Lotusz schrieb:
Mir gefällt dein Begriff "Fehlen aller Konzepte" sehr gut, jedenfalls viel besser als das Wort Leere. Leider hast Du nicht gesagt, was genau Du unter dem "Fehlen aller Konzepte" verstehst.
Buah, das ist echt schwierig zu umschreiben, weil ich dann ja wieder lauter Konzepte hervorbringe. Das Fehlern von Konzepten ist letztlich nichts anderes als eben die Erkenntnis, dass man nicht von dieser oben aufgeführten dreiteiligen Unterscheidung ausgehen kann. Man kann nicht sagen: "Es gibt den Handelnden, das Gehandelte und die Handlung." (Wie das gemeint ist, habe ich oben ausgeführt.) Wenn man aufhört, diese Unterteilung zu machen, dann ist das "das Fehlen von Konzepten". Im Buddhismus sagt man dann: "Die Welt ist Leere." Noch besser kann ich das wirklich nicht umschreiben. Im Moment, wo das passiert, ist die Erfahrung unglaublich eindrücklich und geht weit über das hinaus, was man sich darunter vorstellen kann.
Ich habe diese Vorstellung als "Freiheit von allen Verhaftungen" bezeichenet.
Ich glaube, die beiden gehen ineinander über. Ich glaube "Freiheit von allen Konzepten" steht bei den meisten Menschen am Anfang. Bei mir war's so:
Ich erkannte in einem Moment der Klarheit, dass die Welt eigentlich unabhängig von meinen geistigen Konzepten existiert. Eben, sie war gewissermassen "leer". Ich nahm mir vor, das nie mehr zu vergessen. Nie mehr wollte ich erneut dem Irrtum aufsitzen und die Welt mit meinen Gedanken verwechseln.
Leider musste ich bald merken, dass ich das nicht konnte/kann. Meine inneren Neigungen, meine Verhaftungen, meine Identifikationen führ(t)en immer wieder dahin, dass ich wieder beginne zu glauben, dass die Welt so aussieht, wie meine geistigen Konzepte. Ich glaube, dass da draussen jemand ist, der mich wütend macht. Dabei bin ich es selbst, der wütend wird. Aber ich kann das gar nicht willentlich steuern, es geschieht einfach. Ich reagiere da quasi wie ein Automat.
Daraus ergab sich dann die Einsicht, dass es notwendig ist, alle meine inneren Verhaftungen zu lösen. Nur wenn ich diese Identifikationen abbaue bin ich in der Lage, die Welt neutral, also so, wie sie wirklich ist, und nicht etwa so, wie ich sie mir einbilde, zu sehen. Darum ist es eben notwendig, dass man frei von Verhaftungen wird.
Das Freisein von Verhaftungen wiederum führt zu innerer Geistesruhe, welche man durchaus als "Seligkeit" bezeichnen könnte. Es ist keine überschäumende Freude oder ein extremer Gefühlszustand, sondern es ist einfach eine Art tiefer, zufriedener Ruhe.
Aber wie gesagt: Ich bin weit davon entfernt, dass ich frei von allen Verhaftungen und frei von allen Konzepten wäre.