Artensterben

Der Raubtierkapitalismus des Neoliberalismus - Teil 3

Eve of destruction - Man kann ja sowieso nichts machen

Eine typische und wohl fast unvermeidliche Reaktion auf die Erkenntnis des Zustands der Welt ist einerseits Hilflosigkeit: „Man kann ja eh nichts machen!“ und andererseits der Wunsch nach Verdrängung: „es ist alles so schlimm, das wird mir zu viel, ich will das alles gar nicht so genau wissen.“ Die persönliche Ebene ist vielleicht die wichtigste der Ebenen, auf der ein Wandel beginnt. Diese Ebene sei hier nur angedeutet: Am Aktienmarkt in New York erzeugt die „schlechte Nachricht“ sinkender Arbeitslosenzahlen dramatische Einbrüche bei den Aktienkursen. Massenentlassungen bei Großkonzernen lassen dagegen die Aktienkurse des entsprechenden Unternehmens in die Höhe schnellen.

Dies sollte allen zu denken geben, die sich vom Trend der Zeit, in Aktienspekulation eine interessante und gewinnbringende Möglichkeit der Geldanlage zu sehen – sie tragen, ob sie es wollen oder nicht, zu den oben dargestellten Entwicklungen bei. Eine einfache und doch recht folgenreiche Konsequenz, die der Einzelne aus den beschriebenen Entwicklungen ziehen könnte ist, die Entscheidung für eine Geldanlage, nicht ausschließlich nach Renditegesichtspunkten zu treffen.

Es gibt in den letzten Jahren unzählige Beispiele dafür, wie kritischer Konsum selbst große Konzerne zur Änderung ihrer Geschäftspolitik bewegen kann – und die Macht der Verbraucher wird – neben der politischen Macht von Initiativen und Basisbewegungen und dem Druck, den sie ausüben können – entscheidend dazu beitragen, ob es in den nächsten Jahren gelingen wird, europaweit oder gar weltweit soziale Regeln für das globalisierte Kapital durchzusetzen.

Alternativen denken

Seit den 90er Jahren wird europaweit von der „Krise des Sozialstaates“ gesprochen. Der „Wohlfahrtsstaat“ sei ineffizient, bürokratisch, in dieser Form nicht mehr finanzierbar, ersticke die Eigeninitiative der Bürger und lade zur Anspruchsinflation ein, so der Tenor der Kritik an traditioneller sozialstaatlicher Fürsorge und Sozialarbeit. Diese Kritik wird politisch vom konservativen bis ins sozialdemokratische und grün-alternative Lager hinein formuliert, sie greift über Einzelstaaten hinaus und zielt auf das gesamte europäische Sozialsystem. Unter globalisierungskritischer Perspektive erweist sich diese Kritik – zumindest zum Teil – m.E. als nützliche Ideologie.

Es findet derzeit ein Formwandel des Staates und staatlicher Politik unter der politischen Ägide des Neoliberalismus statt. Die wichtigste Kategorie des neoliberalen Projekts ist der Wettbewerb. Dem neoliberalen Modell entspricht ein Wettbewerbsstaat, in dem alle staatliche Politik, insbesondere Wirtschafts- und Sozialpolitik, sich an der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Staates für Industrie- und Finanzkapital orientieren. Nach innen besteht der Wettbewerb um Standortvorteile z.B. zwischen Regionen, Bundesländern und Kommunen. Damit korrespondiert das Modell des strafenden Staates:

• Das wachsende Elend wird kriminalisiert
• Unsichere, unterbezahlte Arbeitsverhältnisse werden zur Regel
• Der Strafvollzug wird privatisiert und die Kosten dafür den Betroffenen in Rechnung gestellt
• Der sozialstaatliche-keynesianische Gesellschaftsvertrag wird aufgekündigt
• Zwangsarbeit und die Akzeptanz von Elendslöhnen wird zur Bürgerpflicht
• Der Staat entwickelt sich zum Disziplinar- und Überwachungsinstrument

Die "neoliberale Invasion" droht, jedes andere Denken zu ersticken oder als altmodische Ideologie lächerlich zu machen. Es bedarf deshalb drittens dringend anderer Stimmen und anderer Denkmodelle, um diesen Block des neoliberalen Denkens aufzuweichen und Alternativen aufzuzeigen. Dabei geht es nicht um eine Kritik an ökonomischem Denken an sich, sondern um die Einbeziehung bereits existierender anderer ökonomischer Ansätze: Außer dem herrschenden neoliberalen Modell, das den skizzierten Entwicklungen die wissenschaftliche Weihe gab, existieren andere, alternative Modelle. Besonders fruchtbar scheinen mir z.B. das Modell der "Wirtschaft für den Menschen" des britischen Nobelpreisträgers für Wirtschaftswissenschaften, Armatya Sen, das an Keynes anknüpfende ökonomische Denken von Joan Robinson oder die Ideen der De-Globalization von Walden Bello zu sein.

Gleichzeitig müssten mikroökonomische Modelle für den Sozialsektor (weiter)entwickelt werden, welche die Ergebnisse des Wirtschaftens nicht an der Profitmaximierung oder an rein numerischen Größen messen, sondern an ihrem Beitrag zu Bedürfnisbefriedigung und menschlicher Entwicklung. Über soziale Gerechtigkeit sollte stärker nachgedacht werden. Dabei könnte es sinnvoll sein, an gesellschaftskritische bzw. emanzipatorische Theorietraditionen der 70er und 80er Jahre anzuknüpfen. Traditionelle Konzepte sind zu erweitern bzw. zu ergänzen und die Diskussion über die soziale Gerechtigkeit sollte mit einbezogen werden.

Die Ausbildung, besonders an den Universitäten und Hochschulen, sollte nicht nur die Aufgabe haben, betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Konzepte zu vermitteln, sondern Studierende auch zu kritischer Reflexion ermuntern und befähigen. In der Ausbildung sollten deshalb Fragen der politischen Ökonomie (wieder) stärker thematisiert und der Schwerpunkt der Auseinandersetzungen nicht einseitig betriebswirtschaftlich gelegt werden.

Die Schatten der Globalisierung
 
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Der Raubtierkapitalismus des Neoliberalismus - Teil 4

Fazit

Die ökonomische Dynamik, die Ende des 20. Jahrhunderts den Prozess der Globalisierung entscheidend vorangetrieben hat, ist in der Struktur der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise angelegt. Die ökonomische Globalisierung ist jedoch nur ein Aspekt einer vielschichtigen Entwicklung. Es ist sinnvoll, neben der ökonomischen Globalisierung zumindest fünf weitere Dimensionen zu unterscheiden: die politische, die technologische, die ökologische, die kulturelle und die soziale Globalisierung.

Vereinfacht kann gesagt werden, dass die technologische Globalisierung die ökonomische Globalisierung fördert, beschleunigt, teilweise sogar erst möglich macht. Kulturelle und soziale Globalisierung dagegen können als Folge der ökonomischen und technologischen Entwicklung begriffen werden. Eine Form der ökonomischen Globalisierung, die Ende des 20. Jahrhunderts dominant wurde, ist mit dem Programm des Neoliberalismus verbunden.

Die ökonomische Globalisierung unter neoliberalem Vorzeichen bringt besonders für die Eliten und für wirtschaftlich privilegierte Menschen in den reichen OECD-Ländern (OECD = Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung = 30 Industrieländer der "Ersten Welt") viele Vorteile – die größten Vorteile jedoch verschafft sie den multinationalen großen Konzernen, die insbesondere ihre Marktvorteile weiter ausbauen können. Sie hat aber auch Schattenseiten und Probleme, die inzwischen immer deutlicher werden, insbesondere für die arme Bevölkerung in wirtschaftlich schwächeren Ländern und für sozial Unterprivilegierte in den reichen Industrienationen, aber auch für das Funktionieren des Wirtschaftssystems insgesamt.

Arbeitslosigkeit und Armut sind natürlich keine neuen Phänomene, die erst durch die Globalisierung entstanden sind. Es gab sie in Entwicklungsländern und in den Industrienationen schon lange, bevor von Globalisierung die Rede war. Aber politische, soziale, ökologische und ökonomische Probleme verschärfen sich im Zuge der durch die neoliberale Globalisierung veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen entscheidend, insbesondere durch einen verschärften internationalen Wettbewerb der Unternehmen, der den Abbau von Arbeitsplätzen beschleunigt und Lohnsenkungen sowie eine Verlängerung der Arbeitszeit als einzigen Ausweg erscheinen lässt:

• durch eine verschärfte Konkurrenz von Nationen und Wirtschaftsräumen um die besten Standortbedingungen für Kapitalinvestitionen, die Steuer- und Sozialdumping und einen Abbau von Arbeitnehmerrechten erzwingt

• durch Steuersenkungen, die zu einem massiven Rückgang von Steuereinnahmen und einer verschärften Finanzkrise der öffentlichen Haushalte führen. Dadurch wird die "Krise des Sozialstaats" geradezu programmiert und ein kontinuierlicher Abbau von Sozialeistungen erzwungen

• durch eine zunehmende Dominanz der Finanzmärkte, was Wirtschaftskrisen und Unternehmenszusammenbrüche begünstigt.

Globalisierung in ihrer gegenwärtigen Form ist nicht die einzige Ursache für Arbeitslosigkeit, soziale Ausgrenzung und den Abbau des Sozialstaats. Das wäre verkürzt und vereinfacht gedacht. Der mit der technologischen Entwicklung einhergehende Produktivitätsfortschritt vernichtet seit Jahrzehnten kontinuierlich Arbeitsplätze. Wirtschaftskrisen und Unternehmenspleiten sind ein Teil der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, aber die Globalisierung im neoliberalen Gewand verstärkt diese Tendenzen quantitativ und qualitativ entscheidend.

Die Schatten der Globalisierung
 
Einmal in Blick in die heutige Realität, die das oben, über den Neoliberalismus gesagte, bestätigen:

Leiharbeit, Minijobs, befristete Verträge: Billigarbeit ist auf dem Vormarsch. Laut einer neuen Untersuchung der IG Metall ist allein in ihrem Organisationsbereich jeder vierte Arbeitnehmer unter 30 Jahren in einem so genannten prekären Arbeitsverhältnis angestellt.

Fast 19 Prozent von ihnen verfügen lediglich über befristete Arbeitsverträge, knapp 6 Prozent sind als Leiharbeitnehmer tätig. Besonders im Osten Deutschlands sei Leiharbeit das Exerzierfeld für eine Deregulierung der Normalarbeitsverhältnisse größten Ausmaßes. Auch die Zahl so genannter Minijobs sei sprunghaft angestiegen.

Prekäre Arbeitsverhältnisse
 
Eben, wichtig ist nur das man auch selber drin sitzt. :liebe1:
Allerdings, Herr Schaffner
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Mittelholozän (6.000 bis 3.000 v. Chr.)

Um die Klimaveränderung besser zu verstehen, hatte ich mich ja mit der jetzigen Eiszeit beschäftigt. Dabei hatte ich speziell die letzten 11.000 Jahre betrachtet, die als Holozän bezeichnet werden. Der erste Beitrag behandelte das Altholozän, das ist die Zeit 10.000 bis 6.000 vor Christus. Der jetzige Beitrag untersucht die Zeit des Mittel-Holozän.

Das Mittel-Holozän erstreckte sich von 6.000 bis 3.000 v. Chr.. Das von den abtauenden Gletschern freigesetzte Wasser sammelte sich zum Teil in verschiedenen Senken und ließ so zahlreiche große Seen entstehen, wie den Ladogasee bei Leningrad (Russland) oder den Agassizsee in Nordamerika (Der Agassizsee existiert heute nicht mehr. Seine Fläche war größer, als die heutigen goßen Seen. Vom heutigen Überbleibsel des Agassizsee ist der Winnipegsee der größte See.). Auch die Ostsee und das Schwarze Meer waren zunächst Eisstauseen.

Ein anderer Teil des Wassers floss in die Ozeane und ließ so den Meeresspiegel um über 120 m ansteigen. Damit ging zum einen eine Überflutung weiter Küstenräume einher, die sich phasenhaft vollzog und letztlich die heutigen Küstenlinien ausbildete. Zum anderen wurden einige Eisstauseen vom Meereswasser überspült und so selbst zu Nebenmeeren, so etwa die Hudson Bay in Nordamerika (zwischen 6.000 und 5.500 v. Chr.). Um 5.000 v. Chr. (womöglich auch früher) wurden die dänischen und britischen Inseln, die damals mit dem heutigen europäischen Festland eine Landmasse bildeten, da die Nordsee vollständig trocken und vom europäischen Festland getrennt war (Während des Höhepunktes der jüngsten Eiszeit lag der Meeresspiegel um 120 - 130 m tiefer als heute. Durch die Bildung kontinentaler Eismassen wurde den Meeren massiv Wasser entzogen.); ein Vorgang, der durch eine lange Serie von verheerenden Sturmfluten vonstatten ging und in dessen Folge auch die Ostsee zu einem Nebenmeer des Atlantiks wurde. Die Überflutung des Schwarzen Meeres um 6.700 v. Chr. lief ähnlich dramatisch ab und führte womöglich zur Entstehung der Sintflut-Legenden bei den vorderasiatischen Völkern.

Durch das wärmer werdende Klima wich in Mitteleuropa (aber auch in Nordamerika) die Tundra-Vegetation (Moose, Flechten, Zwergsträucher) der Eiszeit zunehmend einer Bewaldung, zunächst durch Birken und Kiefern, später auch Eichen, Buchen, Erlen und anderen. Die Tundra breitete sich dementsprechend nach Norden in bis dahin unwirtliche Gebiete von polarer Kältewüste aus.

Die Zeit vom 6.000 bis 2.000 v. Chr. (Altithermum) stellt das Optimum des Holozäns da. Unterbrochen wird dieses Hauptoptimum allerdings durch eine gut anderthalb Jahrtausende andauernde Kälteperiode (4.100 bis 2.500 v. Chr.). Während des Optimums lag die Jahresdurchschnittstemperatur etwa um 2 bis 3 °C höher als heute, dementsprechend war bspw. auch die Baumgrenze in den Alpen um 200 bis 300 m höher. In Sibirien und Nordamerika lag die Baumgrenze bis zu 300 km weiter nördlich als heute.

Der bemerkenswerteste Unterschied des Altithermums im Vergleich zu heute war ein deutlich feuchteres Klima in den Wüstengebieten. Es gibt Anzeichen für ganzjährliche Flüsse in der Sahara und anderen heutigen Wüsten. Der Tschadsee (1.500 km2), am Südrand der Sahara hatte zu dieser Zeit etwa die Ausdehnung des Kaspischen Meeres (371.000 km2). Wie etliche Felszeichnungen aus der Sahara zeigen, gab es zahlreiche Großtierarten wie Giraffen, Elefanten, Nashörner und sogar Flusspferde. Siedlung und Viehhaltung war den Menschen damals in diesen Gebieten möglich. Gleiches geschah in der Thar, einem heutigen Wüstengebiet in Nord-West-Indien (siehe Bild), wo der Sommermonsun (Passatwinde), deutlich stärker ausgeprägt war als heute. (Man erinnere sich daran, dass die Sahara im Silur-Ordovizischem-Eiszeitalter vor etwa 440 Millionen Jahren sogar vereist war.)
Während des Klimaminimums von 4100 bis 2500 v. Chr., das deutlich niedrigere Temperaturen als in der restlichen Zeit des Holozäns aufwies, kam es zu einem abrupten Rückzug der Savannenvegetation (Savanne = Trockenheit, Graslandschft und in relativ regelmäßigen Abständen stehende Bäume). 3.200 bis 3.000 v. Chr. wurde das Klima in den Wüstengebieten deutlich trockener, es begann die fortschreitende Wüstenbildung der Sahara. Die Bewohner der Sahara und anderer werdender Wüstengebiete mussten ihre Lebensräume verlassen und sammelten sich in den Flusstälern des Nil, Niger, Huang-Ho (Gelber Fluß, China) und Indus sowie in Mesopotamien (heute: Anatolien, Syrien, Irak). In den meisten dieser Gebiete blühten durch die Notwendigkeit einer staatlichen Organisation sowie das Überangebot an Sklaven erste Hochkulturen auf.

Es folgt das Jung-Holozän.

Holozän
 
Hi...

Wie ist euer Plan ?

.

es gibt vieles, was jede/r tun kann:

produkte kaufen, die nicht weit transportiert wurden
(zb von bergbauern, biobauern, gemüse und obst der jahreszeit entsprechend)

fair gehandelte produkte kaufen (auch kleidung)

nicht zu viel fisch essen (was ernährungsphysiologisch ja dauernd als so gesund empfohlen wird)

wenig fleisch essen (riesige anbauflächen zur futterproduktion, nicht zu reden von den lebensbedingungen der rinder, schweine etc.)

energie sparen

aufs auto verzichten

flugreisen nur dann machen, wenn unbedingt notwendig
(muss man jeden urlaub oder oft am wochenende, weils billig ist, fliegen?)

überlegt konsumieren

usw....
 
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Das Jung-Holozän (3.000 v. Chr. bis heute)

Bei der Beschäftigung mit der jetzigen Eiszeit, hatte ich mich im ersten Teil hatte ich mich mit dem Alt-Holozän (10.000 - 6.000 v. Chr.) und im zweiten Teil mit dem Mittel-Holozän (6.000 - 3.000 v. Chr.) beschäftigt. Nun geht es also um das Jung-Holozän, die bis in die heute Zeit hinein wirkt. Es zeigt, wie sich die klimatischen Veränderungen der letzten 5.000 Jahre, auf die Menschen und die Umwelt auswirkten.

Ein kleiner Ausflug in die ägyptische Hochkultur

Um etwa 3.000 v. Chr. kommt es zu einer weltweiten Dürreperiode, die mehrere Jahrhunderte andauerte. In Ägypten brach durch das Ausbleiben des Nilhochwassers das Alte Reich zusammen (Altes Reich: 2.707–2.216 v. Chr. - 3. Dynastie: Sonnengott Ra wird zur wichtigsten Gottheit Ägyptens, 4. Dynastie: Pyramiden von Gizeh, 5. Dynastie: Tempel des Sonnengottes Ra, Ägyptisches Totenbuch, 6. Dynastie: Pharaonen verlieren an Bedeutung, Klimaveränderung führt zum Ausbleiben des Nilwassers).

Es folgte die Erste Zwischenzeit (Erste Zwischenzeit: ca. 2.216 - 2.025 v. Chr., nach der 6. Dynastie zerfällt Ägypten in Unter-Ägypten (Unter-Ägypten = Nord-Ägypten: Hauptstadt: Herakleopolis, siehe Bild Unter-Ägypten) und Ober-Ägypten (Ober-Ägypten = Süd-Ägypten: Hauptstadt: Theben, siehe Bild Ober-Ägypten).

Die Erste Zwischenzeit ist die Periode zwischen der 7. und 11. ägyptischen Dynastie. 7. Dynastie: 70 Könige in 70 Tagen, 8. Dynastie: 17 Könige erheben Anspruch auf den Thron, 9. und 10. Dynastie: in Nord-Ägypten regieren 12 bis 18 Könige, in Süd-Ägypten entsteht in Theben zur gleichen Zeit ein starkes Fürstengeschlecht, 11. Dynastie: Mentuhotep II. gelang es um 2.020 v. Chr. Ägypten wieder zu vereinigen.

Die von der Trockenheit aus ihrer Heimat vertriebenen Amurriter wanderten in Mesopotamien (zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris, heute Anatolien, Syrien, Irak) ein und zerstörten dort das Akkadische Reich (zuvor: Reich der Sumerer). Die Amuritter waren Kleinviehnomaden, in Folge einer katastrophalen Dürre Richtung Südosten nach Mesopotamien zogen. Sie könnten also aus Anatolien oder Syrien in Mesopotamien eingewandert sein.

Im Industal führte ein Abschwächen des Monsuns um bis zu 70% zur Bildung der Wüste Thar und zum Untergang der Induskultur (Punjab, Pakistan) entlang des Indus (siehe: Indus) im Nordwesten des indischen Kontinents.

Von der Bronzezeit (Klimaminimum) bis zur Römerzeit (Klimamaximum)

Ab etwa 1.200 v. Chr. setzte eine ausgeprägte Kältepoche, das sogenannte Klimaminimum der Bronzezeit ein. Die Jahresmitteltemperatur war um 1 bis 2 °C kälter als heute, womit diese Periode die kälteste seit Ende der Weichsel-Eiszeit (115.000 bis 11.500 v. Chr.) darstellt. Sie hielt bis etwa 600 v. Chr. an und ging dann in ein neues Klimaoptimum, das sogenannte Optimum der Römerzeit über. Die Jahresmitteltemperatur lag um etwa 1 bis 1,5 °C höher als heute. In dieser Zeit (217 v. Chr.) gelang zum einen dem kathargischen (in der Antike war Karthago Hauptstadt der gleichnamigen See- und Handelsmacht, heute in Tunesien) Feldherrn Hannibal die Überquerung der Alpen mit Elefanten, zum anderen den Römern der Anbau von Wein auf den Britischen Inseln.

Auffallend ist, dass es wie bei den alten Ägyptern auch bei den Römern mit einer Klimaerwärmung zu einer Phase des Umbruchs bzw. des Niedergangs des Römischen Reiches kommt. So beginnt die Epoche der Völkerwanderung (Vandalen, Hunnen, Franken Goten, Angeln, Sachsen, Burgunder, Langobarden, siehe Völkerwanderung) mit dem Vorstoß der Hunnen, der wiederum durch eine Trockenperiode in deren zentralasiatischer Heimat ausgelöst wurde. In Nord- und Nordwesteuropa kommt es aufgrund von Ernteausfällen zu massiven Versorgungsproblemen. Eine Dürreperiode in Zentralasien im 4. Jahrhundert n. Chr. nimmt schließlich den Handel auf der Seidenstraße (von China bis Arabien und Europa, siehe: Bild Seidenstraße) langsam zum Erliegen. Der nachhaltige Niedergang der Seidenstraße erfolgt in der Song-Dynastie (etwa 1.000 n. Chr.) und wurde vor allem durch den chinesischen Seehandel verstärkt.

Migrationstheorien der Soziologie: Klimatische Veränderungen, die zu Dürren oder Überschwemmungen führen, können ebenso Wanderbewegungen auslösen wie politische Ereignisse, Seuchen oder Übervölkerung. Kommen mehrere Ursachen zusammen, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Abwanderung von großen Menschengruppen.

Das Klimamaximum im Mittelalter

Im 8. und 9. Jahrhundert n. Chr. kam es wieder zu einer Erwärmung, dem sogenannten Mittelalterlichen Klimaoptimum. Um das Jahr 1.000 n. Chr. liegen die Temperaturen um etwa 1°C höher als heute. Weinanbau wurde bis Südschottland möglich. Die Wikinger begannen mit der Besiedlung Islands und Grönlands, das damals zu Recht den Namen „grünes Land“ trug. Gleichzeitig kam es in Europa gehäuft zu katastrophalen Sturmfluten, so etwa 1.099 und 1.212 n. Chr. in England und den heutigen Niederlanden. 1.362 n. Chr. erfolgte die Abtrennung der friesischen Inseln (Nordfriesische Inseln: Sylt, Föhr, Amrum, die Halligen, Ostfriesische Inseln: Borkum, Norderney, Langeoog, Baltrum, Juist, Spiekeroog, Wangerooge) vom norddeutschen Festland, ebenfalls durch eine Sturmflut.

Ab Mitte 1400 n. Chr. (Spätmittelalter) setzte eine „Klimawende“ ein, die insbesondere zwischen 1550 und 1850 n. Chr. ihren Höhepunkt fand. Dieses Neuzeitliche Klimaminimum wird in der Regel als "Kleine Eiszeit" bezeichnet. In nasskalten Sommern reifte das Getreide nicht mehr aus, häufig traten nach Missernten Hungersnöte auf. Gleichzeitig kam es zu verheerenden Seuchen (wie der Pest) und Kriegen (wie dem Dreißigjährigen Krieg), die die Bevölkerung zusätzlich belasteten. Die einsetzende Landflucht, die Abwanderung der ländlichen Bevölkerung in die Städte, sowie die spätere Abwanderung großer Bevölkerungsteile in die „Neue Welt“ (Amerika) wurde so zum Teil auch durch die Klimaverschlechterung verursacht. Dennoch ist anzumerken, dass sie spätestens seit der Neuzeit keinen so drastischen Einfluss mehr auf die Lebensweise hat, wie sie es in Antike und Vorzeit hatte. (Ich wär mir da nicht so sicher. Hatten die Völker in der Vorzeit doch oftmals unbesiedelte Gebiete, in die ausweichen konnten, was heute eigentlich nicht mehr der Fall ist.)

Das Klimaoptimum der heutigen Zeit

Etwa ab 1850, spätestens 1900 begann ein erneutes Klimaoptimum. Es setzte ein Temperaturanstieg und ein Rückgang der Gletscher ein, wobei umstritten ist, inwiefern er vom Menschen verursacht ist. Ebenfalls umstritten ist, wann auf das derzeitige Interglazial (Warmzeit innerhalb der jetzigen Eiszeit) die nächste Kaltzeit (innerhalb der jetzigen Eiszeit) folgen wird – und ob sie überhaupt kommt. Manche Forscher sind der Ansicht, der Treibhauseffekt werde den seit vielen hunderttausend Jahren stetig wiederkehrenden Zyklus von Eis- und Warmzeiten stören und dadurch eine neue Eiszeit verhindern. Unsere Leser erhoffen das Beste.

Holozän
 
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