Laut dem aktuellen Lagebericht des RKI sind weniger als fünf Prozent der Erkrankten, die in Deutschland gestorben sind, jünger als 60, danach steigt offenbar die Sterberate. 87 Prozent der Verstorbenen waren 70 Jahre oder älter. In anderen Ländern ist die Verteilung ähnlich. Manche sagen, diese Menschen wären ohnehin in absehbarer Zeit gestorben – was sagen Sie dazu?
Manche von ihnen: ja. Wenn jemand bereits im Hospiz ist und dann an Covid-19 stirbt, ist niemand wirklich überrascht. Aber Covid-19 tötet auch Menschen, die sonst nicht so bald gestorben wären.
Forscher aus Großbritannien sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Menschen, die in Italien an den Folgen der Krankheit gestorben sind, im Schnitt mehr als zehn Jahre ihres Lebens verloren haben. Das ist sehr viel. In die Studie waren Menschen aller Altersklassen miteinbezogen. Für jemanden, der an Diabetes leidet, aber gut damit zurechtkommt, gibt es keinen Grund, dieses Jahr zu sterben. Erkrankt er oder sie an Covid-19, steigt das Risiko dafür stark an. Die meisten Covid-19-Todesfälle sind vermutlich verfrüht. Das ist in vielerlei Hinsicht ein großer Verlust für unsere Gesellschaft. Es ist eine Tragödie.