Nein, ich wünsche mir keine derartigen Gesetze. Die Konsequenz ist schlich, dass ich nicht auf Demos gehe und keine Petition unterschreibe, deren Inhalt zu schwammig formuliert sind. Es ist eine Art Wunsch an die Veranstalter, sich konkret genug zu positionieren, so dass eben von rechts-außen und ggf. auch von links-außen das Thema nicht vereinnamt werden kann. Die einzige Konsequenz, die mir einfällt, könnte sein, dass die entsprechenden Demos, die meine Kriterien erfüllen, damit nicht so groß werden.
Ein Veranstalter kann natürlich konkret formulieren was das Thema einer Demo sein soll und er kann sogar sagen von wem er sich von Anfang an distanziert und wen er am liebsten gar nicht erst dort sehen möchte. Das ist aber ja nicht bindend. Es kann ja trotzdem jeder kommen und das kann man nicht verhindern, es sei denn man würde das gesetzlich regeln.
Es geht nicht darum, es zu unterbinden, sondern darum, dass ich in dem Augenblick die Demo verlassen würde, wenn ein Redner derartig entgleist und ich den Eindruck hätte, dass er dafür großanteilig Zustimmung bekäme. Das ist natürlich nur meine persönliche Vorgehensweise.
Ja, ist Dein Recht. Aber die Realität ist doch: Sobald es um ein Thema geht dass die Menschen wirklich wütend macht, auch Dich wütend macht, und das gleichzeitig nicht ein glasklar linkes Thema ist, muss man damit rechnen dass da auch Menschen auftauchen mit denen man in vielem letztlich nicht übereinstimmt. Und wenn ich auf einer Demo wäre weil auf einmal Fracking in Deutschland möglich sein und bei mir in der Nähe begonnen werden soll, und ich dann mit ganz vielen anderen die auch dagegen sind vor so einer Bühne stehe auf der viele Reden gehalten werden, dann werde ich vermutlich mit einigen total einer Meinung sein, andere Reden werde ich zumindest nicht gut gelungen finden, wieder andere vielleicht sogar komplett daneben und im Widerspruch zu meiner gesamten Einstellung. Aber was würde ich mir überhaupt von so einer Demo versprechen/erhoffen? Priorität ist erst mal überhaupt Aufmerksamkeit auf ein Thema zu lenken. Es wird immer Menschen geben die eher um Verständnis werben, defensiver agieren, an Verstand und Mitgefühl appellieren. Und die gibt es auch überall. Es wird aber auch immer wieder Menschen geben die auf Attacke gepolt sind, Schuldige drankriegen wollen, vielleicht mit irgendwelchen Theorien kommen die ich abwegig finde. Und auch die gibt es ja nicht nur rechts. Ich würde deshalb nicht sofort eine gesamte Demo falsch finden, denn der Hauptzweck Aufmerksamkeit auf ein Thema zu lenken, würde auch dann erfüllt. Und wenn ein Thema wirklich wichtig ist, dann ist das das Wichtigste. Wenn mir ein Thema wichtig ist, will ich lieber 50.000 Menschen als 50 geschliffene Redner mit denen ich zu 100% übereinstimme.
Und ich selbst würde auch nicht denken, dass ich dann irgendeine Art Zeichen gegen so jemanden setzen müsste. Ich hätte auch nicht die Sorge mit denen in einen Topf geworfen zu werden. Ich stimme nicht zu, klatsche nicht. Das wars.
Ja, wenn ich Bundeskanzler wäre, würde ich sowas wissen wollen - natürlich. Nochmal: Es geht mir nicht um Verbote o.ä., sondern darum, was für Demos und Petitionen ich persönlich unterstützen würde, und welche nicht - auch, wenn ich den Kerninhalt vielleicht sogar teile.
Ich finde nur wichtig sich die eigenen Gründe bewusst zu machen. Denn viele sagen sie würden z.B. die AfD nicht unterstützen wollen. Bei vielen ist es aber nicht das. Es ist worüber wir vorher sprachen, nämlich die Sorge mit denen in einen Topf geworfen zu werden. Viele Menschen sind mit einer Art "Gruppe" identifiziert, z.B. würden sie von sich selbst sagen dass sie links oder eher links sind. Und die glauben dann, und bekommen das auch signalisiert: "Es gehört sich nicht" auf derselben Demo mitzulaufen. Das ist was ich meinte als ich schrieb, Menschen haben dann Angst vor ihresgleichen. Das wiederum ist selbst-destruktiv. Und ich persönlich habe schon vor langer Zeit ganz bewusst die Wahl getroffen nicht zu irgendeiner Gruppe dazugehören zu wollen, denn das macht mich sehr viel freier. Ich habe keinerlei Sorge vor dem Urteil "meiner Gruppe". Denn die besteht nur aus den Menschen die mir wichtig sind. Alle anderen stimmen mal mehr und mal weniger mit mir überein und umgekehrt.
Und da sind wir beide unterschiedlich gestrickt. Ich suche bei solchen Themen andere Mittel der Meinungsäußerung, wenn ich keine passenden Demos o.ä. finde.
Wir denken da möglicherweise an unterschiedliche Situationen. Ich spreche von Themen die für mich oder aber mein Umfeld extrem wichtig wären. Irgendwann früher in diesem Thread habe ich mal das Beispiel
Flint gebracht, die Verseuchung des Wassers mit Blei, was zu vielen Kranken führte, Kinder mit Bleivergiftung. In so einer Situation wäre mir wirklich egal wer da demonstriert, ich würde nur einfach wollen das es möglichst viele machen. Das wäre mir zu wichtig um irgendwelche Gesinnungstests zu scheuen oder irgendwelche Skrupel zu haben. Der Feind ist dann nicht der AfD-Typ der ebenfalls ein krankes Kind hat sondern jene die das Wasser vergiften. Das hieße doch nicht, dass ich jetzt alle Ansichten desjenigen übernehme Aber dieses eine Problem betreffend akzeptiere ich dann dass wir alle Menschen sind die kein Blei im Wasser trinken wollen. Und stell Dir mal vor man würde von einer solchen Demonstration wegbleiben weil man Angst vor irgendwelchen Idioten hat die einen dann nach rechts rücken wollen. Würde dann jeder wegbleiben der nicht AfD-nahe oder gar rechtsextrem ist, dann wären auf einmal die die Kämpfer für das Gute, während alle anderen lieber ihre moralische Überlegenheit pflegen, einen echten Missstand aber nicht bekämpfen. Besser könnte es für die Rechten doch dann gar nicht laufen.
Zum Beispiel unterstütze ich "Extinction rebellion" nicht, obwohl mir das Thema Klimaschutz sehr wichtig ist. Aber in deren Kreisen wurden diverse Äußerungen getätigt, die ich in der Form nicht unterstützen will.
Klimaschutz ist ein Thema wo man die freie Wahl und zudem noch viel Zeit hat. Es ist sicherlich ein konkretes Thema, aber wenn Du ehrlich bist dann betrifft es Dich jetzt nicht. Es ist ein idealistisches Thema. Das wäre bei verbleitem Wasser ganz anders, oder auch schon wenn irgendwelche Entscheidungen Deine wirtschaftliche Existenz bedrohen würden etc. Und wer nun absolut gegen die Maßnahmen wegen Corona ist, z.B. weil er glaubt wir würden irgendwie unterdrückt und mundtot gemacht, dann hat derjenige nicht das Gefühl viel Zeit und die Wahl zu haben. Die große Demo findet in Berlin statt und er will seinen Widerstand zeigen, also fährt er hin. Ich sehe das thematisch komplett anders, würde viele solcher Typen als Spinner bezeichnen die ihre eigenen Theorien nicht richtig durchdenken. Aber ich sehe die nicht als rechts oder gar rechtsextrem bis das deutlich wird. Wenn einer behauptet die Juden hätten Corona erfunden - glasklar. Wenn einer gegen Maßnahmen demonstriert und dabei ne Reichsflagge schwenkt - glasklar. Wer aber nichts davon tut, einfach nur gegen die Maßnahmen ist und mit abstrusen Theorien kommt, sagt das nicht mehr aus als das. Der kann genauso gut links stehen.
Kleiner Fun-Fact zur Demo am Samstag: Man könnte ja spekulieren, dass die Reichsbürger u.ä. am Samstag nur sperlich vertreten waren und von den Medien gezielt fotografiert wurden, um so ein Zerrbild zu erschaffen. Nun sieht man diese Reichsbürger allerdings auch auf den entsprechenden Berichts-Videos von Ken Jebsen. So klein kann ihr Anteil also bei dieser Demo nicht gewesen sein.
Ja, kann durchaus sein. Ich behaupte gar nicht, dass da wenige waren die weit nach rechts tendieren. Ich glaube aber, dass es eine klare Minderheit war und halte aber sehr viel von dem juristischen Prinzip der Unschuldsvermutung: Unschuldig bis zum Beweis der Schuld. Auf "Gesinnung" übersetzt würde ich das so sehen: Wer eine Reichsflagge schwenkt oder seine rechte Gesinnung auf Transparenten oder durch Reden zum Ausdruck bringt, erbringt den Beweis seiner Gesinnung. Wer aber keine Reichsflagge schwenkt, wen man an nichts und keinem Wort und keiner Handlung als Rechten erkennen könnte, ist für mich nicht deshalb rechts oder auch nur ein "passiver Unterstützer" weil er auf der Demo war. Denn das Thema der Demo ist in keinem Spektrum politisch verortet. Kritik an den Maßnahmen ist weder links noch rechts noch Mitte. Die Medien stellen es gerne so dar als sei das ein rechtes Thema, aber das ist auch m.A.n. vor allem eine Kampagne. Und dieses Spiel wird mit vielen Themen gespielt, z.B. dem Thema Euro und Rettung etc. Das wurde alles nach rechts verortet, obwohl es auch von Links kritisiert wurde. Sowas halte ich für total daneben.
Hier ist übrigens eine Art "Durchlauf-Video". Das wirkt auf mich nicht als ob das ne Nazi-Demo gewesen wäre sondern dass da überwiegend ziemlich normale Menschen aufgetaucht sind: