Berichte von Missbrauchsopfern!

Na ja, was das triggern betrifft: auch wenn jemand nur über die Auswirkungen des Mißbrauchs schreibt, so ist doch erstens bei derjenigen Person die Erinnerung daran präsent und weckt möglicherweise auch bei anderen die Erinnerungen an eigenes Schicksal. Und plötzlich ist das Gefühl wieder da, von Hilflosigkeit, von Ausgeliefertsein, von Übersichergehenlassenmüssen. Von der Scham, die man empfindet, von dem Abscheu, auch vor sich selbst, weil man sich nicht gewehrt hat.

Liebe Believe, es ist ja ganz klar, daß das für jeden verschieden ist. Viele haben vielleicht noch nie darüber sprechen können, und merken, wenn sie in einem Forum darüber schreiben, daß sie Anteilnahme und Mitgefühl bekommen und daß sie bei weitem nicht die einzigen sind, die mißbraucht wurden, im Gegenteil, es sind sehr viele Menschen. Trotzdem würde ich persönlich eine geschlossene Interessengemeinschaft für besser halten.

Denn wie man im geschlossenen Thread lesen kann, auch bei einem solch sensiblen Thema ist gewaltfreie Kommunikation nicht möglich. Von Beiträgen, die einfach nur unterste Stufe sind bis zu subtilen Andeutungen, daß man nicht ganz bei Sinnen wäre. Natürlich kann ich mich dann entscheiden, ob ich mir das geben möche oder nicht - nur manchmal rutscht man in diese Mechanismen, die einem dann nicht guttun - man macht weiter und verletzt sich selbst, und läßt zu, daß andere einen eventuell wieder verletzen.

Was auch angesprochen wurde hier, daß Opfer wieder zu Tätern werden, so denke ich, daß jemand, der mißbraucht wurde, immer wieder Menschen trifft, die dasselbe wieder tun - es muß nicht sexueller Mißbrauch sein, es kann auch seelischer Mißbrauch sein. Und immer wieder hofft man, daß dieser Mensch jetzt anders wäre, daß er es bemerken würde. Nein - er bemerkt nichts. Man muß selbst bemerken, was man da tut. Ich weiß nicht mehr, wo ich es gelesen habe, aber da war zu lesen, daß man Rache ausübt indem man sich zerstört oder auch zerstören läßt, oder indem man sich den Menschen entzieht und in sich selbst verkriecht . Ich konnte darin einiges wiederentdecken in mir selbst.

Ich denke , der einzige Weg, da rauszukommen ist, einzusehen, daß nur ich für mich verantwortlich bin, daß nur ich dafür sorgen kann, daß ich glücklich bin. Erwarte ich das von anderen, so gehts gehörig daneben. Und irgendwann im Leben kommt der Punkt, wo man abschließen muß, wo man sagt: o.k., das war so und jetzt gehe ich weiter. Das Weitergehen fällt anfangs schwer und mit jedem Schritt fällt es leichter.

Grüsse von Morgenwind

Hallo Alana Morgenwind,

ich möchte mich entschuldigen, wenn ich dich im besagtem Fred ein wenig hart angegangen bin., bezgl „jeder hat die Wahl“ (das klang für mich so wie du es geschrieben hast, sehr rigoros und einseitig).

Was du hier schreibst, bringt was was ganz anderes rüber zum Thema Wahl und Verantwortung – nämlich einen Schritt für Schritt-Prozeß (mit allen möglichen Rückschlägen), den ich so auch nachvollziehen kann (und den trotzdem nicht jeder schafft, sonst gäbe es keine Selbstmorde etc. - und die/dieses will ich nicht werten).

Danke für deinen Beitrag.

Gruß
Nizuz
 
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Hallo Nizuz,

ich weiß schon, daß ich manchmal etwas provokativ schreibe. Ich habe übrigens sehr lange gebraucht bis zur eigenen Entscheidung, ca. 54 Jahre (:zauberer1) und natürlich lerne ich immer noch, treffe immer noch Menschen, die es zumindest versuchen, doch sie haben immer weniger Erfolg, weil meine inneren Alarmglocken schrillen.
Ich glaube auch, daß sich viele Mißbrauchte selbst zerstören, von verdecktem bis offenem Selbstmord.
Find es schön, daß du geschrieben hast!

Grüsse zurück, Alana
 
@ Alana

Also erstmal geht es ja um zwei Dinge:
a) den Leser von solchen Berichten, der möglicherweise plötzlich mit eigenen verdrängten Traumata konfrontiert wird oder dem das alles einfach zu heftig ist. Für solche Menschen sollte die Überschrift eigentlich ein eindeutiger Hinweis über den Inhalt sein. Ich denke nicht, daß es alzuviele Menschen gibt, die sich noch nie über Mißbrauch Gedanken gemacht haben, völlig glücklich sind und plötzlich durch solche Berichte merken "Ups, ich glaube ich war als Kind wohl auch mal Opfer" und dann in ein Loch stürzen.

b) den Schreiber. Er/sie will berichten, sich die Seele freireden, aufrütteln etc.
Klar kann es passieren, daß die Reaktionen von einigen Usern hier nicht so sind wie der Schreiber sie sich eigentlich erhofft hat und das könnte dann beim Schreiber Probleme auslösen. Ich denke, das ist es was Du meinst, oder?
Aber ich denke, hier müssten doch eigentlich Nettikette, Foren-Verhaltesregeln und Moderation greifen, oder? Und zwar nicht in Form von Schließung des threads (und somit die Opfer weiter zum "besser Schweigen" zu verdonnern), sondern Löschung der fiesen Posts und notfalls Bannung, alles mit Hinweis auf Höflichkeit, Respekt, Nettichkeit, Würde etc.
Keine Ahnung, weiß nicht wie das hier gehandhabt wird, bin noch nicht so lange hier.

:)

Ja, soweit sind wir und einig. Doch gewaltfreie Kommunikation kann man eben nicht erwarten, leider nicht. Auch nicht beim Thema Mißbrauch.
Ich weiß, daß es Menschen gibt , die den Mißbrauch so verdrängt haben, daß sie erst nach Jahrzehnten wieder eine Erinnerung daran bekommen. Ob so ein Thread dafür Auslöser sein kann, kann ich auch nicht sagen.
 
Zu der Diskussion Interessensgemeinschaft oder öffentlich (also hier)?
Kann man das nicht parallel laufen lassen? Hier die Berichte, die man sich traut, öffentlich zu schreiben, weil man in den Punkten schon mehr zu sich und seiner Empfindung stehen kann und in der IG die Sachen, die noch nicht so verarbeitet sind - sozusagen im geschützten Rahmen.

Fände ich aus verschiedenen Gründen sinnvoll zweigleisig zu fahren, die mir mein gerade-Aufgestanden-Gefühl jedoch nicht erlaubt, genauer aufzudröseln, vielleicht versteht Ihr ja auch so, wie ich es meine...
 
Na dann passt mal auf mit der IG, dass ihr euch nicht gegenseitig runterzieht. Drum meid ich nämlich seit jeher solche "Betroffenen-Foren". Dort ist alles voll von Leid und Problemen. Es gibt noch nicht mal Unterforen für Hilfreiches oder Schönes. Die ganzen Foren sind sowas von depressiv. Und jeder erzählt allen seine Leidensgeschichte und Folgen. Es gibt in den ganzen Foren kaum ein sonniges Wort. Alles nur krankes, trauriges, brutales, entsetzliches und depressives Zeugs.

In der Regel hilft man sich online in solchen Gemeinschaften nicht, sondern man zieht sich gegenseitig runter und verschlimmert alles noch.

Also schön vorsichtig sein mit der IG! Nicht dass ihr euch in etwas reinsteigert, was nicht mehr sein müsste!
Achtet unbedingt auf einen positiven Ausgleich !!!!

Alles Gute!
Elli

:-)
 
Na dann passt mal auf mit der IG, dass ihr euch nicht gegenseitig runterzieht. Drum meid ich nämlich seit jeher solche "Betroffenen-Foren". Dort ist alles voll von Leid und Problemen. Es gibt noch nicht mal Unterforen für Hilfreiches oder Schönes. Die ganzen Foren sind sowas von depressiv. Und jeder erzählt allen seine Leidensgeschichte und Folgen. Es gibt in den ganzen Foren kaum ein sonniges Wort. Alles nur krankes, trauriges, brutales, entsetzliches und depressives Zeugs.

In der Regel hilft man sich online in solchen Gemeinschaften nicht, sondern man zieht sich gegenseitig runter und verschlimmert alles noch.

Also schön vorsichtig sein mit der IG! Nicht dass ihr euch in etwas reinsteigert, was nicht mehr sein müsste!
Achtet unbedingt auf einen positiven Ausgleich !!!!

Alles Gute!
Elli

:-)



Elli,

dafür gibts jetzt einen

:umarmen: Knuddler!

Genau das habe ich gedacht, als ich das las.

Wohin soll das führen?

Eine psychologische oder psychotherapeutische Verarbeitung kann niemals online stattfinden, die muß also anderweitig mit Profis geschehen oder schon gelaufen sein.

Wenn sie aber schon gelaufen ist, wozu dient es, wieder und wieder in alten Wunden - die vielleicht verheilt und vernarbt sind - zu kratzen, um sie wieder ins Bewußtsein zu bringen und frisch bluten zu lassen? Triggergefahr war ja ein sehr sinnvoller Hinweis gestern.

Ich wünsche euch auch alles Gute dafür, aber ehrlich gesagt fehlt mir ein wenig das Verständnis dafür. Muß euch ja nicht stören, nur Elli hat mir eben aus der Seele gesprochen sozusagen, daher habe ich mich kurz eingeklinkt. (Staunste, was? :))

Nun denn, Grüß euch
 
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Ja aber (das berühmte aber) - was ist, wenn jemand so verletzt wird, daß er zurückgeworfen wird in Gefühle, die ihn dann nicht mehr loslassen? Könnte durchaus möglich sein.
Ich weiß nicht, ob du den letzten Mißbrauchsthread schon erlebt hast , das war so vor eineinhalb Jahren. Da flogen auch die Fetzen und er wurde geschlossen. Mein eigener Konsens war damals, daß Mißbrauch etwas ist, das behutsam und möglichst nicht in der Öffentlichkeit besprochen werden sollte. Und doch schreib ich schon wieder in einem solchen Thread!:confused:

Oh, der hatte mich auch ziemlich mitgenommen.....hätte ich nicht für möglich gehalten :rolleyes:

Aber ich hab später für mich festgestellt, dass es mir damals ziemlich dreckig ging und ich durch den Tod meines Sohnes wieder mal in der "Opferrolle" verhaftet war....

Heute bin ich wieder ziemlich stabil und kann mit dem Thema sehr viel gelassener umgehen...aber es wird natürlich immer "mein" Thema bleiben, weil es zu meinem Leben gehört.

lg
Sunny
 
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