In erster Linie geht es hier nicht um Mitleid, für das war dieses NichtsSein im Forum und hat seine Lebensgeschichte geschrieben, aber zu der Zeit brauchte ich den Mitleid
In zweiter Linie ist das nicht so eine Dramaturgie, auch wenn der Gürtel mein bester Freund war, ich habe Menschen kennen gelernt die weitaus schlimmere Erfahrungen machen durften, sie hängen heute noch in dieser Schleife.
Das war eine sehr wichtige Sache mit meiner Mutter, sie hörte damit auf als ich mit ca. 12 Jahren das letzte mal die Schläge meiner jüngeren Schwester im Gesicht zählte, ich drehte beim 16 Klatscher durch, iwann stand das Jugendamt durch mich vor der Tür und alles änderte sich schlagartig in ihr, aber ich nicht, mein Prozess zog sich noch über Jahre hinweg.
Ich bin nicht mehr im Prozess, doch die Prägung durch diese Erfahrung bleibt mir bis zum ableben
Es gab mit Anfang 20 eine Zeit wo ich mir eine Woche lang in meinem Kinderzimmer Vodka hineinschüttete, ich wartete nur auf sie, den Auslöser.
Als die Bombe explodierte weil sie es nicht verstand machte ich ihr klar was sie angerichtet hat.
Sie zerbrach in tausend Teile, ihr wurde das erste mal im Leben bewusst was sie durch ihre Handlungen angerichtet hat.
Sie bat um tiefste Vergebung, sie sah ihre Fehler ein und das war mein erster Schritt mir selber zu verzeihen und ihr automatisch, sie hatte Einsicht gezeigt.
Meine Mutter ist eine liebevolle Seele, sie wusste es damals nicht besser, hatte genauso ihre Prägung aus ihrer Kindheit.
Ich konnte ihr verzeihen, doch ich hing noch weitere Jahre in dieser Schleife.
Irgendwann fing ich an meine Fehler zurück zu verfolgen, dann fand ich mich bei meinen Eltern und deren Eltern und deren Eltern.
Ich bekam irgendwann das generationsübergreifende Ausmaß mit, bei meinen Urahnen hörte ich auf und fing an im System Fehler zu suchen.
Heute gebe ich niemanden die Schuld, Schuldzuweisung hat für mich kein Gewicht in der Erkenntnis, doch ich fand in unserem System viele Fehler vor.
Damals beschuldigte ich unser System, doch es half nichts, das einzige das geholfen hat, ist, sich selber zu verändern, nur durch uns können wir diesen Kreislauf der Gewalt beenden.
So wurden auch meine zwei wunderbaren Söhne, nicht von der Prägung verschont, doch sie durchliefen diesen Gewaltakt nicht mehr.
Ich sah früher in meiner Mutter und meinem Vater immer nur die Täter, doch das führte zu nichts, es förderte nur meinen Hass.
Als ich in den Tätern die Opfer erkannte, konnte ich an mir weiter arbeiten.
Sie waren keine absichtlichen Täter, sie waren Opfer generationsübergreifender Erziehung.
Meine Mutter ist ein wundervoller Mensch, erst durch sie kann ich da sein wo ich mich gerade in diesem Moment befinde, das ich so darüber schreibe und versuche halbwegs Sachlich zu bleiben.
Ich kann Menschen nicht aus ihren hamsterrädern befreien, doch ich kann ihnen Hoffnung mitgeben, Energie, damit sie sich selber davon befreien.
Ja
@*Eva* schreiben hat viel Energie, ich habe auch 2 1/2 Jahre Therapie Erfahrung.
Obwohl ich nicht gegen Gesprächstherapie abgeneigt bin und es viel hilft, indem einfach ein Mensch der nicht Involviert ist zuhört und die Objektivität im Überblick behält, finde ich das dass schreiben die beste Therapie ist und ich liebe sie.
Nach meinem kalten Entzug wurde ich ein paar Wochen drauf weggesperrt, ich habe 280 Seiten geschrieben und ich schrieb in zweiter Form zu mir selber.
Irgendwas schaltete mein Hirn aus und fing an mir selber Texte zu schreiben, dieses gewisse etwas "ich" erklärte mir alles, in Bezug zu meinen Eltern und mir, es erklärte mir das ganze Ausmaß, ich habe alle Seiten noch bei meiner Mutter.
Es schrieb wie ein Arzt und erklärte mir alles was für mich wichtig war, es dauerte noch weiter sieben Jahre, doch dieses gewisse etwas war mein Grundstein, ich baute auf das was ich mir selber geschrieben habe alles auf.
Und so bin ich heute bei euch, wie ich bin und was ich bin.
Ich bin sehr froh darüber.

Wie mein allerliebster Tolkin sagte; im kreise besonderer Menschen.
LG Oli