Es heißt im Alten Testament: "Dann gebot Gott, der Herr, dem Menschen: Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, doch vom "Baum der Erkenntnis von Gut und Böse" darfst du nicht essen; denn sobald du davon isst, wirst du sterben." (1.Moses 2,17)
Das göttliche Verbot, von den Früchten des Baums der Erkenntnis zu essen, symbolisiert die Grenzen, die dem Menschen als Geschöpf Gottes gesetzt sind. Die Missachtung dieser Grenzen (der Sündenfall) führt zum Verlust der Lebensfülle, die Gott dem Menschen eigentlich zugedacht hat: zur Vertreibung aus dem Paradies und zur Bewachung des Zugangs zum Baum des Lebens.
Der Baum der Erkenntnis hat folgende Bedeutung. Den Namen "Baum der Erkenntnis von Gut und Böse" erhält der Baum in Gen 2,9 im Vorgriff auf das Versprechen, das die Schlange Adam und Eva macht: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse Der Mensch sollte sich also nicht anmaßen, Gott zu sein.
Ich habe eine etwas andere Betrachtungsweise.
Der Baum der Erkenntnis ist von Gott unter Todesstrafe verboten. Klar. Verknüpft mit diesem Verbot ist aber gleichzeitig, und das ist das Wesentliche, was immer, auch heute noch unterschlagen wird:
die
Freigabe des ganzen Gartens.
Die Schlange dreht eine List, indem sie Freigabe und Verbot vermischt, ja mehr noch, sie bezieht sich nur auf das Verbot.
Aus: *Nur von einem Baum dürft ihr nicht essen*, suggeriert sie:*Nicht von allen Bäumen des Gartens darfst du essen*.
Sie fragt so, als ob es eine Freigabe des Gartens nie gegeben hätte, alles nur unter dem Schatten dieses einen Verbotes stünde. Der Tabu-Punkt Baum ist focussiert, wobei er eigentlich in Anbetracht der Fülle des sonstigen Gartens, nur ein kleiner Aspekt ist.
Die Schlange vermodelt den Baum selbst zu einer Verheißung, und verquickt Gott selbst mit dieser Verführung, denn er hat ja schließlich das Verbot erlassen. Was ja auch stimmt. Aber es ist eben nur ein Mini-Stück der ganzen Wirklichkeit, und das ist die eigentliche List. Sie malt ein Schreckensbild an Assoziationen, an dessen Ende Gott selbst in Frage gestellt wird, als Herrscher des Schreckens und der Verbote. Sehr subtil und perfide.
Die Frau vermag so nur noch zu reagieren, Gott in Schutz zu nehmen, obwohl er nun nicht mehr nur der Gott ist, der alle Bäume zur Verfügung gestellt hat. Sie will trotzdem Gott rechtfertigen und die Unterstellungen der Schlange nicht zulassen, dafür muß sie aber reflektieren, überlegen, um sich auf die Seite Gottes zu stellen. Eine Umpolung geschieht auch in dieser Ebene mit der Frau selbst.
Und das ist der Sieg der List.
LG Loge33