Ich dachte jetzt an ein Zitat, wo da steht: Der Denker und der Gedanke sind eins,
Beide sind dann ”eins“, wenn du es als ein Bezugsverhältnis verstehst und dieses nicht in dem Sinne, dass der Denkende und sein Gedanke ein und dasselbe sind. Also nicht im Verständnis von einer zählbaren Eins. Denn das sind sie auf keinen Fall. Es begründet sich damit, dass es einen Denkenden geben muss, der einen Gedanke zustande bringen kann, und nicht, dass ein Gedanke den Denkenden erst während des Zustandekommens des Gedankens zustande bringt.
Oder anders gesagt: Wäre der bestimmte Gedanke an seine Kindheit dasselbe wie der Denkende, dann wäre er immer genau dieser bestimmte Gedanke und nicht nur manchmal. Das ist er aber nicht. Denn es gibt den Denkenden auch dann, wenn er seinen Fokus vom Gedanken an seine Kindheit wieder abgezogen und ihn auf etwas anderes gerichtet hat.
Gedanken sind etwas Zusätzliches, ein jeweils bestimmter, vorübergehender kommunikativer Ausdruck des Denkenden, und daher niemals er selbst.
Wenn man Descartes berühmten Satz ”Ich denke, also bin ich“ so versteht, dass er einen Gedanken als Begründung für sein eigenes Vorhandensein sieht, das heißt, wenn er den Gedanken gewissermaßen als bestätigende Reflexion im Sinne von "Ja, es gibt mich" sieht, dann träfe das nicht zu. Denn er ist keine solche Reflexion, sondern das Original, was reflektiert. Das heißt: Es gäbe auch Descartes in jedem Fall bereits vor dem Zustandekommen eines seiner Gedanken.