Ich bestreite nicht, dass alle Gruppen die Du da beschreibst vertreten waren. Aber nicht nur. Da waren auch Linke und Regenbogenfahnen-Schwenker, ein Redner war von den Grünen und v.a. waren da auch Menschen die in diesem Thema keine politische Richtung sehen.
Worum es mir geht ist wirklich einfach:
1) Ich halte sehr viel von Meinungs- und Demonstrationsfreiheit, unabhängig ob ich mit den Inhalten übereinstimme.
2) Ich halte gar nichts davon, bei einem Thema das gar keiner politischen Richtung zugeordnet werden kann, Menschen in irgendeiner Ecke zu verorten wenn sie sich nicht deutlich als zu jener Ecke zugehörig zu erkennen geben. Da waren Nazis, keine Frage. Aber eben lange nicht nur. Und all jene die keine sind werden nicht deshalb auf einmal zu Nazis oder Antidemokraten weil sie dort waren.
Ich teile deren Ansichten nicht und glaube auch, dass da viele Spinner waren die vielleicht nicht gut mit Informationen umgehen können. Aber: Deren Ansichten sind sehr vielfältig, deren Gründe auch. Da ist absolut alles dabei, von wahnhaften Theorien bis „okay, zumindest theoretisch nicht vollkommen unplausibel“ bis zu durchaus nachvollziehbar. Mit letzterem meine ich: Corona ist keine total klare Sache, sondern ein Lernprozess. Das ist der echte Fakt hier. Und Menschen in unterschiedlichen Situationen interpretieren etwas das noch nicht total greifbar ist sehr verschieden. Und: Überzeugungen folgen zu einem nicht so kleinen Teil eigenen und sehr individuellen und auch legitimen Interessen. Wer z.B. jung und gesund ist und wegen des Lockdowns gerade vor dem finanziellen Ruin steht, sieht die Dinge anders als jemand den Corona finanziell nicht stört, gleichzeitig aber vielleicht wegen schlechterer Gesundheit mehr Angst davor hat.
Vielleicht noch wichtiger: Das Kernproblem ist ein massiver Vertrauensverlust in etablierte Institutionen. Viele haben nicht vergessen wie viel Panik wegen der Schweinegrippe gemacht wurde und was das für eine Luftnummer war. Viele beobachten wie einseitig die Mehrheit der Medien manchmal berichtet, wie tendenziös und diskreditierend und nicht selten mit herablassendem pädagogischem Anspruch. Und all das führt bei manchen dazu, dass sie nicht nur einfach kritischer werden, sondern schon voraussetzen sie sollten manipuliert werden. Das ist übrigens nicht nur bei Rechten so. Den Vertrauensverlust findet man auch auf der linken Seite und auch in der Mitte. Und das ist nicht deren Schuld. Die Medien haben sich diesen Vertrauensverlust „redlich“ selbst verdient.
Insofern sehen die die Dinge ganz anders als Du es darstellst. Die glauben nicht, dass sie für das Recht kämpfen andere zu infizieren. Sie glauben, dass sie für Freiheit kämpfen.
Nun kann man es so machen wie Du und das einfach verurteilen oder so wie ich, mit der Intention es zu verstehen. Und ich glaube, meine Art ist konstruktiver. Das bedeutet übrigens nicht, dass ich nicht hart dagegen argumentiere wenn mir jemand irgendwas erzählt was ich falsch, oberflächlich/undurchdacht, ideologisch usw. finde. Ich habe das im Coronathread rauf und runterdiskutiert. Aber Menschen gleich mal kollektiv in irgendeine Schublade zu stecken halte ich auch für dumm. Die Realität ist nicht so unterkomplex.