tod, denn sie glaubte fest daran, dass es ein Leben nach dem Tod gab. Nur vor Schmerzen und Qualen wollte sie einmal bewahrt bleiben. Sie hatte sich gerade verliebt und dann dies.
Sie wollte auch nicht, dass Leon ein zweites Mal eine solche Zeit durchmachen muss.
 
Also entschloss sie sich, ihm eine e-mail zu schreiben. Sie erklärte ihm, dass sie schon einmal an Krebs erkrankt sei, es könne jederzeit wieder ausbrechen und sie wolle ihm das ein weiteres Mal ersparen.
Sie hatte die Verbindung zu ihm aprupt abgebrochen. Es tat ihr in der Seele weh. Drei Wochen lang trauerte sie, konnte kaum noch etwas essen. Sie versuchte, sich in ihrer Lieblingskneipe, in der sie immer ihren KiBa trank, abzulenken, doch es gelang ihr nicht. Auch die anderen spürten ihren Liebeskummer. Das geht vorbei, dachte sie sich, Zeit heilt Wunden. Doch eines wusste sie, Leon würde sie immer im Herzen tragen, keine Macht der Welt kann das, was sie für Leon empfindet, je zerstören. Und egal wann, sie konnte sich in Gedanken und im Traum immer an diese wundervolle Zeit mit Leon erinnern. Oh, mein geliebter Blaubart. Sie schloss die Erinnerung an ihn in ihr Herz für immer ein.
 
Gwinevere war noch immer schwindelig, sie war wohl in eine Art Trance geraten. Es war mittlerweile ein tosender Sturm aufgekommen. Der Wind heulte gespenstisch und peitschte ins Gesicht. Wo warst du – fragte sie Ahman. Oh, ich war komplett in Gedanken, erwiderte Gwinevere. Ja, Raum und Zeit bedeuteten ihr nichts, sie wusste, dass für Ingo und Leon noch immer dieses Feuer in ihrem Herzen brennt, auch wenn sie keinen Kontakt mehr mit den beiden hatte, waren die zwei in ihren Träumen oft bei ihr, denn dort lässt sie das Gestern weiterleben. Sie hatte einen wunderschönen Traumgarten, und Ingo und Leon waren dort immer willkommene Gäste.
Aus Tag wurde Nacht: Ein ohrenbetäubender Donnerschlag war zu hören, schon folgte das nächste Gebrüll von Donnern und ohrenbetäubendem Getöse. Gwinevere musste sich die Ohren zuhalten. Zuckende Blitze erschienen plötzlich am Himmelszelt und schon goss es wie aus tausend Eimern geschüttet. Die grellen Blitze durchzuckten den inzwischen komplett verdunkelten Himmel. Der Regen strömte stark und ununterbrochen. Alle waren tropfnass von oben bis unten. Doch das seidene Gewand der Bolas gab Gwinevere genug Schutz, nicht ein Tropfen konnte diesen feinen Stoff durchdringen. Einige Feuerkometen waren am Horizont zu sehen. Die Erde erbebte und zitterte gespenstisch. Feuerfelsen fielen von oben herab. Ein flammendes Inferno war ausgebrochen. Es schien, als würden diese riesigen Feuer-Körper den nahen Meteor ankündigen. Man spürte wie die Erde erzitterte, ein Erdbeben folgte.
 
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