Laut Erkenntnistheorie arbeitet das menschliche Gehirn mit zwei Systemen. Ein schnelles, intuitives, erfassendes System und ein langsames, vernünftiges, berechnendes System.
Das schnelle funktioniert stetig und fliesst vor sich hin, das langsame muss aktiviert werden und kostet Anstrengung. Das schnelle System repräsentiert die Wahrnehmung, das langsame den Geist. Beide zusammen ergeben die Wirklichkeit. Menschen nehmen prinzipiell nicht die Welt als solches wahr, sondern ein spezifisches Abbild davon. Elektromagnetische Strahlung innerhalb eines bestimmten Spektrums nimmt der Mensch zB. als Farbe wahr, der Rest entgeht ihm ohne technische Hilfsmittel. Zu den Dingen die er nicht erfassen kann gesellen sich Dinge die er nicht beeinflussen kann wie zum Beispiel die Grenzen der Nervenleitgeschwindigkeit. Wohl oder übel nimmt der Mensch nur einen Teil seiner Umwelt wahr und diesen zeitversetzt. Das menschliche Gehirn gleicht diese Latenz durch ein schlüssiges Bild einer konsistenten Welt aus, die man je nach Betrachtung als "Illusion" oder das "Wesentliche" bezeichnen kann.
Beides hat seine Gültigkeit.
In unzähligen Experimenten wurde festgestellt, das Menschen sehr anfällig für gewisse Verhaltensmuster sind, wie zB. Wahrnehmungsillusionen, Kontrollillusionen, Selbstüberschätzung, Übergewichtung, Verlustaversion, Risikoscheuheit und die Diskrepanz zwischen Erfahrung und Erinnerung.
Alles in allem ist der Mensch weit davon entfernt die Wirklichkeit als solches zu erfassen, schlimmer noch, es fällt ihm die meiste Zeit schwer, seine eigene Wirklichkeit vernünftig zu beurteilen und am bedenklichsten: die meiste Zeit hat er nicht den geringsten Schimmer davon.
Das ist so ziemlich das treffenste Bild der menschlichen Wahrnehmung. Nicht gerade schmeichelnd..