Hi Joey.
Ich will mich auch mal einmichen...
Na, Gott sei dank. Endlich mal ein paar qualifizierte Argumente!
In einem Punkt hast Du recht: Computersimulationen sind sehr störanfällig. Sicher sind auch noch nicht alle Faktoren, die eine Rolle spielen, in den Simulationsrechnungen mit berücksichtigt, darum werden die Simulationen ja auch immer und immer wieder durchgeführt und verbessert. Sie sind allerdings die besten Vorhersagen, die wir haben.
Das stimmt. Allerdings bin ich wohl noch ein Physiker alter Schule,
der nicht NUR auf Ergebnisse numerischer Simulationen schaut,
sondern AUCH die physikalischen Mechanismen dahinter verstehen
möchte.
Und ich muss gestehen, den kausalen Zusammenhang zwischen Zunahme
von CO2-Konzentration in der Atmosphäre und Temperaturzunahme an
der Oberfläche verstehe ich nicht "from first principles". Die CO2-Konzentration
beträgt jetzt etwa 300 ppm (parts per million).
Vor 450 Millionen Jahren z.B. erlebte die Erde eine der grimmigsten Eiszeiten der
gesamten Erdgeschichte und das bei einer atmosphärischen CO2-
Konzentration von 4.400 ppm! Das belegt natürlich nichts, aber es lässt
Zweifel an einem monokausalen Zusammenhang aufkommen.
Und alle Gegenpunkte bleiben "handwaving arguments", solange sie nicht quantifiziert werden können, bzw. deren Wirkung auf die Simulationen quantifiziert wird.
Das Wort "Gegenpunkte" passt nicht ganz, man sollte "Einflussfaktoren" sagen.
Es gibt nicht den mindesten Zweifel, dass der mit Abstand grösste Einfluss-
fakter die Sonneneinstrahlung ist! Was auch sonst? Die Sonneneinstrahlung
schwankt und mit ihr das Erdklima. Woher will man wissen, wie die
Sonneneinstrahlung sich in den nächsten 100 Jahren verhält? Ein nach oben
falsch eingeschätzer Wert macht jede Klimaprognose zur Makulatur.
Durch welche Quellen kommt noch C auf natürlichem Weg in die Athmosphäre?
Ein sehr schönes Bild des C-Kreislaufes findest du hier:
http://www.grida.no/climate/vital/13.htm
Wenn ich die natürlich C-Emissionen auf dem Bild zusammenzähle, komme ich
aber nur auf 150 Gt, nicht 550 Gt wie in Wikipedia:Kohlendioxid berichtet.
Tippfehler in Wikipedia? Was meinst du?
Nehmen wir z.B. als natürliche Quelle Waldbrände und Buschfeuer? Die sind irrelevant, weil sie genau soviel CO2 wieder freisetzen, wie die entsprechende Vegetation vorher aus der Luft gefiltert hat. Ergebnis +- Null.
Ein starkes Argument, das auch für andere natürlich CO2-Quellen gilt. Dieses
Argument hab ich eigentlich von opti erwartet, aber das war zuviel verlangt.
Diese Punkte sind irrelevant. Für den Treibhauseffekt zählt nur das C in der Athmosphäre.
Nicht unbedingt. Es zählt die "Aufnahmekapazität" der CO2-Senken. Wovon
der Ozean die grösste ist mit 2Gt, gefolgt von Landvegetation mit 1Gt.
Von den anthropogenen 5.5 Gt C verbleiben also 2.5 Gt in der Atmosphäre.
Du denkst da zu linear ("kleine Änderungen können ja nur kleine Folgen haben..."). Wie Du aber schon selbst angemerkt hast, ist das System Erde ein hoch-komplexes System. Eis- wie Warmzeiten sind anfänglich ein sich selbst verstärkender Prozess, weil sich auch das Albedo der Erdoberfläche entsprechend ändert. Je kälter, desto mehr Eis, desto mehr Sonnenenergie wird ungenutzt wieder zurück gestrahlt. Je wärmer, desto weniger Eis (und auch desto mehr Asche), niedriges Albedo => viel mehr Wärmeenergie zur Verfügung. Da ist ein kleines Ungleichgewicht im CO2-Haushalt nur der Anstoß für.
Wiederum ein gutes Argument, was leider unsere selbsternannten Klimaexperten
nicht gebracht haben. Sicherlich kannten sie es dennoch.
Natürlich hast du recht, in nichtlinearen, chaotischen System führen kleine
Änderungen von Parametern ggf. zu riesigen Änderungen von anderen.
Kleine Ursache, grosse Wirkung. So wie mit dem Sack Reis, der in China umfällt
und damit ggf. das Klima in Europa beeinflusst.
Nur, warum sollte diese kleine Ursache ausgerechnet die CO2-Konzentration sein?
Wichtig ist, dass der CO2-Gehalt der Luft einigermaßen stabil bleibt.
Warum? Der nie stabil über erdgeschichtliche Zeitalter betrachtet.
Kann der Mensch ihn überhaupt stabil halten? Kann der Mensch überhaupt
die natürlichen Klimaveränderungen verhindern? Oder sollte er sich diesen
Veränderungen anpassen? Was macht mehr Sinn über lange Zeit?
Durch den natürlichen C-Kreislauf ist das einigermaßen gegeben, wenn man genug Vegetation lässt. So wird immer etwa soviel C aus der Luft geholt, wie wieder reingesteckt. Die Fossilen Brennstoffe sind allerdings "konservierter Kohlenstoff" aus einer Zeit, in dem der CO2-Gehalt der Luft höher war. Wenn wir das nach und nach wieder in die Luft abgeben, wird der Gehalt auch wieder dieses Niveau erreichen. Wie stark können da Dämpfungseffekte wie verstärktes Vegetationswachstum dem entgegenwirken?
Dem kann ich im grossen und ganzen völlig zustimmen. Und die Frage kann ich
nicht beantworten. Die Vegetation ist z.Z. eine C-Senke mit einer Rate von
1 Gt/Jahr. Lässt sich das nicht steigern? Steigt die Rate nicht automatisch mit
steigender CO2-Konz., so dass sich wieder ein Gleichgewicht im C-Kreislauf
einstellt?
Ein letztes: die numerischen Modelle werden gefüttert mit Temeraturdaten,
deren Korrektheit neuerdings angezweifelt wird.
Und, bitte, als Physiker müssen wir darauf bestehen, dass die
Empirie letztlich der entscheidende Richter ist. Ein Modell,
eine Theorie MUSS empirisch korrekte Daten voraussetzen
und liefern.
Und die Sache ist die - das ist mein stärkstes Argument:
Seit ca. zwanzig Jahren werden Atmosphären-Temparaturen mit hoher
Präzission durch Satelliten gemessen (MSU Verfahren).
Diese Messergebnisse WIDERSPRECHEN den modellierten Daten erheblich,
in dem Sinne, dass der Temperaturanstieg deutlich niedriger ausfällt:
http://www.ghcc.msfc.nasa.gov/MSU/msusci.html
Diese Diskrepanz ist bisher ungeklärt. Es laufen entsprechende wiss. Projekte:
http://www.climatescience.gov/Library/sap/sap1-1/sap1-1prospectus-draft.htm#1
Diese MSU-Messungen - und nur diese - nähren meine Zweifel.
Ich glaube an den kategorischen Imperativ von
Messergebnissen.
Gruss
LB