also Quintessenz meiner Freude über Deine Posts betrifft die von Dir unermüdlich praktizierte spekulativ-dialektische Betrachtung eines Begriffes, Themas (im Forum), und unter dialektisch verstehe ich ein Begriff, Thema, Problem... aus allen möglichen Blickwinkeln betrachtet, und um (eventuell) zu einer (finalen) Erkenntnis, Synthese...usw. zu kommen.
Hegel im Detail überlassen wir lieber dem Denkforum, weil streng gesehen handelt sich bei spekulativer Dialektik um den Versuch einer Darstellung einer Aufstufung der Gedankenbestimmung, ausgehend von ganz abstrakten Bestimmungen wie dem Sein bis zur Absoluter Idee. Freude an Deinen Überlegungen hätte Hegel aber mit Gewißheit, das weiß ich schlicht.
Ich habe mal nachgelesen. Ist ein sehr interessantes Thema. Wahrscheinlich hast Du Recht, denn wenn ich von Extremen spreche ist das wohl auch ähnlich zu "These" - "Antithese". Bei Hegel ist die Synthese ja nicht "eins davon ist richtig", sondern etwas das dazwischen liegt und letztlich dann auch wieder eine These die eine Antithese haben könnte. Das ist dann die Komplexität die aus dem besteht was ich oben Schattierungen nannte.
Das mit "spekulativer Dialektik" muss ich noch mal nachlesen, trifft aber vermutlich auch zu, weil es ja in gewisser Weise eine Art "Ausschluss-Methodik" ist. In Wikipedia steht da z.B.:
"In der Spekulation schlagen die negierten Gegensätze in ein positives Resultat um. Der Kern seiner Methode ist die Negation."
Am besten gefällt mir aber das hier: "Für
Hegel ist bereits der antike Philosoph
Heraklit ein früher Dialektiker. Der
Logos als das Prinzip der Welt besteht für Heraklit im Streit (
polemos) als „Vater aller Dinge“. Die sich ständig wandelnde Welt ist geprägt von einem Kampf der Gegensätze, vom ewigen Widerspruch der
Polaritäten."
Denn rein prinzipiell bin ich davon überzeugt, dass eine absolute Wahrheit gar nicht wirklich erkannt werden kann, weil es keine festgelegten Zustände gibt sondern immer nur Dynamiken (also Wandel). Festlegung ist dann immer nur ein Ausschnitt dessen und gehört selbst dazu, also wenn jemand sagt "X ist Fakt".
Das interessante und einfach auch praktische an dieser Denk-Methode ist, dass sie tatsächlich praktisch funktioniert. In meiner Tätigkeit, die letztlich auf spekulative Geschäfte hinausläuft, Aktionären ähnlich, ist zum einen immer klar dass man nie alles weiß, und Schlussfolgerungen aus dem was man wissen kann nur auf ein sich wandelndes Gesamtbild hindeuten können, das also immer nur mehr oder weniger wahrscheinlich ist. Klingt theoretisch, aber wenn man z.B. ein Startup analysiert weil man wissen will ob man investiert, dann kann man das als eine Wette ansehen deren Gewinnwahrscheinlichkeit dann hoch ist wenn man alle möglichen Risiken als möglichst unwahrscheinlich erkennen kann. Ich habe anderen mal zu erklären versucht das und warum ich zuerst mal nicht nach Stärken sondern nach Schwächen und Fehlern und Risiken suche und dann investiere wenn ich möglichst wenige finde. Denn was bleibt ist möglichst hohe Sicherheit. Viele andere drehen das um, suchen nach dem was sie sich wünschen und finden das dann auch, übersehen aber zu oft was ihnen dann um die Ohren fliegt.
Warum ich das erwähne: Stell Dir mal vor, bei jeder Diskussion würden Wetten abgeschlossen, Geld auf Wahrscheinlichkeiten gesetzt das eben auch verloren sein könnte wenn man sich vollkommen irrt. Typen die behaupten, Bill Gates wolle uns alle töten würden dann vielleicht noch mal darüber nachdenken und feststellen dass sie darauf vielleicht lieber nicht setzen. Auch jene die behaupten: "die sind alle rechtsextrem". Sobald man negative Konsequenzen erleiden würde wenn man sich irrt, gleichzeitig irgendwas gewinnen könnte je näher man der Wahrheit kommt, würde sehr viele dazu motivieren weit sachlicher und auch komplexer zu denken und abseits dessen was ihre oft ideologischen Vorstellungen ihnen vorgeben.
Wenn man sich dann fragt, wie z.B. jemand wie Trump handeln würde: Wahrscheinlich würde er die Verluste die er wegen seiner Lügen erleidet als Kosten für den übergeordneten "Propaganda-Gewinn" sehen, also das Resultat andere manipuliert oder mindestens verwirrt zu haben was ihm z.B. zu einem Wahlsieg verhelfen könnte. Die ideologische Agenda ist aber leider nicht nur jenen wichtig die tatsächlich im Interesse ihrer Tätigkeit eine haben. Ganz normale Menschen agieren in politischen und anderen Diskussionen oft als hätten sei eine während sie sich auch noch selbst glauben. Finanziell wäre das ein Totalverlust plus Überschuldung.
