Demütigungen und danach

@Loop Noch hast Du nochmal so viele Jahre, wie Du alt bist. Lass diese Jahre nicht verloren sein, schau nach vorne, auch wenn Du noch eine lange Weile am Alten knabberst. Trotzdem würde ich den Fokus auch nach vorne richten und Pläne schmieden und umsetzen. :)

Ja, das tu ich.

Ich bin ein bißchen wie ein Kind, das seinen Willen nicht bekommen hat und trotzig am Boden sitzt. Weil ich 12 Jahre und mein Studium und noch so einiges verloren habe durch die Zeit mit meinem Bruder, sitze ich da und komm nicht vom Fleck vor Enttäuschung, Wut und Traurigkeit. Ich schaffe es nicht, aufzustehen, bin wie gelähmt.
Dafür brauch ich Hilfe, hab es lange genug selber versucht, ich kann ich es alleine nicht, kann nicht loslassen.
 
Werbung:
@Loop, glaube alles hilfreiche ist geschrieben und es wurde viel über richtig bzw falsch diskutiert.so hat jeder von uns , in seinem wissen, aus eigener erfahrung , versucht dir beizustehen und zu helfen.ich möchte mich anschließen, habe deinen thread gelesen, und fühlte mich ein wenig mit dir verbunden, da ich einiges auch mit mir in Verbindung bringen konnte.ich glaube zu wissen, wie du leidest und gelitten hast. Und wieviel anstrengung es kostet, sich zu befreien, zu lösen von der vergangenheit, von dem schmerz , der ja längst zu einem gehört, teilweise auch lieb gewonnen, weil Identifikation darüber statt findet.wollte dir mut machen, nicht aufzugeben, greifen nach dem was greifbar ist und ausprobieren , ausprobieren.große Verletzungen brauchen Zeit zum heilen, heil zu werden.wünsche dir viel kraft dafür. Alles liebe, sunny

Danke Dir! :danke:

Alleine hab ich es nicht hingekriegt, das ist halt so.
 
den Gedanken hatt ich auch. so etwa:

was tun, nachdem man einen Ertrinkenden gerettet hat?
man geht heim, wechselt die nassen Klamotten und trinkt einen Tee.
die blauen Flecke sind auch bald wieder weg, die er einem zugefügt hat,
als er in seiner Angst im kalten Wasser um sich geschlagen und getreten hat.
sobald ihr aus dem Wasser raus seid, sogar bereits als du zu ihm reingesprungen bist, war klar,
daß direkt danach dein Leben stinknormal weitergehen würde, wie bei allen anderen Rettern auch.

Das hab ich auch gedacht am Anfang, da hat es auch noch funktioniert, aber nach 12 Jahren war ich zu erschöpft, hab literweise Wasser geschluckt und kann mich nicht mehr ausruhen, bei jedem Plätschern geht das Adrenalin hoch und ich kann kaum noch an Land gehen durch das viele schwimmen.
 
wenn du 20 Jahre mit einem Mann verheiratet warst, und die Jahre waren mal gut und mal weniger gut und mal schlecht,
dann kommt die Trennung und du bist auf einmal nicht mehr 25 sondern plötzlich 45 und hast schon ein paar graue Haare,
dann stehste da und fragst dich, wo die Zeit geblieben ist und was denn jetzt werden soll und überhaupt: was war das eigentlich??

hie und da kannst du mal was davon erzählen, aber letzten Endes hat jeder seine Geschichten und keiner weiß wie´s weitergeht.
uns allen zerrinnt die Zeit zwischen den Fingern, und für uns alle ist vorbei was nicht mehr ist, ob es schön war oder nicht.

was ich damit sagen will ist, daß diesen Teil des Problems alle Menschen haben, nicht nur die mit einer Dramastory.

und dann ist da noch diese Verquickung von Retter und Opfer. du warst ja praktisch beides zugleich, Loop.
hast du mal vom Dramadreieck gehört? da steht was darüber: http://de.wikipedia.org/wiki/Dramadreieck
und vorhin bin ich auf einen Link gestoßen, ... der Text ist nicht allzu lang:
http://gessner-aufstellungen.de/opfer-sein-teil-ii-laehmung-als-lebensretter/

kannst du ja mal lesen, wenn du Zeit hast.

Danke Dir, werde ich machen! :danke:
 
Ja, das tu ich.

Ich bin ein bißchen wie ein Kind, das seinen Willen nicht bekommen hat und trotzig am Boden sitzt. Weil ich 12 Jahre und mein Studium und noch so einiges verloren habe durch die Zeit mit meinem Bruder, sitze ich da und komm nicht vom Fleck vor Enttäuschung, Wut und Traurigkeit. Ich schaffe es nicht, aufzustehen, bin wie gelähmt.
Dafür brauch ich Hilfe, hab es lange genug selber versucht, ich kann ich es alleine nicht, kann nicht loslassen.

Ich würde jetzt nicht in die Abwertung gehen und Dich als trotziges Kind bezeichnen. Es ist nicht so leicht, das alles zu akzeptieren, das ist doch absolut verständlich. Es ist auch wichtig, die Gefühle nicht zu unterdrücken, damit sie sich nicht psychosomatisch Luft verschaffen. Dass Du Dir Hilfe suchen willst, finde ich gut! :)
 
Hi,

so schlecht ist der Vergleich mit dem trotzigen Kind gar nicht. Ein Säugling, wenn er Hunger hat, brüllt für gewöhnlich nach Nahrung. Wenn es zu lange dauert, bis sich die Mutter zeigt, verweigert es die Nahrung und brüllt weiter.

Nun ist Loop eine erwachsene Frau, ob sie will oder nicht. *g*

Wenn ein Mensch nicht das bekommt was er sich wünscht, hier also das tolle abgeschlossene Studium mit einem prestigeträchtigen tollen Job, gutem Verdienst und Ansehen, kann es als Wertvorstellung demütigen, zu wissen, nun etwas machen zu müssen, was nicht so toll und prestigesträchtig ist. Und dann ist die Lähmung erträglicher, als das zu tun, was "nur" möglich ist. Weil jeder Schritt der möglich ist quasi in die Wunde schlägt, demütigt, erinnert, was wäre gewesen, wenn... das Leben anders verlaufen wäre.

Da könnte es Sinn machen mal die eigenen Wertvorstellungen ganz genau zu überprüfen und auch zu begreifen, dass es im Leben viele Wege gibt, auch wenn die nicht perfekt sind und toll und man kein "hoch angesehenes Akademikerdasein" führen wird. Das ein normaler Job dann unter den Umständen auch bereits ein hohes Ziel ist, das es zu erreichen gilt.

Mit dem Wort Demut ist es auch so, dass man gedemütigt wird, wenn man nicht demütig genug ist. Das mag völlig bescheuert klingen und soll niemanden nach unten drücken. Eine gesunde Portion Demut ist aus meiner Sicht jedoch auch Erdung, Stabilität, eben das anzuvisieren, was wirklich erreichbar ist, auch wenn es zunächst nicht nach viel klingen mag.

Momentan sind bei uns in Hamburg überall Plakate zu sehen, dass die Universitäten für ältere Menschen und Senioren Studiengänge ohne Abschluss anbieten, damit all jene, die sich in ein Thema akademisch vertiefen möchten, das tun können. Gerade in den Jahrgängen nach dem WKII hatten viele Menschen überhaupt keine Gelegenheit zu studieren, schon beim Gymnasium scheiterte es oft und viele Menschen, die das damals narzisstisch kränkte, haben so Gelegenheit etwas nachzuholen. Ich finde das toll.

Es gibt immer Wege, Alternativen, Möglichkeiten, die vielleicht nicht perfekt anmuten (aus Sicht der Gesellschaft!), aber herrje, wer oder was ist schon perfekt und kann es wirklich nur darum gehen im Leben?

Lg
Any
 
Ein Studium wäre auch jetzt noch möglich, hab ich auch schon gehört, dass z. B. eine Frau, die früh Mutter wurde, noch alles nachholte mit 40, nachdem ihre Kinder flügge wurden. Sie wurde daraufhin Ärztin.

Ich lese das übrigens öfter, wie psychisch traumatisierte User noch Mitte 40 ein Studium beginnen, denn ein Studium ist noch eher machbar als ein Job, wenn man in Therapie ist und anfällig. So können sie vieles nachholen und sich gleichzeitig therapieren.
 
Ein Studium wäre auch jetzt noch möglich, hab ich auch schon gehört, dass z. B. eine Frau, die früh Mutter wurde, noch alles nachholte mit 40, nachdem ihre Kinder flügge wurden. Sie wurde daraufhin Ärztin.

Ich lese das übrigens öfter, wie psychisch traumatisierte User noch Mitte 40 ein Studium beginnen, denn ein Studium ist noch eher machbar als ein Job, wenn man in Therapie ist und anfällig. So können sie vieles nachholen und sich gleichzeitig therapieren.

Klar kann man das nachholen und wenn man eh nicht damit rechnet noch Karrier zu machen wird das mit dem Abschluss vielleicht noch machbar sein. Obwohl der Druck inzwischen erheblich verstärkt wurde auf die Studenten. Ich bekomme das über meine Tochter mit, wie sehr sie im Stress ist, trotz der vielen Semesterferien.

Dennoch mit und bleibt die Frage, ob der ganze Streß wirklich sein muss oder ein Mensch sich nicht auch mit weniger zufrieden geben darf. :)

Lg
Any
 
Dennoch mit und bleibt die Frage, ob der ganze Streß wirklich sein muss oder ein Mensch sich nicht auch mit weniger zufrieden geben darf. :)

Lg
Any
Und die Frage, die mir in den Sinn kommt .... Ob dieser Wunsch, wenn Loop es schafft, sich ins Hier zu katapultieren, überhaupt noch da ist :) ...
Ich könnte mir vorstellen, wenn die Ohnmacht weicht und der Zug ins rollen kommt, er automatisch die passenden Stationen erreicht .... Denn dann kann Hingabe erst stattfinden....

Ich arbeite stark über Assoziationen .... Habe jetzt oft Worte wie Wut, Trauer , ertrinken, Wasser schlucken gelesen ....

Da keimt in mir Gedanke, da Wasser auch für Emotionen steht, sich vllt mal damit zu befassen...
Ganz einfache Dinge, die wirklich schön auch jetzt machbar sind .... Den Körper reinigen, entgiften, denn Körper und Geist sind eben eine Einheit .... All dies kann man jetzt tun, sofort tun, nach vorn schauen, nicht zurück.... Eigenfürsorge betreiben, das lässt die Eigenwahrnehmung wachsen, die Achtsamkeit .... Ausschließlich in der Analyse zu verharren bringt nix....
Sich an sich gewöhnen, intuitiv werden .... All dies geht (langsam, ja es ist ein Prozess bei dem man geduldig sein muss) wenn man einfach nur mal loslegt !:love:
 
Werbung:
Dennoch mit und bleibt die Frage, ob der ganze Streß wirklich sein muss oder ein Mensch sich nicht auch mit weniger zufrieden geben darf.

Wieso wird hier überhaupt gedacht, dass KEIN (akademischer) Abschluß WENIGER sei? Ich habe die Erfahrung gemacht - und andere wahrscheinlich auch - dass der gelungene Abschluß kein Garant dafür ist, sowohl in der Praxiswelt der Arbeit als auch im täglichen LEBEN zu bestehen!

Eine gesunde Portion Demut ist aus meiner Sicht jedoch auch Erdung, Stabilität, eben das anzuvisieren, was wirklich erreichbar ist, auch wenn es zunächst nicht nach viel klingen mag.

Dem ist meiner Meinung nach nix hinzuzufügen!

@Loop, ich habe keinen Tipp für Dich - es wurden schon viele gegeben! Aber nur Du kannst Dich auf das Positive IN DER ZUKUNFT konzentrieren; nur Du kannst aus einer eingeschlagenen Richtung, einem Ziel Kraft schöpfen, und das Ziel kannst nur Du definieren! Steck es nicht zu hoch, vergiß nicht die kleinen Dinge, die kleinen "Glücke", und dann geh in Deine Richtung und laß dich nicht beirren!
Es ist auch Deine Entscheidung, ob Du dazu Hilfe suchst und nutzt - die kann Dir hier keiner Abnehmen!

Aber Du klingst sehr gut in meinen Ohren, denkst nach, zweifelst, und fragst - ich glaube daher daran, dass Du gut vorankommst; allerdings gibt es eine Zeit des Zweifelns und Fragens, und dann muss eine Zeit des Handelns kommen ... mach Dich also auf !

Ich wünsch Dir alles Glück dabei
cerambyx
 
Zurück
Oben